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ger der Kongostaat - Armee befand, der denselben Namen führt, wie der auf dem Eilbriefe genannte Adressat, nur ist er nicht auch Unteroffizier. Der Brief wurde ihm ausgehändigt, und nun erhielt eines schönen Tage- der Absender des „Eilbriefes" folgendes Schreiben aus dem Kongostaale: „Geehr ter Herr! Ich sage Ihnen meinen ergebensten Dank für Ihre Freundlichkeit, bedaure aber, Ihrer Ein ladung zur Zeit nicht nachkommen zu können, da ich vorläufig noch einige Zett im Kongogebiete bleiben möchte. Sobald ich tnves nach Europa zurückkehren werde, werde ich nicht verfehlen, Ihnen meine Auf wartung zu machen. Genehmigen Sie usw." So war die dringliche Einladung nach vier Monaten an eine — falsche Adresse gelangt. —> Der niedererzgebirgische Kreis des Deutschen Werkmeister-Verbandes hielt am Sonntag seine dies jährige Herbstsitzung in Werdau ab. Zu derselben waren ca. 70 Mitglieder von Werdau und aus den anderen zum Kreis gehörigen Orten erschienen. Der Kreisvorsitzende Herr Börke-Zwickau eröffnete die Versammlung, worauf Herr Krahmer-Werdau ein Hoch auf den Verband ausbrachte. Der Kreis zählt nach einer ausgestellten Statistik ca. 530 Mitglieder. Der Bezirksverein Zwickau hatte den Antrag einge bracht, fides angefangene halbe Hundert solle eine Stimme mehr erhalten; der Antrag wurde abge lehnt. Der Entwurf, die Fürsorge für erwerbsun fähige Mitglieder betr., wurde von allen Anwesenden beifällig ausgenommen. Diese Schöpfung soll vor läufig probeweise in Kraft treten und eine Erhöhung der Verbandssteuer damit nicht verknüpft sein. Die Versammlung erklärte ihr Einverständnis mit dieser Schöpfung und ermächtigte di- beiden Delegierten zum Verbandstag, auf diesem mit „ja" bei dem an geführten Entwurf zu stimmen. Die Kreiskasss wies eine Einnahme von 200 Maik 73 Pf. auf, welcher eine Ausgabe von 164 Mark 65 Pf. gegenübersteht. Aus der Mitte der Versammlung wurde in Anregung gebracht, im Laufe des nächsten Jahres einen Aus flug zu unternehmen. Der Kreisvorsitzende erklärte sich bereit, einen Plan hierüber auszuarbeiten. — Hohen st ein-Ernstthal, 19. Novbr. Eine für den Sonntag einberufene sozialdemokratische Parteiversammlung ist verboten worden. — Am Bußtag abend gegen 9 Uhr brach in dem Gehöfte des Gutsbesitzers Emil Schumann in Falken Feuer aus und zerstörte in kurzer Zeit Scheune, Stall und Schuppen. Nur das Wohnhaus konnte gerettet werden. — Annaberg, 20. Nov. Seit Sonnabend früh haben sich die Kinder der Witwe Htyl von hier, ein dreizehnjähriger Knabe und ein 10jähriges Mäd chen, welche vor Kurzem schon einmal einen uner laubten Ausflug nach Leipzig antreten wollten, von hier entfernt, ohne bis heute wieder zurückgekchtt zu sein. Der Knabe hatte am Freitag abend wegen verschiedener dummer Streiche Prügel erhalten und scheint, da auch dem Mädchen solche beoorstanden, feine Schwester veranlaßt zu haben, mit ihm die Flucht zu ergreifen. Die Kinder sind in ihren All tagskleidern und haben kein Geld bei sich, sie dürften demnach nicht weit gekommen sein. — Markneukirchen, 20. Nov. Gestern entstand in dem Hause des Drogisten Emil Setzer, das unmittelbar unterhalb des freistehenden Amts gerichtsgebäudes gelegen ist, ein Schadenfeuer. Mäch tige Feuergarben schlugen prasselnd und zischend aus den Fenstern des zu ebener Erde gelegenen geräu migen Ladens. Hier war ohne jede äußere Veran lassung eine in der Nähe des Ofens stehende Flasche mit leicht brennbarer Flüssigkeit gesprungen, ihr In halt hatte sich über die Diele ergossen, am Ofen Feuer gefangen, und im Nu war der ganze Laden Mn Blick in die Zukunft. Novelle von C. Schirme r. (Nachdruck verdaten.) (Fortsetzung.) „Der ist gestern mit der Frau Rätin und dem Herrn Leutnant nach Düsseldorf