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denn wir konnten uns über die sonderbare Erschei nung keine Erklärung geben. Unsre Unruhe wurde endlich durch die Versicherung eines der Mttfahren- den beschwichtigt, daß unser Waggon wahrscheinlich al« der letzte eingehängt sei, der ja immer schwanke. Bald darauf wiederholte sich das Schwanken; aber diesmal bereits in so vehementerWeise, daß wir aus den Schienen geworfen zu werden fürchteten, und einige Minuten später hielt der Zug auf freiem Felde an, und zugleich ging der Zugiührer von Koupo zu Koupö und verständigte die Passagiere, daß ein Erd beben das Halten des Zuges veranlaßt habe. In langsamem Tempo ging es dann auf Laibach zu, und nun wurden wir über den vollen Ernst der Situation aus der Weiterfahrt belehrt: Wir fuhren nämlich an einem Wächterhaus vorüber, dessen Anbau in einen Trümmerhaufen verwandelt war. Mit ^stün diger Verspätung langten wir um ffs! Uhr in Lai bach an. Der Zug wurde von dem Stationsperso nale mit den Rufen: „Alles aussteigen!" empfangen. An der Verwirrung, welche auf dem Bahnhofe herr schte, konnte man erkennen, daß hier ein außerge wöhnliches Ereignis vorgefallen sein mußte. Zugleich machte der Stationrleiter mit lauter Stimme bekannt, daß vorläufig nicht weitergcfadren werden dürfe, und schonhörten wir auch von denWirkungen des Erdbebens in der Stadt. Viele von uns verließen den Zug und pro menierten längs desselben auf und ab, und da bekamen wir einige Dinge zu sehen, deren wir Wohl noch lange gedenken werden. Da brachten Plötzlich vier Sol daten einen Mann daher, der infolge des ausge standenen Schreckens vom Schlage gerührt worden war. Der Unglückliche war vollständig gelähmt und schien die Sprache verloren zu haben. Ihm folgte halb bekleidet die grau; weinend und händeringend bat sie uns, zu gestatten, daß ihr Mann in eines unserer Coupas gelegt werden dürfe. Während wir uns noch mit diesem Unglücklichen beschäftigten, kommt ein anscheinend dem Arbeiterstande angehörrnder Mann, mit sechs kleinen Kindern und hebt ein Kind um das andere in den Waggon; währenddessen machen zwei neue Erdstöße, die von dumpfem Rollen begleitet waren, den Boden unter unsern Füßen er zittern. Unire Situation war in diesen Augenblicken wahrhaftig keine beneidensweite; wir waren in jeder Sekunde auf das schrecklichste gefaßt, und die Hivbsposten aus der Stadt machten unsre Stimmung noch trüber. Auf den freien Plätzen um den Bahnhof lagerten tausende von Menschen, und ihre Zahl wuchs von Viertelstunde zu Viertelstunde, sodaß wir den Ein druck empfingen, als ob ganz Laibach von den Be wohnern verlassen worden sei. Da plötzlich — gegen alles Erwarten — hieß cs gegen 2 Uhr morgens: „Einsteigen — es wird weiter gefahren!" Die aus der Stadt Geflüchteten wurden aus den Waggons ge hoben und in eines der Bahr.hvfszimmer gebracht, welche nicht beschädigt und daher wenigstens vorläufig sicher waren. Wiewohl wir genau wußten, baß wir im Weiterfahren über die lange Savebrücke und durch eine lange Reihe von Tunnels gelangen werden — waren wir doch froh, die Laibacher Schreckensstätte verlassen zu können. Die Weiterfahrt erfolgte wie der in mäßigstem Tempo. Em Blick durch die Fenster belehrte uns, daß buchstäblich in ganz Krain alles wachte. Auf den höchsten Berqspitzen sahen wir Lichter und überall kampierten die Leute trotz empfindlicher Kälte unter freiem Himmel. Auf der Station Stein brück, wo der Zug nach Agram obzwetgt, wurde abermals längere Zeit gehalten. Ein herabgestürzter Fels hatte den Weg verlegt. Als wir wieder auf ebenes Terrain gelangten, atmeten wir erleichtert auf. Statt um 9 Uhr 50 Minuten vormittags langten wir