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Wochen- und RnchrWWM zugleich GtMfts-AWWr flr HohÄnf, Ködlitz, Kermdorf, Msdorf, StEMen, Heinrichsort, Marienm«. Mülft». Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. 48. IaHrgLNg. — M. 187. 8-ernfprechstelle Rr. 7. MlLtWvch^ NM 14. MgUst F.rnsprechstelle Nr. 7. 1895. Mrse« Blatt erscheint täglich (außer Sons« Md festtags) abends für den folgenden Tag. MerteljLhrttcher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. °-^ .Zustellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaisers. Postanstalten, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteM Korpuszeile oder deren Naum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der Inserate täglich dis spärestens vormittag 10 Uhr. TKMsMscNchtsi. * — Lichtenstein, 13. Aug. Beim dies jährigen Schützenfeste, welches gestern seinen Abschluß fand, ward Herrn Schlossermeister Emil Vogel hier die Königswürds zu teil. * — Mit gestern hat der Unterricht in der hie sigen Bürgerschule nach den großen Ferien wieder begonnen. — Die am 1. Oktober d. I. fälligen Brand- Versicherungs-Beiträge bei der Gebäudeversicherungs- Abteilung werden nur in Höhe von einem Pfennig von der Beitragseinheit zur Erhebung gelangen. * — Mülsen St. Jacob, 9. Aug. Ein erfreulicher Beweis der Ehrlichkeit zeigte sich gestern darin, daß ein zehnjähriger Knabe armer Eltern im Gemeindeamt erschien und einen Beutel mit über 50 Mark Geld-Inhalt überlieferte, welchen er auf der Chaussee von hier nach Lichtenstein, oberhalb des Postgebäudes gefunden hatte. — Eine Erinnerung an „Unsern Fritz." In diesen Tagen der Erinnerung an die ruhmvollen Thaten von Wei ßenburg und Wörth, in denen uns die Heldengestalt des Kronprinzen, nachmaligen Kaisers Friedrich lebhafte' als sonst wieder vor Augen tritt, sei hier über einen noch nicht veröffentlichten, für das Wesen des Kronprinzen charaki risti- schen Zug kurz berichtet. Es war im September 18' die Kaiserparade bei Roßbach, die Kaiser Wilhelm I. über das vierte Korps abgehalten hatte, war glänzend verlaufen und nunmehr focht unter des obersten Feldherrn Augen die siebente gegen die achte Division. Totmiide marschierte das 96. Re giment nach Abbruch eines Manövers in den Nachmittags stunden den fernen Quartieren zu. Da ertönte plötzlich hinten das Kommando „Rechts heran!" Eine starke Staubwolke näherte sich. Es war der Kaiser mit seiner Umgebung. Voran ritt im schlanken Trabe der Kronprinz, in hohen Reitstiefeln, die Feldmütze auf dem Haupte, munter aus ^insr kurzen Pfeife rauchend. Brausender Jubel empfing ihn. Aber plötz lich — es war gerade in der Höhe der 6. Kompagnie, bei der der Schreiber dieses damals stand, winkte er uns mit der Pfeife ab und rief uns zu: „Laßt's, Kinder! Nicht mir! Aber dort hinten kommt mein Vater, dem jubelt zu!" Se kundenlange Pause — dann aber brach ein jauchzendes Hurra los, bis „Unser Fritz" unsern Augen entschwand und wir in grenzenloser Begeisterung dem geliebten Heldenkaiser, als er in seinem Wagen an unsern Reihen entlang fuhr und seine gütigen Augen auf uns ruhen ließ, zujubeln durften. ES war das letzte Mal, daß es mir vergönnt war, Friedrich Wilhelm zu schauen, aber unvergeßlich steht mir das Bild vor Augen, wie er damals, an unsern Reihen entlang reitend, bescheiden unfern ihm geltenden Jubel zurückwies und uns auf den nahenden greisen Vater aufmerksam machte. — Auf dec Reise nach den Schlachtfeldern. Ein Glauchauer, der anno 1870/71 „auch mit dabei gewesen ist" und der vor einigen Tagen mit zur Besichtigung der Schlachtfelder hinausfuhr, schreibt aus Rüdesheim: „Auf meiner Reise nach den Schlacht feldern Sam ich heute nach Mainz. Verwundert sah ich das lebendige Treiben und fragte, was hier los sei? Da sah ich das Militär ansrücken und Hun derts von Veteranen mir dem Zuge ankommen. Mir wurde der Bescheid: das 80. Regiment begehe erst heute die Erinnerungsfeier an die Schlacht bei Wörth. Früh um 9 Utzr wurde große Parade abgehalten. Um 12 Uhr fuhr das ganze Regiment auf