Volltext Seite (XML)
weiß Fürst Bismarck diesen Schmerz zu tragen. Auch hat er sich von letzterem Schlag soweit wieder erholt, daß er in verhältnismäßiger körperlicher Rüstigkeit und in ungebrochener geistiger Frische in das neunte Jahrzehnt seines ereignisreichen Lebens eintreten kann. Darum darf man hoffen, daß Gottes Gnade den ollen guten Deutschen so teuern Mann auch in dem neubegonnenen Lebensabschnitt gesund und rüstig er halten werde, damit er auch noch fernerhin seinem Volke und Lande ein getreuer Eckardt sein könne, denn wahrlich, den erfahrenen Rat seines ersten Kanz lers vermag das Reich auch jetzt noch sehr wohl zu gebrauchen. Möge es dem Fürsten Bismarck vergönnt sein, in dem für ihn anhebenden neuen Lebensabschnitte nur Liebes und Gutes zu erfahren, möge ihn auch auf seinem ferneren Daseinspfade der Allmächtige schirmen und schützen, möge ihm noch ein langer sonniger Lebensabend beschicken sein — dies ist der heiße dreifache Wunsch aus treuem deutschen Volkes- Herzen zum 80, Geburtstage des „eisernen Kanzlers!" Tagesgeschichte. * — L i ch t e n st e i n , 30. März. Gestern abend wurde hier sehr intensives Wetterleuchten beobachtet. * — Der Fest-Ausschuß zur Bismarckfeier rn hiesiger Stadt ladet im Inseratenteile dieser Nummer zu dem am Montag abend im Schützenhaussaale stattfindenden Fest-Kommers alle Verehrer des Fürsten ein. Zugleich werden die Teilnehmer am Fackelzuge, welcher Sonntag abend stattfindet, gebeten, sich 1/28 Uhr am Bahnhofe korporationsweise zu stellen. Der Fackelzug wird vom Bahnhof abgehen und folgende Straßen und Plätze berühren: Zwickauerstraße, Glauchauerstraße, Waldenburgerstraße, Bachgasse, Schloßgasse, Badergasse, Hartensteinerstraße, Markt, Chemnitzerstraße, Hospitalgasse, Kirchgasse, Kirch platz, Markt. * — Wenn die jungen Leute nun in der nächsten Zeit in den Bund der erwachsenen Christen ausge nommen werden, um dann weiter zu lernen und sich in praktischer Tüchtigkeit zu vervollkommnen, dann ist das ein Freudentag für Eltern und Angehörige, die Tage dec sorglosen Jugend sind beschlossen, ein ernster wichtiger Abschnitt im Leben ist gekommen. Aber die Freude überwiegt doch, und wes das H-rz voll ist, des geht der Mund über. Zu den besten Wünschen für das fernere Wohlergehen gesellen sich auch kleine Geichenke, die den jungen Gemütern ein treu Gedenken wahren sollen in den kommenden Tagen an den G-ber. Lucht trennt das Leben ja die, welche einander nahe standen, in einsamen Stunden schafft dann ein Andenken liebe Erinnerungen an alle, die es gut und treu mit uns meinten. Da wird Dies und Jenes als Andenken verehrt, auch Kostbarkeiten sind darunter, und warum nicht? Wo eine rechte Zuneigung zu einem jungen hoffnungsvollen Mcn- schenklnde vorhanden ist, da sucht man auch gern diese äußerlich zu bethätigen, während auf der anderen Seite den erwachsenen jungen Christen doch schon das Verständnis dafür tnne wohnt, daß nicht die Kostbarkeit den Wert eines Geschenkes ausmacht. Wer da aber im Zweifel ist, was er als kleine Auf merksamkeit und als Liebeszeichen wählen soll, der denke daran, daß ein gutes Buch der treueste Be gleiter auf dem Lebenswege ist, der nie mit Rat versagt, wenn er befragt wird. In unserer heutigen, so materiell veranlagten Zeit thut es auch gut, den Sinn für Höheres und Edleres zu pflegen und nichts verwirkt das besser als ein gutes Buch. Ein junger Mensch Hal nicht immer sofort Jemand, der Hilst und ratet; ein Buch von wahrem Wert ersetzt in der That einen Helfer und Rater und Freund. * — Da die Zeit der Sch