erst um 2 Uhr nachmittags in Wien an. Vermischtes. * Eine alte Schuld wurde dieser Tage in Nippes bei Köln abgetragen. Dort traf ein Invalide des letzten Feldzuges mit einem Manne zusammen, der ihm bekannt vorkam. Nachdem beide sich eine Weile angeschaut hatten, wurde es dem Ersteren plötzlich klar, mit wem er cs zu thun hatte. „Saaht," sprach er, „jitz kennen ich üch Widder, et eö got, dat ich üch endlich getroffen Han, ehr kritt vum Johr 70 noch e Kaastemänncbe (altes Groschen - Stück) vnn meer." Der Mann, der zuerst an einen Scherz gleubte, erinnerte sich jedoch bald wieder, daß jener die Wahrheit sagte. Unser jetziger Invalide kam im Juli 1870 als Soldat ins Lazarett. Auf dem Wege dorthin verspürte er riesigen Hunger, der ihn veran laßte, sich bei einem nahe wohnenden, ihm bekannten Wirt eine Stärkung für 2*/s Sgr. zu erlauben, welchen Betrog er schuldig blieb. Am Tage nach seiner Entlassung aus dem Lazarett wurde er ins Feld geschickt. Seine Schuld vergaß er. Den Wirt traf er seit 25 Jahren znm ersten Mal. Ob das „Kaastewännche" selbst mit Zinseszinsen zur Feier des Wiedersehens gereicht hat, davon schweigt die Geschichte. * Ein junger Mann in Chicago fiel kürzlich die ganze Treppe eines Hotels hinunter; die geängstigten Äuswärter des Hotels eilten herb-i und fragten ihn, ob er schwer verletzt sei. „Lächerlich — schwer ver letzt; ich bin Versicherungsagent, und das ist mein gewöhnlicher Weg, die Treppen hinunter zu kommen!" Schlachtviehmarkt im Schlacht- und Biehh 0 fe zu Chemnitz, am 22. April 1895. Auftrieb: 221 Rinder, 805 Landschweine, 64 Ungar. Schweine, 66 Kälber, 456 Hammel. Beim Ver. gleich des heutigen Auftrbbes mit demjenigen des vorwöcheuNichen Hauptmarktcs stellt sich heraus, daß der heutige sich um 85 Rinder, 278 Landschweine und 85 Hammel höher, dagegen um 31 ungarische Schweine und 40 Kälber niedriger als letzterer stellte. Das Geschäft war in allen Viehgattungen mittelmäßig. Preise: Rinder: I. Qualität 59-63 M., II. Qual.: 50-56 Mk., III. Qual.: 42-48 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Landschweine: 46—50 M. für 100 Pfd. Lebendgewicht bei 40 Pfd Tara pr. Stück. Ungarische Schweine: 50—51 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Kälber: 54-57 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Hammel: 26—30 M. für 100 Pfd. Lebendgewicht. Familieuuachrichte«. Geboren: Hrn. Otto Goerlitz in Herrnhut ein K. — Hrn. Georg Leuthold in Semmichau ein M. — Hrn. vr. für. Seidemann in Zittau ein M. Kohlen Versand in der Zeit vom 14, bis mit 20. April 1895. In Ladungen L 5000 Kilogramm Ab N,»Snitz i. E. t vis Lugau: 1012 Ladungen, vis St. Egidien: 1098 „ 36 „ Bahnhof Oelsnitz i. E. in Summa: 2146 Ladungen. Das Jahrhundert des Dampfes und -er Elek trizität — das ist die richtige Bezeichnung für den jetzt seinem Ende sich zuneigenden Zeitabschnitt! Was ist Zeit und Raum heute? Eisenbahnen und Dampfer vermitteln den Verkehr in soviel Stunden, als man früher Tage brauchte, der Telegraph ermöglicht blitzschnell Verständigung von Pol zu Pol! All' dies wird uns aber erst so recht klar vor Augen geführt, wenn wir uns die, eben von der unermüdlichen kartogr. Anstalt G. Freytag L Berndt, Wien VII,1 - deren Erzeugnisse in der kürzlich in Paris stattgehabten „Exposition clu livro" milder goldene« Me daille ausgezeichnet wurden — herausgegebene „Weltverkehrskarte" etwas näher besehen. Wir finden sämtliche Eisenbahn-, Dampfer-, Post- und Tele- graphen-Linien der Erde, die Gsneral-Consulate und Consulate des deutschen Reiches in den verschiedenen Ländern, ferner 4 Cartons, die uns in sehr gelungener, vollkommen neuer Darstellung zeigen: die Beför derungsdauer