drei Dampfern nach Rüdesheim. Wir hatten das Glück, mitgenommen zu werden und fuhren unter Musik begleitung den schönen Rhein entlang mit hierher. Das Regiment marschierte nach dem Denkmal. Die Veteranen zogen es vor mit der Zahnradbahn zu fahren. Nach genommener Aufstellung spielte die Musik am Denkmal den Choral „Lobe den Herren, meine Seele"; dann hielt Herr Divistonsprediger Runge, mit dem Gesicht nach Frankreich gewendet, eine Rede, so markig und zu Herzen gehend, daß kein Soldatenauge trocken blieb. Dann sprach Herr Oberst von Weiße zu den Soldaten und ermahnte sie, fest und treu zu Fürst und Vaterland zu stehen. Dabei wies er auf die Veteranen, sowie auf die zer schossenen und zerfetzten Fahnen hin. Er schloß mit einem Hurrah auf Kaiser und Reich. Dann ging es nach dem eine Halbs Stunde entfernten Jagd schloß, wo alle gespeist und mit Wein und Bier trak tiert wurden. Natürlich fehlte auch das Concert nicht. Die Sonne meinte es recht gut! Abends fuhren wir wieder nach Mainz zurück. Als dis Dampfer vor dem Denkmal vorbeifuhren, war das letztere, ebenso dis Weinberge, mit Buntfeuer er leuchtet. Diesem großartigen Eindruck gegenüber stimmte Alles in ein Hurrah begeistert ein. Von hier reisen wir nach Saarbrücken!" — Plauen, 12. Aug. Heute ist vom Stadt- rate ein Lorbeerkranz mit Schleife in den Stadt farben und der Inschrift: „Die Stadt Plauen- Vogtland ihren für bas Vaterland gefallenen Söh nen" an den Vorstand der Vereinigung für Schmück ung und Erhaltung der Kriegergräber und Denk mäler bei Metz in Metz abgesandt worden, um die sen Kranz bei der Gedenkfeier am 18. August an dem Denkmal des 12. königl. sächs. Armeekorps ntederzulegen. — Plauen, 12. Aug. Der Leipziger Son derzug, der die sächsischen „105er" auf Vie Schlacht felder in den Reichslanden führte, traf am Sonntag abend ^8 Uhr auf dem oberen Bahnhofe ein und wurde hier von einer großen Menschenmenge, die sich auf dem Bahnsteig eingefunden harte, begrüßt. Ueber den Empfang schreibt ein „alter Krieger" recht drastisch: So was von Menschen — großartig; Halb Plauen war auf den Beinen. Ich natürlich auch. Hitze, Durst, Unmöglichkeit, Biere zu erlan gen. So ging's schon stundenlang vorher; kein Apfel konnte zur Erve. Ich durstiger Unglückswurm wurde geschupft, gerupft, gestoßen, getreten. Endlich, end lich kam der Zug. ' Eine große weiße Scheibe mit der Aufschrift „105" zierte die Lokomotive, mit Fähn chen und Guirlanden waren die Wagen geschmückt. Alles wie anno 1870, nur ein wenig nobler sahen die Wagen aus. Damals saß ich drin, heul' mutz ich mich draußen quetschen lassen. Dafür aber hab ich mir wahrer Begeisterung „Hurrah" gerufen, daß dis Umstehenden nicht umhin konnten, meine Lungen kraft zu bewundern. Tüchsrschwenken, Hüte in die Höhe! Einige Beneidenswerte erhoben sogar halb gefüllte Biergläser. Die Musik intonierte einen Marsch, dann die „Wacht am Rhein". Famos! Mitgesungen haben wir alle. Große Begeisterung. Dann ging's wieder fort, das heißt nur der Zug, ich mußte leider am Platze ausharren und konnte nur sehnsüchtig den Abreisenden nachschausn. Min destens 800 waren es, davon auch eine Anzahl aus Plauen. „Deutschland, Deutschland über alles", Hurrahrufen, Tücherschwenken, ganz wie 1870; so blieb es, bis der letzte Wagen unseren Blicken ent schwunden war. Fröhliche Fahrt! — Eibenstock, 11. Aug. Pastor Krah in Hundshübel schreibt zu dem von dort gemeldeten Vorkommnis auf dem dafigsn Gottesacker: „Ende April d. I. stieß man bei Anlage von zwei Gräbern auf ein altes Gewölbe, welches in der Tiefe von nur Erkämpftes Glück. Novelle von Th. Hempel. Nachdruck verdaten. (Fortsetzung.) „O, Sie brauchen nicht wie ein Backfisch zu erröten, ich Halts es für kein Verbrechen, wenn eine Frau freundlich mit einem jungen Herrn plaudert, besonders wenn dieser junge Herr ein Prinz ist!" Melittas Herz klopft heftig, sie denkt nicht daran, ihrem Mann untreu zu fern, aber es macht ihr Ver gnügen, daß der Prinz, übrigens ein ziemlich unbe deutender junger Mann, sie auszeichnet. Sie freut