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LWWMHMM ! früher Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich OtsWts-AWM flr Hshsdorf, Wliß, KerMsrs, Kasdorf, Ä Szidit», Keiwchssrt, Mariemu«. Malst», Amtsblatt für den Stadtrat W Lichtenftem. M. 103. Fernsprechstelle Nr. 7. S0NNabkNd^ NM 4. MM Fernsprechstelle Nr. 7. 1895. Neses Blatt erscheint täglich Nutzer Son«- Wö Festtags) abends für den folgenden Lag. WertelsShrlicher Bezugspreis 1 Mark 26 Pf. — Einzelne Nummer Ui Pfennige. — VGellnngen nehme» außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. PostaustalteL, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennige» berechnet. — AnuahNe der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. SMdMliefsriMKs-BerdiKgMg. Die Anlieferung des für die fiskalischen Straßer, im Bezirke der Bau verwalterei Glauchau zürn Bedecken der Massenschüttungen und zur Unterhaltung der Fußwege erforderlichen Materials soll auf die Jahre 1896 bis mit 1898 verdungen werden und fordern Unterzeichnete zu Angeboten hierdurch auf. Die Bedingungen liegen bei den unterzeichneten Behörden, sowie bei den Herren Amtsstraßenmeistern Hörnig in Lichtenstein und Teichmann in Glaucha«, welche auch über die einzelnen Straßentrakte nähere Auskunft er teilen, zur Einsicht aus. Die Angebote können sich auf einzelne oder mehrere Trakte erstrecken und haben die Bezeichnung des Bezugsortes und des Preises für 1 Kubikmeter zu enthalten. Hierbei wird darauf aufmerksam gemacht, daß betreffs derjenigen Straßenstrecken, für welche bisher aus bestimmten Gruben nur die Anfuhre vergeben gewesen ist, lediglich Angebote auf Anlieferung von Materialien angenommen werden. Die Angebote sind mit der Aufschrift „Sandanlieferung" versehen, portofrei und verschlossen nebst Materialproben bis Montag, den ZG. Mai ds. Js., vormittags OsLH Uhr bei der mitunterzeichneten Bauverwaltsrei, zu welcher Zeit daselbst die Er« öffnung der Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Bewerber erfolgen wird, einzureichen. Dis Auswahl unter den Bewerbern und die Ablehnung Ker Angebote wird Vorbehalten. Die Bewerber bleiben an ihre Gebote bis zum 20. Juni 1895 gebunden und haben solche als abgelehnt zu betrachten, wenn ihnen bis dahin keine Nachricht zugeht. Zwickau und Glauchau, am 13. April 1895. NniMk Strafen- M Msser-AmWm. Königliche Mmmlierki. Löhnert. Liebscher. LKgeSgeschiMr. — Lichtenstein. Die Maifeier ist diesmal in ganz Deutschland fast ohne jede Bedeutung gewesen. Inden meisten Städten und besonders in Berlin wurde nur vereinzelt nicht gearbeitet, und die von den Gewerk schaften anberaumten Versammlungen hatten nur einen schwachen Besuch lmfzuweisem Es zeigt sich eben immer mehr und mehr, daß die Maifeier von Jahr zu Jahr an Bedeutung verliert. Auch im Auslände verlief der 1. Mai im allgemeinen ruhig; nur in Wien gestaltete sich die Feier zu einer großen sozia listischen Kundgebung. Es wird darüber berichtet: Ein Zug von etwa 50,000 Arbeitern marschierte vor dem Parlament vorbei, wo stürmische Demonstra tionen gegen die Regierung unk dis Koalition statt fanden. Die Polizei ließ die Menge ruhig gewähren, gestattete aber nicht die Entfaltung der roten Fahne. Aufsehen erregte eine gr ößere Grupps von Arbeiterinnen der Wienerberger Ziegelwerke, die in geschloffene?