von Briefen, Brief-, Paket-, Post- anweisungs- und Telegramm-Gebühren, Daten, die jeder Kaufmann täglich braucht. Aeußerst in teressant geben uns weitere Diagramme in farbenreicher Ausführung eine vergleichende llebersicht der Größe und Bevölkerung aller Staaten, der Länge der Eisen bahnen und Telegraphen, der Bodeuverwertung. Ferner ist gleichfalls in wirklich anregender Form die Ent wicklung und gegenwärtige Länge der Eisen bahnen in den Hauptländern der Erde gegeben, die uns die fortschreitende Zivilisation in den einzelnen Zeitabschnit ten erkennen läßt! Ein sehr hübscher Schmuck der Karte sind die.Handelsflaggen aller Staaten, die in den richtigen Farben sämtlich vertreten sind. G. Frehtag'sr „Der Weltverkehr" ist daher, wenn wir das oben Gesagte resümieren und noch den geringen Preis von Mark 2. —. in Betracht ziehen, in jeder Hinsicht eine brillante Leistung der Firma, die volle Anerkennung verdient und unseren Leiern zur Anschaffung zu empfehlen nns verpflichtet! MutMsstliche WMeruKg für de« 24.April' (Ausgestellte Prognose nach dem Lamprecht'schen Wettertelegraph.) Unbeständig, kühler und Niederschlage. Habe mich in Oelsnitz i. E als niedergelassen und wohne gegenüber dem Rittergut bei Herrn A. Schilds, Buchbindermeister, Dorfstraße. Bestellungen bitte während meiner Abwesenheit bei selbigem abzugeben. Oelsnitz i. E., 23. April 1895. A. Paul, approb. Tierarzt. Geldschrank-Vsrsteigerung. Donnerstag, den SS. April e., findet in L. Fischers Restaura tion „zum Bergschlößcheu" nachm L Uh« die Versteigerung des Geldschrankes des Spar-Vereins Lichtenstein-Calluberg statt, wozu Erstehungslustige hierdurch etngeladen werden. GefUNdeu wurde daß die beste und mildeste medizinische Seife: v. Bergman» Lf C 0, Dresden-Radebeul, (Schutzmarke: Zwei Bergmänuer) ist und alle HautunreiKigkeite» und Hautausschläge, wie Mitesser, Flechte«, Blütchen» Röte des Gesichts re. unbedingt beseitigt. ä Stück 50 Pfg. bei Louis Seit kargen Jahren litt ich an hart näckigem Magenkatarrh, veibnnden mit Herzwasser und konnten verschiedene zu Rate gezogene Aerzte mir nicht helfen. Da erfuhr ich die Adresse des Heren vr. mess. VolstbüiiiF in Vii88eI<Ior4, Lomöoputst. LöniK8llIIov 6 und wandte mich nunmehr an diesen. Demselben gelang es, mich in ganz kurzer Zeit von meinem Leiden vollständig zu befreien, so daß ich nicht unterlassen kann, Herrn vr. Volbedmg hierdurch öffentlich meinen herzlichsten Dank aus zusprechen. Lübecks, Niederstr. 104. Fra« Wwe. Böckelmau«, genannt Noseubaum. An- und Berkaus von 6ruvZi)68it!8 vermittelt Franz Flachowsky, Kengke. Den Herren Pferdebest'tzeeu zur Kenntnis, daß in Meinsdorf 3 HknO W Zeckt» bereit st-Yen, darunter ein Ostfries länder Rasse - .Hengst, tadellose Figur. HowawturaSvoll Gmil Forbriger. Rohes Kicheimhl, 4-/s 19/20, Mk. 6,50 per Zentner, empfiehlt A. Niehus. 1 tiWsimiM Arbeiter auf Ttrumpfmaschine kann sofort Arbeit erhalten bei Ed. Vorsprecher dloibt in bunt oäsr Flatt. Oiroot unä billig ?u bWiabsn von I^uu! 4Riiut,(Ruitnlilz,(^ -— Nu8tor 1r. MMN fr. RüelWonciunZ. — Gut erugebrachteS Cartchm M Grämet, ungefähr 50 Ctr., ist zu verkaufen bei Eduard Raudgraf, Fleischer in Hohndorf. 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'AlieunraLisrnus- Lei-endon sei hiermit der eckte Pain-Expeller mit „Anker" als sehr wirksames Hausmittel empfohlen. Die Verlobung nur Herrn Meister erkläre ich hiermit für aufgehoben. HeinrichS 0 rt, den 22. April 1895. Rosa. Unter Oottos AnüdiAsm Iloi- stanäs wurüo stsuto moins liobs Ifrau NarA-arsto Zob. Ifriooko von oinsm Ag8uneion H»«Iitvr«Iivii» ZstilMcst ontbunäon. 6 r i m in a,, Dow. tziEirnoäo- Mniti 1895. LWirkWtöusraWistsnt.