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Wochen- und Rachrichtsvlatt zugleich MM-ZnzkW sm Lol,»!>ois, Kdliß, Aenisdmf, Züsdmf, St. Lgidien, Leimilßsmt, Amemo md Men. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — ——--------------------- 45. Jahrgang. — Nr. 253. s»»!-'»«-!»,»» Mittwoch, den 30. Oktober 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. - Vierteljährlicher Bezugspreis I Mark 2b Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Marit 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Ansträger entgegen. — Inserate werden die viergespaltrne KorpuSzeilt oder deren Ramu mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Rachlaszverfteigermig. Von den Erben der am 13. Juli dss. Js. verstorbenen Frau Sophie Emilie verw. Haase geb. Schneider bin ich beauftragt, die von derselben hinterlassenen -Haus- u«d WirtschaftsgeräLe öffentlich z« versteigern. Ich mache dies mit dem Bemerken bekannt, daß diese Auktion am Freitag, den 1. November dss. Js., von vormittags 8 Uhr ab im Hvfraum des Hausgrundstückes Brd.-Kat. Nr. 195 ä hier, Grünestraße (Bes. Herr Kirchkaffenverw. Zscherp) stattfinden wird und werden Er« stehungslustige hierzu eingeladen. Callnberg, am 26. Oktober 1895. Der Lokalrichter. Prahtel. Sparkaffen-ExpeditionsLage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Lsgess-schLchLe. * — Lichtenstein, 29. Okt. Vor 50 Jahren erlangte Herr Hutmachermstr. Köberling in seiner Vaterstadt Lausigk das Bürgerrecht, woraus er dann nach einigen Jahren nach Lichtenstein übersiedelte und auch hier das Bürgerrecht erwarb. Heute konnte nun dec rüstige Jubilar auf eine 50jährige ehrenvolle Bürgerlaufbahn zurückblicken und wurden ihm des halb von vielen Seiten und namentlich aus seiner Vaterstadt herzliche Glückwünsche und Geschenke über mittelt. Möge dem Jubilar ein recht freundlicher Lebensabend blinken. * — Sonn- und Festtagsruhe im Handelsgewerbe: Der Handel am Reformationsfesttage ist in der für die übrigen Sonntage nachgelassenen Zeit gestattet. * — Wie aus Jmkerkreisen berichtet wird, haben die Bienenvölker ihre Fluglöcher in diesem Herbst besonders stark verkittet. Man prophezeit auf Grund dieser Thatfache das Bevorstehen eines harten Winters. — Von Seiten des Reichspostamts ist den Ober-Postdirektionen auch ausgegeben worden, wenn möglich, den Schalterdienst an Sonn- und Festtagen einzuschränken. Die Frage soll je nach den örtlichen Bedürfnissen durch die Ober- Postdirektion geregelt werden. * — Callnberg, 29. Okt. Gestern fand in hiesiger Stadt eine Gesamt-Uebung der Freiwil ligen und Dienstpflichtigen Feuerwehr statt, die ein recht erfreuliches Bild über das hiesige Feuerlösch wesen entrollte. Gegen 5 Uhr nachmittags ertönte das Alarm-Signal und waren in verhältnismäßig kurzer Zeit sowohl die Mannschaften der Freiwilligen wie auch der Dienstpflichtigen Feuerwehr auf ihren Gestellungsplätzen eingetroffen. Als Brandobjekt war die Scheune des Herrn Löscher gehörigen Stadt gutes ausersehen und wurde sofort nach dem Brand platze abgerückt. Die 2. Spritze der Freiw. Feuer wehr entnahm das Wasser aus dem Bassin der oberen Straße und schützte das Stallgebäude an der Gartenstraße; innerhalb 3 Minuten nach dem Signal gab diese Spritze ihr erstes Wasser auf den vermeint lichen Feuerherd ab. Der 1. Spritze der Freiw. Feuerwehr, welche in 2 Minuten Wasser gab, lag die Pflicht ob, den Ablöschdienst des Brandobjektes vom Hofe aus zu bewirken und entnahm das Wasser hierzu aus dem sogenannten Mittelteich; im Hofe fand gleichzeitig die freistehende Leiter wirksame Verwendung. Bei der Stadtspritze der Dienstpflich tigen Feuerwehr verstrich bis zur Abgabe des ersten Wassers ein Zeitraum von ca. 12 Minuten und wurde durch den Wasserstrahl dieser Spritze das