äfchen , jener frischen, sammelartigen Triebe an den Sträuchern gekommen ist, so empfiehlt es sich, daran zu erinnern, daß das unbefugte Abreißen solcher und anderer Zweige von Bäumen und Sträuchern nach dem neuen Forst- und Fsldstraf-Gesetz vom 24. April vorigen Jahres als Entwendung angesehen wird und mit Haft nicht unter 2 Tagen, nach Befinden sogar als Diebstahl mit Gefängnis bestraft werden kann. * —- Das Inkrafttreten der Sonntagsruhe für Industrie und Handwerk am 1. April betrifft, wo rauf auch an dieser Stelle aufmerksam gemacht sein mag, die Arbeitgeber persönlich nicht. Diesen ist also eine etwaige gewerbliche Thätigkeit am Sonn tage unbenommen, vorausgesetzt natürlich, daß sie nicht wider die bestehenden polizeilichen Bestim mungen über die äußere Heilighaltung der Sonn- und Festtage verstößt. Hingegen besteht für das gesamte Personal die Sonntagsruhe, soweit nicht behördlich die Sonntagsarbeit auf Grund der er- lassenen Abführungsbestimmungen erlaubt werden kann. Hierbei ist nun aber zu beachten, daß diese Erlaubnis für diese Gewerbetreibenden nicht einfach selbstverständlich ist, daß sie vielmehr vor Beginn einer eventuellen Sonntagsarbeit von den Polizeiver waltungen erteilt werden muß. Ohne vorherige schriftliche polizeiliche Genehmigung auch keine Sonn tagsarbeit. Indessen ist mit dieser Genehmigung die Sache auch noch nicht abgethan, der Arbeitgeber hat vielmehr noch genau darüber Buch zu führen, wer von seinen Leuten gearbeitet hat, und was er gethan hat. Uebersteiqt die Dauer der Sonntags arbeit eine bestimmte Zeit, so ist ein Ersatz an freier Zeit zu gewähren Jedenfalls sind mit der Aus führung der Sonntagsruhe für Industrie und Hand- weck auch wieder mancherlei kniffliche Details ver bunden, und der Gewerbetreibende, welcher sich nach den neuen Bestimmungen zu richten hat, thut gut, sich je eher, je besser mit den zuständigen Behörden in Verbindung zu setzen und sich seine Befugnisse zu sichern. * — Wir haben vor Weihnachten regelmäßig die Mahnung laut werden lassen, Einkäufe doch mög lichst in der Heimatstadt zu bewerkstelligen. Auch jetzt vor Ostern möchten wir Interessenten ar's Herz legen, daß unsre Geschäftsleute Alles aufbieten, um berechtigten Wünschen der Käufer entgegenzukommen. Es ist für die Inhaber gutgefüllter und mit dem Besten ausgestatteter Lager recht unangenehm, bemer ken zu müssen, daß man auswärts einkauft, was man bei uns ebenso wohlfeil und in gleicher Güte haben kann. * — Nachdem seit Anfang dieses Jahres die Ephoralverbände Werdau und Leipzig-Land dem Ktr- chenchorverbande der sächsischen Landeskirche betgetreten sind, besteht der Landesverband dermale aus folgen den 15 Ephoralverbände»: Borna, Chemnitz, Grimma, Großenhain. Leipzig-Land, Leisniz, Marienberg, Meißen, OelSnitz, Plauen, Rochlitz, Schneeberg, Wer dau, Zittau und Zwickau, welchen die stattliche Zahl von ungefähr 10000 Mitgliedern angehört. Es haben sich milh-n d'm Verbände noch nicht angeschlofssn die Ephorien Annibecg, Dippoldiswalde, Dresden-Stadt und -Land, Freiberg, Giauchau, Leipzig-Stadt, Oschatz, Pirna, Radeberg und Stollberg sowie die drei Diö- ceianbeznke der Markgrafschaft Oberlausitz: Kamenz, Löbau un) Bautz;», deren baldiger Beitritt aber bestimmt erhofft wird. * — Unsere F 'eunde und Mitarbeiter der nahen Umgebung bitten wir um gefl. rechtzeitige Zusendung von Referaten über stattgesundene festliche Veran staltungen am 1. April. * — Callnberg, 30. März. Der Festaus schuß zur Bismarck-Feier hat hier folgende feulichs Veranstaltungen, wie bereits tn