gereist. Dort ist nämlich Taufe bei der Tochter der Frau von Stüb nitz," fügte er hinzu und als ihn Hubert erstaunt anblickie, fuhr er gesprächig fort: „Sie werden wohl mehrere Wochen fortbleiben, denn sie beabsichtigten, eine Rheinreise zu machen." „Wie lange ist die Tochter verheiratet?" fragte endlich Hubert. „Es ist etwas über zwei Jahre her, als die Hochzeit von Fräule.n Rosa mit Herrn v. Studnitz gefeiert wurde." „Fräulein Rosa!" rief Hubert und Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, er sah auf einmal klar und eine nie geahnte Glückseligkeit zog in sein Herz und lichtete das Dunkel jahrelanger Hoffnungslosigkeit. „Sie sind gewiß schon lange hier im Hause," wandte er sich wieder an den Portier, „und können mir vielleicht Auskunft geben über Verwandte des Herrn Rat Gebert, ich meine die Familie des Kanz leirat Gebert." „Ich weiß nur, daß der Bruder des Herrn Geheimrat sowohl als seine Frau vor längerer Zeit gestorben sind. Die einzige Tochter war einige Wochen hier bet den Verwandten, bis sie ihr Grundstück verkauft hatte, dann ist sie als Gouvernante nach England gegangen. Näheres werden Sie am sichersten ein Feuermeer. Das Feuer, das an den zahlreichen Droguen, Flüssigkeiten, wie Feuerwerk und anderem überreichliche Nahrung fand, hat den Laden von Grund aus zerstört. Ein Glück ist es, daß Menschen leben nicht in Gefahr gekommen sind. Der Besitzer, Setzer, und sein Personal konnten sich nur durch schleunigste Flucht aus dem Laden retten. Die Feuerwehr war sehr schnell am Platze und beseitigte nach kurzer Thätigkeit jede weitere Gefahr. — Plauen, 19. Nov. In hiesiger Stadt wurde gestern ein „Nordländer" gefangen, nämlich ein wahrscheinlich durch den Sturm hierher ver schlagener Strandläufer (IrinZa). Der kleine hübsche Kerl mit seinen klugen Augen wurde von einem Vogelkundigen in Pflege genommen, um sich zur Rückkehr nach dem Norden zu stärken. — Nerchau. Alle diejenigen Eltern oder Vormünder, deren Söhne oder Mündel Ostern 1896 die Schule v rlassen und die Beamtenlaufbahn, sei es im Verwaltungs-, Post-, Eisenbahn- oder Privat dienst, ergreifen wollen oder die überhaupt den Wunsch haben, für ihren künftigen Beruf ihre in der Volks oder Bürgerschule erworbenen Kenntnisse noch zu vertiefen und zu erweitern, seien auf die Ostern !892 gegründete und seitdem stetig wachsende Städtische Beamtenschule zu Nerchau aufmerksam gemacht. Seine erfreuliche Entwickelung und die günstigen Erfolge verdankt das genannte Institut dem Umstand, daß es nicht eine auf hohen Gewinn zielende Privatipe- kulation ist, sondern eine von der Stadt Nerchau errichtete und unterhaltene Anstalt, wodurch auch der Fortbestand und die Gediegenheit der Schule durch Anstellung erprobter Lehrkräfte gewährleistet wird. So ist denn auch das vornehmste und ein zigste Ziel der Schulverwaltung die Zöglinge für ihren künftigen Beruf in gründlicher und gediegener Weise vorzubilden. Das Hauptgewicht wird natur gemäß auf Deutsch, das mit 6 Stunden wöchentlich den Mittelpunkt deS Unterrichts bildet, gelegt; als fremde Sprache wird das Französisch gelehrt. Wie mannigfaltig außerdem die Unterrichtsfächer sind, mit welcher großen Sorgfalt sie als die geeignetsten u d notwendigsten aufgestellt worden sind, darüber wolle man sich genauer aus dem Jahresbericht von 1894/95 der Schule informieren, der gratis und portofrei jederzeit durch das Kuratorium der Städti schen Beamtenschule zu Nerchau zur Verfügung steht. 