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Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich HtslbMs-APtiskk Nir Kohudorf, Ködlih, Kcmdorf, Kösdorf, LI Cgidit«, Keinrichsort, Marirmu«. MAsc«. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — 48, Jahrgang. M. 188. F.rnsprechstelle Nr. 7. DvNNerstag, VkA 15. AUgUst MernsprechstMe Nr. 7. 1895. NÜser VlätHschein?'ügli ch lanßer Sonu- Mb Festtags, abend» für den folgenden Lag. Bierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige, -ä Wsttllnngen nehme« auher der Expedition i« Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postaustüten, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werde« die viergespalleW, Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der J«serate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bekasntmsch««-. Zur Feier der 25jähr!gen Wiederkehr des Gedenktages von St. Privat findet hier am Sonntag, den 18. laufenden Monats zwecks Abhaltung eines Gottesdienstes ein Festzug statt. Zur Teilnahme an demselben werden die Bürger und Einwohner von Lich tenstein hierdurch eingsladen mit dem Ersuchen, am erwähnten Sonntag ff»1 Uhr mittags am Rathause sich einzufinden und wegen der Einordnung in den Zug wie auch sonst den Weisungen der Zugsordner, der Herren Robert Otto und Otto Herma«« Koch nachzugehen. Die am Zuge sich nicht beteiligenden Kirchgemeindeglieder können erst nach dem Eintritt des Zuges in die Kirche daselbst Zutritt nehmen. Nach Beendigung des Gottesdienstes bewegt sich der Zug nach dem Hotel zum goldnen Helm, woselbst ein 3 Uhr nachmittags beginnendes Festmahl ver anstaltet wird. Wer an letzterem teilzunehmen beabsichtigt, wird gebeten, seinen Namen bis längstens Freitag, den 16. lausenden Monats, 3 Uhr nachmittags in die zu diesem Zweck im genannten Hotel ausliegerde Lifte einzuzeichnen. Von fls6 Uhr nachmittags bis 8 Uhr abends findet im Helmgarten Frei- concert statt, an welches sich ein allgemeiner Kommers im Saale des mehrer wähnten Hotels unmittelbar anschließt. Wir dürfen wohl erwarten, daß die hiesige Einwohnerschaft den Tag durch reichen Flaggenschmuck auszeichnen wird. Für den vorbezeichneten Festzug ist durch das Los die nachstehend ange gebene Reihenfolge bestimmt worden: 1. der Kriegerverein, 2. das Lehrerkollegium und der Schulausschuß, 3. die Geistlichkeit und der Kirchenvorstand, 4. die Mitglieder der Kaiserlichen und Königlichen Behörden, 5. das Rats- und Stadtverordneten-Kollegium, 6. die Krieger, 7. der Militärverein, 8. die sich am Zuge beteiligenden Mitglieder der Kirchgemeinde, 9. das Schützenkorps, 10. der Turnverein, 11. die Feuerwehr. Lichtenstein, den 13. August 1895. Der Stadtrat. Lange. LageS^efchLchre. »— Lichtenstein, 14. Aug. Alle Krieger, und zwar diejenigen Einwohner hiesiger Stadt, welche bei einem der Feldzüge von 1849, 1864, 1866 und 1870/71 beteiligt gewesen, sind bei dem am Sonn tag nachmittag im Hotel zum goldnen Helm statt findenden Festessen Ehrengäste der Stadt, ohne Unter schied, ob sie dem hiesigen Militär- bezw. Krieger verein angehören oder nicht. *— Eine nur mittelst Kautschukstempels voll zogene Quittung hat nach einer Reichsgerichts entscheidung keine rechtsgiltige Beweiskraft. Zur Giltigkeit ist unbedingt die Namensunterschrift des Ausstellers nötig, ebenso sollte auch das Datum nicht fehlen. *— Im Eichenschmuck, das soll für diesen Sommer die Parole sein. Wie bekannt, werden zur Erinnerung an den Nationalkrieg die deutschen Fahnen und Geschütze bei feierlichen Gelegenheiten mit Eichen laub geschmückt, einfach, aber sinnvoll! Kann man nicht denselben Schmuck für das junge Deutschland nehmen, wenn es