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Krieg zogen, bereit, auf den Schlachtfeldern zu bluten füx das Vaterland. Erinnert Euch daran, wie sie von Sieg zu Sieg schritten, getragen von dem felsen festen Vertrauen auf unseren Gott, stolz darauf, unter den Augen des großen unvergeßlichen Kaisers kämpfey zu dürfen, der unS allen stets ein leuchten de- Vorbild echt soldatischer Tugenden bleiben wird. In steter Erinnerung an die große Geschichte Eures Volkes, die Ihr zum Teil miterlebt habt, haltet fest zu Eurem Gott, Eurem Herrscherhaus und Eurem Vaterlande. Euren Lohn, Eure Auszeichnung findet Ihr in meiner Zusriedenheit, in der Anerkennung Eurer Vorgesetzten, in der Achtung Eurer Mitbürger. Nun bleibet fest nach Innen und nach Außen und vergesset nie den Eid, den Ihr mir geleistet habt, jederzeit eingedenk Eurer Pflichten als Soldaten." Nach dieser Ansprache brachte General v. Winterfeld ein dreifaches Hurrah auf den Kaiser aus. Daraus folgte der Vorbeimarsch der Truppen und die Ab- bringunq der Fahnen nach dem Schloß. 8 Berlin, 7. Nov. Das kaiserlich« Patent amt hat heute die Patente der Auer'schen Gasglüh- licht-Gesellschast in allen wesentlichen Punkten zu Recht erkannt und die Nichtigkeit beantragenden Kläger in die gerichtlichen Kosten verurteilt. 8 Berlin, 7. Nov. Dem „Berl. Tgbl." wird Konstantinopel gemeldet: Ein eigentümliches Gerücht durschwirrt heute die Stadt. Eine Kaserne, die sogenannte Selimü-Kaserne, wurde von den Sol daten geleert. Dem Publikum erzählt man, dies hinge damit zusammen, daß Platz gemacht werde für russische Soldaten, die zur Verstärkung des türkischen Militärs hierher kämen. Ferner erzählte man im § Anschluß hieran, daß zwischen Rußland und der Türkei ein geheimer Vertrag förmlich abgeschlossen worden sei. Wenn dieses Gerücht auch als Heller Unsinn bezeichnet werden darf, so ist es doch symp tomatisch für die herrschenden Ideen. Thatsache ist, baß unter den Türken gegenwärtig Sympathien für Rußland herrschen, was man nicht für möglich ge halten hätte. Man hört laut die Ansichten äußern, daß der aufrichtigste Freund der Türkei und ihr wahrer Beschützer Rußland sei. Z Die Wochen von der erfolgten amtlichen Be- i kanntgabe des Eröffnungstages des Reichstages bis f zu dem Zusammentritt des Hauses und bis zur Thron rede oder sonstiger Mitteilung der RegterungSabsichten an die gesetzgebende Körperschaft des Reiches, pflegen s im allgemeinen eine Zeit der Erwartung und Auf regung zu sein. Die von offiziösen Blättern in Er fahrung gebrachten Pläne und Vorschläge der Regie rung wurden von diesen empfohlen, von der oppo sitionellen Presse bekämpft, und in dieser Frist gab es alljährlich viel zu hören und Anlaß genug, Augen und Ohren offen zu halten. Unter der Kanzlerschaft des Fürsten zu Hohenlohe ist das !m allgemeinen anders geworden; es geht heute stiller und ruhiger zu; man merkt kaum, daß man nur noch wenige Wochen vor der parlamentarischen Kampagne steht. Trotzdem steht das von der Regierung bearbeitete und dem Reichstage zur Vorlage bestimmte Material an Bedeutung hinter keinem der vorjährigen zurück, im Gegenteil harren außerordentlich wichtige Fragen der Lösung, neben dem Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs besonders Entwürfe, welche die Hebung der Landwirtschaft und des Handwerkes bezwecken. Hoffen wir nur, daß recht viele der von der Regie rung empfohlenen Maßnahmen den Beifall des Hauses finden; manche berechtigte Klagen gerade aus den Kreisen des bürgerlichen Mittelstandes würden da mit beschwichtigt werden. 