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1895. Fernsprechstelle Ne. 7. ''Reses Blatt erscheint täglich jautzer Sonu-- NKb Festtags) abends für dm folgenden Lag. Vierteljährlicher BeMgspreis"^ Mellungen nehmen autzer der Expedition in Lichtenstein, Markt 178, alle Kaiser!. PostMstalteu, Postboten, sowie die Austräger entgegen. HN. IsßrgKBS. Donnerstag., dm 18» Juli s. — Einzelne Nummer 1« Pfennige. —1 >cr ^gemnon IN .<», unc «nncr,. PoMUMneu, P0WMW, jowee Lie Austräger entgegen. — Inserate werden die vieraespaltWE Korpuszeile oder Lerm Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. 'M?» 164. Fernsprechstelle Nr. 7 Mchm mrd Rachrichißhigst zugleich AtschSstr-AnstiM str HchMrf, Mich, Kmstzsrf, Msdirf, Ä EM«, Hmn-sort, Mllcknm«. Mülft«. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. Einrichtung der Schlüsserschule aus, erklärte, daß die Regierung den praktischen HandwerkerbestrsbLNgen sympathisch gegenüberstehe und sicherte diesen mög lichste Unterstützung zu. — Nach 130 Jahren sind jetzt auf dem Amts gerichte zu Markranstädt die Akten eines aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Konkurses ge schlossen worden. Im Jahrs 1765 wurde über das Vermögen des kurfürstlich sächsischen Kammerherrn Karl Heinrich von Dieskau zu Knauthain bei Leipzig der Konkurs eröffnet, und im Jahrs 1815, also »ach 50 Jahren, zu Ende geführt. Natürlich waren während des allzu gründlichen Gerichtsverfahrens manche Gläubiger gestorben. Ein Summe von 621 Thlrn. 1 Ngr. 8 Pf. blieb »»beansprucht bis zum Jahre 1860, also 45 Jahre unverzinslich im Kassen schranke des dortigen Gerichtsamtes liegen. Im ge nannten Jahre endlich wurde das Geld in 42 ver schiedenen Buchern und Beträgen von 27 Neugroschen bis 98 Thaler 26 Neugroscheu 8 Pfennigen der be rechtigt Fordernden in der dortigen Sparkasse zins bar angelegt. Da aber nach 44 Jahren Niemand das Geld rechtlich beanspruchte, wurde das Aufge botsverfahren eingeleitet, das ebenfalls ohne Erfolg blieb. Nun endlich ist das Geld, das mit den Zinsen auf 663266 Mark angewachsen ist, der Spar kasse entnommen und an den Staatsfiskus abgeliefert worden. — Großenhain, 16. Juli. Am Sonnabend abend kurz vor 8 Uhr ereignete sich hier ein recht bedauerlicher Unglücksfall. Der bei einem hiesiger? Kirschenpachter als Kirschenpflücker beschäftigte 28jährige taubstumme Paul Richard Berger holte aus der Kirschenbuds das Gewehr des Kirschenpachters, mit dem derselbe blinde Schreckschüsse zur Abwehr der Vögel abzugeben polizeiliche Erlaubnis erhalten hatte, und will, wie er sagt, mit demselben einmal in die Luft schießen. Dicht neben ihm steht der eben falls taubstumme, auch 28jährige Albin Berger, die beide von der Taubstummenanstalt her eng befreun det sind. Kaum hat der Erstere Anstalt getroffen, das Gewehr abzuschießen, so geht der Schuß los und sein Freund sinkt tätlich getroffen zu Boden, ohne das mindeste Lebenszeichen von sich zu geben. Dem Verbote zuwider muß das Gewehr scharf ge laden gewesen sein. — Aus dem o b e r e n B o g t l a n d e, 16.Juli. Das Wildern und die „Aasjägerei" sind im oberen Vogtlande und namentlich in der Nähe der böh mischen Grenze trotz hoher Belohnungen für Ermit telung von Jagdfrevlern und trotz der strengen Strafen unausrottbar. Aus Lauterbacher Ritter gutsrevier wurde Ende voriger Woche ein zweifellos von einem Wilderer angeschvffeneS weibliches Reh auf gefunden, welches laut klagte und von zwei Reh kälbchen begleitet war, die das Schmerzenslager der Mutter selbst dann nicht verließen, als die alte Ricke vom Jagdberechtigten getötet worden war, um sie von ihren Schmerzen zu befreien. — Ein ebenfalls der „wilden" Jagd Beflissener in einem Dorfe bei Lauterbach hatte sich