diesmal den Sedantag feiert? Ueberall haben Gemeinden und zahlreiche Privat personen eine außerordentliche Aufwendung zur wür digen Feier des Sedantages bewilligt, aber an einen hübschen Schmuck für die Jugend, der an diesem Tage Deutschlands Glorie besonders vor Augen ge führt werden soll, daran ist selten gedacht. Und es giebt ganz gewiß für die Knaben keinen sinnvolleren Schmuck, als einen Eichenkranz oder einen Eichen strauß an Mütze oder Hut. Deutsche Kraft und deutsche Zähigkeit bedeutet die Eiche, und Beides mag nur keinem deutschen Geschlecht fehlen, ein jedes wird es zu allen Zeiten brauchen können und immer da mit obsiege». Die Sedanfeier, die diesmal auf einen Montag fällt, wird sicher eine erweiterte Aus dehnung gegen früher annehmen, es wird zum Min desten noch der Sonntag abend mit hineinbezogen werden. An Trubel wird also kein Mangel sein, aber wir haben auch darauf zu achten, daß der in nere Gehalt gegen früher nicht abgeschwächt wird, hierauf muß gerade ein Hauptgewicht gelegt werde», und da thut auch ein gemeinsamer sinniger Schmuck viel. Und natürlich dürfen auch die Mädchen nicht zu kurz kommen. Ein Eichenkranz ohne Blumen schmuck wird einem jungen Lockenkopf nicht immer zu Gesicht stehen, Blumen müssen da hinein, aber eine grüne Eichenschärpe um den Leib, die ziert. An fleißigen kleinen Händen, welche das leichte Band fertig stellen, wird es ja nirgendwo fehlen. (Nachdruck verboten.) — Eine wettere Fahrpreisermäßigung für Veteranen aus dem Feldzuge 1870/71 und sonstige ehemalige Angehörige deutscher Truppenteile läßt die Generaldirektion der König!. Sächs. Staats- eisenbahnen eintreten und zwar insofern, als für alle militärischen Festlichkeiten, die am 18. d. Mts. i» sächsischen Garnisonvrten stattfinden, in der Zeit vom 17. bis einschließlich 19. August diese Fahrpreiser mäßigung in Kraft tritt. Ferner wird denjenigen Veteranen des letzten Felhzuges, die an der von den Veteranen der Lausitz am 18. und 19. August in Zittau geplanten Gedenkfeier teilnehmen wollen, die Reise zum Festorte und zurück während der Tage vom 17. bis einschließlich den 20. d. M. ebenfalls in dritter Wagenklasse aller Züge auf Militärfahr- karteu gestattet, dafern sie das Besitzzeugnis der Kriegsdenkmünze für Kombattanten und Nichtkom- battanten vorweissn können. Die gleiche Vergünsti gung wird den Veteranen aus dem Feldzuge 1870/71 gewährt, die an den Vereinigungen ehemaliger Gre nadiere sich beteilige», und zwar vom 17. bis ein schließlich 19. August für die Zusammenkunft in Frei berg und vom 17. bis einschließlich 19. August für diejenige in Zwickau. — Die ältesten Mitkämpfer im Kriege von 1870. Die „Gartenlaube" erwarb sich im Jahre 1883 das Verdienst, Nachforschungen anzustellen nach den älte sten Teilnehmern am Kriege von 1870. Sie kam zu folgenden Resultaten. Der älteste war Johannes Knöller, geboren am 3. Februar 1809 zu Höfen im Oberamte Neuenburg. Er machte den Feldzug im 6. Jnfanterie-Regimente Nr. 124 als Regiments büchsenmacher mit, feierte in Coulomiers seinen 62. Geburtstag und nahm erst 1881 seinen Abschied, nachdem er vom 21. Jahre an gedient hatte. Am 9. März 1812 war geboren Joseph Friedrich Stucke aus Haßbach im Oberamte Herrenberg. Er war während des Feldzuges (Profoß mit Feldwebelrang) im 3. württembergischen Infanterieregimente Nr. 121, in dem er vom 12. April 1833 bis zum 30. Sept. 1871 diente. Fritz Orlin, geboren am 24. Dezbr. 