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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich AtsMs-AMM fir Hohndsrs, Wrlih, Armdorf, KSsdorf, ASM», Heinrrchsiri, Mmieua« a. Mülsen, Amtsblatt für de» Stadtrat z« Lichtenstein. Nr. 212, Kermsprechstellt Rr. 7. Donnerstag, den 12. September Ntrasprtchsttll« Nr. 7. 1895. Mts«» Blatt erscheint täglich lauher Sonu« mW festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — -Mellunge« nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalteu, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem Korpuszeile oder deren Naum mit 10 Pfennigen berechnet. — Unnahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 19 Uhr. TKgssg-schichör. * — Lichtenstein, 11. Sept. Bei den heute hier stattgefundenen Wahlen für die Handels- und Gewerbekammer wurden folgende Herren als Wahl männer gewählt und zwar für die Handelskammer Kaufmann Louis Arends und Kaufmann Friedrich Härtel; für die Gewerbekammer Sattlermeister Robert Otto und Schlvssermeister Emil Vogel. * — Nicht lange mehr, und sie ist da die Zeit der köstlichen „Schummerstunde", die erste Stunde nach Anbruch der Dämmerung an den Herbstabenden, an welchen es draußen kühl und feucht wird, wo die Nebe! wallen und die spielfreudige Jugend in die Stube treiben. Mütterlein und Großmütterlein sitzen am Fenster, die Hände, welche so fleißig noch au einer Handarbeit thälig gewesen, sinken in den Schooß, »no dte Kleinen gruppieren sich im Halbkreise um die geliebte Gestalt. Es ist so traulich im Zimmer, von draußen dringt durch den Straßennebel der Schimmer einer Straßenlaterne ins Gemach, die Wagen rasseln vorüber und ein mürrischer Köter bellt wütend in den Nebel. Wie ganz anders drinnen! Das wären ja nm» keine richtigen Kinder, wenn es ohne alle und jede Neckerei abginge. So lange die Wangen noch glühen vom Spiele auf der Straße, fehlt es auch an allerlei Neckereien nicht, ein kleiner Mund verzieht sich wohl mal zum Weinen, dann giebt's einen Schlag auf d e Finger, ein kurzer Schrei, aber ein mahnendes „Wollt Ihr wohl!" stellt doch die Rahe wieder her. Und so wenig solche Mahn worte, die keinen praktischen Hintergrund haben, auch wohl am Tags wirken mögen, in der Schummer stunde verfehlen sie sicher ihren Eindruck nicht. Sitzt die Zahörerrunde nicht still und artig La, dann ist es nichts mit dem Märchen. Und kann gsht's an's Gitten, mch mal eine Verwarnung und dann klingt es vom Munde der Erzählerin: „Es war einmal". Und atemlos, mit glänzenden Augen, mit gefalteten Händen lauschen sie Alle den Wundern, welche vor ihnen die Volkspoesis, die uralte ausbaut. Blitzschnell fliegt die Zeit dahin, bis die Lampe erscheint. Vor bei die trauliche Stunde! Ja, selbst einem vom Leben gestählten Manne wird's doch noch wehmütig zu Sinn, wenn er der süßen Schummerstunden gedenkt. (Nachdruck verboten.) * — Rödlitz, 10, Sept. Für unsere Kirch gemeinde gestaltete sich der Vormittagsgottesdienst des verflossenen Sonntags zu einem ganz besonders feierlichen, erhebenden und weihevollen. Der 1864 zu Eibenstock im sächsischen Erzgebirge geborene Herr Tittel, welcher seit Anfang Februar dieses Jahres hierorts erst als Hilfsgeistlicher, während der Vakanz aber als Pfarrvikar amtiert hatte, wurde als Pfarr-r eingewiesen. Im Einzelne» gestaltete sich der feier liche Gottesdienst folgendermaßen: Nachdem auf dem Altarplatze (der Altar war sinnig geschmückt) Herr Superintendent Weidauer, Herr Pfarrer Riedel, die Mitglieder des Kirchenvorstandes, der neue Pfarrer, sowie dessen Vater, der ebenso wie die Mutter des Designaten zur Feier erschienen waren, sich niederge lassen hatten, begann der Gottesdienst in der dicht gefüllten Kirche mit dem Gesang des Liedes Nr. 8: „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend." Nach der hier auf vom assistierenden Pfarrer und bisherigen Ge neralvikar Riedel gehaltenen Eingangsliturgie und dem weiteren Gesang von Nr. 229, 1 u. 2 betrat der Herr Ephorus den Altar und hielt seine Ein