jüngst in Oelsnitz ein Gewehr gekauft und dasselbe im Walde verborgen. Ein Be- kannter des Gewehrbesitzers hatte das Versteck aus gewittert, das Gewehr ar Ich genommen und es still. „Ja, was ist denn los?" fragt der Zugführer, „warum hatten Sie, ich habe doch gar nicht zum Bremsen gepfiffen?" — „Freilich!" — „Nein!" — Da, als eben ein Wort das andere gab, tönte wie der das irreführende „TitiLiti", aber, wie sie jetzt alle sahen und hörten, aus dem Parterrefenster eines Hauses, wo ein Papagei im Bauer diesen groben Bahnfrevel fortgesetzt in aller Unschuld verübte. -- Die Kgl. Amtshauptmannschost Zwickau hat sämtlichen Gemeinden, welche ein zum Gaden ge eignetes Gewässer besitzen, öre Verpflichtung aufer- legt, einen öffentlichen Badeplatz auf Gemsindekoftcn eiuzurichten. Wenn man bedenkt, mit wie geringen Mitteln dieser so wichtige hygiemische Fortschritt zu erreichen ist, so muß man es als wünschenswert be zeichnen, daß überall die Aufsichtsbehörden ihre Rechte und ihren Einfluß benutzen, um namentlich in Klein städten und Dörfern auf die Einrichtung von Bade plätzen in derselben Art Hinzuwicken. — Zwickau, 15. Juli. Herr Büchsenmacher Mothes hier hat beim mitteldeutschen Bundesschießen zu Chemnitz den ersten Preis (500 Mark) errungen. Die privilegierte Schützengesillschaft bereitete ihm gestern zu seiner Heimkehr einen warmen Empfang. — Schönheide, 15. Juli. Gestern Sonn tag fand im Rathaussaale zu Schönheide die 29. Jahresversammlung des Sächsischen Stenographen - bundes statt. Nachdem vormittag ^/s11 Uhr Bsr- treterversammlung stattgefunden, wurde ^12 die Hauptversammlung durch den Bundesvorsitzenden Herrn E. Jehl, Leipzig, eröffnet, worauf Herr Ge meindevorstand Haupt in Schönheide die Jünger Gabelsbergers aufs herzlichste begrüßte. Herr Zehl nahm sodann die Anmeldungen zum Wettfchreiben entgegen, wozu sich für Klasse I 1, für Klasse II 7 und für Klaffe III 8 meldeten. Dem Jahresberichte ist zu entnehmen, daß der Bund am Schluffe des Jahres 24 Vereine mit 683 ordentlichen Mitgliedern und 22 Einzelmitglieder zählt, wovon heute 12 Ver eine mit 533 ordentlichen Mitgliedern vertreten sind. Als Vorort wird einstimmig Schönheide gewählt und als Ort der nächsten Versammlung Leipzig, welcher Verein nächstes Jahr sein 50. Stiftungsfest begeht. Vertreten waren die Vereine Wildenfels, Zwickau, Greiz, Altenburg, Glauchau, Ronneburg, Leipzig, Eibenstock, Gera, Marienthal, Lichtentanne, Schön heide. — Plauen, 16. Juli. Am Sonnabend und am Sonntag waren je zwei Franzosen aus Paris auf dem hiesigen ^Friedhof I, um das Grab ihres dort ruhenden Landmannes, des französischen Sol daten Bigs, zu besuchen. Dieselben sprachen dem Friedhossverwalter gegenüber ihren Dank und ihre Anerkennung aus für die schöne, saubere Ausschmück ung des Grabes und schmückten das Grab ihrerseits mit einem großen Strauß aus Nelken, Levkoyen und Kornblumen. — Roßwein, 16. Juli. Den hier statisin» dendcn 10. Deutschen Schlossertag beehrten heute Se. Exz. der Minister des Innern von Metzsch, so wie die Geheimräte Roscher und von Bornstedt mit ihrer Gegenwart. Se. Exz. Minister von Metzsch sprach seine höchste Befriedigung über Stand und LKMsMschichZe-.. *— Lichtenstein. Wir kommen nun bald in die Zeit der Hundstage hinein, in welchen dem Durch schnittsmenschen wenig an Ereignissen großer Politik, um so mehr aber a» kühlendem Schatten gelegen ist. Höchstens gewinnt ihm ein neues Gebilde von be sonders märchenhaftem Aussehen a .1 den Regionen von Seeschlange, Ente und Saurer Gurke ein etwas höheres Interesse ab, so lange n -.mlich noch der Zweifel an der Echtheit der Nachricht ««dauert. Aber nur zu bald wird der ja behoben. Nun giebt's ja aber auch Hundstags, in welchen von der