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Wochen- und Rachrichtsvlatt zugleich KtDäfis-Inzeiger für MMorf, ZöSlitz, Zeminnf, Aüsdsrs Sl. LOitii, Mmm» iNlS Mlsni. Anrtsbltttt füv den Stadtrat zu Lichtenstein. 45. Jahrgang. -— —— —--------------- Nr. 236. »"""K."'."," Donnerstag, den 10. Oktober 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. - Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Stummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiscrl. Postanstalten, Postboten, sowie die Ansträger entgegen. - Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BelMUtAttchUW. Mit Rücksicht auf die für das heurige Jahr bevorstehende Gtadtverord- Retenerganzungswahl machen wir bekannt, daß diejenigen Einwohner, welche mit Abentrichtung' von Landes- und städtischen Abgaben ganz oder zum Teil länger als zwei Jahre sich im Rückstand befinden, so lange, als diese Rückstände nicht abgcführt sind, von den bürgerlichen Ehrenrechten ausgeschlossen, mithin ihres aktiven und Passiven Wahlrechts verlustig sind. Wir fordern daher die diesfallsigen Restanten hierdurch auf, ihre Landes und Stadtabgaben-Reste unverweilt anher zu entrichten, widrigenfalls sie sich des Verlustes ihres Stimmrechts und ihrer Wählbarkeit für die bevorstehende Wahl zu gewärtigen haben. Lichtenstein, am 5. Oktober 1895. Der StadLraL. Lange. Bm. SparkaffeN-ExpediLimrstage in Lichtenstein: DierrsLags- DoriKsrsLKKs Mrd SorrrtaHemHs. Aufgebot. Von dem unterzeichneten Amtsgericht ist behufs Todeserklärung des am 8. September 1840 zu Oelsnitz i. E. geborenen, bis 1866 in Mülsen St. Jacob wohnhaft gewesenen, jetzt verschollenen Holzhändlers Heinrich Herma«« Schreiber auf Antrag des Berginvaliden Friedrich August Schreiber in Oelsnitz i. E. das AufgeboLsverfahre« einzuleiten beschlossen worden. Es werden daher der genannte Verschollene und eventuell dessen Abkömm linge, Erben oder Rechtsnachfolger hierdurch geladen, in dem auf den 2V. April L8S6, vormittags 11 Uhr vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine ihre Ansprüche anzumelden, widrigenfalls auf weiteren Antrag der Verschollene wird für tot erklärt und dessen Verlassenschast an seine Erben bez. Rechtsnachfolger wird verabfolgt werden. Lichtenstein, den 4. Oktober 1895. Kövigliches Amtsgericht. Ass. Zimmermann. mit derselben Hingabe wie bisher für ihr edles Handeln zu tragen. Aber auch den jüngeren Feuer-- wehrmäunnern mag die Anerkennung seitens der Stadt ein Ansporn sein, immerdar unentwegt zur Fahne zu halten, auf der geschrieben steht: „Gott zur Ehr', dem Nächste« zur Wehr!" — Wie die Dresd. Nchr." wissen wollen, wird der sächsische Landtag am 12. Nov. eröffnet. — Die Frage: Seit wann bedienen sich die wettmischen Fürsten der Feuerwaffen? beantwortet Herr Stal.isarchivar Dr. Woldemar Lippert in einem Aufsätze „Ueber das Geschützwesen der Wet tiner im 14. Jahrhundert" folgendermaßen: Die kampfesfreudtgen Wettiner wendeten schon bald nach dem Auskommen der Feuergeschützs ihre Aufmerksam keit auch dieser Neuerung zu, deren Bedeutung in dem ersten Jahrzehnt übrigens nicht überschätzt wer den darf. Die ersten Büchse-- und Kanonen waren keineswegs allzu gefährlich, stauden im Gegenteil den großen mechanischen Wurfmaschinen und Ge schützen des alten Systems an Schußweite und be sonders an Treffsicherheit nach. Dennoch suchte man sich bald in deren Besitz zu sehen. Die Stadt Er furt, mit der die Wettiner als Landgrafen von Thü ringen sehr häuftgeKämpfe auszufechten hatten, war schon im Jahre 1362 im Besitz von Büchsen, und eine Belagerungsmaschine des Markgrafen Friedrich des Strengen wurde im Kriege gegen Herzog Al brecht II. von Braunschweig.Salze (salzderhelden) im Jahre 1365 durch