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einen Meter durchgeschlagen werben mußte. Nach dem das Gewölbe, 1Ve 4m groß, gänzlich beseitigt worden, wurde ein ziemlich niedriger Wasserstollen, in Felsen glatt gearbeitet, sichtbar, welcher, hier mehr zu Tage kommend und, infolge des Ausspürens deS Felsens nicht mehr weiter geführt, in der Richtung nach dem sogenannten Weißbachthal tiefer streicht. Abgesehen von etwas Feuchtigkeit auf der Grund sohle hat man von viel Wasser im Stollen gar nichts bemerkt, ebenso wenig ließ sich trotz sorgfäl tiger Untersuchung, soweit dieselbe wegen der herein- brechenden Erbmassen eben möglich war, von einem mächtigen, eisernen Thore etwas entdecken. Was nun die Entstehung des Wasserstollens betrifft, so rührt derselbe offenbar von dem früher hier schwung haft betriebenen Eisensteinbau her. Nach Meyw's Chronik der Stadt Schneeberg gab es im Jahre 1682 in der Nähe Handshübel's 12 Eisenstein zechen, sämtliche belegt und bauhaft, infolge dessen auch der dortige Pfarrer früher zu Fastnacht und Maria Magdalena (den 22. Juli) — wie dies noch heute am letztgenannten Tage in Schneeberg und Freiberg geschieht — gegen eine Entschädigung von 2 M. eine Bergpredigt zu halten hatte. Heutzutage findet der Berggottesdienst nur noch zu Fastnächten in hiesiger Kirche statt. Die Auffindung eines Berg stollens in nächster Nähe des Ortes war als Beleg für das früher betriebene Bergbauen insofern inte ressant, als Hundshübel, abgesehen von seinem Berg- wappen, ähnlich dem von Neustädtel, und vielen Schürfstollen oder Seifen in den Wäldern, nichts mehr davon oufzuweisen hat". — Schandau, 11. Aug. Eine größere An- zahl Gebirgsvereinsmitalieder der Sektion Dresden unternahm heute einen Ausflug in hiesiger Gegend. Zunächst wurde von Schmilka aus dem nahegelege nen „Rauscheostein", einem isoliert stehenden Felsen, ein Besuch abgestattet. Der Aufstieg war sehr be schwerlich und mußte teilweise unter Zuhilfenahme von Leitern bewerkstelligt werden. Weiter wanderte man der „Heiligen Stiege" zu, die bekanntlich als Aufstieg zum Schrammsteingebiet benutzt wird. Ja kurzer Zeit erreichte man den ReitsLeig, von dem links das „Vordere Raubschloß" liegt, das als zweites Ziel der Wanderung in Aussicht genommen war. Born vorderen Raubschloffe wurde sodann das Wald- gebiet beim Kuhstall aufgesucht und des weiteren der große Winterberg bestiegen. Nach längerem Auf enthalt auf letzteren Bergen wurde der Abstieg nach Herrnskcetschen unternommen. — Ueber die Lage des Handwerks sprach sich am Sonntag bei Eröffnung des 14. deutschen Drechslertages in Meißen Herr Overregierungs- rat vr. Hörnig aus Dresden aus. Derselbe be tonte in feiner Ansprache, daß die Zeit für das Handwerk allerdings keine gute sei und es fast scheinen möchte, als ob das alte Sprichwort „Handwerk hat einen goldenen Boden" nicht mehr seine alte Geltung habe. Ec glaube jedoch, daß es doch noch seine Be deutung habe, weil das Handwerk seinen goldenen Boden nicht verlieren kann und wird, wenn es wie bisher an Religion und guter Sitte, an der Liebe und Treue zu Fürst und Vaterland festholte, den Bestrebungen der Umsturzparteien entgegentrete und eine feste Säule der Schule, der Kirche und des Staates bilde. Wenn heule die Früchte des Hand werks nicht mehr so goldene genannt werden können wie einst, so dürfe sich doch das Handwerk nicht entmutigen lassen; die Verhandlungen der Berliner Konferenz lassen doch noch einen Hoffnungsschimmer aufkommen, der wie ein goldener Sonnenstrahl aus düsterem Gewölk auf das Handwerk herunterschim- mern wird. In diesem Vertrauen wöge der deutsche Drechslertag in seine Verhandlungen emtreten, welche „Werden Sie zu den Festlichkeiten nach der Residenz reisen?" Mit diesen Worten trat sie zur Thür herein, „ich werde auch dort sein, allerdings gegen meines Mannes Willen, aber ich setze es eben durch." „Mama