Stallgebäude geschützt. Daß die letztere Spritze 12 Minuten zur Abgabe des Wassers benötigte, ist sehr leicht erklärlich durch den Umstand, als dieselbe be trächtlich weiter vom Brandobjekt entfernt unterge bracht ist, wie die beiden anderen Spritzen. Herr Branddirektor Schick äußerte sich vollbefriedigt über das günstige Gesamt - Resultat dieser Uebung. Ebenso wurde wiederum die Wahrnehmung gemacht, daß alle Feuerlöschgeräte hierorts sich in bestem Zustande befanden, was sicherlich allseitig mit Freu den begrüßt wird, denn ein Jeder will sein Eigen tum vor Feuerschaden bewahrt wissen. Um dies aber mit Erfolg thun zu können, gehört neben den praktischen Löschgeräten vor allen Dingen aber auch ein inniges Hand in Hand gehen des Kommandos mit den Mannschaften, wie dies hier bisher immer der Fall war und sich hoffentlich auch forterhalten wird. — Der Garantiefonds für die 96er Ausstellung für das sächsische Handwerk und Kunstgewerbe hat bereits eine Höhe von 352,000 Mk. erreicht. Weitere 60,000 Mk. sind in Dresden zugesagt; man hofft, daß Zeichnungen in der Provinz den Garantiefonds auf eine Höhe von 500,000 Mk. bringen werden. Den beträchtlichsten Betrag leistete die Stadt Dres den mit 50 000 Mk., ein Beweis, mit welchem Ver trauen bieStadtdemAusstellungsunternehmenentgegen- blickt. Dann folgt ein Betrag von 25,000 Mk. und 2 zu 20,000 Mk., 1 zu 15,000, 4 zu 10,000, 8 zu 5000, je 13 zu 3000 und zu 2000, ferner nicht weniger denn 45 zu 1000 und 32 zu 500 Mk., außerdem mehrere Beträge von 600, 400, 300 Mk. usw. Die H^uptzeichner sind die großen Bankinsti tute und Großindustrielle, doch sied auch die mittlere Industrie und die Gewerbetreibenden überhaupt zahl reich vertreten, auch finden sich mehrere Mitglieder der städtischen Kollegien unter den Zeichnern, Herr Oberbürgermeister Beutler hat jetzt, nachdem die finanzielle Unterlage des Ausstellungsunternehmens gesickert, die Stelle des Vorsitzenden des Finanzaus schusses medergelegt. Der nahende Landtag, dem das Oberhaupt der Stadt Dresden als Mitglied der I. Kammer angehört, nimmt außer seinen sonstigen dienstlichen Pflichten seine Thatkraft so in Anspruch, daß es ihm zu den Obliegenheiten an der Spitze der Finanzverwaltung der Ausstellung an der er forderlichen Zeit fehlen würde. Auf Vorschlag des Geh. Hofrat Ackermann wurde Herr Oberbürger meister Beutler zum Ehrenvorsitzenden der Ausstellung ernannt. In dieser Eigenschaft gehört bereits vom Beginn der Vorbereitungen zur Ausstellung ihr Se. Excellenz der Minister des Innern, Herr v. Metzsch, an. Zum Vorstande des Finanzausschusses hat der geschäftsführende Ausschuß Herrn Stadtrat Weigandt berufen. Der Wirtschaftsausschuß hat d^rch die Zu wahl des Herrn Hotelier Sendig eine bewährte Kraft gewonnen. — Das Bureau der 96er Ausstellung wird vom 1. Nov. von der Marschallstraße zum Ge schäftsführer Herrn Patentanwalt Schmidt, Schloß straße 2, II verlegt. — Dresden hatte 1873 eine Schuldenlast von über 11 Millionen Mark. Jetzt beträgt sie bei nahe das Dreifache, 31 Millionen. — Ein frecher Zechpreller suchte eine Weinstube in Dresdeu heim. Er prahlte, daß er besonders gut bei Kasse sei und sich deshalb einmal etwas zu Gute thun wolle und ließ auch ein Päckchen Hundert markscheine sehen, welche Scheine jedoch ohne Zweifel unecht waren. Dadurch verschaffte er sich natürlich unbegrenzten Kredit und so trug man kein Bedenken, ihm aus sei» Verlangen vom besten Wein eine Flasche zum Preise von 14 Mark vorzusetzen. Bei dieser Sorte blieb er dann und bestellte noch 4 Flaschen nach. Die Kellnerin, die ihn bediente, mußte sich ebenfalls einschenken und als er etwas Extrafeines aß, ließ er ihr auch eine Portion verabreichen. Schließlich verlangte er Tinte und Papier, um etwas Notwendiges, was ihm plötzlich