1812 in Delitzsch, wurde Musikmeister beim Grena dierregiment „König Friedrich Wilhelm IV." (dem 1. Pommerschen) Nr. 2 in Stettin und gewann im Kriege 1870 außer anderen Auszeichnungen das Eiserne Kreuz. Als Wachtmeister der 2. Eskadron des preußischen Garde-Husaren-Regiments zog in den Kampf der am 28. Mai 1813 geborene Dettloff, der am 18. August 1882^gestorben ist. Ebenfalls Pro foß war während des Feldzuges I. Heller, geboren am 30. November 1813. Nicht viel jünger war Fer dinand Roggisz (geboren am 15. Januar 1814), der, seit 1839 als Ulanenunteroffizier zur Reserve ent lassen, 1870 sich freiwillig meldete und als Sergeant bei der 4. Eskadron des 2. Reserve-Husaren-Regi- ments (Merseburg) alle Strapazen des Krieges mit machte. Der Stabstrompeter des 6, bahr. Chevaux- leger-Regiments (Bayreuth), geboren am 1. Novbr. 1815 (auch berühmt als Trompeter von Bronzell nebst seinem Schimmel), hielt kerngesund bis zum letzten Tage des Krieges aus. Heinrich Lüttgen, geboren in Bonn an 5. Juni 1819, focht als Wacht- meister im reinischen Ulanen-Regiment Nr. 7 tapfer . mit, erhielt, als seine Gattin am 1. Jan. 1871 ge storben war, Urlaub, war aber zehn Tage darauf bereits wieder beim Regiment. Er ist gestorben am 27. Juli 1886 in Metz. Ferdinand Wiest, Feld webel der 5. Komp, des 5. badischen Jnf.-Regts. Nr. 113, war 1870 Oberlazarettgehilfe bei seinem Regiment und erwarb sich im schweren und ver antwortungsvollen Dienste das Eiserne Kreuz. Er war geboren am 12. Okt. 1819. Endlich sind zu erwähne» drei im Jahre 1821 geborene Kombattan ten von 1870/71: Friedrich Wilhelm Alexander Borghord in Löderburg bei Staßfurt, Wachtmeister Dürr in Ludwigsburg (Württemberg) und Vizefeld webel Divisionsküster der 31. Division in Mühl hausen (Elsaß) August Friedrich Wilhelm Rcplin. Sie alle schlafen jetzt wohl längst den ewigen Schlaf! Friede der Asche dieser ältesten Krieger von 1870! — Eins der vorzüglichsten Einnahmequellen unseres Staates sind nächst den Eisenbahnen unsere Staatswaldungen. Sie umfaßten im Jahre 1893 175382 du. Von der ungeheuren Ausdehnung dieser Fläche kann Mas sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt, daß z. B. die Chemnitzer städtischen Waldungen, der Zeisig-, Küch- und Crimmitschauer Wald zusammen nur 365 llu umfassen. Der Rein ertrag der Staatswaldungen betrug im Jahre 1893 im Ganzen 6927257 Mk. 87 Pf., sodaß also auf ein Hektar der Gesamtfläche 39 M. 56 Pf. entfallen. Etwa 38 Proz. der Einnahme gingen für Forstver- besserungs-, Betriebs- und Verwaltusgskosten auf. Außer den Staatsforsten gehören zum Jmmobilien- besitz des Staates auch noch die sogenannten Kam mergüter, die, ehedem viel zahlreicher und umfäng licher, jetzt noch ein Areal von 3057 du 93,4 ur mit 114193 Steuereinheiten umfassen. Das Ge samteinkommen von denselben belief sich im Jahre 1893 nach Abzug sämtlicher Baukosten, Abgaben und des sonstigen Aufwandes auf 219042 M. 13 Pf., woraus sich für einen Hektar ein durchschnittlicher Er trag von 71 M. 63 Pf., und für die Steuereinheit ein solcher von 1 M. 91,8 Pf. ergiebt. An Wein berger. befinden sich im Staatsbesitz noch 50 llu 87,8 ar. Dieselben ergaben aber im Jahre 1893 keinen Reinertrag, sondern forderten wegen zeitweiliger Er schöpfung der zum Verkauf zu bringenden Weinvor räte und infolge erhöhten Aufwandes, welchen die zur Steigerung der Ertragsfähigkeit eingeführte in tensivere Bewirtschaftung verursachte, sogar noch einen Zuschuß von 22242 M. 24 Pf. — Die sächsischen Divisions-Manöver werden gegen Ende dieses Monats zwischen Nossen, Wils druff und Dresden abgehalten. Auf den alten Schlachtfeldern Kesselsdorf, auf denen am 15. Dez. 1745 die Preußen unter Leopold von Dessau einen Sieg über die Sachsen unter Rutowskl erstritten, soll diese Schlacht markiert werde». Vom 25. Aug. ab werden die Ortschaften zwischen Dresden und Wilsdruff mit Militär belegt.