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Haus in Glauchau. Von Fr. Kittel. — Zur Geschichte der Töpferei in Altstadtwaldenburg. Von vr. Rein hold Hofmann. Hl. Da« Pfelfenmacherhandwerk. — Die Teilnahme der Herren von Schönburg am Hussitenkneg. Bon Theodor Schön. — Leistung von Türkenhilfe seitens des Hauses Schönburg. Von Theodor Schön. — Glauchau, der Geburtsort von Samuel Pufendorfs Vorfahren. — Die Entwickelung des Turnwesens in Glauchau. Von Realschulober- lehrer Hesse. — Das Gewerbemuseum in Meerane. Von Schuldir. Rother. — Georg Agricola (1494 bi« 1555). — Die Lucien »Alexander - Stiftung in Lichtenstein. Dem Hefie ist außerdem Titel, Vor wort und Inhaltsverzeichnis zum 1. Jahrgange bei gegeben. — Im bevorstehenden Herbste sind im König reich Sachsen wiederum Landtagswahlen vor- zunehm-n. Unsere Verfassung bestimmt nämlich, baß alle zwei Jahre ein Drittel der Abgeordneten der Zweiten Kammer ausscheidet. Die deshalb erforder lichen Ergäugungswahlen werden, wenn nicht außer gewöhnliche Ereignisse emtreten sollten, im Spät sommer dieses Jahres zur Ausschreibuna gelangen. Bis jetzt macht sich die N-uwahl von 27 Abgeord nete» erforderlich. Wir geben in folgendem ein Ver zeichnis der erledigten Wählt, eise und der bisherigen Vertreter derselben nvt Bezeichnung ihrer Partei- stellaog. 1. Städtische Kreise. Dresden II. Finauzrat a. D. Schickert, konservativ. Dresden III. Bürgermeister Bönisch, fortschrittlich. Leipzig II. Justizrat I)r. Schill, nationalliberal. Leipzig IV. Photograph Pinkan, sozialdemokratisch. Chemnitz II. Schuhmacher Seifert, sozialdemokratisch. 1. Kreis (Zittau usw.) Kommerzienrat Wäntig, nat-lib. 3. Kreis (Bischofswerda-Großenhain usw.) Kommerzienrat Buchwald, konservativ. 5. Kreis (Nabeuan-Sayda-Lengefeld usw.) Geheimer Hofrat Ackermann, konservativ. 9. Kreis (Döbeln-Waldheim usw.) Geheimer Kommerzienrat Niethammer, nationalliberal. 13. Kreis (Penig-Rochlitz-Burgstädt) Oberamtsrichter Bret schneider, konservativ. 16. Kreis (Crimmitschau-Werdau) Schankwirt Colditz, sozialdemokratisch. 20. Kreis (Eibenstock-Schneeberg usw.) Rittergutsbesitzer von Tebra, konservativ. 2. Ländliche Kreise. 1. Kreis (Amtsbezirk Zittau) Gemeiudevorstand Böhns, fortschrittlich, 2, Kreis (A. Großschönau usw.) Fabrikbesitzer Fährmann, fortschrittlich. 4. Kreis (A. Löbau usw ) Rittergutsbesitzer Hähnel, kons. 5. Kreis (A. Bautzen usw.) Gutsbes. Strauch 4, kons. 6. Kreis (A. Neusalza usw.) Fabrikant Matthes, kons. 9. Kreis (A. Radeburg usw.) Privatns Philipp, fortschr. 12. Kreis (A. Pirna usw.) Gemeindevorstand Frenzel, fortschrittlich. 14. Kreis (A. Sayda usw.) Rittei gutsbesitzer v. Oehlschlä - g e l 4, konservativ. 15. Kreis (A. Freiberg) Rittergutsbesitzer Steyer- Naun dorf, konservativ. 31. Kreis (A. Limbach) Bäckermeister Otto, soz. 32. Kreis(A. Frankenberg usw.)Lehngutsbes. Schubart, kons. 36. Kreis (A. Stollberg) Musikdirektor Stolle, soz. 41. Kreis (A. Reichenbach-Kirchberg usw.) Bürgermeister Speck, konservativ. 42. Kreis (A. Schwarzenberg-Eibenstock usw.) Kommerzienrat Breitfeld ch, konservativ. 