8 Zwei Wetten hat jüngst die von der preußi schen Eisenbahnverwaltung jetzt durchgeführte Bahn steigsperre veranlaßt. Zwei „Reiseonkel" waren in lebhaffer Unterhaltung über die neue Verkehrsord nung und deren Vorteile und Nachteile begriffen, verteidigten ihren entgegengesetzten Standpunkt mit Eifer und machten schließlich eine Wette, denn That- sachen beweisen. Es handelte sich bei Austrag der selben um das Wagnis, eine Eisenbahnreise von 370 km ohne Fahrkarte auszuführen, und zwar wühlte man die eine Strecke von K. bis Berlin. Der An stifter ging als Gieger hervor, denn er löste in K. eine Bahnsteigkarte für 10 Pfg. und langte unbe helligt in Berlin an, wo der Ausgang im Andrange der Reisenden nicht genau überwacht wurde. Weni ger glatt verlief die zweite Wette von Breslau bis G. (Oberschlesien), auf eine Fahrkarte für 20 Pfg. zu reisen. Auch in diesem Falle blieb der „Thäter" unentdeckt. Er meldete sich aber nachträglich, um seine Ehrlichkeit durch Nachzahlung des Fahrpreises an den Tag zu legen. An zuständiger Seite fand man aber die „Reisefreiheit" so wenig angebracht, daß man ihn außerdem noch um die üblichen 6 M. Strafe erleichterte. 8 Braunschweig, 8. Nov. Professor Dr. Seidel, der chirurgische Vorstand des hiesigen Kran kenhauses, hat sich heute vormittag wegen thätlicher Beleidigung eines älteren Kollegen vergiftet. * * Im Keller eines Pariser Spezereigeschäf- teS fand eine Explosion statt, durch welche 12 Per sonen schwer verwundet wurden. "Schweden. In Skandinavien ist der Winter frühzeitig eingekehrt. Der Schnee liegt schon seit einiger Zeit fußhoch und in manchen Teilen herrscht außerordentliche Kälte. In Jemtland war das Thermometer schon auf — 22 Gr. C. gesunken. ' Von Pitea am Bottnischen Meerbusen wird berich tet, daß die Schifffahrt für dieses Jahr geschloffen ist; auf den Fjorden liegt ungefähr 10 Cm. starkes Eis. Aehvlich sind die Verhältnisse in Norwegen. Schlittenfahrt und Schneeschuhsport werden schon seit einiger Zeit ausgeübt. " Rußland. Ein riesiger Skandal im sibi rischen Eisenbahn-Komitee, dessen Präsident der Czar ist, und durch welchen der Chef des sibirischen Eisen bahnbaues, Adadurow, seine Stellung verliert, hat seinen Grund in Folgendem: Vor einem Jahre hatte General Tscherewin, der Chef des Sicherheits kommandos, dem Czaren die Mitteilung gemacht, daß im sibirischen Komitee ein großer Diebstahl ver übt worden sei. Der Czar wollte dies nicht glauben und überging diese Meldung mit Stillschweigen. Als Kriwoschei seiner Stellung als Wegebauminister entsetzt wurde, sprach man viel von einer Kandida tur Ädadurow's. Fürst Chilkow erfuhr ebenfalls von Unordnungen in dem Komitee. So sollten bei spielsweise alle Arbeiten nur gegen Bestechung ver geben werden. Der Fürst berichtete dies unlängst dem Czaren. Dieser befahl nun, daß der Gehilfe Chilkow's, der Generalleutnant Petrow, sofort zur Kontrolle dieser Gerüchte nach Sibirien reisen sollte. Petrow ist jetzt zurückgekehrt und hat dem Czaren Rapport erstattet. Darnach fehlen verschiedene Mil lionen, Niemand weiß über den Verbleib derselben Auskunft zu geben. Der Czar ist außer sich gewesen; er hat auf dem Rapport eigenhändig vermerkt, diese sensationelle Affaire dem Gericht zu übergeben. Pe- redatj Ssudu, Geheimrat Adadurow, sowie dessen Gehilfe, der Ingenieur Michalowski, werden von einer Spszialkvmmission abgeurteilt werden. * * Bukarest, 8. Nov. Eine Privatdspesche aus Batum meldet neue furchtbare Metzeleien in Erzerum. Viele Dörfer sind verbrannt und zerstört. * * Ueber die Beraubung eines Deutschen, bes Bauunternehmers K Ullrich, und die Ermordung seines Dieners bei Jlghin an der noch im Bau be findliche« Bahnstrecke Kurahiffar-Konia in Klein- asien liegen ausführliche Nachrichten vor. Ullrich selbst schildert den Vorfall sehr anschaulich, wie folgt: „Ich wachte von einem an der ersten Thür erfolgten Schlage auf, dieselbe sprang auf und mein Diener Hassan fragt?, was eS gäbe, worauf sich einige Räuber auf ihn warfen. Gleichzeitig wurde die Thür zu meinem Zimmer eingsschlagen und drei Mann stürzten sich mit geschwungenen langen Messern auf mich. Ich erhielt einen Schlag aus den Kopf und fiel auf mein Bett zurück, der Mund wurde mir zu gehalten