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jenseits der Grenze, in Selb, verkauft. Dieses un freiwillige Kompaniegeschäft blieb indessen den Augen der Behörde nicht verborgen und nun werden sich beide, der Gewehrkäufer und der Gewehrdieb, vor Gericht zu verantworten haben. 8 Berlin, 16. Juli. Die „Berliner Korre spondenz" meldet: Der Schiffsverkehr im Kaiser Wilhelm-Kanal gestaltet sich für den Anfang und namentlich in Berücksichtigung des Umstandes, daß bisher nur Schiffe bis zu 4fts Meter Tiefgang zur Durchfahrt gelassen wurven, recht befriedigend. Es haben in der Zeit vom 1. bis 8. Juli den Kanal durchfahren: 1. von Holtenau aus: 177 Dampf- und Segelschiffe mit 11997 Registertonnen netto; 2. von Brunsbüttel aus: 148 Dampf- und Segel schiffe mit 10318 Registertonnen netto; 3. von Rendsburg au«: 191 Dampf- und Segelschiffe mit 5770 Registertonnen netto, zusammen 516 Dampf- und Segelschiffe mit 28082 Registertonnen Netto raumgehalt. Drese Schiffe haben an Kanalabgaben und Schlepplohn entrichtet: zu Holtenau 4603.32 M., zu Brunsbüttel 6724 M., zu Rendsburg 438.69 M., zusammen 11,766.01 M. Die von der Kanal abgabe befreiten Schiffe (Kriegsschiffe re.) sind in die vorstehenden Schiffszahlen nicht eingerechnet. Z Der „Berliner Lokal-Anzeiger" schreibt: „Auf einer Reise durch Berlin verschwunden ist die 31 Jahre alte Frau Johanna Vogel geb. Graenect aus Leipzig. Sie war hier Ende vorigen Monats auf dem Stettiner Bahnhofe in Berlin angckommen, um die Rückreise nach Leipzig anzutreten. Am Stet tiner Bahnhofe hatte sie sich sann eine Droschke gs- nommen, um mit ihrem Gepäck den Anhalter Bahn hof zu erreichen. Sie ist bet ihrem Ehegatten nicht eingetroffen und man weiß nicht, wo sie verblieben ist. Frau Vogel ist dunkelblond, von schlanker Ge. stalt, trug ein hellgraues Kleid mit einer Jacke von demselben Stoff; hatte eine goldene Uhr, einen Trau ring mit dem Zeichen R. V. 14. 10 88, einen Bril lantring, sowie noch einen anderen Ring mit einem bunten Edelstein bei sich, ebenso 150 Mark bares Geld. Kenntlich ist die Vermißte am Fußballen und an einem Leberfleck im Nacken." 8 Berlin, 15. Juli. Wie der „Kreuzztg." aus London berichtet wird, rechnet man hier damit, daß sich nächstens eine entschiedene Stellungnahme Englands zu den verschiedenen schwebenden Fragen bemerkbar machen werde. Man dürfte auch als sicker betrachten, daß keine Wendung, welche die Interessen Englands schaoigen könnte, eintreten werde, ohne der wirksamsten Gegenwehr seitens des Kabinetts Salis bury zu begegnen, welches für jede Eventualität vor bereitet sei. Dies gelte sowohl in Ostasien, wie in Afrika. Großes Gewicht wird darauf gelegt, daß sich Japan noch im Besitz aller, bei Beendigung des Krieges eingenommenen Positionen befindet, und man täuscht sich nicht darüber, daß die Lage sich kritisch gestalten könnte, wenn Rußland mit seinem Drängen, daß Japan seine Stellungen räume, fortfahren und ernstlich Miene machen sollte, dieses Begehren durch irgendwelche Maßnahmen zu unterstützen. Für die Wahrung der englischen Interessen in Afrika ist durch das neugekrästigte Zusammengehen Englands mit Italien für den Fall vorgesorgt, daß etwaige Kon flikte in Ostasien aus das afrikanische Gebiet hinüber- gefpielt werden sollten. Ebenso sind die „Spazier fahrten" des englischen Geschwaders in den türkischen Gewässern keine unabsichtlichen; sie verraten den festen Willen, dem englischen Einfluß Nachdruck zu ver leihen. Jedenfalls ist aus der nach allen Richtungen getroffenen Vorsorge ersichtlich, daß man englischer seits dis Möglichkeit nicht außer Acht läßt, mit Ver wickelungen rechnen zu müssen. Liebe und Leben. Roman von H. v. Ziegler. (Nachdruck verboten) (Fortsetzung.) „Ja, Klaus", gab sie sanft zurück und