eingefallen war, zu schreiben. Während das Mädchen weggegangen war, um das Gewünschte zu holen, war aber der Vogel Plötzlich ausgeflogen und hatte eine Zechschuld von 97 M. unberichtigt gelassen. Den Schreck des Mäd chens, welches nun die ganze Geschichte bezahlen muß, kann man sich denken. — Ueber die schreckliche Katastrophe bei dem Einzuge des Kaisers in Leipzig verlautet weiter: Der zehnjährige Schulknabe Hilmar Fritz Walther Dedekind war bei dem Sturz auf eine Eisenbahn schiene gefallen nnd hat wahrfchetnlich hierdurch den Tod erlitten. Außerdem wurden folgende Personen bei dem Unglück zum Teil schwer verletzt: der Schul knabe Arno Leonhardt, 12 Jahre alt, derselbe hat schwere Quetschungen am Rücken und am Kops er litten, der Schulknabe Walther Hormann, 14 Jahre alt, erlitt leichte Quetschungen an der rechten Wade, der 19jährige Handarbeiter Albin Bischof in L.- Eutritzsch trug eine tiefe Stichwunde in das rechte Handgelenk davon, der Schneiderlehrling Gustav Wänster in L.-Gohlis erlitt Quetschungen am Kopfe, der Schulknabe Hugo Welker, 11 Jahre alt, in L.- Anger-Crottendorf wohnhaft, trug ebenfalls Quet schungen am Kopfe davon. Schließlich trug Kaufmann Leberecht K«lz einen komplizierten Bruch des linken Unterschenkels davon und wurde alsbald in das Krankenhaus St. Jacob transportiert, woselbst er sich einer Amputation unterziehen mußte. Die übrigen Verletzten wurden zum Teil von ihren An gehörigen in ihre Wohnungen gebracht. Den Ver wundeten wurde von seiten der freiwilligen Hilfs mannschaft des Samaritervereins die erste Hilfe ge leistet. Die behördliche Untersuchung darüber, ob Jemand an dem beklagenswerten ÜnglückLfall ein Verschulden trifft, ist eingeleitet. — Crimmitschau, 24. Okt. Die seit 14 Tagen spurlos verschwundene Dienstmagd eines Gutsbesitzers in Langenhessen wurde am Mittwoch nachmittag auf dem Heuboden ihrer Dienstherrschaft, förmlich im Heu vergraben, tot aufgefunden. Nach dem man die Unglückliche, welche wahrscheinlich im Rausch den Tod gefunden, ortsgerichtlich aufgehoben hatte, wurde sie in die dortige Leichenhalle überführt« — Meerane, 26. Okt. Der durch die Ueber- gabe von Metz 1870 denkwürdige 27. Oktbr. bleibt auch für unsere Stadt ein Gedenktag, denn das „M. T." vom 28. Oktober 1870 schreibt: Die verflossene Nacht bleibt für die hiesige Gegend denkwürdig« Blitz, Donner, Regen und Sturm wüteten von 11 Uhr an zwei Stunden hindurch in erschrecklichem, fast beispiellosem Maße. Heute morgen sah man manches Dach vom Winde beschädigt und manche Fenster scheibe zertrümmert". — Im Verhältnis zu unsrer gegenwärtigen Witterung doppelt interessant. — Werdau, 25. Okt. Ein re ct bedauerlicher Unfall ereignete sich in einer hiesigen Familie. Das 6 Jahre alte Töchterchen schnitzte sich mit einem Messer ein Spielzeug zurecht, wobei es mit dem Messer ausglitt und sich dabei ein Auge vollständig zerschnitt, so daß dasselbe auf der Stelle auslief. — In dem Gehöft Nr. 2 des Brandversiche rungskatasters für Thurm ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. — Gersdorf, 27. Oktbr. Am Sonnabend abend rächte sich an einem Geschirrsührer das Fah ren ohne Licht in fühlbarer Weise; denn das Pferd desselben wurde von der Deichsel eines entgegenkom menden Fuhrwerkes, das natürlich auch ohne Licht war, so in die Brust gestoßen, daß es auf der Stelle zusammenbrach. Der Besitzer ist zu bedauern. — Auf seltsame Weise hat in Oelsnitz ein tierärztlicher Beamter die Sehkraft des rechten Auges eingebüßt. Beim Gehen auf der Straße wendete er plötzlich den Kopf, und da er dicht an der Häuser front ging, so fuhr ihm die Spitze einer Blechver kleidung ins Auge, das unrettbar verloren sein wird. 8 Berlin, 28. Okt. Zum Andenken an de» Prinzen Friedrich Karl und die Uebergabe von Metz