weisungsrede über Joh. 10, 9: „Ich bin die Thür — Weide finden", hinweisend auf Christum als 1. Amtsthür, 2. Hausthür, 3. Herzensthür, 4. Himmels thür. Im Anschluß an dte tiefergreifende Einwei sungsrede fand die Vorlesung des vom Designaten ausgezeichneten Lebens aufes, dis Uebergabe der Vo kativ», die Einsegnung statt. Nunmehr intonierte der Neueingewiesene: „Ehre sei Gott in der Höhe" und verlas das Sonntagsevangelium, woran sich die Abkündigungen reihten. Hierauf trug der Gesang verein zur Erhöhung der Feier in trefflicher Weise die Motette „Der Herr ist mein Hirte" vor. Nach dem Hauptlied (Nr. 1 des Gesangbuches) hielt der neue Ortspfarrsr seine Antrittepredigt, welcher die äußerst zahlreich versammelte Gemeinde mit andäch tiger Sammlung und Stille gespannt lauschte. Zu Grunde lag als Text: Röm. 1,16 : Ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht — glauben." Dis poniert hatte der Geistliche: „Ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht": Pauli Bekenntnis auch mein Bekenntnis beim Amtsantritt: Das Evangelium von Christo ist 1. mein Stolz, 2. mein Schutz, 3. mein Schatz. Nach der eindringlichen, gewiß nicht ohne Eindruck auf dis feiernde Gemeinde gebliebenen, den festen Glaubensgrund des neuen Seelsorgers aufs deutlichste wieder zeigenden Antrittspredigt wurden die beiden erster- Verse von Nr. 316 ge sungen und nach der vom neuen Ortsgeistlichen ge haltenen Schlußliturgie Nr.424: „Wir sind Dein." — Möge das Wirken des nunmehrigen Pfarrers Tittel von Gottes reichstem Segen begleitet und Pfarrer wie Gemeinde in aufrichtiger Liebe und herz lichem Birtrauen, so lange es Gott gefällt, ver bunden sein! — Ein äußerst heftiges Gewitter hat in der Nacht zum Sonntag den ganzen östlichen Teil Sach sens betroffen. Bereits am Sonnabend gegen 7 Uhr abends hauen sich von der Sächsischen Schweiz bis in die Bautzener Pflege schwarze Wolkemnasien auf getürmt, aus denen in ununterbrochener Reihenfolge Blitz auf Mtz zuckte und den dämmernden Horizont in ein Feuermeer hüllte. Gegen 8 Uhr trieb dann ein starker Nordweststurm die Wolkenmafsen auch in den südlichen Test der Lausitz, woselbst das Gewitter in erneuter Heftigkeit zum Ausbruch gelangte. Der Sturm richtete vielfachen Schaden an Bäumen und Dächern an, von ersteren wurden einzelne Exemplare vollständig weggeknickt. An vielen Stellen zündeten die Blitzstrahlen, so in Wohlau bei Löbau die Scheune des Bauers Gampe. Die ganze Nacht hindurch er folgten unausgesetzt heftige elektrische Entladungen, die erst durch die ausgehende Sonne zum Abschluß gelangten. — Die Eröffnungsfeier der Pferderennen zu Chemnitz beschäftigt nicht allein dis Sportkreise im höchsten Maße, sondern auch seitens der einhei mischen Bevölkerung rüstet man von allen Seiten, dieses erstmalige Ereignis gleich von Haus aus zu einem vollkommenen und gelungenen zu gestalten. Zu diesem Zweck hat sich in Chemnitz ein Ehren vorstand gebildet, welcher aus nachstehenden Herren besteht: Oberst und Regt.-Komwand. Spalteholz (Vorsitzender), Oberbürgermeister Dr. Andre (stell- vertr. Vor!.), Stadtrat Max Arnold, Rittmeister d. R. Beyer, Justizrat Dr. Enzmann, Kommerzienrat Gulden, Major von Hake, Bankdirektor Gust. Hart mann, Fabrikbesitzer Matthöe Herfurth, Stadtrat Hösel, Leutnant d. R. William Roeßler, AmtShaupt- mavn Dr. Rumpelt, Stadtrat Voigt, Rittergutsbe sitzer Wilsdorf. Die spezielle Leitung der Rennen wird von der technischen Kommission des Dresdener Rennvereines gehandhabt werden, welche es bereits verstanden hat den Dresdener Rennplatz in so kurzer Zeit zur höchsten Blüte und zu einem der bedeutend sten Deutschlands zu gestalten. Daß dieses Zusam menwirken des einhermischen Vorstandes unter Hinzu ziehung der bewährten Rennleitnng aus Dresden hierbei sich als sehr zweckmäßig bewiesen, davon kann sich schon jetzt jeder überzeugen, der auf die Chem nitzerwiesen bei Furth hinauswandert und staunen muß, was in der kurze» Zeit bereits dort alles ge schehen ist, und bis zum nahe bevorstehendem