eine auf dem Schlöffe befind liche Bleibüchse (bi^euLllWiii) beschossen. Im Jahre 1371 befindet sich Friedrich selbst im Besitz von Büchsen, denn aus dieser Zeit haben wir eine Be stallungsurkunde für den markgräflichen Büchsen« meister zu Dresden. Der Mann führte den Namen Johann Schufte! mit dem Zusatz „der Jüngere", was darauf schließen läßt, daß sein wohl gleich namiger Vater dieselbe Kunst ausübte. In Joharm Schuftet lernen wir also den ersten Artilleristen oder besser Artillerieoffizier in wettinischev Diensten kennen. Er erhielt jährlich vier Mark Silber und zwei Maltee Korn von der Jahrsteuer der Stadt Dresden. Seit dem Jahre 1371 sehen wir Geschütze in Fehden der Wettiner ihre Verwendung finden. — In der Komödie, zu welcher die Prozesse wegen des Untergangs der „Elbe" vor den englischen und holländischen Gerichten geworden sind, soll am 6. November in Amsterdam das Urteil gesprochen werden. Die holländischen Gerichte haben auf Au- trag des Bremer Lloyds die „Crathie" beschlagnahmt. Doch verlangt der Besitzer die Herausgabe dieses verwünschten Schiffes. Sein Rechtsanwalt sagt, daß es nicht erwiesen sei, daß die „Crathie" die „Elbe" angerannt habe; auch wenn es der Fall wäre, sei noch nicht erwiesen, daß die „Crathie" die Schuld treffe; und selbst wenn die „Crathie" Schuld habe, sei die „Elbe" auch schuldig, weil auf derselben der Wachdienst in gleichem Maße unzureichend ge wesen sei. Vielleicht wird der Lloyd noch zu Scha denersatz an die „Crathie" verurteilt. LKUeKgsfchiMs. *— L- L i ch t e n st e i n, 9. Okt. Gestern abend fand eine Nacht-Alarm-Uebung der hiesigen Freiw. Feuerwehr statt, von welcher die Zugehörigen des Feuerwehrkorps bereits vorher durch amtliche Be kanntmachung unterrichtet waren; nur der Tag der Abhaltung blieb Geheimnis. Gegen V4II Uhr ge nannten Tages ertönten die Alarm-Signale. Um die Uebung dem Wirklichkeitsfalle anzupassen, war dies mal keinem Signalisier» Tag und Stunde der Uebung bekannt, denn das Signal ging direkt von der dem Brandobjekt am nächsten liegenden Feusrmsldcstelle aus. Die der Uebung zu Grunde liegende Idee war folgende: Als Branbobjekt war das Körbssche Haus angenommen. 1) Ursache des Grandes: Blitzschlag (Dachstuhl bereits hell brennend). 2) Wind-Richtung: Süd Ost. 3) Aufstellung des Branddirektors ist durch rötlich leuchtende Laternen markiert. 4) Bei Ein treffen der einzelnen Züge haben sich dieselben sofort bei dem Branddirektor zu melden und dessen Anwei sungen strengstens Folge zu leisten. Die Ausstellung ist in folgender Weise gedacht: 5) Spritze F. Hs! ihren Standpunkt am Wege zu der Restauration zwischen Knapp und dem Gasthof zum Löwen und wirb ge speist durch den an Kupfer's oberer Hausccke stehen den Hydranten und bekämpft das Brandobjeki von der Frontseite. 6) Spritze L fährt um das Schup pengebäude des Oekonomen Schellberg, nimmt im Garten desselben an der oberen Ecke Aufstellung, die Giebelseite und den Kegelschub schützend, gespeist durch denselben Hydranten. 7) Der Pionierzug schlägt denselben Weg wie bei 5) ein, fährt inmitten des Gartens direkt an den Zaun und richtet seine Leiter nach dem Giebel, um auf diesem Wege etwaige Gegenstände oder Menschen zu retten. 8) Durch das inzwischen eingetretene Umsichgreifen des Feuerher des ist die Treppe abgesperrt. Die Rettung der In- saffen geschieht infolgedessen durch den Steigerzug, welcher an der Vorderseite des Hauses rechts von der X-Spritze die erste Etage besteigt und mit dem Rettungsschlauch seine Arbeit aufnimmt, ebenso unter stützt derselbe an der Giebelseite die Pioniere an den Bergungsarbeiten. 