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ist daS Bedürfnis nach Zughunden bei uns ein sehr erhebliches. Nach amtlichen Ermittelungen gab eS rm Jahre 1894 in Dresden 671, in Leipzig 685, in Chemnitz etwa 310 Zughunde. Die Zahl der von auswärts nach Leipzig verkehrenden Zughunde wird auf etwa 1033 geschätzt. Ueber die Dresdener Au gustus- und Albertbrücke, auf welchen Brückengeld erhoben wird, verkehren jährlich 115,000 bis 120,030, also werktäglich 380 bis 403 Hundefuhrwerke, da runter etwa zu '/m zweispänntge. Das Progamm der am 23. Mai (Himmelfahrtstag), nachmittags 2 Uhr, vorzuführenden und zu prämiierenden Zughunde ist von jetzt an zu beziehen durch Herrn Direktor Adolf Schoepf, Zoologischer Garten, Dresden, und werden einzelne Zughunde, sowie übereinstimmende Paare (Zweispänner, Vierspänner) prämiiert. Die Prämiierung geschieht unter Berücksichtigung nicht allein des Hundes, sondern auch dessen Beschirrung und Anspannungsweise, sowie des dazu gehörigen Wagens. Aus dem zu beziehenden Programm und Anmelde-Formular ist alles Nähere zu ersehen. — Dresden, 25. April. Am gestrige» Nach mittage wurde ein fünfjähriges Mädchen, das am Terraffenuier in die Elbe gefallen war, von dem Dampfschiffbootsmann Friedrich Otto Schaffrath, welcher dem Kinde rasch entschlossen nachsprang, noch lebend wieder an das Land gebracht und der herbeigerufenen Mutter übergeben. Die mutige That verdient um so mehr Anerkennung, als bei dem jetzigen hohen Wasserstande die Rettung des Kindes mit großen Anstrengungen und mit Gefahr für des Retters eigenes Leben verknüpft war. — Zur Königsparade in Dresden standen gegen 7000 Mann in Reih und Glied. Diese Menge setzte sich zusammen aus 306 Offizieren, 834 Unter offizieren, 448 Spielleuten und 5264 Mannschaften. Außerdem waren auf dem Paradeselve 1747 Pferde vereinigt. — Daß in der Dresdner Gegend noch Füchse anzutreffen find, wissen auch die Loschwitzer Weivbergsbesitzer, die manchmal derartigen ungebete nen Besuch aus der Haide erhalten. Heuer find auch in den alten Fuchslöchern bei Leubnitz-Neuostra, nicht weit vom Hsiligenborn, im Grunde Füchse be obachtet worden; die Jungen spielen am frühen Morgen im Sonnenstrahle. Vor einigen Jahren wurde auch ein Dachs in rauher Zeit in einem Wcin- gartenhäuschen bei Kabitz überrascht. — Die „Leipz. Ztg.", welche das 3. Heft der „Schönburgischen Geschichtsblätter" wiederum sehr günstig beurteilt, bemerkt zu der Mitteilung unter der Rubrik „Aus unsrer Zeit" über die geplante Sammlung von Erinnerungen an den in Glauchau geborenen Mineralogen Georg Agricola und Uber die in Angriff genommene Neu-Ordnung des Stadt archivs und der Stadtbibliothek zu Glauchau durch Herrn Oberlehrer Dr. Hofmann: „Um so mehr glauben wir, jeden derartigen Beweis einer Fürsorge städtischer Behörden für die Erhaltung der geschicht lichen Erinnerungen ihrer Stadt und für die Pflege der Stadtgeschichte heroorheben zu sollen, als leider noch immer in dieser Hinsicht zu wenig geschieht." — Zwickau, 27. April. Der Festausschuß für die Vereinigung ehemaliger Angehöriger des 5. Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104 hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, die für die Tage vom 18. bis 20. Mai d. I. in hiesiger Stadt geplante festliche Zusammenkunft aus verschie denen gewichtigen Gründen zu verschieben, und findet dieselbe nunmehr am 25., 26. und 27. Mai d. I. statt. Damit ist zugleich die eigentliche Absicht, den 30. Geburtstag Sr. Königlichen Hoheit Prinz Fried rich August durch die Vereinigung festlich zu begehen, Aus dem Walde. Roman von M. B r a n d r u h. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Nach den letzten Worten faßte der Amerikaner wieder nach seinem Hut und verließ das Gemach. Ein Liedchen vor sich hin summend, stieg er die Treppe hinab und begab sich in die Restaurations zimmer des Hotels. Er war dort schon eine be kannte Persönlichkeit. Als er daher die mit Tabaks rauch erfüllten Räume betrat, begrüßten ihn von allen Selten freudige Zurufe. Wie jeden Abend, zeigten sich die stattlichen Gemächer mit Gästen ge fällt, welche zumeist dem Honoratiorenstande ThornS angehörten, aber ohne Ausnahme Männer waren, denen eine Persönlichkeit wie Louis Bergmann in hohem Grade imponierte. Erstens wußte der Ameri kaner gar interessant von den Verhältnissen der neuen Welt zu erzählen — und dann war er so reich — ein purer Krösus, dem es nicht hoch genug angerechnet werden konnte, daß er sich harmlos und liebenswürdig gab. — Nachdem es sich die Herren aber genug gethan mitfreundlichenWorten und mit kräftigen Händedrücken, boten sie Bergmann den Ehrenplatz an dem mächtigen runden Stammtisch an. Bald war der Kreis dann in der lebhaftesten Unterhaltung. Als aber endlich eine Pause in dem allgemeinen Hin- und Herreden entstand, unterbrach Bergmann mit den Worten: „Appropos — ist vielleicht einer der Herren im Stande, mir eine größere, möglichst elegante Wohnung — am liebsten eine Billa mit Pferdestall, nachzu weisen? — Ich habe mich nämlich entschlossen, hier verwirklicht, da der Geburtstag Sr. König!. Hoheit auf Sonnabend, den 25. Mai, fällt. — Wilkau. Vor einiger Zeit wurde bei Gelegenheit eines Schlachtfestes daS Kind des Schläch ters von einem Kettenhunde gebissen, wobei ihm das Gesicht arg zerfleischt worden war. Der ärztlichen Kunst gelang es in kurzer Zeit, die Wunden zu heilen, ja man hoffte, daß die völlige Vernarbung eintreten werde. Vor zwei Tagen traten aber bei dem be dauernswerte» Knaben die ersten Zeichen von Wasser scheu auf, so daß der Arzt erneut hinzugezogen werden mußte. Nach den angestellten Erörterungen soll der Hund in Vielau gleichfalls ein Kind und ein Huhn gebissen haben. Ma» dürfte in der An nahme nicht fehl gehen, daß der Hund toll gewesen ist. — Reichenbach, 25. April. Wie jetzt erst bekannt geworden ist, wurde einem ehemaligen Schüler der hiesigen Realschule vor Kurzem die Ehre zu Teil, von dem Fürsten Bismarck nach Friedrichs- ruh gerufen zu werden, um die Ansprachen des Fürsten zu stenographieren. Es ist dies der in Varel (Ol denburg) angestellte Herr Oberlehrer Ahnert. Der selbe nahm in Friedrichsruh folgende Reden auf: Die Ansprache an die Rektoren, die Rede an die Studenten, diejenige an die Teilnehmer des Hamburger Fackelzuges, ferner die Ansprache an die preußischen Oberlehrer, sowie die Rede an die Jever'schen Gym nasiasten. Fürst Bismarck nahm dabet Veranlassung, sich über die wortgetreue Wiedergabe seiner Worte sehr anerkennend auszusprechen. — In Penig machten Arbeiter in der in der Feldflur der Leipziger Straße liegenden Sandgrube des Oekonomen Julius Heinig einen überraschenden Fund. Man entdeckte eine kofferartige eiserne Kciegö- kasse mit Inhalt, welche offenbar aus dem Befrei ungskriege stammt. — Eine rabiate Frau scheint die verw. Hoch heim geb. Höfchel in Mittweida zu sein, der wegen rückständiger Steuern ein Kleiderschrank ge pfändet werden sollte, die sich aberenergisch dagegen wehrte und einen der Männer, die den Schrank fort schaffen wollten, angriff, alle vier aber eine Stunde lang einschloß, bis sie durch einen Schlosser befreit wurden. Sie erhielt dafür vom König!. Landgericht zu Chemnitz sechs Wochen Gefängnis. — Markranstädt, 24. April. Die am Dienstag morgen erfolgte Durchfahrt des Kaisers benutzte ein eine kurze Zeit vorher erst auf hiesigem Amtsgerichte eingelieferter 17jähriger Bursche, um sich in diesem unbeobachteten Augenblicke durch einen Sprung aas dem ersten Stockwerke wieder in die ihm genommene Freiheit zu setzen. Auf seiner Flucht mit entblößtem Haupte und beim Aufsuchen