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1895. Fernsprechstelle Nr. 7. 8s >Ä»str Blatt erscheint täglich (außer Soun» Md Festtags) abends sür den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. —! lZrßelluRgeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Martt 17S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postvoten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteM Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen Serechnet. -- Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. ----- ——— 4F. Iahrgavg. Rr, 184. Arrnsprechstelle Rk. 7. Sonnabend, dm 10. August Wochen- und Nachnchtsblatt zugleich GtMts-AMM für Kohndorf, Wlih, Kemdorf, Rurdorf, Ä. Egidicu, Hmrichsirt, MoricuMii. Wise». Amtsblatt für den Stadtrat M Lichtenstein. Nächsten Montag, den 12. dieses Monats, sollen a vormittags LI Uhr (Sammelort Funkenburg), vom Boden noch nicht getrennte Früchte, Ikoggen und Hafer (1 bcz. 1^ Scheffel Aussaat), sowie 7 Furchen Kartoffel«, und d. nachmittags flsÄ Uhr in der Behausung des Materialisten Johann Gotthilf Vogel in Mülsen St. Jacob neben einer größeren An zahl großer, leerer Fässer, mehrere Fäßchen und Flasche« mit Gch«aps, 3OOO Stück Cigarren, eine Parthie Stroh nsw. gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher beim König!. Amtsgerichte Lichtenstei«, den 9. August 1895. MZkrmrttNmHMg. Für die Gemeinde Hohndorf wird ein Wegewärter gesucht. Derselbe kann auf dauernde Arbeit zu jeder Jahreszeit bei 2 Mark Tagelohn rechnen. Darauf Reflektierende wollen sich bis zum 20. August dieses Jahres im Gemeindeamte melden. Hohndorf, am 9. August 1895. Der Gemeiudevorstand Reinhold. Bolksbivliothek Mittwoch und Sonnabend von ^12 bis ^1 Uhr. TsgsSgeschichte. * — Lichtenstein, 9. Bug. Vom Schützenfest. Die offiziellen Trinksprüche beim gestrigen Festessen im Schützenhause wurden von dem Hauptmann, Herrn Kaufmann Arends, Sr. Majestät dem deutschen Kaiser Wilhelm II. und Sr. Majestät dem König Albert von Sachsen gewidmet, ferner galt ein weitere« Trinkspruch desselben dem Durchl. Fürsten von Schön burg-Waldenburg (Ehren-Major der Schützengesell schaft), sowie dem ganze» Fürstlichen Hause. Die weiteren Toaste lauteten auf den Schützenkönig, den Scheibsnkönig, die Krieger, die Veteranen der Gesell schaft rc. rc. In den späten Nachmittags-Stunden traf auch die Nachbar-Schützengesellschaft aus Calln- berg ein. Heute findet Feldmarsch statt, worauf das Königsfrühstück beginnt. * — Rödlitz, 8. Aug. In der heute abend stattgefundenen Kirchenvorstands-Sitzung wurde der bisherige Pfarrvikar, Herr Tittel, einstimmig als hiesiger Pfarrer gewählt. * —Mülsen St. Jacob. Der 18. Aug. wird durch einen Beschluß der vereinigten Krieger und Militärvereine des Mülsengrundes dadurch ent sprechend begangen, daß genannten Tages, nachm. Pr4 Uhr ein Feldgottesdienst auf dem hief. Schieß platz abgehalten wird. Rach dem Gottesdienst findet daselbst kameradschaftliches Beisammensein statt. — Die Veteranen aus Amerika. Die Zahl der aus Amerika nach Deutschland kommenden Veteranen von 1870 beträgt nach den neuesten an den Em pfangsausschuß gelangten Mitteilungen 2000. Die selben werden in Hamburg bei ihrer Ankunft von den dortigen Kriegervereinen begrüßt und dann in 4 Züge eingeteilt werden. Während das Gros der Deutsch-Amerikaner nach Berlin reist, folgen die an deren den aus Leipzig, Bremen und Hamburg an sie ergangenen Einladungen. In Berlin hat sich ein eigenes Komitee gebildet, welches in Verbindung mit Beauftragten der überseeischen Gäste über die Em pfangsfeierlichkeit beratschlagt. Die hier eintreffenden Deutsch-Amerikaner beteiligen