44. Kreis (A. Plauen-Treuen usw.) Rittergutsbesitzer Zeid ler, konservativ. — Der „Geschäftsfreund" erhielt dieser Tage folgende Zu schrift: „Bei einer meiner jüngsten Reisen hatte ich zwischen Stendal und Bremen die Gesellschaft eines jungen Paares. Die Dame trug einen eleganten neuen Herbstmantel, dessen ersten Verfertiger ich genau kannte, wie anch den Fabrikanten des dazu verarbeiteten Stoffes. Während der Unterhaltung äußerte die Dame, der Verkäufer habe ihr versichert, der Mantel sei von bestem englischen Stoff gefertigt. Als ich mm bemerkte, unsere deutschen Fabrikanten seien gegenwärtig wohl ebenso leistungsfähig, ein deutscher Stoff könnte doch ebenso gut sein, der Verkäufer des Mantels könnte doch nicht wissen, welcher Fabrikant den Stoff geliefert, das Verarbeiten derartiger ausländischer Stoffe sei des hohen Eingangszolles wegen fast unmöglich und sicher ganz unnötig, da wir deutsche gute Stoffe hierfür g enug zur Verfügung haben, da wurde die Dame fast Liebe m»d Lebe«. Roman von H. v. Ziegler. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Stöhnend hielt er inne, der Sack, den er so weit getragen, schien schwerer und immer schwerer zu werden, wie Centnerlast zog's ihn hinab; tief auf atmete Klaus, dann aber verfinsterten sich seine Züge von neuem und er stieß mit raschem Entschlusse die Thür aus. Es war ein schlichte«, hölzernes Gebäude in Gestalt eines griechischen Kreuzes, der Turm befand sich in der Mitte. Das Schiff teilte sich in zwei Hälften, eine war für die Männer, die andere für die Frauen bestimmt. Ringsumher liefen Galerien an den Wänden entlang und hier besaßen die reicheren Bauern ge mietete Plätze. Den ganzen östlichen Teil der kreuzförmigen Kirche schloß ein Gitterthor ab, welches durch einen Schirm mit der Decke verbunden war. Innerhalb dieses Gitters befand sich nur der Taufstein rechts, der Pfarrstuhl links, sowie in der Mitte ein Pult für den aus Knaben und Mädchen bestehenden Chor. Ter Altar war mit einem schneeweißen Tuche bedeckt und über ihm erhob sich ein altes, ehemals vergoldet gewesenes Gebälk, aus mehreren Abteilungen bestehend. Im untersten Felds erblickte man das in Hochrelief geschnitzte heil'ge Abendmahl, sodann die Kreuzigung, die Himmelfahrt und in der obersten Abteilung thronte der Heiland auf einer Himmels kugel. Sonst war keinerlei Malerei in der Kirche zu erblicken, nur über dem Schirm des Gltterthores entrüstet, und schien beleidigt, wie ich glauben könne, sie trüge einen Mantel von deutschem Stoffe. — Die Schuld daran, daß unsere deutschen Fabrikate bei einem großen Teil des Publikums, und namentlich in den höheren Kreisen und im Beamtenstande, noch für geringer und minderwertig gelten, liegt zum großen Teil an den Laden-Verkäufern, deren erstes Wort ja freilich stets ist „ich kann Ihnen den Stoff als bestes englisches oder französisches Fabrikat empfehlen" — denen es nie einfällt zu sagen, „ich bürge für gutes deutsches Fabrikat". Dazu bemerkt die Schriftleitung des genannten Blattes: „In der hier erwähnten Thatsache liegt viel Wahres. Der deutsche Kaufmann stellt sein eigenes Licht unter den Scheffel und machtStimmung für fremde Waren, namentlich für französische und englische Artikel, wenn er bei jeder Gelegenheit französische und englische Ware, die gutes deutsches Fabrikat ist, als be sonders hervorragend anpreist. Man muß ein solches Anpreisen geradezu als verderblich und den Ruf der deutschen Industrie schädigend bezeichnen! Es wäre die höchste Zeit, daß die Chefs ihre Verkäufer ein für allemal beauftragten, die Fabrikate, die sie führen, als das zu verkaufen, was sie sind, nämlich als „deutsche." — Ein ehemaliger