eines Versteckes in der Leipziger Straße lief er aber gerade Herrn Gerichtsdicner Weißbach in die Hände, welcher ihn sofort wieder in Gewahrsam brachte. — Meißen, 26. April. In Coswig bei Meißen umschwärmten bereits gestern abend in einem Gartengrundstück Tausende von Maikäfern die Kronen der kaum mit den ersten Blättchen geschmückten Obst bäume. — Oesen bei Gottleuba, 26. April. Ein höchst seltenes Naiurschauspiel war gestern abend zu bemerken. Zn gleicher Zeit wurde die hiesige Gegend von drei Gewittern bedroht. Man war allgemein gespannt, welches Gewitter auftreffen würde. Nach etwa Iffsstündigem Kampfe siegte das Gewitter aus Westen, welches sich am Lagberge entwickelt hatte. Gewaltig drang es vor und trieb daS im Norden stehende Gewitter nach dem Eibthale, während das längere Zeit im Süden stehende schließlich nach dem Gebirgskamme, nach dem Nollendorfer Paß gedrängt wurde. Wer Zeuge dieses Vorganges gewesen ist, wird eine so große Wolkenanhäüsung und so starkes in der Nähe ein Gut zu kaufen. Da dies, wie Sie mir zugeben werden, aber nicht so im Handumdrehen geschehen kann, wird es immerhin bequemer für mich sein, ein eigenes Heim zu besitzen, als noch länger im Hotel zu wohnen". „Wie prächtig sich das trifft", entgegnete da ein kleiner dicker Herr, welcher dem Amerikaner ge rade gegenüber saß. Er war allgemein unter dem Titel ,,Kommissionsrat" bekannt, trotzdem er doch ziellos und niemand anders als der Komisfionär s Drücker war. „Baron von Senft", setzte er dann l hinzu, „reist übermorgen nach Aegypten, aus Ge sundheitsrücksichten, müssen Sie wissen, Verehrtester". „Vorher aber hat er mich beauftragt, sein vor dem C—er Thor gelegenes, äußerst komfortabel ein gerichtetes Anwesen zu vermieten — bis auf das Dachgeschoß der Villa, heißt es. Denn in diesem sollen seine Mobilien untergebracht werden." Und ohne erst eine Antwort abzuwarten, fuhr der Commissionär fort: „Was das zu kaufende Güt chen anbetrifft, so kann ich ebenfalls dienen." „Erst Eins und dann das Andere, lieber Kom- misfionsrat," entgegnete Bergmann jedoch. „Wann kann ich mir übrigens die Billa ansehen?" „Gleich — jetzt I" rief der Kommissionär im glühendsten Geschäftseifer. „Doch nein — nicht gleich — jetzt," verbesserteer sich. „Denn es ist ja schon spät am Abend, und der kränkliche Baron wird bereits schlafen. Aber morgen vormittag so um die zehnte Stunde herum dürften wir da draußen nicht mehr stören." „Gut. Also um zehn Uhr früh fahren wir hinaus," entschied Bergmann. Blitzen von drei Seiten so bald nicht wieder beo bachten. Eine ganz besondere Regenfülle ging nach dem Gewitter nieder. — In Hohenmölsen setzte eine Mutter ihr noch nicht ein Jahr alte« Kind in den Hof, da mit es dort spielen sollte. Unvermutet geriet nun ! Plötzlich ein Hahn aus der Nachbarschaft dahin, fiel über daS Kind her und brachte demselben mehrere heftig blutende Kopfwunden bei. Die durch das Schreien des Kindes herbetgeeilte Mutter hatte Mühe, das bösartige Tier, welches immer noch auf den Kopf des Kindes hackte, zu entfernen. Zum größten Schmerze der Eltern verschied bald darauf das Kind an den erlittenen Verletzungen. — In Gießmannsdorf bei Zittau ver unglückte in einem Kohlenschachte, der seit längerer Zeit nicht mehr im Betriebe war und in dem erst wieder seit kurzem angefahren wurde, der 26jährige Bergmann Weiß. Er war bei der Einfahrt eben auf der ersten Bühne angekommen, als er infolge von Stickluft bewußtlos wurde und kopfüber in die Tiefe stürzte. Erst nach zwei Tagen gelang es, den Leichnam des Verunglückten aufzufinden und zu Tage zu fördern. Weiß war ein tüchtiger Arbeiter, der sich zum bevorstehenden Pfingstfeste verheiraten wollte. 