sich an den Festlich keiten am 1. und 2. September, Einweihung der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche und Parade am 2. September vor dem Kaiser. — Vor dem Palais König Wilhelm I. in Ber lin hatte sich am Sonntag, den 7. August 1870, eine vieltausendköpfige Menge eingefunden und harrte in Spannung der neuesten Nachrichten vom Kriegsschau platz. Es war gegen halb 12 Uhr vormittags, da ging eine lebhafte Bewegung durch die Massen: ein Kabinetts-Kurier trat eiligen Schrittes aus dem Thor- Weg des Palais, um, wie man vermutete, eingegan gene Kriegsdepeschen nach der Druckerei zu befördern. Unter den zunächst Stehenden befand sich General musikdirektor Wieprecht, der dort mit dem Hofschau spieler Karlowa und dem damaligen Regisseur des Mainzer Stadttheater Paul Pauli (jetzt am Deut schen Theater zu Berl zujammengetroffen war. Wieprecht stellte den ro ri r mit der Frage: „Giebt's was Neues?" „Pamohl", replizierte der Kuner diensteifrig, „zwei Depeschen vom Kriegsschauplatz," und eiligst wollte er sich seinen Weg bahnen. Das war aber unmöglich; die Passage war inzwischen versperrt, verkeilt. Und »Vorlesen, vorlesen!" rief man auf allen Seiten wirr durcheinander. Bald waren die Depeschen dem bestürzten Kuner aus den Händen gerissen, und „Auf die Rampe!" schrieen Hunderte von Kehlen. „Karlowa lies vor!" befahl Wieprecht kurz. Dieser deutete auf seinen verbun denen Hals. „Pauli lesen Sie vor!" hieß es nun. Im Nu fühlte sich der Angeredete emporgehoben und las auf dm Schultern einiger Herren, welche die Freitreppe des niederländischen Palais erstiegen hatten, mit Stentorstimme die beiden Depeschen äcl. Mainz, den 7. August, 6 Uhr morgens, vor. Jeder hob sich auf Zehenspitzen und lauschte mit angehal- tenem Atem. Nach Verlesung der Depesche König Wilhelms an die Königin Augusta, welche Details über die von „unserem Fritz" geschlagene Schlacht bei Wörth und am Schluffe den Befehl überbrachte: „Es soll Viktoria geschossen werden!" brach ein un beschreiblicher Jubel los. Neue Massen drängten heran und wieder erscholl der Ruf: „Noch einmal vorlesen!" So mußte Pauli die Depeschen dreimal in die Massen rufen. Einen Augenblick trat eine kurze Pause ein. Als der Kabinettskurier die Depe schen eiligst wieder an sich brachte, da erklomm ein älterer Herr mit aristokratischem Exterieur die Stufen, riß den grauen Cylinder vom Haupte und rief mit weithin schallender Stimme: „Es lebe Wilhelm I-, Kaiser von Deutschland !" Und „Hoch! Hoch! Hoch!" brauste es wie Dvnnerhall über die „Linden." In der Aufregung war es Vielen kaum zum Bewußtsein gekommen, daß der prophetische Geist jenes Herrn den Ereignissen weit vorausgeeilt war; unerkannt war der Fremde im Gewühl verschwunden, — seine Prophezeiung aber ist buchstäblich in Erfüllung ge gangen .... So erzählt Einer, der es miterlebt hat. — In diesem Monat, und zwar am 20. dss., findet eine Sonnenfinsternis statt; dieselbe nimmt ihren Anfang im nördlichen Eismeer in der Nähe von Neu-Sibirien um 1 Uhr 4 Mm. nachm. mittlere europäische Zeit, erstreckt sich über Mittel asien und das östliche Rußland und erreicht ihr Ende in der Nähe der Stadt Hifsar in Bochara um 3 Uhr 15 Min. nachm. Bet uns ist also die Ver finsterung nicht zu beobachten. Dagegen können wir in den nächsten Tagen bei klarem Himmel das inte ressante Schauspiel von zahlreichen Sternschnuppen- Men beobachten. In der Zeit vom 7. bis 14. dss. erscheint nämlich der Laurentiusfchwarm (nach dem 10. August, dem Laurentiustage, genannt), der auch, da er aus dem Sternbild des Perseus kommt, Per seiden genannt wird. — Die Pariser Porträt-Künstler-Genossenschaft, von