sich über den Neid der jungen Damen und ist unter den wenigen, die mitfahreu. Draußen im Freien lodern die Wachtfeuer hell zum Himmel empor und beleuchten die verschiedenen malerischen Gruppen, weiche sich ringsum gelagert. Die Osfiziere brauen soeben einen starken Punsch und laden die Damen dazu ein. Prinz Hermann selbst bietet Melitta den feurigen Trunk dar. Sie nimmt ihn aus seiner Hand und plaudert und scherzt mit dem Spender. Die Stunden enteilen, uun schlägt ihr doch das Gewissen und sie möchte gern heim kehren, aber niemand hat Lust dazu, das Vergnügen zu unterbrechen, und allein wagt sie den einsamen Weg durch Feld und Wiesen nicht zu unternehmen. Endlich um Mitternacht erreicht sie ihr Haus und sucht vergebens die schwere Thiire zu öffnen. Sie ist von innen verschlossen. Nach längerem Klopfen dreht sich endlich der Schlüssel im Schloß und in der geöffneten Thür erscheint ihr Mann. Sie er ¬ schrickt und sagt mit zitternder Stimme: „Du bist es selbst, Paul?« „Der Hausmann sollte nicht wissen, daß Du zu so später Zeit noch allein aus bist, deshalb erwar tete ich Dein Kommen." Sie steigen rasch die Treppe empor. Im Zimmer angekommen, beginnt sie verlegen: „Es thut mir sehr leid, Paul, daß Du so lange auf mich gewartet hast." „Mir thut es viel mehr leid, daß Du Deinen Ruf auf das Spiel fetzest und mit der Heimberg, dieser stadtbekannten Kokette, hinaus zu den Offi zieren fährst, weißt Du nicht, was Du Dir und mir schuldig bist?" „Du hast kleinliche Ansichten." „Nein, Melitta, diese habe ich nicht, aber ich will nicht den leisesten schatten auf Dir sehen; ich weiß, daß dieser Prinz, noch ein halbes Kind, Dir kein Interesse einflößen kann; aber ich hörte das Flüstern, hörte die/spöttisch-n Bemerkungen anderer, als er Dir seine Huldigungen so unverhohlen zu Füßen legte. Latz mich offen mit Dir reden! Du weißt, daß ich Dich von Herzen Lieb habe, daß ich sehnlich wünsche, Dich glücklich zu sehe«, aber der Weg, den Du einschlägst, führt nicht zum Glück. Ich beschwöre Dich, suche es nicht in dieser unbe friedigenden Gesellschaft, suche es in dem stillen Frieden unseres Hauses und an der Wiege unseres Kindes!" Er ergriff ihre Hand und führte sie zu ihrem Knaben. Dieser Anblick bewegte das Herz der jungen Mutter, sie war ja nicht schlecht, nur schwach. „Ver zeihe mir," bat sie den Gatten, „ich fühlte mich selbst oft unbefriedigt; gewiß, es soll anders werden!" Es soll anders werden, wie oft hatte sie dies schon versichert und war mit Ernst und Eifer dran- gegangsn, sich zu ändern, um schließlich bald darnach zu ihren alten Neigungen wieder zmückznkehren. Melitta nahm sich der Wirtschaft an, sie sorgte für ihr Kind, Pflegte den Verkehr mit ihren Schwie gereltern und vermied möglichst den Umgang mit Frau von Heimberg. Ihres Mannes Liebs und Heiterkeit waren ihr schönster Lohn, und er gab sich der Hoffnung hin, daß sie ihr Leben ändern wsrde- Aber eine Woche nach der andern verging, ihr Leben erschien ihr doch etwas eintönig, schon ver wöhnt durch häufige Geselligkeit, kamen ihr die Abends zu Haus recht lang und ermüdend vor. Noch dazu als ihr Mann sich genötigt sah, selbst eine Geschäfts reise zu unternehmen, welche ihn mehrere Wochen vom Hause fernhielt, fand sie es unbedingt nötig, öfter auszugehen zu ihrer Anfrischung oder Bekannte bei sich zu sehen. Eine dringende Einladung ihrer Mutter, auf einige Tage nach der Residenz zu kommen zu dm Vermähluogsfeierlichkeiten einer Prinzessin, erschien ihr höchst verlockend. Ihr Mann kehrte bis dahin zurück, ihm würde allerdings an ihrer Reise nicht viel liegen, sie kehrte von ihrem längeren Besuchs bet der Mutter oft verstimmt und unzufrieden zur Heimat zurück. Sollte sie ihm lieber das Opfer bringen und dableiben? Sie hörte fchon jetzt, wie er sich ihre« Entschlusses freute, fchon saß sie am Schreib- tisch und nahm die Feder zur Hand, da öffnete sich die Thür, Frau von Heimberg trat ein. Sie kannte des Hausherrn Gesinnung, deshalb benote sie seine Abwesenheit zu häufigen Besuchen bei r.cutta.