8 Berlin, 20. Nov. Ein herzzereißender Vorgang spielte sich am Montag nachmittag auf der Admiralsbrücke ab. Ein fünfjähriger Knabe, der von der Mutter geschickt war, dem auf Arbeit befind lichen Vater eine wollene Jacke hinzutragen, geriet umer einen schnnren Steinwagen, dessen Räder ihm über Kopf und Leib gingen. Ein leiser Schrei des Kindes und es war eine Leiche. Der kleine Körper wurde auf die Uferpromenade getragen und dort mit einem Tuche bedeckt. Ein Schutzmann hielt da bei Wache, der zuweilen das Tuch herunternahm, um die Leiche den hinzudrängenden Neugierigen zu zeigen, ob vielleicht einer sie recognoszieren könne. Da ertönte plötzlich ein fürchterlicher Aufschrei: Ein junges Mädchen, welches aus einem naheliegenden Geschäft gekommen war und sich auf dem Wege nach Hause zum Mittagessen befand, hatte in dem verun glückten Knaben seinen kleinen Bruder erkannt. Halb wahnsinnig vor Schmerz und Entsetzen stürzte das Mädchen sich auf die Brücke und v-rsuchte sich ins Wasser zu stürzen. Nur mit Mühe gelang eS einigen herzueilenden Polizisten, die Aermste von dem Ge länder wegzureißen und sie allmählich soweit zu be ruhigen, daß sie ihren Weg fortsetzen konnte, um den Eltern die entsetzliche Trauerkunde zu überbringen. Z Die Eröffnung des Reichstages findet bekannt lich Dienstag, den 3. Dezember statt. Und zwar durch Frau von Studnitz in Düsseldorf erfahren, die mit ihrer Kousine sehr befreundet ist." Hubert dankte dem freundlichen Mann für seine Auskunft und als er heute die Straße betrat, sah er die Welt mit ganz anderen Augen an, als gestern. Der Himmel schien ihm glänzender, die Menschen freundlicher und ihm war zu Mute, als sei er selbst plötzlich ein ganz anderer geworden. Er wäre am liebsten sofort nach Düsseldorf ge reist, um dort nach Rosas Aufenthalt zu forschen; doch hatte er jetzt keine Zeit zu verlieren, um das Zusammentreffen mit seinem Freunde Hörde nicht zu versäumen, und so verschob er die Reise nach Düssel dorf bis zu seiner Rückkehr nach Bonn, von wo aus er es ja in wenigen Stunden erreichen konnte. Wir finden Professor Hubert in Interlaken wieder, wo er noch vor seinem Freunde antraf. Doch bald erhielt er einen Brief, der ihn dessen Ankunft für die nächsten Tage erwarten ließ. Das Wieder sehen war ungemein herzlich, die beiden Freunde umarmten sich mit Rührung. Hörde war aber nicht der Mann, sich solchen Eindrücken lange hinzugeben. „Ja," rief er aus, „da sind wir nun in dem herrlichen Alpenlande und ein schöneres Fleckchen Erde, als dies liebliche Interlaken, kann es wohl kaum geben. Meine Damen hatten auch keine Ruhe, sondern sind bald nach unserer Ankunft dort hinunter gegangen, um an den Ufern des Sees zu promenie ren. Ich habe meiner Frau versprochen, sobald ich Dich getroffen, ihnen nachzukommen." „Deinen Damen?" fragte Hubert. „Nun ja," erwiderte sein Freund und blinzelte geht der feierlichen Eröffnung im weißen Saale ein evangelischer und ein katholischer Gottesdienst, wie üblich voraus. Ob der Kaiser dann um 12 Uhr den Reichstag persönlich eröffnen oder mit dieser Handlung den Reichskanzler beauftragen wird, steht bis zur Stunde noch nicht fest. 8 Ein gesegnetes Alte, hat die Frau Johanna Dowig, geb. Radmann, in Altwarp bei Stettin er reicht. Sie vollendete am 15. d. M. ihr 101. Lebens jahr. Als Geschenk vom Kaiserhaus trafen die Bild nisse des Kaiserpaares in Nickelrahmen mit eigen- händigen Unterschriften ein. 8Naumburg, 20. Nov, Eine Tänsegeschichte hat in Naumburg viel Stoff zum Lachen gegeben. Der Geschäftsmann L hatte sich eine wunderbar schöne Gans gekauft, die wohl an 20 Pfund gewogen haben soll und von der das Pfand mit 60 Pfg. gern be zahlt wurde. Der Zufall will es, daß eine Frau vom Lande erscheint, die Gans an ihrem Umfang sofort erkennt und dem Besitzer verrät, daß diese Gans als die älteste in der ganzen P.ovinz bekannt gewesen sei. Der Bauersfrau die Gans aufladen, ihr anempfehlen, dieselbe um jeden Preis, und wenn nur mit 30 Pfg. p o Pfund zu verkaufen, war eins. Der guten Frau gelang der Verkauf denn auch zur Zufriedenheit des