hat mich allerdings eingeladen, aber ich bin eben im Begriff, abzuschretben." „Abzuschreiben? aber warum? versagt Ihnen der Herr Gemahl das harmlose Vergnügen, nachdem er Sie bereits eine Zeil lang zu völliger Zurückge zogenheit verurteilte, bis dieser gefährlicher Prinz beseitigt sei? Nun, er ist gestern abgereist und trug mir noch herzliche Grüße an seine schöne Freundin auf, deren gänzliche Abwesenheit er schon herzlich beklagte. Nun also, ich hoffe bestimmt, mit Ihnen zu reisen." „Ich weiß doch nicht, ehe mein Mann zurück gekehrt ist, kann ich keine Bestimmungen treffen". „Aber einstweilen die nötigen Vorbereitungen, um alsdann ungehindert reisen zu können". Sie be endete ihren Besuch, aber ihre Vorschläge fielen nur auf zu guten Boden. Melitta fand, daß sis sehr recht habe, sie gönnte sich selbst eine Abwechslung und traf ihre Vorbereitungen zur Reise. Ihres Mannes Rückkehr stand in Aussicht, und sie begann ihre Koffer zu packen. So eifrig war sie in ihre Beschäftigung vertieft, daß sie seinen Eintritt voll ständig überhörte, und erst auf seine erstaunte Frage: „Melitta, was hast Du vor?" blickte sie erschrocken auf. Ihr Herz klopfte heftig, sie muß sich zu ruhigem Sprechen zwingen, als sie antwortete: „Mama lud mich ein, sie auf einige Tage zu besuchen". der alte gute frische Handwerkergeist durchwehen möge, ohne sich von dem Unmöglichen und Unerreich baren leiten zu lassen, dann werden die Beratungen auch gute Erfolge zeitigen, nicht nur zum Segen des Drechslerhandwerks an sich, sondern auch zum Segen des Handwerks im allgemeinen. 8 Kriegserinnerungen. Aus Schleiz wird be richtet: Bei dem Todesritt des 1. Gardedragoner- Regiments in der Schlacht bei Mars la Tour am 16. Aug. ist auch ein Mitglied unseres Fürstenhauses Prinz Heinrich XVII. Reuß j. L. auf dem Felde der Ehre geblieben. Der Prinz, Rittmeister des genann ten Regiments, fiel nachmittags nach 6 Uhr vor der Front, als er seine Schwadron gegen die etwa 5000 Mann starke feindliche Infanterie zur Attacke führte. Mit ihm fiel der Regimentskommandeur Oberst von Auerswald, sowie die übrigen Rittmeister der beiden anderen Schwadronen, die Grafen v. Wesdohlen und Westarp und beinahe sämtliche Offiziere. König Wilhelm war beim Anblick des kleinen Restes des Regiments so tief bewegt, daß ihm die Stimme ver sagte. Er ließ dann dem Regiment sagen: „Weder er, noch das Vaterland würden den Dank vergessen, welchen das brave Regiment sich in dieser Schlacht für alle Zeiten erworben habe". — Ein Schleizer ehemaliger Krieger, der soeben von den Schlacht feldern hierher zurückgekehrt ist, hat auch das Grab des Prinzen Reuß zu Mars la Tour ausgesucht. Ein schönes Denkmal bezeichnet dort seine Ruhestätte. Z Berlin, 11. Aug. Ja dem benachbarten Städtchen Mesenthal hat der Liebesroman eines 15jährigen Backfisches großes Aufsehen erregt. Auf dem Biesenthaler Marktplatz Produzierte sich die Kunstreiter-Gesellschaft Herlitz, deren Verbände ein junger Clown angehörte, der sich durch seine Saltv- mortales in das Herz jener Fünfzehnjährigen hinein- voltigiertc. Der verliebte Backfisch, dessen Eltern sich im Bade befanden, quartierte seinen Clown in der „besten Stube" der elterlichen Wohnung ein und pflegte ihn auf das Allerbeste. Letzthin reiste die Gesellschaft ab, und seit dieser Zeit ist auch das Bürgertöchterlein verschwunden. In einem an die Eltern gerichteten Briefe erklärt sis, daß sie ohne ihren geliebten Clown nicht leben könne und die Absicht habe, nicht wieder zurückzukehren. Die tele graphisch zurückgeholtcn Eltern haben mit Hufe der Polizeibehörde Nachforschungen zur Ermittelung der Flüchtigen veranlaßt, bis jetzt jedoch ohne Erfolg, da der Clown seinem Direktor auch durchgebrannt und wahrscheinlich mit seiner Geliebten nach Berlin abgedampft ist. 8 Zur Handwrrkerfrags schreibt die „Boss. Ztg.": Die Gewerbeordnung, welche uns 1869 die