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und Wissenschaften, Dank der verständnisvollen För derung seitens der Regierung König Alberts. Auch dafür bringen alle treugesinnten Sachsen ihrem ge liebten Landesvater nun wiederum ihren heißen Dank dar, wie sie ihm diesen Herzenstribut schon längst auch wegen seiner bleibenden Verdienste um Kaiser und Reich, wegen seiner echt deutschen und nationalen Sinnesart gezollt haben. Die innigsten Wünsche des Sachsenvolkes geleiten darum den hohen Herrn bei seinem Eintritte in das neue Lebensjahr, sie gipfeln sicherlich in dem herz'ichen Wunsche, daß die gött liche Vorsehung König Albert und sein Haus auch fernerhin in ihren gnädigen Schutz nehmen möge! Tagesgeschichte. * — L i ch t e n st ei n , 22. April. Gestern nachm, fand in der dasigen Web- und Wirkschule in den oberen Lokalitäten des Rathauses die diesjährige Prüfung, sowie die Entlassung der abgehenden Schüler statt. Die zahlreich anwesenden Besucher von Lichten stein und Callnberg, sowie Fachlehrer aus Hohen stein, Glauchau und Mülsen besichtigten die im Zeich- nungssaale ausiiegenden Muster, fertigen Waren, schriftlichen Arbeiten, sowie in den anderen Zimmern die im Gange befindlichen Web- und Wirkstühle mit Interesse und sprachen ihre Befriedigung über die gemachten Fortschritte aus. Gegen 4 Uhr, nach Schluß der Prüfung, hielt bei Verteilung der Ent lassungszeugnisse Herr Bürgerschullehrer Bergmann in allseitig tiefempfundenen Worten die Abgnngsrede an die Schüler, hierbei auf den Ernst der bevor stehenden neuen Lebensbahn hinweisend und dankte gleichzeitig der hohen Königl. Staatsregierung, de« städtischen Behörden von Lichtenstein und Calluberg, den Herren Fabrikanten, sowie Freunden der Schule für die stets entgegengcbrachte Unterstützung, und gab dem Wunsche Ausdruck, daß solche auch in Zukunft der Schule erhalten bleiben möge. Im Auftrag dec städtischen Behörde erhielt der Webschüler Johannes Staude durch Herrn Stadtrat Beyerlein ein Diplom. Durch den Vorstand der Web-und Wirkschule, Herrn Kaufmann Pampel, wird nun die Prämiierung voll zogen, und zwar für solche Schüler, welche ebenfalls im abgelaufenen Jahre durch Fleiß und guten Willen bestrebt waren, sich die Zufriedenheit ihrer Herren Lehrer zu erwerben. Es sind dicS von den Web schülern: Albin Kästner, Otto Härtel und Hermann Müller. Von den Wtrkschülern: Hermann Vogel, Paul Metzner und Paul Demmler. Dis Prämie» bestanden in nützlichen Büchern und Schreibmoppen. Mit sichtlicher Freude nahmen die Ausgezeichneten ihre Prämien entgegen, welche, wie Herr Pampel erwähnte, zwar nur ein kleines Geschenk seien, aber immerhin mitdienen sollten als fortwährendes Er innerungszeichen zum Weiterstreben. Mündliche Be lobigungen erhielten von den Webschülern: Hermann Kirsch, Louis Kirsch und Hermann Neef. Vmr den Wirkschülern: Paul Machold und Konrad Falke. Außerdem erhielten mündliche Belobigung von den die Anstalt das 1. und 2. Jahr besuchenden Web schülern: Rössel, Heinze, Otto, Hofmann, Schramm, Held, Kober, Rudolph, Fischer, Fritzsche und Geipel. Von den ebenfalls im 1. und 2 ^esuchsjahr stehen den Wirkschülern: Vorsprecher und Lenk. Schließlich richtet der Herr Vorsitzende nach der Prämierung an die abgehenden Schüler die dringende Bitte, auch in Zukunft, solange sie sich am hiesigen Platze befinden, die Schule weiter zu besuchen. Besonders für junge Kaufleute der Web- und Wirkbranche ist neben theo retischer Kenntnis auch die praktische Erfahrung in allen ihren Berufseinzelheiten von unberechenbarem Vorteil für eine spätere sichere Existenz. Dem ge ehrten Lehrer-Kollegium der Anstalt dankt Redner für rhr mit vielen Unannehmlichkeiten verbundenes E Aus dem Walde. Roman von M. Brandru h. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Appetit?" wiederholte da aber Arno mit alt kluger Miene. „O, Papa, dem soll auch hier abge holfen werden", meinte er jetzt trumphierend. „Und trinken kannst Du auch", setzte Herbert, sein jüngerer Bruder, hinzu. „Ihr wollt mich doch nicht narren, Jungen?" „Aber Papa!" riefen die Kinder wie aus einem Munde. Arno hatte jetzt auch schon seine Botanisier trommel geöffnet und zerrte nun ein längliches Paket aus derselben. Hurtig löste er dann die feste Pa pierhülle, welche seinen Schatz umschloß. Bald aber entpuppte sich dieser als eine Cervelatwurst, die der kleine Bursche mit vor Emsigkeit zitternden Fingern dem Baron überreichte. Herr von Rosen nahm sie auch. Er war aber noch nicht dazu gekommen, ein Dankeswort auszusprechen, als auch Herbert auf ihn zusprang und jubelnd rief: „Nimm auch das, Papa!" Mit stolz in den Nacken geworfenemKopfe aber setzte er hinzu, während er dem Vater seine ganze Botanisiertrommel bot: „Es sind Butterbrote darin — so dick geschmiert, Papa!" — eine Flasche Rotwein und dazu noch ein Büchschen mit einge machten Melonen!" — „Da trugt Ihr ja ein ganzes „Tischlein deck Dich" mit Euch", entgegnete der Baron nun in jener gütigen Weise, die er seiner Familie gegenüber stets in Anwendung brachte. „Aber, warum sagtet Ihr mir eL nicht früher, welche Herrlichkeiten Ihr bei Wirken, ebenso den geschätzten Herren Ausschußmit- gltedern für ihr gütiges Mitarbeiten und für das einige Streben, der Jugend unserer heimischen In dustrie mit dem an die Hand zu gehen, was ihr auf dem Lebenswege als Grundlage benötige. An die Eltern und Lehrherren aber richte er die Bitte, nie mals versäumen zu wollen, ihren Kindern und Lehr lingen die Fachschule besuchen zu lassen, damit selbige bei eventuell eintretenden ernsteren Verhältnissen in allen Fällen ihrem Berufe gewachsen sind. Mit heute begehe die hiesige Web- und Wirkschule die 23. und zugleich letzte Prüfung in diesen Lokalitäten. Eine Biographie über die abgelaufene Zeit zu entrollen, liege nicht in seinem Willen; mit Freuden wollen wir nur auf das zurückblicken, was bis heute, wenn auch in kleinen Verhältnissen, von der Anstalt ge leistet worden ist. Ein mancher von den jetzt nicht mehr hier weilenden Schülern wird mit Freuden darauf zurückblicken, was er aus unserer Schule an Wissensnötigem mit sortgenommen, und wird mit Dankbarkeit derer gedenken, die dazu wesentlich bei getragen. — Auf alle Anwesendeo machte die Prüfung den günstigsten Eindruck, und man kann sich der Worte nicht verschließen, baß das Direktorium und die Lehrerschaft alles Mögliche aufgebotcn haben, um die Anstalt zu einem so erfreulichen Aufblühen, wie dies gestern beobachtet werden konnte, zu bringen. Möge aber auch dem Wirken im neuen Web- und Wirkschulgebäude, welch letzteres noch im Laufe dieses Jahres seiner Bestimmung übergeben werden soll, dis bisher entgegengebrachte Anerkennung und peku niäre Beihilfe nicht vorenthalten werden. Ein erhöhter Erfolg zur Hebung und Konkurrenzfähigkeit unserer heimischen Web- und Wirkindusirie wird dann nicht aus bleiben. * —- Einen recht angenehmen und interessanten Abend bereitete der gestrige vom Kaufmännischen Verein veranstaltete Vortrag des Herrn Josef Feller aus Chemnitz: „Ein altbairtscherBauern kalender." Der geschätzte Redner schilderte die in Altbaiern an den verschiedenen Tagen und Festen des Jahres üblichen Bräuche und Sitten und gab nach Beendigung seines ost mit köstlichem Humor gewürz ten Vortrages noch einige Gesichte aus seinen Ge- dichrsammlungen „Viel G'fühl" und „Frisch o'zapft" zum besten. Dem lebhaften Beifall, den die Besucher den fesselnden Ausführungen des Redners spendeten, nach zu urteilen, hat selten ein Bortrag so gefallen wie dieser, nur schade, daß der Besuch nicht so zahl reich war, wie er es verdient hätte. * — Kenntnis der Stenographie wird jetzt so vielfältig gefordert, daß solche, die nicht Gelegenheit hatten, sich dieselbe in ihrer Jugend M