« Reihen am Zuge teilnahmen. Bei der Universität schloffen sich etwa 200 Studenten an, die sich die Intelligenz des Proletariats nannten und dis in der Aula die sozialistischen Maiabzeichen aufgesteckt hatten und auch bsibehielten, als sie der Rektor zur Ablegung der Abzeichen in den Räumen der Universität auf fordern ließ. Im Hauptquartier der Sozialistenführer im Prater, wurden auch polnische, czechische und ita ¬ lienische Reden gehalten. Der Rückmarsch Ker Menge aus dem Prater über die Ringstraße erfolgte wieder am Parlament vorüber, wo sich die Demonftrattünen in verstärkter Weise erneuerten. Die Arbeiter johl ten, Pfiffen und stießen Schmährufe aus. Die Wache drängte die Demonstranten zurück. In den Neben straßen begleiteten den ganzen Zug aus den Hin- und Rückmarsch zahlreich- sozialistische Radfahrer. Aehn- liche Straßenkundgebungen fanden in anderen Städten Oesterreich Ungarns statt. Vereinzelt kam es zu Zusammenstößen zwischen den Arbeitern und der Polizei. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommsn. — Verkäufer unzüchtiger Bilder und Schriften im Auslands kündigen gerade in letzter Zeit vielfach ihre Waren in deutschen Blättern an. Es ist nun, wie die Trierer Landeszeitung hört, von dem Staats anwalt in Köln eine Untersuchung eingeleitet und infolgedessen in zahlreichen Städten Deutschlands ungeordnet, daß postalischerseits alle au diese Firmen gerichteten Briefe und Bestellungen, ebenso wie die von diesen Firmen hier eingehenden Sendungen an gehalten und an die Staatsanwaltschaft abgeliefert werden. Diese Maßregel wird gewiß allerseits be grüßt, denn es ist hohe Zeit, daß endlich einmal energisch gegen die Verseuchung Deutschlands mit solcher Schmutzware vorgegangsn wird. Ballenweise geschieht die Einsendung dieser schmutzigen Bilder und Schriften, und leider finden sich fast überall im Inlands Mithelfer zur Verbreitung dieser schamlosen Machwerke. Hoffentlich trägt das jetzige Vorgehen der Staatsanwälte dazu bei, daß die Bestellungen unterbleiben, da doch manchen die Scham fassen wird, als Besteller solcher Schmutzsachen bekannt zu werden; wenn solche, die mit den Verkäufern dieser Bilder in Briefwechsel treten wollen, erfahren, daß ihrs Briefe mit Beschlag belegt werden sollen, werden sie den Briefwechsel unterlassen. — Ein Schornstsinsegermeister am Rhein ließ seine Gehilfen, wenn dieselben Touren über Land zu machen hatten, ein Zweirad benutzen. Auf einer solchen Fahrt verunglückte der Schornsteinfegergeselle M. und verletzte sich den Fuß. Die Berufsgenossen- schaft lehnte die Gewährung der beantragten Unfall- rsnte ab, da ein Betriebsunfall nicht vorchge. Das Schiedsgericht zu Düsseldorf hingegen verurteilte die selbe zur Zahlung. Es nahm einerseits an, daß ein Arbeiter, welcher der Natur seiner Beschäftigung nach auf wechselnder Arbeitsstelle thätig sein müsse, sich auch während des Weges van einer zur anderen Arbeitsstelle ,im Betriebe befinde; andererseits, so führte es aus, sei das Fahrrad heutzutage ein so gebräuchliches Verkehrsmittel, daß es keinem Bedenken unterliegen könne, die Benutzung desselben, zumal wenn sie auf ausdrückliche Anordnung des Arbeit gebers erfolge, als zum Betriebe gehörig anzusehen. Gegen diese Entscheidung legt die Bernfsgenossenschaft Mus dem Walde. Roman von M. Brandruh. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Bei den letzten Worten hatte der Alte ein Thür- chen aufgssperrt, welches sich in der Mitte des ge öffneten Schreibsekretärs zeigte und in deren Schloß der Schlüssel steckte. „So, da hinein legen Sie nur gefälligst Ihr Couvert," sagte er dann, indem er von dem Amerikaner zurücktrat. Bergmann that, wie ihm geheißen und drückte auch das Thürchen wieder in seinen Rahmen. Da der Förster jetzt hinter ihm stand, konnte er natür lich nicht die Gesichtszüge des jungen Mannes be obachten, welcher ihm fast wie ein Wesen höherer Art erschien. So entging es ihm auch, daß ein höh nisches Grinsen um die Lippen des verehrten Freun des zuckte, als er die Enveloppe mit dem Geld in das Fach legte. „Das wäre gethan!" rief Bergmann nun. „Jetzt will ich