Gewerbe freiheit brachte, ließ bei uns die Innungen fortbe stehen, nicht als privilegierte Körperschaften, sondern als freie Vereinigungen, die sich nur des einzigen Vor zuges erfreuten, daß ihnen die Erlangung oder Bei behaltung der Rechte einer juristischen Person er leichtert war. Sie konnten Grundbesitz erwerben und konnten vor Gericht als Prozeßpartet auftreten; das war alles. Sie konnten aber nicht hindern, daß außerhalb der Innung stehende Handwerker dieselben Rechte und Freiheiten hatten, wie die Jnnungsmeister. Solche Innungen können nützliche Einrichtungen sein; sis sind nützlich, wenn sis nützliches leisten. Sie leisten nützliches, wenn sie Fachschulen, Arbeiternachweise, solide Herbergen und ähnliche und nützliche Einrich tungen ins Leben rufen oder erhalten; sie leisten auch nützliches, wenn sie den Gemeingeist und die Standesehre Pflegen. Wenn sie nichts von alledem thun, sind sie unnütz; sie können schädlich werden, wenn sie ihre Mitglieder zu thörichten Geldausgaben verleiten und ihre' Mittel zu Schmausen ausgeben. Die Forderung nach obligatorischen Jnnungkverbän- „Und Du willst jetzt verreisen, nachdem ich so eben erst zurückkshre". „Du hast mich mehrere Wochen allein gelassen und mir gönnst Du nicht den kurzen Ausflug von wenigen Tagen. „Melitta, ich bitte Dich, bleibe jetzt zu Haus; um Dich nicht zu betrüben verhehlte ich es Dir bis jetzt, daß eine sehr ernste Veranlassung mich zu dieser Reise zwang. Schwere Sorgen belasten den Vater und mich, es gilt, trotz großer Verluste, das Geschäft in der Höhe zu erhalten, aber wir werden alle Kräfte einsetzen müssen, wenn es gelingen soll". Melitta blickte ihren Mann erschrocken an, bei nah unglaublich erschien ihr, was er sagte, aber sein bleiches, übermüdetes Aussehen bestätigte nur zu sehr seine Worte. „Ich ahnte nicht, daß Du mit Sorgen zu kämpfen hast", entgegnete Melitta, „ich glaubte, wir lebten in gesicherten Verhältnissen". „Sie waren gesichert bisher, und werden es mit Gottes Hilfe wieder werden, es giebt im kaufmän nischen Leben Krisen, welche oft ungeahnt Herein brechen ; ihnen gilt es mit klarem Kopfe zu begegnen und alle Kräfte einzusetzen, um wieder in sicheres Fahrwasser zu gelangen. Nicht wahr, Melitta, Du bleibst bet mir, wir tragen vereint die böse Zeit, wie wir uns am Altar geschworen haben?" Sie entgegnete nichts, aber sie reichte ihm die Hand, und er schloß sie fest in seine Arme. „Wo ist unser lieber Junge, ich sehne mich, ihn zu begrüßen", sagte er. „Das Mädchen trägt ihn spazreren". „Heute in der rauhen, scharfen Luft ist das den, sowie dem Befähigungsnachweise geht, wie die „Voss. Ztg." zum Schluffe ihrer Ausführungen her vorhebt, nur von einer geringen Minderheit der Handwerker aus. Außer allen denjenigen Handwerkern, die zur Zeit keiner Innung angehören und keine Meisterprüfung abgelegt haben, wollen auch sehr viele von den Mitgliedern in zünftlerischem Sinne wirkender Innungen, nichts von dem Jnnungszwang und dem Befähigungsnachweis wissen. ß Nach zehnstündiger Verhandlung über das Unglück der „Elbe" erfolgte der Spruch des See amt« in Bremerhaven. Die Schuld an dem Zusammenstoß der „Crathie" und „Elbe" trifft den Steuermann Craigh von der „Crathie", welcher in der Zeit vor demselben in frivoler Weise seinen Posten auf der Brücke verließ und sich mit dem Ausguck mann in der Kombüse aufhielt. Dem wachthabenden Offizier auf der „Elbe" ist jedoch nicht der Vorwurf zu ersparen, daß er bei der drohenden Gefahr durch rechtzeitiges Rndermanöver oder ein Signal auf der Dampfpfeife nicht versucht hat, der „Crathie" aus dem Weg za gehen, oder die Aufmerksamkeit der Be satzung auf sich zu lenken. Die nach dem Zusammen stoß vom Kapitän v. Gössel avgeordneten und von Offizieren und Mannschaften der „Elbe" ausgeführ ten Rettangkmaßregeln verdienen Anerkennung. Daß die „Elbe" in so kurzer Zeit gesunken ist und 332 