Beginn der Rennen fertig gestellt wird. Das prachtvolle Geläuf ist bereits abgesteckt und fleißige Hände find beschäftigt, dasselbe nach jeder Richtung ideal zu gestalten. Hierzu mußten Gräben überbrückt, nasse Stellen entwässert und Erhöhungen abgetragen wer den. Dis Tribüne, nach den neuesten Erfahrungen der Technik gestaltet, wird nicht nur 500 feste Logen- und Tribünensitze unter Dach erhalten, sondern im Erdgeschoß des ganzen Verwaltungsapparat und Restaurationen aufnehmen. Wer nicht einen festen Sitz haben will, dem wird auf dem ersten Platz (Sattelplatz) ebenfalls vorzügliche Gelegenheit ge boten, die Rennen in allen ihren interessanten Mo menten genau zu sehen. Die Besucher dieses Platzes haben ebenso wie die der Tribüne sowohl Zutritt zum Totalisator, als zu sämtlichen anderen Plätzen, einschließlich Sattelplatz. Der zweite und dritte Platz (Ring) ermöglicht wiederum allen anderen Besuchern für einen verhältnismäßig geringen Eintrittspreis von ihrem Standpunkte aus die Rennen gut zu sehen. Für das leibliche Wohl auch dieser Besucher wird durch Erfrischungen und Zerstreuungen aller Art peinlichst gesorgt werden, wie es überhaupt beabsich tigt ist, die Rennen zu Chemnitz zu einem Volks feste ersten Ranges zu gestalten. Wenn gutes Wetter nicht ausbleibt, so wird es bei dem hohen Interesse hierfür in Chemnitz sowohl, als in der näheren und weiteren Umgebung an einem Massenbesuch wie in Dresden und Leipzig sicherlich nicht fehlen. Die Lags sdes Rennplatzes in allernächster Nähe der Stadt wird dies vor allem sehr begünstigen, wie die Lieblichkeit der Landschaft das frische Grün der Chemnitzwicsen und die Abgeschlossenheit des Terrains nach außen immer belebt durch eine ungezählte Volks menge, ein echtes Volksfest hsrvorzaubern wird. — Die 5. diesjährige Bezirksausschuß-Sitzung findet am Mittwoch, den 18. Septbr., nachmittags 3 Uhr, im BerhandlunMaale dsr Königlichen Amts hauptmannschaft, Königstraße Nr. 3, in Glauchau statt. — Glauchau, 10. Sept. Eine Kommunion für die Taubstummen aus Glauchau, Meerane, Hohenstein, Lichtenstein rc. wurde am Sonntag vor mittag in der hiesigen St. Georgenkirche durch Herr» Diakouus Weidauer abgehalten. Herr Lehrer Kaiser vom Taubstummen-Institut zu Leipzig hatte dis Kommunikanten, gegen 64, vorher durch eine Andacht im Saale der Herberge zur Heimat auf diesen kirch lichen Akt vorbereitet. Nach Beendigung der Kom munion versammelten sich die Teilnehmer zu einem gemeinsamen Mittagsmahl in der Herberge zur Heimat. — Meran e, 9. Sept. Ein ganz seltenes Vorkommnis in der Vogelwelt, so schreibt dem „Meer. Tgbl." Herr R., hatte ich am gestrigen Bor- mit ag im Garten des Herrn H. M. Frank Ge legenheit zu beobachten. Ich sah da auf einem Birnbaum einen weißen Star, welcher durch weg ein schneeweißes Gefieder hatte, bis auf die Flügelspitzen, welche eine bläulichschwarze Farbe hatten; daß derselbe nicht nur eine besondere Ab art in Bezug auf seine Gefieder war, sondern auch eine außergewöhnliche schöne Singstimme besaß, konnte ich wiederholt hören. Im Fluge wähnte man eine weiße Taube vor sich zu sehen, die Bauart war eine bessere, als bet den übrigen Staren. — Hohenstein, 10. Sept. Erst vor circa acht Tage« berichteten wir von einem Raubanfall und leider heute schon müssen wir wieder zwei der gleichen ähnliche Fälle melden. An einem der letzten Tage abends ist auf der Eisenstraße eine non Lugau kommende Handelsfrau aus Kuhschnappel auf ihrem Heimwege von zwei Strolchen angefallen und ihrer Barschaft beraubt worden. Die Kerls haben auch die Frau durch einen Schuß nicht unerheblich ver wundet. Gestern früh wurde auf dem vom Rudolph- schen Gute in Tirschheim nach der Hohensteiner Chaussee führenden Fußwege ein Mädchen ebenfalls von zwei Wegelagerern angefallen, nach Geld durch sucht und da sie solches nicht bei ihr fanden, wieder entlassen. Hoffentlich gelingt es bald, diese Usbel- thäter zu entdecken, durch welche unsere Gegend be treffs Sicherheit in üblen Ruf kommen könnte.