zueignen, sich verschiedentlich gehemmt sehen. Es ist daher gewiß mit Freuden zu begrüßen, daß solchen strebsamen Leuten durch den hiesigen Stenographenvcrein Gelegen heit geboten werden soll, die Lücke auszufüllen. Hoffentlich findet der heute angekündigte Kursus recht viele Teilnehmer. * — Heute morgen erfolgte in hiesiger Schule durch Herrn Schuldirektor Poemcke in Gegenwart des gesamten Lehrerkollegiums die Einweisung des seit herigen Hilfslehrers Herrn Graupner in die 14. ständige Lehrerstelle und des Schulamtskandidaten Herrn Horche in die neugegründete (17.) Hilfs lehrerstelle. Die Knabenabteilung unserer mittleren Volksschule ist von diese Ostern ab 7klassig, bisher Massig. * — Sommsrfahrpläne giltig vom 1. Mai ab, sind eingetrosien, und L Smck 5 Pfg. ui der Tageblatt-Expedition zu erhalten. * — Die Kunst des Gärtners, und, wo bei uns in Deutschland diese versagt, der fruchtbare Boden des Südens Pflegen für den Familicntisch zu Anfangs Euch führtet? Mußte ich erst fast vor Hunger sterben, i ehe Ihr mit Euren Delikatessen zum Vorschein kamt?" „Mama meinte'" stotterte jetzt der jüngere der beiden Knaben, „Dich möchte es doppelt freuen, wenn wir Dir ganz unverhofft diese Erfrischungen bieten würden, da —" „Da thatet Jhr nur, wie Euch geheißen, Kinder, und wäret der Mutter gehorsam. So ist's auch recht und brav von Euch. Aber gesteht mal — schwer genug ist's Euch doch wohl geworden, mir bis jetzt diese Schätze zu verheimlichen?" „Ach ja — sehr sogar, Papa!" riefen die Jungen wieder wie aus einem Munde. „Denn —" „Denn Ihr habt gewiß ebenfalls Appetit", er gänzte Herr von Rosen erneuert die begonnene Rede seiner Söhne. „Nun, dann wollen wir auch nicht länger zaudern, Fsrnow", wendete er sich jetzt zu Curt, der in Gedanken verloren gar nicht mehr auf bas geachtet, was in seiner nächsten Nähe vorging. Fast nervös zuckte der junge Oberförster nun zusammen. Und in der Meinung, daß Herr von Rosen ihn wiederholt auffordere, nach dem Schloß zurückzukehren, entgegnete er mit ehrerbietiger Ver beugung: „Herr Baron, sehen mich längst hierzu bereit." Das ironische Lächeln Rosens machte ihn jedoch sofort darauf aufmerksam, welche unpassende Ant wort er gegeben. Bis in die Schläfen errötend, entschuldigte er sich denn auch mit einer augenblick- lichen Zerstreutheit, und daß seine Gedanken im Moment bei anderen Dingen gewesen. „Bei dem Schätzchen in Karemba jedenfalls", meinte der Baron miteinerJovialität,die eigentlichsollst teuren, dann aber billigeren und immer billigeren Preisen Gemüse, Salate usw. zu bescheren zu einer Zeit, wo kaum das Säen oder Pflanzen im freien Lande begonnen hat. Wenn's sich nur darum han delte, diese Sachen überhaupt zu haben, würden die Gärtner und die Landbauer im Süden mehr herbei schaffen, als überhaupt gebraucht würde. Aber für. den Bürgersmann, dessen Markstücke noch einmal an- ' geschaut werden, bevor fie aus der Hand wandern, bleibt es doch eine ganz besondere Freude, selbst auf einem kleinen Fleckchen Erde zu bauen, was auf seinen Tisch kommen soll. Der selbst gebaute Salat, Radieschen, diverses Gemüse, und wenn nun gar Spargel nehmen bei der Mahlzeit immer einen Ehren platz ein und schmecken gewiß Allen, die um den Tisch herum sitzen, viel vorzüglicher, als das kunst voll gezogene Frühgemüse. Es ist ja nicht mehr so wie früher, auch in kleineren Städten nicht, daß der Feldbau in größerem oder kleinerem Umfange mit zu jedem Anwesen gehörte, aber es hat sich doch manche Familie ein Fleckchen Erde geerntet, und für den Gartenbesitzer bleibt der „Landbau" ein beson deres Vergnügen. Da ist vor allen Dingen die An lage von Spargelbeeten sehr zu empfehlen, die An lage kostet kein Vermögen, und sie rentiert sich bald außerordentlich gut. Nach Käufern für frischen Spargel hat der, welcher die leckeren Stangen nicht selbst verzehrt, niemals lange zu suchen