SchiMosfizier, E. Damp von Berlin, erbietet sich durch Anno: c-ereu in öffentlichen Blättern, jedem Kranken auf Wunsch mttzEilev, wie er von femem langjährigen Luvzen- und Kshlkopf- leiden „fast unentgeltlich" befrei! worden sei Der Karlsruher OttSg-fundhsitsrat, d-r dem Gehsim- ruittelschwivdel erfolgreich sachstellt, ist auch dieser Anpreisung auf den Grund gegangen und veröffent licht folgende Mitteilung: „W r sich an Damp wendet, erhält von ihm mehrere Drucksachen, worin „Spartiumthce" als Heilmittel ewpsohkn und zum Kauf ungebeten wird. Ein Kistchen Thee für eine „einfache Kur" von 20 Tugen kost-t 6 M. 80 Pi. und enthält 10 Pakete, eine Kiste für eine „VoU- kur" von 45 Tugen kostet 12 M. 80 Pf. und ent hält 23 Pakete Thee, sowie ein Päkchr» Leinsamen. Ja den Tyeepaket-n lufinden sich 10 Z zerkleinerte Zweige des Befevgir-sters, aus dem der Thee mit Zusatz von Leinsamen herzsst-llen ist. Der Bssen- glnfter hat weder einen Geltwrrt, noch die ihm zu- geschriebene Heckwirkung. Wir warnen daher vor dem Bezug des „Spartiumrhees" von E. Damp." — In Chemnitz ging am 2. Juli nachmittag 1 Uhr 36 Minuten in der Feuerwache durch den Feuermelder von Hunger nnd Claus, Prinzeustraße 6, die Meldung „Groß- feuer" ein. Bei der Ankunft der Feuerwehr, welche mit der größten Schnelligkeit nach der Brandstelle geeilt war, schlagen die Flammen bereits aus dem Dache des nach der Treffurt straße gelegenen Endes des etwa 40 m langen und 18 in tiefen und 5 Stockwerke hohen, der Firma Hunger und Clauß gehörigen Fabrikgebäudes heraus. Die Feuerwehr versuchte das Feuer mit drei Schlauchleitungen, darunter einer über die Drehleiter, abzuschneiden. Sie mußte indessen nach kurzer Zeit zurückweichen, da mit den schwachen Wasserleitungs- strahlen dem mit großer Vehemenz um sich greifenden Feuer nicht beizukommen war. Durch Flugfeuer war mittlerweile ein von der Brandstelle etwa 100 -» cnifcrnter Schuppen in Brand geraten. Die Löschung dieses Feuers konnte nicht sofort erfolgen, da die Berufsfeuerwehr über Mannschaften und Geräte nicht mehr verfügte nnd der Abmarsch der frei willigen Feuerwehr trotz des sofort erfolgten öffentlichen Alarms erst nach verhältnismäßig geraumer Zeit erfolgen konnte. Das Feuer hatte bald trotz der nach und nach in Betrieb gesetzten 11 Schlauchleitungen alle Stockwerke er griffen. Ans Anordnung des Branddirektors Weigand mußten sämtliche Rohrführer aus dem brennenden Hause zurückgeheu, da ein Einstürzen zu erwarten war. Als die Mannschaften im Begriff waren, diese Anordnung zu befolgen, wurde der Wehrmann Oehring von der Altchcmnitzer Wehr durch ein herabfallendes Stück Sims schwer verletzt. Die Frontmauer an der Sedanstraße stürzte kurze Zeit nach dem Unfälle zu sammen. Das Feuer hatte schließlich auch das Dach des Kontorgebäudes ergriffen. Bei den von dem Treppenhaus dieses Gebäudes aus unternommenen Löichversuchen wurden Brandmeister Felber, Oberfeuermann Trautner, sowie die Fenermänner Becher nnd Hahn durch herabstürzende brennende Teile des Daches verletzt. Das Fabrikgebäude ist gänzlich ausgebrannt. Der Schaden dürfte den Betrag von 300,000 M. übersteigen. Der Brand entwickelte eine so intensive Glut, daß iu der Nachbarschaft iu der Entfernung von etwa 100 in Zäune in Brand gerieten und die Löscharbeiten äußerst erschwert wurden. — Ucber die schweren meist von Hagelschlag begleiteten Gewitter, welche