8 Das Küssen mußten drei junge Cöthener ziemlich teuer bezahlen. Sie befanden sich in heiterer Stimmung und umarmten und küßten die Frau eines Arztes. Der Arzt stellte Strafantrag gegen die Attentäter und diese sind, trotzdem die Angelegen heit noch im letzten Augenblicke auf gütlichem Wege ihre Erledigung fand, zu 500 bezw. 200 und 100 Mark Strafe verurteilt morden. 8 München, 25 April. Einer unglückseligen Verkettung verhängnisvoller Ursachen fiel in der ver gangenen Nacht eine junges blühendes Menschenleben zum Opfer. Während nämlich ein Soldat der 13. Kompanie des 1. Infanterie-Regiments an der so genannten Melzlremise auf Oberwiesenfeld Posten stand, nahten sich ihm einige Civilpersonen; er rief sie vorschriftsmäßig drei Ma! an und da er keine Antwort erhielt, lud er sein Gewehr; inzwischen aber hatten sich die erwähnten Personen schleunigst ent fernt. Karze Zeit darauf — vielleicht nach Verlauf von 10 Minuten — näherte sich dem Posten eins von dem Unteroffizier Fischer des genannten Regi ments geführte Vifitierpatrouille. Der Posten rref sein dreimaliges „Halt". Nun aber gab der Unter offizier, der wartete, bis er den Posten laden hören würde, keine Antwort, da er nicht wußte, daß der Posten ja schon geladen hatte. Dieser aber gab seinen Dienstvorschriften gemäß, nachdem er vergeb lich auf Antwort gewartet hatte, Feuer und traf unglücklicherweise einen Soldaten der Patrouille. Das Geschoß hatte bei seinem Weg durch den Körper Nieren und Leber verletzt, sodaß der Getroffene nach Verlauf von ungefähr emcr Viertelstunde, ohne wie der zum Bewußtsein gekommen zu sein, auf dem Platze verstarb. Auf einer inzwischen herbeigeholten Tragbahre wurde die Leiche zunächst ins Garnisons lazarett verbracht, wo heute vormittag die Sektion vorzenommen wurde. Der Unglückliche ist der Ge meine Johann Höhensteiger von Eising bei Rosen heim. Sowohl er, wie auch der Posten, der den Schuß abgegeben, werden als pflichttreue und dienst eifrige Soldaten und gute Kameraden geschildert. Der postenstehende Soldat hat nicht nur drei Mal „Halt" gerufen, sondern der Vorschrift gemäß — wenn nicht Gefahr auf Verzug ist — noch einmal, also zum vierten Male den Drohruf „Halt! oder ich schieße!" laut werden lassen. Außerdem soll er auch noch den ihm trotzdem Entgegenkommenden, die er für jene Civilpersonen hielt, die ihn kurz vorher belästigt hatten, zugerufen haben: „Ja, warum steht „Und wie steht's mit dem Gütchen?" rief nun Ker warm gewordene Unterhändler ouf's neue. Er hatte bereits ein dickes Notizbuch aus der Tasche ge zogen und darin geblättert. „Hier haben Sie was Vorzügliches. Hören Sie nur: Sletkow — drei Meilen von hier — zweitausend Morgen Weizenboden." „Um Gotteswillen, Drücker — so hör' doch auf!" riesen jetzt jedoch mehrere Stimmen zu gleicher Zeit. Und Doktor Zwicker zischelte dem Uebereifrigen ins Ohr: „Du machst Deinen neuen Kunden ja kopf scheu mit solcher Aufdringlichkeit. In Amerika ist derartiges nicht Mode. Die Nankees wittern gleich den Betrüger, wenn sich ihnen Jemand so mit aller Gewalt an den Hals wirft." Erschrocken fuhr der dicke Mackler zusammen. „Meinst Du?" zischelte er. „Gewiß meine ich", entgegnete der Doktor. „Hast Du denn das höhnische Gesicht nicht bemerkt, mit dem Bergmann Dich maß, als Du ihm auch das Gut in Vorschlag brachtest?" * * * Punkt zehn Uhr des nächsten Tages fuhr der Amerikaner in Begleitung des Kommissionärs nach der C—er Vorstadt, um sich die Villa Baron Senft'S anzusehen. Ec fand sich durchaus befriedigt. So ward die Mietsangelegenheit denn sofort perfekt ge macht. — Immer von dem unermüdlichen Drücker geleitet, begab sich Bergmann dann zu einer renom mierten Möbelhandlung. Bald war auch hier ein Geschäft zum Abschluß gebracht worden, das ihn in den Besitz der denkbar prächtigsten Einrichtung setzte — reich geschnitzte Möbel und alles dazu Gehörige an Teppichen, Portioren und Kunstgegenständen, mit