9) Durch die gefährliche Wind-Rich tung stehen auch die anstehenden Gebäude (Gasthofzum Löwen, Körbs' Verkaufsladen, dessen Turnhalle usw.) in Gefahr, deshalb muß auch der Hydrantenzug mit in Thätigkeit treten. Derselbe benutzt zu diesem Zwecke den am Bäckermeister Meyer'schen Hause be findlichen Hydranten, leitet einen Strahl zwischen das Körbs'sche Haus und den Löwen und schützt vorläufig die Turnhalle. Die Schlauchlegung dieses Zuges ist sehr beschwerlich und muß deshalb mit größter Vorsicht geschehen. Der zweite Schlauch soll bis Hugo Knapps Wohnhaus geführt werden und die Gebäude der Herren Körbs, Oeser und Koch schützen. 1C) Die Sanitäts-Abteilung postiert sich neben dem Gerätewagen, um bei etwaigen Unglücks fällen die erste Hilfe zu leisten. — Dem Terrain entsprechend kamen in verhältnismäßig kurzer Zeit die Mannschaften der Freiw. Feuerwehr mit ihren Geräten angefahren, und gingen die einzelnen Zöge mit Ruhe nnd Besonnenheit an die ihnen gemachte Aufgabe. Die Uebung fiel im allgemeinen zur voll sten Zufriedenheit des Herrn Branddirektors, wie auch der Herren des städtischen Feuerlösch-Ausschusses aus, denn unsere Feuerwehr bethätigte wieder ein mal in vollstem Maße, daß sie allen Anforderungen, welche an Feuerwehrkorps der Neuzeit zu stellen sind, voll und ganz zu entsprechen im Stande ist. Bei dieser Uebung konnte aber auch die Wahrneh mung gemacht werden, daß die beiden früheren Teiche drr oberen Stadt in wirklicher Feuersgefahr noch gute Dienste leisten könnten, denn der Hydrant oberhalb des Kupfer'schen Hauses wird bei einem Brand-Unglück in dortiger Pflege sich wohl schwer lich in der Lage befinden, 2 Spritzen gleichzeitig mit Wasser zu speisen. Man sieht hieraus, daß sich Richt M allen Fällen das Schöne mit dem Nützlichen ver bindet, so sehr auch allseitig die Ausschüttung beider Teichs gewünscht wurde. DankenswerterWeisc war von der hiesigen Schützengesellschaft die Wachmannschaft gestellt worden, um Ruhe und Ordnung auf dem Uebungsplatze aufrecht zu erhalten. — In vielen säch sischen Städten besteht bereitsjahrelang die Einrichtung, daß Mitglieder von Freiw. Feuerwehren nach einer 10jährigen tadellosen Dienstzeit Auszeichnungen von städtischer Seite in Gestalt einer am linken Arme zu tragenden weiß-grünen Silber.Litze verliehen werden. Bei jeder weiteren 10jährigen Dienstzeit folgt wie derum eine solche Litze. Auch in hiesiger Stadt ist man dieser anerkennenswerten Einrichtung anderer Gemeinden mit Freuden gefolgt, indem gestern abend nach beendeter Uebung durch Herrn Branddirektor Geipel unter überzeugungstreuen herzlichen Worten an folgende Herren Wehrmänner diese Auszeichnungen verteilt werden konnten: Karl Zierold, Gustav Schleif, August Waguer, Friedrich Heller, je 3 Litzen für 30 und mehr Dienstjahre; Eduard Seifert, Hermann Heubner, Eduard Franz, Traugott Lauterlein, Her mann Müller, Eduard Straß, Paul Schmieder, August Schwalbe, Friedrich Simon, Robert Zscherp, je 2 Litzen für 20 und mehr Dienstjahre; Emil Lademann, Hermann /Berthel, Georg Chambeau, Ernst Erler, Ernst Friedrich. Robert Gelfert, August Groß, Richard Hartmann, Paul Heinze, Ernst Hoch muth, Hermann Heinze, Otto Heyer, Karl Kober, Karl Kunz, Gustav Kunz, Emil Kober, Louis Kahl, Hermann Lenk, Christian Meusel, Louis Meißner, Franz Menz, Carl Mertel, Carl Mätzold, Hermann Naumann, Ernst Nötzold, Ernst Petermann, Robert Richter II, Bernhard Rother, Robert Rüger, Ernst Schlemmer, Hermann Schüppel, Herman» Schäller, Paul Schubert, Wilhelm Seidel, Richard Schiffner, Hermann Tod, Ernst Tetzner, Hermann Vogel, Anton Voigt, Emil Wehrmann und Otto Metzner je 1 Litze für 10 und mehr Dienstjahre. Möge es den im Dienste der Nächstenliebe in einer langen Reihe von Jahren sich bewährten Feuerwehrmännern vergönnt sein, noch viele Jahre diese städtische Auszeichnung