am 1. Juli verschiedene Gebiete unseres sächsischen Vaterlandes heimgesucht und über der Kanzel befand sich eine golderevorwegische Krone. Es war noch düster im Innern des Gottes hauses, vur droben auf den obersten Scheiben der Bogenfenster spielte der erste Sonnenstrahl in allen Farben des RsgenbogenS. Kein lebendes Wesen außer Klaus war ringsumher zu s-hen, dröhnend wlderhallte sein Fußtritt auf den Steivfließcn, daß er zusammen- schsuernd öfters stehen blieb. Er wollte den Sack hier verbergen, bis der Weg über den Gebirgspaß wieder sicher wäre, denn tu den nächsten Tagen, wußte er, daß die Gendarmen und Steuerbramten scharf aufpaffen und ein Durch kommen unmöglich machen würden, Ha, dort in der dunklen Ecks steht ein alter, reichgeschnitzter Gottes kasten i Er erschien wie dazu bestimmt, den Sack aufzunehmen und ohne Zaudern trat Klaus näher. Kreischend drehte sich der verrostete Deckel der Truhe in den Angeln, Polternd glitt die schwere Last zu Boden und als es gethan war, da fiel Klaus zu Boden wie ein Irrsinniger, barg das Antlitz in bei den Händen und stammelte: „Ein Schurke, ein Kir- chenfchänder! O, ich Elender, den die Hölle selbst ausstoßen wird am jüngsten Tage." Die Schrecken der vsrwichenen Nacht standen plötzlich deutlich vor seinen Augen, er sah den steilen unwirtliche» Gebirgspfad, auf welchem langsam der Warenzug daher kam. Wie eintönig das Peitschen geknall mit dem Zuruf der Knechte abwechselte; die Planen der Wagen ließen sich im trüben Scheine der Laternen ganz gut unterscheiden, die Räder waren dicht umwickelt, denn man wußte nur gar zu gut, wie unsicher dieser Teil des Gebirges war. haben, liegen folgende Nachrichten vor. Liebstadt, 2 Juli. In den frühen NachmittagSstunden deS gestrigen Tages brachen über unsere Gegend schwere Gewitter los, die über eine Stunde lang wolkenbruchartigen Regen, vermischt mit Schloßen, mit sich brachten. Kraut und Kartoffeln sind arg zerschlagen, doch hat daS Getreide nennenswerten Schaden nicht erlitten. Während einer Viertelstunde hatten Regen und Schloßen, gepeitscht von einem wütenden Sturm, das Ansehen eines winterlichen WehwetterS. Mehr fache Blitz? schlugen ein. —Glashütte, 2. Juli. Am gestrigen Mittag entlud sich über unserer Stadt ein sehr heftiges Gewitter, wobei der Blitz im be nachbarten Dittersdorf in das dem Gursbesitzer Teubner gehörige Gehöfte einschlug. — Neustadt, 2. Juli. Eines der gestern hier ntedergegangenen Gewitter war von einem heftigen Schloßsnwetter be gleitet. — Annaberg, 2. Juli. Gestern abend iu der neunten Stunde ging über unserem Gebirge ein sehr h-ftiges Gewitter, begleitet von starkem Schloßenfall, nieder. Ler Schloßenfall und die peit schenden Regenmassen haben auf Neckern und Straßen vielfach bedeutenden Schaden angertchtet. — Im be nachbarten Neudorf schlug d?r Blitzstrahl in das zweistöckige Wohnhaus des Tischlermeisters Roscher und zündete. Das Harrs wurde durch das Feuer vollständig zerstört. — Olbernhau, 2 Juli. Heute Morgen verbreitete sich mit Windeseile in unserem sonst so friedlichen Orte das Gerücht von einer entsetzlichen Mordthat. Früh in der 6. Stunde sah man vom Hause des Fieischsrmeisters Ihle an der Freiberger Straß: aus den Leichnam eines Mannes in der Flöha liegen, welcher gleich darauf an das Ufer gezogen wurde. Js dem Toten erkannte man den 28jährig. Oskar Roth aus Hallbach, welcher