ihr Blick strahlte auf, „und ich will sie hatten in tiefer Dank barkeit für die Liebe, w-lche ihr damals dem Ster benden bewieset. Ihr seid kein Mörder, ich habe — nur einen Moment an Euch gezweifelt und es schwer gebüßt in langen, schlaflosen Nächten voll herber Gewissensbisse. Klaus, wollt Ihr mir nach diesem Bekenntnis vergeben?" „Ich habe Euch nichts zu vergeben, Lena", rief er erschüttert. „Ihr seid mir der Schutzgeist gewesen in diesen letzten Wochen und sollt es auch ferner sein — wenn ich in die weite Welt gehe." „Ihr wollt fort?" fragte sie leise, fast wehmütig. „Ja", entgegnete Harms entschieden, „mit dem Flecken auf meiner Ehre kann ich hier nicht bleiben. Vielleicht bekennt inzwischen der wahre Mörder seine Schuld." „Ihr kennt ihn?" fragte die junge Fra« erregt, „o Klaus, warum nanntet Ihr nie seine» Namen und ließet Euch lieber gefangen nehmen und verdächtigen?" „Ich habe geschworen, meine Kameraden nicht zu verraten — und ich werde nie ein Meineidiger werden", gab er düster zurück. „Armer, treuer Klaus", flüsterte sie mitleidig, während die kleine Hand für einen Moment seinen Arm berührte, baß es ihn durchzuckte wie ein elek trischer Strahl und er im Taumel zu ihren Füßen sank. „Engel, mein Schutzengel", flüsterte er halb 8 Die „Kreuzzeitung" bestätigt, daß der Kaiser liche Kommissar Dr. Peters vom Reichskanzler die Aufforderung hat, seine Thättgkeit am Tanganyika zu entfalten. Dr. Peters habe jedoch noch vorher einen dreimonatigen Urlaub erhalten, da er an einer Augenkrankheck leidet, zu deren Hebung längere Zeit nötig ist. Die Bestallung des zum „Landeshaupt mann" ernannten Dr. Peters ist vom Mai datiert. Er erhält ein Gehalt von 25,000 Mk. und bekommt einen selbständigen Wirkungskreis, der ihn vom Gou vernement ziemlich unabhängig macht. 8 In der Sommerfrische im Harz verhaftet wurde nach der Meldung einer Korrespondenz ein Buchhalter V. aus Berlin und dessen Ehefrau. Die Ehefrau hatte innerhalb eines kurzen Zeitraumes ein ihren Eltern gehörendes bei einer Berliner Bank deponiertes Guthaben von etwa 15000 Mark durch gefälschte Anweisungen nach und nach abgehoben und das Geld durchgebracht. Der Rest war für den Aufenthalt im schönen Harz aufgespart, dessen Herr lichkeiten sie indessen nur zwei Tage genossen haben. Die Verhafteten wurden vorläufig in das Gerichts- gefättgnis zu Quedlinburg eingeliefert. Dort ist der Ehemann infolge der Aufregung an Gehirnlähmung verstorben. Die Ehefrau wird in einigen Tagen nach Berlin überführt werden. 8 Aus Brotterode am Harz wird der „Staatsb.-Ztg." geschrieben: Bei dem gräßlichen Brandunglück, welches unser friedliches Städtchen vernichtete, hat sich ein überaus charakteristisches Vorkommnis abgespielt: Wie die Hyänen des Schlacht feldes haben sich die jüdischen Viehhändler eingefun den, um die Not der Armen auszubeuten, die noch ein Stück sich aus den Flammen gerettet haben. Einer dieser dunklen Ehrenmänner bot für eine Kuh, die gewiß 240 bis 280 Mark wert ist, ganze — 60 Mark. Sollte man das wohl für möglich halten? Freilich bat der Bürgermeister den schmutzigen Ge sellen das Handwerk gelegt; denn er hat ihnen den Hande! mit Vieh einfach verboten. Recht so! 8 Münsa (S.