und ein Mann versuchte, mir ein Messer in die Brust zu stoßen. Ich ergriff dasselbe und konnte den Stoß glücklicherweise soweit ableiten, daß ich nur an der linken Hüfte verletzt wurde- Ich stellte mich dann, als ob ich tot oder schwer verletzt sei. Zu gleicher Zeit wurde ich an Händen und Füßen gebunden und auf den Boden geworfen. Wäbrend- dessen trugen zwei andere Räuber den auf zeinem Bett ermordeten Hassan in das Zimmer und warfen ihn neben mich auf die Erde. Die Räuber zer schlugen dann zuerst den Koffer, in welchem sich die Geldkasse befand, rissen alle darin befindlichen Gegen stände heraus, was sie dann auch mit den anderen Koffern, Kisten, Betten rc. Vornahmen, worauf sie sich entfernten und die erste Thür zuhanden. Ich konnte mich nach einiger Zeit von den Banden be freien und durch ein Stallfcnster in ein in der Nähe befindliches, von unseren Maurern bewohntes Haus flüchten". Den Räubern sind 10030 Fr. bares Geld in die ssände gefallen. Die Untersuchung ist von den türkischen Behörden eingeleitet, und dieser Tage hat sich auch ein Vertreter des deutschen Ge neralkonsulats in Konstantinopel nach Jlghin be- geben, um dort für die Schadloshaltung des beraub ten und verwundeten Deutschen das Nötige zu ver anlassen. * * London, 7. Nov. Der „Standard" mel det aus Konstantinopel vom 5. Nov.: „Die Bot schafter hielten gestern eine neue Sitzung. Es ver lautet, man stände am Vorabend eines entschiedenen europäischen Vorgehens. Am letzten Freitage sollte eine große moslemitische Kundgebung stattfinden, aber der Sultan, der die Folgen fürchtete, ließ die türkischen Zeitungen von seiner Absicht verständigen, eine Verfassung zu verkündigen. Als dies bekannt geworden, wurde die Kundgebung abbestellt. Später jedoch wurde von der Verfassungsverkündigung Ab stand genommen und man schritt zu Verhaftungen. Gestern abend machte die Polizei eine Razzia im türkischen Viertel Tewfik Pascha. Es wurde hier Widerstand geleistet und viele Menschen kamen oa- bei um's Leben. Heute wurden wieder in der ganzen Stadt, selbst an der Pforte, revolutionäre Plakate angeschlagen. Auf dem Schiffe des Sultans wurde angeblich ein Brief gefunden, der dem Sultan auf- giebt, binnen 10 Tagen abzudanken, widrigenfalls er ermordet werden würde. Auf den Botschaften laufen aus allen Richtnngen Meldungen über Massen metzeleien ein. Es greift die Meinung selbst in dip lomatischen Kreisen Platz, daß der Sultan die Aus rottung der armenischen Rasse anbefohlen habe. Die „Daily News" empfingen eine ähnliche Drahtmel dung aus Konstantinopel. „Standard" und „Daily News" dringen auf sofortiges gemeinsames Einschrei ten der Großmächte, um den gegenwärtigen Zustän den in der Türkei ein schleuniges Ende zu machen. Es verlautet, der gestrige englische Miuisterrat be schloß gegenüber den Ereignissen in der Türkei nur im Einverständnis mit den übrigen Mächten zu handeln. Eine Lotterieziehung vor 2V« Jahren. Diesen Tagen sieht wieder eine große Schar hoffnungsfreudiger Menschen mit begreiflicher Span nung entgegen. Die Ziehung des großen Loses steht bevor. DaS Wort allein läßt manche Herzen höher schlagen, zaubertaufmancheblasse, abgehärmte Wange ein flüchtiges Rot der neu erwachenden Le bensfreude hervor und läßt so manches Luftschloß entstehen, das nur zu bald ein einziger Augenblick zerstört. Und doch, wie viele Tausende hoffen von einem zum andern Mal mit wahrhaft rührender Geduld. Jede neue Enttäuschung weit entfernt, sie abzuschrecken, ermuntert sie zu neuer Jagd nach dem Glück. Der Preis ist allerdings hoch genug, und die Chancen nicht allzu schlecht. Jedenfalls bietet der Ziehungsplan der heutigen Lotterie mehr Vor teile und bessere Aussichten auf Gewinn, als der jener ersten Lotterie, die vor fast 200 Jahren vom Appellationsrat Dr. Rivinus in Leipzig eingerichtet wurde. Es war eine zu grinsten der Armen der Stadt veranstaltete Lotterie, mit welcher ganz un vermerkt und ohne jemandes Beschwerde gewisse Ka pitalien aufgebracht werden sollten, die zur Grün dung eines Waisenhauses verwendet werden könnten. Das Institut der Lotterien war damals in Deutsch- z land nicht mehr ganz unbekannt. In Hannover und s Erfurt wurde schon gespielt, und aus letzter Stadt z hatte Nivinus sein Lotteriesystem entnommen. Man kann es als das einer Klassenlotterie bezeichnen, die z freilich einen gar merkwürdigen Ziehungsplan hatte, z In der ersten Klasse gab es 6000 Nummern, die s einen Erlös von 1030 Reichsthaler erbrachten. 