nötig. Und weil hier nun gerade von Gartsnangelegenheiten die Rede, so mag auf eine sehr hübsche Einrichtung hin- gewiesen werven, die in den Familien immer mehr in Aufnahme kommt. Im Frühjahr kauft der Haus vater beim Gärtner einen netten Blumenstock, es braucht durchaus nicht eine Kostbarkeit zu sein, sür jedes seiner Kinder, welche etwa schon zwei Jahre die Schule besuchen. Den Kleinen wird die Pflege des betreffenden Blumenstocks erklärt und ihnen nun diese völlig überlassen. Die Kinder haben an der artiger Beschäftigung ihre wahre Herzensfreude, die immer größer wird, wenn sie sehen, wie die Blume sich dankbar erweist durch reichen und vollen Blüten schmuck. Aber auch einen hohen erzieherischen Wert hat diese Beschäftigung. Nicht nur, daß in der Jugend die Liebs zur schönen Gotteswelt früh geweckt wird, es wird auch strenge Aufmerksamkeit m der Erfüllung von übernommenen Pflichten, Gewissenhaftigkeit und Sorgsamkeit spielend gelehrt. Und die können un sere Kinder gar nicht genug lernen. * — Gebildeten ev. Damen im Alter von 18 bis 35 Jahren bietet der Ev. Diaknuieverein (Adr.: Prof. I). Zimmer in Herborn, Bez. Wies baden) kostenlos uns ohne Verpflichtung für die Zukunft Gelegenheit zur gründlichen Erlernung der Kranken pflege in den verschiedenen Abteilungen seines Dia- komeseminars (in Berlin, Hamburg, Elberfeld, Bremen, Bonn rc.). Dauer der Kurse im allgemeinen I Jahr; Austritt jederzeit gestattet. Das Seminar, am 1. Juli v. I. eröffnet, zählte am 1. April 65 Schüle rinnen und 12 ausgebildete Schwestern. — Die Brunnenkreffe, welche jetzt wieder an Bächen, Quellen, an Tetchrändern, Gräben beginnt, ihre Ranken zu treiben, wird immer noch zu wenig beachtet. Man weiß cs wohl aus der Kinderzeit, daß die jungen Blättchen recht gut zum Butterbrote schmecken, dach daß Brunnenkcessensalat, gut zube reitet, eine wirkliche Delikatesse ist, ist weniger be kannt. Bei Erfurt wird die Brunnenkreffe deshalb in großem Maßstabe kultiviert, und zwar schon seit langer Zeit. Der K:essenbau erregte selbst dis Auf merksamkeit und Beachtung Napoleons I., sodaß die ser sofort in Fontainebleau Kressenkulturen anlegen ließ. Die Franzosen haben es auch bald verstanden, die Brunnenkreffe zuzubereiten. Nach französischer Art wird feines Oel mit dem Safte von 2 Estronen, nicht in seinem Wesen lag. Dann aber forderte er den jungen Mann auf, daS Frühstück — mit wel chem die Knaben ihn überrascht — nun mit ihm und seinen Söhnen zu teilen. * -t- Der Bau der neuen Oberförsterei hatte be gonnen und wurde wirklich auf Betreiben des reichen Bauherrn derart gefördert, daß die bestimmte Aus sicht vorhanden war, das Wohngebäude sogar schon im August unter Dach zu sehen. Vier Wochen vor her ersuchte Curt seinen Brotherrn um einen mehr tägigen Urlaub, welchen er zu einem Besuch in Nakel bestimmt hatte. Auf die liebenswürdigste Weise be willigte Rosen die Bitte des jungen Oberförsters, und Curt traf seine Vorbereitungen zur Ausführung des Reiseprojekts. Es war ihm bisher unmöglich gewesen, der Mutter die veränderten Verhältnisse zu den Karembaern mitzuteilen, wenn er ihr auch ge schrieben hatte, daß der Baron ihn zum Oberförster engagiert habe und er sie somit herzlich bitte, zu Beginn des neuen Jahres oder zu Beschluß des alten vielleicht ihren Wohnsitz in Nakel aufzugeben, um nach Kalitsch überzusiedeln. Schließlich dünkte es ihm nun auch leichter, der alten Frau mündlich das volle, so tief bekümmerte Herz auszuschütten. Für den Tag vor seiner Abreise hatte sich Curt noch ein kurzes Beisammensein mit Anna Rinow erbeten. Natürlich nicht im Hause der Eltern des Mädchens, auch nicht im Walde. Jeder Forstmann weiß ja, daß gerade dieser am allerwenigsten Ver schwiegenheitbesitzt, „da hinter jedem Baum ein Lauscher stehen kann." Curt lud das geliebte Mädchen da gegen zu dem Bahnhof der nächsten Station, auf