<A.). Die „Altbg. ZP." schreibt: Ein schrecklicher UaglückLfall ereignete sich am Sonn abend abend gegen fti9 Uhr in der Nähe der E'-sen- bahnbrücke bet Münsa, als Herr Gutsbesitzer Heimer aus Harthau bei Ehrenhatn mit feiner Frau, Schwägerin und Enkel von Lehma zurückkehren wollte, Woselbst dieselben zum Besuch waren. Der Sach verhalt ist folgender: Die Pferde des genannten Herrn gingen infolge eines ankommende« Eisenbahu- zuges durch, wobei bei der Einbiegung nach dem Dorfe zu der Wagen vollständig umgeworfen wurde und die Insassen sämtlich heraueflogen. Am Auf kommen des Herrn Heimer, welcher von den durch gehenden Pferden geschleift wurde, wobei er einige Löcher am Kopfe, Verletzungen an den Augenlidern und den Backen davontrug, sowie auch schwere Ver letzungen am Unterleibe, so daß die Eingeweide , heraustraten, wird gezweifelt. Frau Heimer fiel i auf den Fußsteig und brach berde Arme; deren - Schwester wurde grg n die Mauer des Miffelwitz- ! fchen Gutes geschleudert und hat jedenfalls eineGe- s hirnerschütteruog davongetragen. Gestern lag sie ? noch besinnungslos. Der Enkel, welche« zwischen s den beiden Frauen zu liegen kam, hat nur Haut- j abschürfungen zu beklagen. Der Wagen wurde von s der Eisenbahnbrücke bis zur Krugschen Veranda ge- s schleift, woselbst die Pferde hängen blieben. In dem Gasthause des Herrn Krug wurde den Verunglückten f bis erste Hilfe zu teil, auch wurden dieselben hier ß von Herrn vr. msä. Hübler verbunden. Seit dem § Jahrmarkt ist dies ver dritte Unfall, welcher nahe l der Eisenbahnbrücke passiert. 8 Grottkau (Schlesien), 16. Juli. Im hie- s fügen Kreise richtete ein Orkan furchtbare Verheerungen wahnsinnig, die Hände flehend ihr entgegenstrcckend, bete für mich — und vergiß mich nicht!" „Niemals", antwortete sie feierlich und strich leise das wirre Haar von seiner glühenden Stirn, j „gehe hinaus in die Welt, Klaus, Gottes Segen begleite Dich überall und — führe Dich einst zurück in die Heimat!" — Der erste Sonnenstrahl fiel zu den hohen Kirch fenstern hinein und auf daß Altarbild und noch im mer lag der finstere Mann, das Antlitz in den Händen verborgen, an den Stufen: Thräne um Thräne quoll zwischen den Fingern hindurch, er nahm Abschied von der Heimat und konnte doch so schwer nur scheiden. Und doch war's in seine Seele eingezogen, wie milder Sonnenschein, er meinte noch immer die kleine Hand der Geliebten auf seiner Stirn zu fühlen und ihre geliebte Stimme zu hören. Erst nach langer Zeit erhob er sich und sein Auge blickte klar, seine Haltung war fest und gerade Lena's Worte hatten fast ein Wunder bewirkt. Dann schritt er, nicht rechts noch links blickend, durch's Dorf. Kurz vor dem Ausgange desselben vernahm er plötzlich höhnisches Lachen und gewahrte Gransen und Ulo daherkommend. „Ah, da ist ja der entlassene Sträfling", rief Gransen, auf ihn zeigend, „nun, wenn der jetzt hier sein Wesen treibt, ein Mör—" „Gransen", flüsterte Ulo, ihm ins Wort fallend, „seid Ihr toll, den Harms so zu reizen?" „Mir gleich, ich sage nur, was alle Welt weiß!" Ulo blickte scheu zur Seite und wollte aus- an. Zahlreiche Dächer wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt und Fensterscheiben zerschlagen. Auf der Chaussee von Kühschmalz nach Falkenau wurde der Postomnibus umgeworfen, die Passagiere erlitten Verletzungen. In Fürstenau brannten sieben Bauern güter nieder, wobei 2 Menschen umkamen. 8 Beuth en (Oberschl.), 16. Juli. Der seit mehreren Monaten gesuchte dreifache Mörder Sob czyk wurde heute nacht in Tworog durch einen Tar- nowitzer Gendarmen verhaftet. Der in Tworog wohnhafte Heilgehilfe Rumpelt hatte sich mit Sob czyks Frau in Verbindung gesetzt und versprochen, sür den Mann Papiere nach Amerika und England zu beschaffen, wofür er einen Rehbock verlangte. In der verflossenen Nacht brachte Sobczyk drei Rehe. Rumpelt setzte ihm Wein zu trinken vor, dem ein Schlaftrunk beigemischt war. Als Sobczyk in Schlaf verfallen war, wurde der Amtsvorsteher Stahr ge holt und der Mörder, welcher eine Doppelflinte rm Arme hielt und 43 Patronen bei sich führte, mit Stricken gefesselt. Heute früh 9 Uhr wurde Sobczyk im geschlossenen Wagen, unter Bedeckung des Ober wachtmeisters Weißenberg, des Wachtmeisters Mainka und des Kommissars Rosler, in das Beuthener Ge richts-Gefängnis eingeliesert. 