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1895. Msses BIM erscheint täglich (außer Sonn« WS Festtag»! abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 26 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. —t (Wellungen nehmen anher Ler Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers. Postanstalteu, PostLotes, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltrW Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Nr« 214 MrKsprrchsteAe Rr. 7. Sonnabend, den 14. September Fernsprechste«« Nr. 7. Nsche«- y« MchrWÄ^-ii zugleich Atslhästs-AWchtk str HshÄsrf, Witz, AemÄsrf, Küsdsrf, Ä SziLir», KeiMsort, Muick«««. Mist». Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichtenstein. ÄaltAdidiiat^et Mittwoch und Sonnabend von - I e bis ' I Uhr. LaZesgrschichLe. *— Lichtenstein, 13. Sept. Die Araber- Truppe Ouloä bol Huch. Diese Araber-Trupps, welche in Leipzig und zuletzt m Hamburg eins große Anzie hungskraft aus das Pub-.ikum ausübte, wird von morgen, Sonnabend, ab in der Centralhalle hier Auf führungen veranstalten. Dieselben veranschaulichen das Leben im Orient, in Szenen dargestellt durch dis vorgenannte Truppe in morgenländischen Kostümen, mit nationalen Instrumenten, Waffen und orientalischer Ausstattung. Als Solo-Tänzerin tritt Selika, die Tochter aus der Wüste, auf; das Progamm ver zeichnet weiterhin: Beduinen-, Hüften-, Sklaven- und Feuertauz. Der aufmerksame Zuschauer fühlt sich gleichsam auf den Schauplatz eines orientalischen Märchens versetzt, wozu auch die Kostüme, sowie die ganze Ausstattung beitragen. Nach dem uns vor liegenden Zeugnis des kgl. Hsrru Musikdirektor Otto Beständig in Hamburg wird bestätigt, daß das Auf treten der Trupps einen interessanten Eindruck macht und in Musik, Mimik, Tanz und Kostümen ein Bild echt orientalischen Lebens vorfüyrt, so daß den Lei stungen vermöge ihrer. Eigenartigkeit Anziehungskraft und Interesse zugesprochen werden kann. — Den Kriegsveteranen ist bekanntlich die Er laubnis erteilt worden, über ihren Kriegsdenkmünzen besondere Spangen mit den Bezeichnungen der von ihnen mitgemachten Schlachten zu tragen. Hierbei hat sich aber für sehr viele Kombattanten die Un möglichkeit herausgeftellt, für alle Schlachten, an denen sie teilgenommen, die betreffenden Namen an- zubringen, weil sie das Recht haben, acht bis zehn und zum Teil noch mehr Bezeichnungen anzulegen, während auf dem Ordensbands deren höchstens vier Platz haben. Angesichts dessen wird nun von den Kriegervsreinsu der Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß den in Frage kommenden Veteranen gestattet werden möge eventuell auf je einer Spange zwei Namen zu tragen, vielleicht derart, daß hierzu stets zwei Schlechten genommen werden, die räumlich und zeitlich kurz auf einander gefolgt find, und zwar müßte dann diese Zusammenstellung durch das Kriegs- Ministerium erfolgen. — Eine neue Art schwindelhaft gearbeiteter goldener Herren-Remontoir-Uhren taucht aus und hat bereits zu Täuschungen Anlaß gegeben. Sie find aus anscheinend starkem Golde gearbeitet und besitzen die Form sogenannter (dreikapseliger) Sa- vonette-Uhren. Um den Glauben zu erwecken, als sei die Mischung eine echte 14-?arätige, besitzt die eine Kapsel den Stempel 14°/a garant. Nun hat gemäß Gesetz auf goldenen Geräten, zu denen auch Ühren gehören, der Stempel für 14>karätiges Gold die Taufendteile dieser Legierung anzuzeigen; er muß in diesem Falle 585 bezw. 560 lauten und eine Krone aufweisen. Diese Schwindel ° Uhren jedoch bestehen aus Kupfer und find mit Gold nur dünn doubliert. Wir raten bei Ankauf oder Uebernahme solcher Uhren von unbekannten Personen zur Vorsicht. — Ans