aber auch eilen, wieder zu meinen Gästen zu kommen. Sie begleiten mich doch, Rinow?" Der Gefragte bedauerte, ablehnen zu müssen. Er versicherte jedoch, bald nachkommen zu wollen und setzte dann hinzu, indem er den Schreibtisch vollends schloß und den Schlüssel zu sich steckte: „Muß nur erst n' mal nachsehen, ob meine Bengels auch das Viehzeug gehörig versorgt haben." „LII riZsit!" lachte Bergmann. „Ganz wie wir Amerikaner: Zuerst das Nutzbringende und dann das Vergnügen!" Damit nickte er dem Förster freundlich zu und verließ das Gemach, durchschritt den Haus flur und trat dann direkt auf die Landstraße. Hier wendete er seine Schritte wieder dem Belvedere zu. Noch hatte er sich diesem jedoch nicht vollends genähert, , als ihm sein Diener aus dem Buschwerk seitlich des Weges entgegentrat. „Na, John," flüsterte der Amerikaner nun dem Burschen zu, „unser Kuckucksei liegt im Nest, das heißt im mittelsten Fach des Schreibsekretärs in dem Arbeitszimmer dieses dümmsten aller deutschen Esel. Es ist jetzt an Euch, nach unserer Verabredung zu handeln, da Ihr die Hunde nicht zu fürchten habt. — Doch was ich noch sagen muß: Außer dem bewußten Päckchen liegen noch sechshundert Thaler bares Geld auf derselben Stelle, welche uns nichts angehen — versteht Ihr? Ab — so — lut nichts — angehen." „Schön, schön Herr," grinste der Bursche und setzte dann hinzu: „Erstes Fenster nach dem Garten also — an der anderer. Seite des Hauses, 's wäre aber doch gut, wenn die Wirbel aufgedreht würden." „Werd' sehen, was sich noch thun läßt," flüsterte Bergmannn. Da er aber in diesem Augenblick be merkte, daß sich vom Festplatze her der Doktor näherte und bereits auf Hörweite herangekommen war, fuhr er laut und in heftigem Tone fort: „Eilt, daß Ihr nach dem Forsthause kommt, um Euch dort nützlich zu machen." „Wie der Herr befehlen," erwiderte John krie chend. Dann entfernte er sich auch schon in der angegebenen Richtung. Bergmann eilte dem Doktor entgegen, welcher eben pustend wie eine Lokomotive bis auf wenige Schritte bei ihm angelangt war. „Wohin geht's denn so eilig, Verehrtester?" fragte der Amerikaner nun den dicken Herrn. „Zur Frau Försterin und Fräulein Anna, mein Lieber," keuchte der Doktor und wischte sich mit seinem riesigen rotieidenen Taschentuch den Schweiß von dem feisten Gesicht. „Hab' mich verleiten lassen, es mit dem jungen Volk zu halten. Nun treiben sie es aber doch zu toll, und mir brummt der Schädel. Wenn solche Stadtmenschen n'mal auf's Land kom men, ist's immer, als wären sie sämtlich verdreht geworden. Sogar der steife bockbeinige Kalkulator vom Magistrat versucht über Tische und Bänke zu springen." „Wenn nur an dieser Heiterkeit nicht die Ge tränke schuld sind," meinte Bergmann. „I wo, bei dem Kalkulator wenigstens nicht. Ich glaube, der hat höchstens zwei Gläschen Wesir getrunken. Nein, nein. Die Luft macht es! Doch Sie werden sich ja selbst überzeugen. .Ich aber will sehen, daß mir Aennchen ein stilles kühles Plätzchen anweist, damit «ch mich in Ruhe erholen kann." „Nun, dann will ich Sie nicht länger aufhalten, lieber Doktor. Verschlafen Sie aber ja nicht das Mittagsmahl, denn zu einein kleinen Nicker wird's doch wohl kommen." „Werd' mich hüten! Ha — ha — ha — da kennen Sie mich schlecht!" lachte der Doktor und pustete jetzt wieder dem Forsthause zu. Das Mittagsmahl in seiner ganzen solennen Ueppigkeit war eingenommen worden. — Ihm folgte der Kaffee. Als es dann kühler geworden, spielte die Kapelle zum Tanze auf. Die schmetternden Klänge der Hornmusik aber schallten bis in die nächst gelegenen Dörfer hinüber und lockten deren Einwoh ner zu dem improvisierten Tanzplatz. Manches schlichte Pärchen drehte sich dann mit den Herrschaften