deren Aufdringlichkeit früher bereits Mitteilung gemacht worden ist, streckt nach wehrmonatlicher Ruhe ihre Fangarme nochmals nach den alten Adressaten, die sich nicht haben fangen lassen, aus. Diesmal bieten sie 10 Prozent Rabatt für den Rahmen des sehr gut gelungenen Bildes. Daß letzteres wirklich wertvoll ist, beweisen, wie es in der Mitteilung weiter lautet, zahlreiche aus Deutschland beiliegende Aner kennungsschreiben. Die Genossenschaft hat aber ver- gesfen, derartige Schreiben mitzuschicken. Will der Adressat jedoch auf die kontante 10>Proz.-Beding«ng nicht eingehen, dann möge er wenigstens 5 Franks einschicken für Versandt des uneingerahmten Bildes. Stillschweigen wird hoffentlich allseitig die Ant wort sein. — Die vom 11. bis 18. d. M. in Leipzig stattstndende Ausstellung von lebenden Biene», von Bienen-Wohnungen, Geräten, Honig- und Wachser» zeugnissen erhielt für die ausgestellten Tiere bezw. Gegenstände frachtfreie Rückbeförderung auf den Li nien der sächsischen Staatsbahnen gewährt. — Plauen, 8. Aug. Mit Genehmigung des Königs ist der Rohproduktenhändlerin Marie Louise verw. Weis geb. Schaller hier für die von ihr am 17. Juni d. I. unter eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Mädchens vom Tode des Ertrinkens im dortigen Mühlgraben die silberne Le bensrettungsmedaille nebst der Befugnis zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. — Plauen, 6. Bug. Ein sonderbares Nest haben sich Schwalben im Ritterguts Kornbach bei Schönbach i. V. ausgesucht; sie haben dazu nämlich den Teller der Hängelampe in der Wohnstube des Herrn Rittergutsbesitzers R. von Jähnigen benutzt und dort vier junge Schwalben ausgebrütet. Am Sonntag sollte der erste Ausflugsversuch unternommen werden. Ermunternd flogen die alten Schwalben auf und ab, auch die jungen Mätzchen flatterten un ternehmend, aber das Wagnis war noch zu groß; scheu und ängstlich dockten sich die Tierchen bald wieder ins Nest. Die alten Schwalben mochten denn auch einsehen, daß sie ihren Sprossen zu viel zuge traut, sie kamen herbei und fütterten sorglich die kleinen Schreihälse. — Grünhainichen, 8. Aug. Auf der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung des Bezirksge werbevereins Grünhainichen, welche am 13. Juli er öffnet wurde und bis Mitte August dauert, sind die Preise verteilt worden. Goldene Medaille» erhiel ten: Ei Gläser, R. Richter, Kaltofen, Eger, R. Oehme, C. L. Delling, C. Oehme, L. Dix in Chem nitz und Vogel L Schlegel in Dresden. Es wurden ferner verteilt 27 silberne und 22 bronzene Medail len, sowie 23 Diplome. — Freiberg, 8. Aug. Gestern abend 11 Uhr erfolgte im Hofe der Dresdner Dynamit-Fabrik Hil bersdorf in dem eine Stunde von hier entfernten Hilbersdorf eine furchtbare Dynamit-Explosion, bei welcher glücklicherweise Menschenleben nicht zu be klagen sind, lieber die Einzelheiten der Explosion wurde bisher folgendes bekannt: Im Hofe des Fabrik grundstückes stand ein mit 40 Zentner in Kisten ver packtem Dynamit beladener Wagen. Nm Donners tag früh sollte die Ladung nach ihrem Bestimmungs ort Marienberg im Erzgebirge abgehen. Der Fabrik- Wächter bäte seinen Rundgang soeben beendet, als plötzlich ein intensiver Feuerschein die Gegend weit hin erhellte und ein furchtbares Donnerkrachen Luft und Erde gewaltig erschütterte. Die Stärke der Er schütterung läßt sich daraus ermessen, daß in dem eine Stunde entfernten Weißenborn infolge des Luft druckes die Fensterscheiben klirrten (mehrfach solle» sie auch zerschlagen worden sein) und Thüren zum Zuschlägen gebracht wurden. In Freiberg selbst wurde die Detonation in der Stärke eines nahende»