Schwindeln wird viel Witz verschwendet und immer giebt es neue Kniffe. In feinen Juwe lierläden Leipzigs und Dresdens erschien in den letzten Tagen ein feiner Herr und ließ sich Diamant ringe Vorlegern Einen steckte er probeweise an seine schon reichbsringie Hand, zog ihn ab-r wieder ab und ging nach langem Feilschen schließlich fort, ohne etwas gekauft zu haben. Erst beim Wiederordnen der Vorräte bemerkte der Verkäufer, daß der feine Herr einen falschen Ring vom Finger abgezogen und zurückgelsgt hatte. Mit dem echten war er davon gegangen. In Dresden und Leipzig ist der Schwindel fünfmal geglückt. — Die vierten Bataillone. Nach Beendigung der diesjährigen Herbstübuvgen werden eingehende Berichte über die Erfahrungen, welche mit den vier ten Bataillonen gemacht worden sind, dem Kriegs- Ministerium seitens der Truppen- und Kommando behörden eingereicht werden. Wie erinnerlich, wurden die vierten Bataillone am 1. Oktober 1893 bei Ein führung der zweijährigen Dienstzeit errichtet und fanden sowohl während der vorjährigen Manöver, wie auch in diesem Jahre in verschiedener Weise Verwendung. Zum Teil wurden sie bei denjenigen Korps, welche Kaisermanöver hatten, durch Einzieh ung von Reserven auf Vollbataillone gebracht, bei anderen Korps wurde dieses durch Kombinierung je zweier vierter Bataillone einer Brigade erreicht, zum Teil nahmen sie auch in ihrer etatsmäßigen Stärke an den Herbstüvungen teil. In einzelnen Fällen wurden die vierten Bataillone für den Garnisondieust zurückgelassen. Die Berichte werden sich hauptsäch lich darüber zu äußern haben, ob unter dem durch den vielfachen Arbeitsdienst, die Kommandierung von Burschen usw. eingeschränkten Dienstbetrieb die kriegs» gemäße Ausbildung dieser Bataillone leidet. — Mittel gegen dis Raupsnplage. Herr Ritter gutsbesitzer Mühlmann-Lauterbach schreibt, daß gegen dis Schädigung der Kramfelder durch die Raupe des Kohlweißling« ein Ueüerstreuen mit Viehsalz sofort hilft. Das Salz wird möglichst am Abend breit« würfig über das Kraut gesät, löst sich im Tau wäh rend der Nacht und das Fressen der Raupe hört so fort auf. Eine Wiederholung des Verfahrens ist zu empfehlen, zumal wenn nicht alle Pflanzen getroffen worden sind. — Die Erscheinung eines periodischen Kometen, des Faye'schen, steht für die nächste Zeit in Aussicht, da dieser Himmelskörper, dessen Ümlaufszsit um die Sonne nur etwa 7fls Jahre beträgt, im März 1896 der Sonne am nächsten kommt. Er ist aber auch bei früheren Umläufen mehrere Monate, im Jahre 1885 ein halbes Jahr vor seinem Periheldurchgang aufgefunden worden, sodaß auch diesmal zu erwar ten ist, daß er vielleicht schon in allernächster Zeit mit gutem Fernrohr wird aufgefuuden weiden können. Kommt er doch der Erde gerade im September am nächsten; seine Entfernung wird nur 30 Millionen Meilen, also rund das Anderthalbe der Sonneuent- fernung betragen. Starke Helligkeitsschwankungen sind aber nach den früheren Beobachtungen nicht zu erwarten, so daß in dieser Richtung das Suchen nach dem Kometen nicht auf Schwierigkeiten stoßen dürfte. Das Irrlicht von Wildenfels. Original-Roman aus unseren Tagen von G. v. Br ü h l. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Wer kommt noch?" fragte Herzog, „ich denke, es bewohnt niemand das alte Schloß hier außer Ihnen beiden?" Baumann erhob sich. Baron Franz stand auf der Schwelle. „Dachte ich es mir doch," sagte er und trat in das Zimmer, die Thür hinter sich zuzieheud, „die Herren habe» hier wohl eine Nachtwache vor? Da möchte ich um die Erlaubnis bitten, mich derselben anschließen zu dürfen." Ewers stellte den Doktor Herzog vor. „Nun," meinte Franz, „mir scheint, es ist alles aufgeboteu worden, um Aufklärung zu erlangen! Ich setze mich zu Ihnen, meine Herren. Offen gestanden glaube ich gar nnt an außerordentliche Vorgänge oder an das Vorhandensein von irgend welchen Ein flüssen hier. Ich bin vielmehr der Meinung, daß nur ein Zufall vorliegt, daß mein teurer unvergeß licher Vater und mein armer Bruder auch an einem anderen Orte unter denselben Umständen gestorben wären. Trotzdem ist es mir lieb, daß Sie diese Nachtwache vornehmen, meine Herren, es muß sich nun ja doch Herausstellen, ob ich recht habe oder nicht." „Ganz zustimmen kann ich Ihrer Meinung nicht, Herr Baron," wandte Ewers ein, „der Herr Kom missar hat mir den Beweis geliefert, daß sich die Sache hier doch anders verhalten muß. Es hat nämlich schon eine Nachtwache hier stattgefunden. Der Herr Kommissar allein hielt sie ab." „So, so! Nun — und?" fragte Franz und richtete seine Frage au Baumannn. „Und ich verfiel hier in der Nacht in einen Zu stand der Betäubung, welcher ganz unbeschreiblich war," antwortete Baumann, „es war ein Taumel, der mich beschlich, ein Rausch, und hätte ich nicht zufällig mit einem Arme die Glocke vom Tische ge rissen, wodurch ein heftiges Geräusch entstand, so glaube ich — —" „Daß auch Sie nicht wieder erwacht wären?" sagte Franz. „Sollte da nicht die Einbildung eiue gewisse Rolle mitspielen? der Ort? die früheren Vorgänge?" Baumann schüttelte den Kopf. „Nein, Herr Baron," erklärte er mit fester Stimme, „ich bin nicht ein Mann, der von solchen Eindrücken abhängt. Es war ein Zustand, wie ich ihn sonst nie gehabt, / nie gekannt habe, mein Kopf war schwer und meins Sinne so benommen, daß ich mich kaum aufrecht erhalten konnte." „Nun, dann wollen wir doch abwarten, ob es auch uns jetzt so ergehen wird," sagte Franz mit einem ungläubigen Lächeln aus den Lippen, „machen wir die Probe!" „Ein völlig Berauschter, der nicht mehr gehen und nicht mehr sprechen kann, ist nicht übler d'ran, als ich es war", fuhr Gaumann fort, „ich fühlte ja, wie die Sinne mir vergingen und konnte mich doch nicht aufraffen, nicht von diesem Alp befreien." „Merken Sie, daß Ihnen die Sinne vergehen, meine Herren?" wandte Franz sich an Ewers und Herzog, „ich. muß gestehen, daß ich nichts davon versp"»-" „Und dennoch war es genau so, wie der Herr Kommissar es hier beschreibt," bestätigte Ewers, „es dauerte eine geraume Zeit, ehe er sich wieder erholt hatte, und auch ich muß gestehen, daß dieser Zustand ein durchaus krankhafter, ja gefährlicher war. Der Her« Kommissar hatte der Betäubung nicht zu wisder- stehen vermocht, sie hatte ihn überwältigt, und sie war durchaus unnatürlich." Baron Franz zuckte die Achseln. „Das verstehe ein Andrer," sagte er. „Es war seltsam," erzählte Baumann weiter, „bevor mir die Sinne vergingen, war es mir, als bekäme das Licht einen goldigen Hof, als wäre nngs um mich alles in goldige Nebel gehüllt —." „So geht es den Opiumrauchern," warf Doktor Herzog dazwischen, „auch sie wähnen in goldigen Sphären zu schweben. Hatten Sie denn auch dabei das Gefühl sonst nie empfundenen Wohlbehagens, Herr Kommissar?" „Eigentümlicher Vorgänge entsinne ich mich ja. Ich sah zum Beispiel den seligen Baron so vor mir, als lebe er — und der Engel dort, der lächelnde Engel schwebte auf mich herab. Dann schwand meine Besinnung. „Ich dächte, wir machten uns die Sache ange nehmer und bequemer, meine Herren, und ließen uns eine Bowle bringen," schlug Franz vor, „die Nacht dürfte uns doch sonst zu lang werden — „Ich trinke nichts!" erklärte Ewers. „Ich genieße ebenfalls nichts!" setzte Herzog hinzu. „Aber wir können doch hier nicht so trocken da- fitzen?" meinte Baron Franz. „Das Fenster steht ja noch offen!" rief Bau--