Handel mit leeren Pettolenmfäfsern betrieb. Klaffenve Wunden am Vorder- und Hinterkopfe, welche mit der stumpfen Seite eines Beiles beigebrscht zu sein schienen, sowie Zertrümmerung der Hirnschale ließen aus den ersten Bllck erkennen, daß der Unglückliche bas Opfer eines abscheulichen Verbrechens geworden war. Da Uhr und Geld fehlen, fo hat mau cs allem Anschein nach mit einem Raubmord zu thun. Die Ueberführung des Ermordeten nach dem Amtsgerichte erfolgte im Laufe des Vormittags. Vor 11 Uhr schritt man zur Verhaftung eines hiesigen starkverdächtigen Ein» wohnsrs, des Ftihrwerftbtsitzers Kreher. fts3 Uhr erjchien eine GerichtS-Kowmifsion und die Vertreter der Staatsanwaltschaft am ThatorLe. Es fand die Untersuchung der au? dos Verbrechen hinweisenden Spuren und später die Sektion des Ermordeten im Amtsgerichte statt. Die Spuren beuten daraus hin, daß der oder dis Thater den Toten auf einem Kin derwagen unter der von dem Meysftschsn Grund stücke nach der Flöha zu führenden Untertunnelung in den Fluß haben bringen wolle». Das Wasser scheint aber hier zu seicht gewesen zu sei» und ist der Tote von hier aus um das Göhlitzerschs Grund stück herum über den Steg nach der auf dem linken Ufer der Flöha befindlichen Treppe geschafft und hier in das Wasser geworfen worden. Wo und wie die Mordthat vollführt worden ist, darüber läßt sich etwas Bestimmtes noch nicht sagen. Im Interesse unserer Einwohnerschaft wäre nur zu wünschen, daß die schreckliche Thai bald aufgeklärt werden möchte. — Am Sonntag war der Maurer Ferdinand Meinel in Hammerbrücke mit seiner Frau mit Heumachen beschäftigt, wobei der vierjährige Sohn desselben mit zugegen war. Plötzlich war das Kind verschwunden, und als die Mutter desselben einige Minuten später am Brunnen vorüberging, sah sie ihren Sohn bereits ertrunken darinnen liegen. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Das arme Jetzt sind sie an einer Wegbiegung angelangt, jetzt ertönt ei» greller Pfiff, ringsum tauchen blut rote Fackeln auf, nervige Gestalten mit geschwärzten Gesichtern umgeben den Zug und ein grausiger Kampf eutspinnt sich alsbald. Brust an Brust rinpen die Männer, hochauf bäumen die angstvoll wiehernden Pferde; noch ist nichts entschieden, noch schwankt der Sieg. Klaus stöhnt auf bei dieser Erinnerung, kalter Schweiß perlt auf seiner Stirn; er gedenkt des Moments, wo er auf der Brust eines zu Boden ge worfenen Feindes gekniet — und beinahe dessen Mörder geworden! O, welch' ein Gefühl, nun frei von solch' furchtbarer Schuld dort zum Altäre auf- blicken zu dürfen! Und jetzt klingt ein Heller, klarer Friedenston an des finsteren Mannes Ohr, die Kirchenglocken, welche den Morgen einläuten. Er steht wie erstarrt, leise falten sich die schwieligen Hände, langsam senkt er das Haupt und murmelt mit bebender Lippe: „Gott sei mir Sünder gnädig!" Dann aber flieht er aus dem stillen Kirchlein in wahnsinniger Hast, das Dröhnen der hinter ihm zufallsnden Thür klingt in sein Ohr wie die Posaune des jüngsten Gerichts. Atemlos eilt er den engen Pfad zurück, den er gekommen, da strauchelt sein Fuß, er stolpert — und nur ein fester Griff um den Stamm einer Tanne rettet ihn vor dem Zer schellen dort drunten im Abgrund. „Die Glocke»," murmelte er dumpf, „wie sie in meiner Seele wiederklingen — wie des lebendigen Gottes Stimme —" Höher stieg die Sonne um den einsamen Mann.