Kaufmanns. Wer beschreibt aber die Gesichter, als nach kurzer Zeit die Gattin des letzteren oom Markte heimkrhrt und nicht Rühmens genug machen kann von einer gcoßen schönen Gans, die sie gekauft und das Pfund mit 30 Pfg. bezahlt hatte. Es war die alte. ß Einen Bärenschlaf muß die polnische Arbei terin Pissula in Höhnstedt bei Salzmünde be sitz m. Dieselbe hatte sich am Mittwoch abend im Stalle eines dortigen Oekonomiegehöstes ein Feuer angezöndet und war daneben eingeschlafen. Als sie erwachte, lag sie mit beiden Händen Mitten in der Gli t; bei der Schwere der erlittenen Brandwunden mußte ihre Ueberführung nach der Klinik in Halle erfolgen. * * Petersburg, 21. Nov. In den letzten Tagen haben in ganz Rußland große Ueberschwem- mungen stattgefunden, bei denen viele Menschen ums Leben gekommen find. Die Verheerungen haben einen Schaden von vielen Millionen angerichtet. * * Augenkrankheiten sind in Rußland sehr häufig. Erst in den letzten Jahren hat man begon nen, hierin Wandel zu schaffen, indem sogenannte fliegende Kolonnen auf dem Lande die Kranken unter suchen und unter Umständen operieren. Aus Perm wird jetzt einem Blatte mitgeteilt, daß der Bevölke rung eines ganzen Kreises völlige Erblindung droht. Die Krankheit, als Krätze der Augenlider bezeichnet, hat bereits über die Hälfte der Einwohner ergriffen. Die Behörden stehen ratlos der Epidemie gegenüber. * * Serbien. In Sowanowatz, einer Eisen bahnstation vor Kragujevatz, wurde dieser Tage nachts ein Geschäftsreisender, nachdem er den Zug verlassen hatte, erschlagen und ausgeraubt. Nach bei ihm vorgefundenen Papieren reiste der Ermordete für ein Wiener HauS. * * DcrSulian bleibt in dauernder Aufregung über die Lage in Anatolien, vorgestern verweilte er die ganze Nacht hindurch an dem telegraphischen Apparat im Nildiz-Kiosk, indem er persönlich die Befehle den Valis in den Provinzen zur Wiederherstellung der Ordnung gab. Der Mangel genügender Kraft, um der Bewegung bei den Kurden Einhalt zu thun, wird schwer gefühlt. Als einzige Hoffnung erscheint, daß das Herannahen des Winters der Bewegung mit Gewalt Einhalt thun werde. * * Aus Boston meldet man vom 14. Novbr.: Heute Morgen brannte das sechsstöckige Empire Distilling Gebäude ab. Zur Zeit des Ausbruches schalkhaft mit den Augen, „hast Du vergessen, daß ich eine Tochter habe, die bald erwachsen ist?" Hubert fragte nicht weiter, ihn amüsierte aber der Stolz des Vaters, der das Kind, das kaum 8 Jahre zählen konnte, schon zu den Damen rechnete, das mußte wohl in England Sitte sein. Die Freunds verweilten nicht lange im Hotel, sondern begaben sich bald nach der Promenade, wo sie, wie Herr Hörde sagte, die Damen treffen würden. Sie hatten sich beide so viel zu erzählen und Arm in Arm gingen sie langsam, oft stehen bleibend, im eifrigen Gespräch. „Hier wollen wir so lange als möglich ver weilen", sagte Herr Hörde, „es ist herrlich und dis Luft ist ungemein köstlich. Ich hoffe, daß meine Frau hier wieder rote Wangen bekommt, sie sieht bleich aus und kränkelte viel. Auch Du, Benno, siehst aus, als hättest Du eben eine Krankheit über standen, Du warst zwar stets ernst, aber jetzt scheinst Du das Lachen ganz verlernt zu haben. Das kommt von all den gelehrten Grübeleien", fügte er hinzu. Hubert seufzte und blickte in die Ferne und sah aus, als ob er a« etwas ganz anderes dächte. „Sage einmal", nahm Herr Hörde wieder das Wort und blieb stehen, „hast Du denn noch nie daran gedacht, Dich zu verheiraten? Ich glaube, eine vernünftige und liebenswürdige Frau würde Dich . . . ." „Würde mich auch vernünftig und liebenswür dig machen", unterbrach ihn Hubert lächelnd, „das wolltest Du doch sagen, lieber Freund, ja, sie würde mich auch glücklich machen, wenn es die Rechte wäre". (Fortsetzung folgt.)