Menschen den Tos gefunden, ist nicht auf die Mängel in der Bauart, Beschaffenheit und Ausrüstung, Be ladung oder Bemannung des Schiffes, sondern ledig- liche Beschädigung zurückzuführen, welche auch das Quer-Scholt 6 in Mitleidenschaft gezogen haben wird, sodaß sich gleichzeitig 2 Abteilungen mit Wasser ge füllt haben. Als wünschenswert muß bezeichnet werden, daß auf den großen transatlantischen Passa- gierschiffen regelmäßig Bootsmanöver abgehalten und Bootsrollen der Mannschaft sicherer als bisher mit geteilt werden. Gegen die Sch ffileitung der „Crathie" rst au« den unterlassenen Rettungsversuchen bei der so schnell versinkenden „Elbe" ein Tadel nicht zu er heben, da sie selbst eine so schwere Beschädigung er halten hatte, daß die Befürchtung ihres eigenen Unter ganges gerechtfertigt war. Das Verhalten der Mannschaft der „Elbe" in dem Boot sei lobend an zuerkennen, die Aufnahme der Sch ffbrüchigen durch „Wildflower" verdiene höchstes Lob. 8 Hannover, 10. Aug. In den einer englischen Gesellschaft gehörigen Asphaltgruben bei dem Dorfe Ahlem im hannoverischen Kreise Linden wurden durch herabstürzende Erdmassen drei Arbeiter verschüttet, von denen einer tot, einer schwer verwundet und der dritte leichter verletzt hervorgezogen wurden. Im Jahre 1881 fanden an derselben Stelle fünf Arbeiter ihren Tod. Z Breslau, 12. Aug. In Friedland (Ober schlesien) wurde ein neunzehnjähriger junger Mann, Namens Kuban, welcher eine auf dem Schießplätze gefundene Granate entleeren wollte, beim Explodieren derselben in Stücke gerissen. 8 Angesichts der Ehrentage, welche j-tzt die ein zelnen Truppenteile zur Erinnerung an die auf dem französischen Schlachtfeld errungenen Siege feiern, dürfte es von Interesse sein, die Regimenter zu er fahren, deren Chef gegenwärtig der Kaiser ist. Es sind deren allein in der deutschen Armee 11, nämlich: das 1. Garderegiment z. F.; das 2, bad. Genadier regiment Kaiser Wilhelm 1.; das Jnf.-Regiment Kaiser Wilhelm (2. großh. hessisches); das Königs- Infanterieregiment Nr. 145; das Regiment der Garde du Corps; das Leib-Garde-Husarenregiment; das Königs-Ulanenregiment (1. hanov.); das 1. Garde-Feldartillerieregiment; das bay-r. 1.Ulanen regiment Kaiser Wilhelm II.; das sächf. Grenadier regiment „Kaiser Wllhelm, König von Preußen" und endlich das württemb. Jnf.-Regiment „Kaiser Wil helm, König (von Preußen". Zu diesen deutschen Kind im Freien; ich bitte Dich, laß es hereinholen! Und wie gebt es der Mutter? Sie fühlte sich nach den letzten Nachrichten nicht wohl". „Ich weiß nicht — es war mir wirklich nicht möglich — gewiß, ich nahm mir vor, mich nach ihrem Befinden zu erkundigen". „Aber Dein Putz nahm Dich so vollauf in An spruch, dc.ß Du darüber die Sorge für Dein Kind, die Teilnahme für die kranke Mutter vergaßest; so will ich wenigstens beide begrüßen". Er verließ das Zimmer. Melitta blieb nachdenklich allein. Die Mit teilungen ihres Mannes legten sich schwer auf ihr Herz. Mit Schrecken dachte sie an die Möglichkeit einer Zukunft voll Entbehrungen; oder malte er viel leicht m den düstersten Farben, um ihr die Reise zu verleiden, und freute sich dann, wenn es ihm ge lungen, sie an das Haus zu fesseln? Ihr Entschluß, dazubletben, ward wankend. Heute wollte sie auf keinen Fall mehr fahren, vielleicht morgen früh. Sie eilte auf den Bahnhof, um Frau von Heimberg diesen Bescheid an ihre Mutter mitzugeben. Nach Hause zurückgekehrt, steht sie einen Augenblick still, und blickt durch das Komptoirfenster, dessen grüner Vorhang sich etwas verschoben hat. Ihr Mann sitzt am Pulte, einen wehmütigen Zag in dem blassen Gesicht. Mitleidig blickt er hinüber zu dem Vater, welcher in wenig Tagen um Jahre gealtert erscheint. Auch die bewährten Gehilfen arbeiten zur späten Abendstunde noch emsig; sie alle möchten mithelfen, das alte bewährte Handelshaus aufs neue fest zu stützen. (Fortsetzung folgt.)