8 Aus Georgenberg in Oberschlesien wird gemeldet: Ein Blitzstrahl fuhr in die Wohnung einer armen Arbeiterwitwe, welche ihre vier kleinen Kinder und ihre bejahrte Mutter zurückgelassen hatte, um selbst im Walde Beeren zu suchen. Zwei Kinder wurden sofort getötet, die beiden andern schwer, die Mutter leicht verletzt. 8 Pößneck, 12. Juli. Einer gefährlichen Operation hat sich dieser Tage Herr Albert Thümmel aus Nimritz, ein alter Krieger aus dem Jahre 1870, in der Jenaer Klinck mit anscheinend gutem Erfolge unterzogen. Man erfährt darüber folgendes Nähere: Thümmel wurde am 2. Dezember 1870 vor Paris durch einen Ctzassepotschuß in die linke Brust schwer Verwundet und infolgedessen vom Kriegsschauplätze nach Düsseldorf in das dortige Lazarett zur Pflege und Heilung gebracht. Nach 21 wöchentlichem Aufent halts in Düsseldorf wurde er als geheilt entlassen, d. h. die Wunde hatte sich geschlossen, die Kugel trug der Veteran aber noch bei sich. Von dieser Zeit ins heute kränkelte nun Thümmel oft und war derart schmerzlich geplagt, daß er wiederholt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Leider wurde er von seinen Schmerzen nicht erlöst, sodaß er sich zu einer Operation in Jena entschloß. Dort ist ihm nun dieser Tage die Kugel aus dem Körper entfernt worden, dieselbe hatte sich bis zum Zwerchfell gesenkt. Die Operation war eine sehr schwierige, doch ist sie anscheinend bis jetzt gut verlaufen. — Eine größere Jubiläumsfreude, als die Entfernung des feindlichen Bleies aus seiner Brust, konnte dem alten Krieger wohl schwerlich bereitet werden. ** Sofia, 16. Juli. Siambulow ist gestern abend auf dem Heimwege von vier Personen ange fallen und durch Revolvsrschüsse und Dolchstiche ver wundet worden. Sein Zustand ist sehr ernst. ** Sofia, 16. Juli. Stambulow ist am Kopfe und an beiden Armen schwer verwundet worden. Beide Arme sind bereits amputiert worden. Stam- bulow ist bewußtlos und es ist wenig Hoffnung vor handen, ihn zu retten. Die Untersuchung wurde die ganze Nacht hindurch fortgesetzt. Am Thatorte wur den ein türkischer H mdschar, ein starkes Messer und zwei Revolver vorgefunden. Auf die Angaben des Dieners Stambulow's und diejenigen Petkow's wur den einige Verhaftungen vorgenommen, doch fehlt bis jetzt jede Spur von den Mördern. Stambulow ver suchte vergebens zu reden. Bei der Vernehmung durch den Staatsanwalt sagte Stambulow's Dimer aus, weichen, doch Klaus stand plötzlich dicht vor ihm und fragte tiefernst, jede Silbe schwer betonend: „Und Ihr, Ulo, könnt auch Ihr mit freier Stirn mich einen Mörder nennen?" „Nehmt Euch in acht, Ulo", rief Gransen aber mals dazwischen, „er hat gewiß seine Waffe bei sich". „Um sie auf einen meineidigen Feigling, wie Ihr seid, abzufeuern?" brauste Klaus in wildem Zorne auf. „Ole Gransen, hütet Euch vor mir, denn wenn einst der wahre Mörder vor den Richtern steht, dann fehlt auch Ihr nicht neben ihm — darauf mein Manneswort". -i- * * Drei Jahre sind vorübergegangen, noch steht droben über den schäumenden Wogen des Trollhätta das stille Kirchlein, noch schwanken die dunklen Tan nen und Föhren im wilden Sturm und kreisen die Möven überm Abgrund; die Jahreszeiten kommen und eilen dahin, auch das Leben der Menschen spinnt sich weiter durch Helle und trübe Stunden, durch Sonnenschein und Regenschauer. Der Grabhügel des alten Stoosen blüht und grünt jetzt beim beginnenden Sommer, fast täglich kommt Lena mit ihrem kleinen, zweijährigen Töchter chen hierher, um nachzusehen und alles in Ordnung zu halten. Dann sitzt sie auch wohl träumend ein Stünd chen auf der schmalen Bank neben dem Grabe, die konst so fleißigen Hände liegen im Schoß und sie blickt lächelnd zu ihrer kleinen Kathi hin, welche im Sande spielt oder allerlei Blätter und Blüten ab pflückt.