sommer lichen Stille absolut nichts zu erkennen ist. Wer denkt da nicht zuerst an 1870! Auch der vorige Sommer war nicht gerade ein erquicklicher, wenn 'er ja auch uns nichts zugefügt hat. Vor einem Jahre erreichte mit der Ermordung des Präsidenten der französischen Republik, des Herrn Sadi Carnot, die Hochflut der anarchistischen Verbrechen in Frankreich, England und Italien ihren Höhepunkt. In Italien ward auf den Ministerpräsidenten Crispi geschossen, der erfreulicherweise aber unverletzt blieb. Die Guil lotine hat vor einem Jahre in Frankreich wieder ziemlich eifrig ihres Amtes gewaltet. Wir sind vor einem Jahre ja glücklicherweise von dem tollen Spuk verschont geblieben. Mögen wir denn von Herzen hoffen, daß auch diesmal wieder uns eine stille und behagliche Sommerszeit beschert bleibe, in der auch dem Landmann kein böser Strich durch seine frohen Erntehoffnungen gemacht wird, in der auch Groß und Klein, die Erholung und Gesundheit im Freien suchen, Kräftigung für die langen Herbst- und Winter wochen in der Schule, diese in vollem Umfange zu Teil werden mögen. Lang will der Sommer er scheinen, recht lang und doch fliehen so schnell die Sommertage vorüber. — Die Militärstiefel werden eine Asnderung erfahren. Während sie jetzt vorn mehr in der Breite gehalten sind, sollen die neuen künftighin vorn ab gerundet werden und mehr als bisher eine dem Fuße ähnliche Form erhalten. In den Arweebekleidungs- ämtern werden für diesen Zweck jetzt an dem Hand werkszeug und den Maschinen die erforderlichen Um änderungen getroffen. — Dresden, 16. Juli. Gestern vormittag von 8 Uhr an starben sämtliche Forellen im Lock witzbache durch Vergiftung. Die Ursache hierzu gab eine Substanz, welche von der Eismaschine in der Rügerschen Cbokoladenfabrik herrührend, sich in das Helle, klare Wasser des Lockwitzbaches ergoß und den Fischbestand, welcher zum Teil dem Gutsbesitzer Jacob gehört, von der vorgenannten Fabrik ab bis Nieder sedlitz grausam vernichtete. Tausende schöner großer Forellen sind dadurch zu Grunde gegangen. Es dürfte dieser schlimme Fall sich wohl zu einer be deutenden Entschädigungsklage gestalten. — Einen Eisenbahnzug anzuhalten — dieses Kunststück brachte in Dresden ein Vogel fertig. Ein Bauzug fuhr am Freitag früh gegen 4 Uhr langsam von der Hochbahn kommend bis zur Weiche. „Titititi" tönt da ganz unverhofft das bekannte Bremssignal mit der Mundpseife. Der Maschinen- sührer Pfeift vorschriftsmäßig ab und der Zug steht BekaMLVMchMg. Aus Anlaß des nächsten Sonntag, den 21. Juli, in hiesiger? Stadl be ginnenden JubLläumsvogelschießens, und des damil verbundenen Volks festes ist auf diesseitigen Antrag die Geschäftszeit im HaNdelsgewerbe für diesen Sonntag durch die Königliche Amtshauptmannschaft Glauchau auf die gesetzlich zulässige Dauer von höchstens zehn Stunden und zwar bis spätestens 7 Uhr abends in der hiesigen Stadt und bis 12 Uhr nachts auf dem Schießplätze ausgedehnt worden. Es kann daLer an dem gedachten Tage i» dLNsemge« GefchäftSW, i» welchem der Handel mit Eß- N«d Materialwaren, Heiz«Ngs- W«d Belsuchtungsmaterial betrieben wird und welche infolgedessen 2 Stun den vor dem Varmittagsgottesdienste geöffnet sein können, der Gewerbebetrieb von vormittags ste? bis ^2 St Uhr und vou vormittags 11 Uhr bis abends ? Uhr, d^n übtüger Geschäfte« von vormittags 11 Uhr bis auf dem Schießplätze aber von Nachmittags 2 Uhr bLS nachts IS Uhr ausgcübt werden, was zur Kenntnisnahme und Nachachtung mit dem Bemerken hierdurch bekannt gemacht wird, daß Ueberschreitungen der vorgedachten Geschäfts zeiten mit den in K 146 u des Rerchsgesetzes vom 1. Juni 1891 angsdrohte« Strafen geahndet werden. Callnberg, am 17. Juli 1895. Der Bürgermeister. P r a h t s l.