200 ! Reichsthaler davon wurden als ein in Leipzig be- s ständig bleibendes Kapital ausgesetzt, worüber der jenige Patronus wurde, welcher den ersten Gewinn erlangte; er erhielt aber das Geld nicht bar, sondern er durfte die jährlichen Zinsen davon entweder einem bedürftigen Menschm zuweisen, oder sie zum Kapt- j tal schlagen lassen, bis der angcsammeite Fonds zur s Erbauung eines Waisenhauses hinreichte, in dessen - Pflege er oder seine Erben eine Person geben durf- : ten. Der erste Patronus war der Handelsmann s Joh Haberkorn aus Leipzig. Die übrigen 800 Thaler j wurden in 200 Erbgewinne und 100 sogenannte Augmentationslose eingeteilt. Die ersteren, deren höchster 50Thaler und der niedrigste 1 Thaler betrugen, durften die glücklichen Gewinner für sich behalten, s Die Erbgewinne zusammen ergaben die Summe von s 385 Thalern, der Rest von 4 Thalern wurde für den Druckerlohn und zur Deckung andrer Unkosten verwendet. Die restierenden 400 Thaler entfielen auf die 100 Augmentationslose, die in der Kaffe blieben, bis die ersten fünf ordentlichen Verlosungen um 1000 Reichsthaler stattgefunden hatten. Sofort nach der fünften ging die erste Augmentations-Ver losung um 2000Thaler vor sich, welche Summe sich aus den je 400 Thalern zusammensetzte, die bei den ersten fünf ordentlichen Verlosungen jedeSmal stehen geblieben waren. Bei dieser Nugmentationsverlosung war die Zahl der Patronats- und der Augmenta tionslose, sowie die Höhe der Erbgewinne verdoppelt. Da auch der Besitzer eines Erbgewinnes von jedem ! Thaler 4 Groschen zurücklafsen mußte, für die er ein neues Los zur nächsten Ziehung erhielt, und bei I jeder Verlosung eine Anzahl Augmentationslose übrig blieben, so waren für jede neue Ziehung Lose und Gewinne vorhanden. So ergab sich ein Spiel aus dem andern. Um aber die Veranstalter und die Beamten der Lotterie für ihre Mühewaltung einiger maßen zu entschädigen fand zwischen ihnen und den jenigen, die das Geld eingelegt hatten, eine Präli- mininar-Verlosung statt. Doch Warden letzteren die Anwartschaft auf das Patronatslos und die beiden höchsten Gewinne gewährt; die Ersteren waren über haupt nur zu 10^ an dieser Präliminarverlosung beteiligt. An jeden auf ihren Teil entfallenen Ge winn hatten 30 Partner Anspruch und zwar mit 5 Punkten die der Ziehung beiwohnenden Deputierten des Rats, mit 2 der Kassierer, mit 8 die Haupt- Kollekteure, mit 15 die Kollekteure. — Mit dieser Lotterie wurden in der Zeit vom 23. Juli 1697, an welchem Tage die erste Ziehung statthatte, bis zum 15. Dezember 1699 ein Kapital von 3400 Reichs thaler gesammelt. (Leipz. N. N.) L Ach! L L S. AM-Mm. Alle Nummern, hinter welchen kein Gewinn verzeichnet ist, sind mit 26k» Mark gezogen worden. (Ohne Gewähr der Richtigkeit. — Nachdruck verboten.) Ziehung am 8. November 1895. 10tt0«V Mark auf Nr. 10747. sovvo Mark auf Nr. 41649. SVV« Mark auf Nr. 12156 28962. SO«« Mark auf Nr. 2649 2655 7810 8605 11349 12589 12680 16131 17192 20703 23738 23855 29842 30310 31684 32094 32291 32894 32917 33124 35579 36002 36725 43828 45268 47059 50719 51180 53675 59167 59346 63591 68232 72555 74395 78348 79489 82582 86515 88455 89665 92951 95435 96917 97439 98295 98753. 1««« Mark auf Nr. 2177 2346 3254 10855 13101 18260 18560 18590 21070 22661 23322 25496 26166 27450 31362 34134 34425 35565