diesem Blatte amt lich erlassen, beschlossen: Um 7 Uhr am Morgendes 1. April einen musikalischen Morgengruß uns Um zug durch die Straßen der Stadt unter Beteiligung von Mitgliedern des Mllitärvereins, der freiwilligen Feuerwehr und der Schützengesellschaft. Abends 8 Uhr Festfeier im Gasthofe zum „Goldnen Adler", zu welcher Herr Seminaroberlehrer Gruhl die Festrede halten und die der Männergesang- und Turnverein durch Darbietungen verschönen wird. * — Hohndorf, 30. März. Zur Bismarck- fsier hat sich auch hier ein Festausschuß gebildet, welcher am Sonntag den 31. März im Kalich'schen Gasthofe daselbst einen allgemeinen Fest-Kommers arrangiert hat, wozu die Verehrer des Altreichskanzlers herzlich eingeladen sind. — Dresden, 2. März. Die von verschie denen Seiten gebracht Nachricht, daß der König von Sachsen nach Frtedrichsruh reisen werde, ent behrt, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, jeder thatsächlichen Begründung. — Dresden, 29. März. Auf Anordnung des Königs werden am 31 .März, als dem Geburts tag deS Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe, im Bereich des sächsischen Armeecsrps alle militärischen Gebäude beflaggt. — Unerschöpflich ist die Volksseele in Ausdrücken der Liebe und Verehrung für Bismarck. So hat eine glühende Verehrerin Bismarck's in Dresden seit einigen Wochen sich Mühe gegeben, ihrem Papa gei die Worte beizubringen: „Hoch lebe Bismarck!" Zu ihrer großen Freude ist es ihr gelungen und so begrüßt der Vogel jeden Morgen seine Herrin und Lehrerin mit dem klar und deutlich gesprochenen Rufe: „Hoch lebe Bismarck!" — Der Umfang, den der für die in Chem - n i tz bestehende Vereinigung zur Förderung der Luft schiffahrt in Sachsen, von Herrn Richard Feller tn Leipzig neu angefertigte Riesenballon hat, ist aus den folgenden Ziffern zu ersehen. Die ganze Länge des Ballons beträgt 22 m ßO vw, der Umfang 45 in. Die Oberfläche umfaßt 650 yin. Der Ballon ist aus Bahnen zusammengesetzt, die in der Mitte des Ballons je 1 m 13 ein Breite haben. Er faßt 1500 «bin Leuchtgas. Das gesamte Gewicht des Ballons mit Gondel, Anker und Ankertau beträgt 8C-ntner. Bei voller Belastung und mit 4 Personen zieht der Ballon mit seiner eigenen Schwere circa 19 Centner durch die Luft. Mit nächster Woche wird der Ballon der Vereinigung in Chemnitz überliefert und alsdann erfolgt eine Ausstellung des gesamten Materials. Die erste Probefahrt, die auch wissenschaftlich auSgenützt werden soll, findet in aller Kürze statt. — Aus Zwickau wird unterm 28. d. M. berichtet: Schauspieler Fürstner hatte vorgestern sein Benefiz. Das Theater war überfüllt; aber faßt nur vom weiblichen Geschlecht besucht. Gegen 40 der kostbarsten Kranzspenden, Anzüge, Wäsche, Pretiosen, Torten u. s. w. regneten dem Benefizianten entgegen. Hunderte von weiblichen Personen begleiteten den Gefeierten heim. Die ovationslustigen Damen haben sich hier einfach dec Verachtung preisgegeben. — Olbernbau, 28. März. Der Wald wärter Hinkel aus Kühnhaide hat beim Begehen des Reviers einen starken Auerhahn lebend gefangen. Das Tier, welches sehr kräftig und gut genährt war, ist offenbar durch den leise auf Schneeschuhen ange- sahrenen Mann überrascht worden und hat nicht so fort eine Bodenerhebung zum Ausflug gewinnen können. Der Auerhahn, welcher zuerst sehr widerspendig war, aber nach Binden der Flügel vollständig ruhig wurde, ist an den Oberförster Otto in Reitzenhain abgeliefert worden. Z B e r l i n , 29. März. DeutscherReichs- t a g. Der Antrag Auer auf Einstellung des Straf verfahrens gegen den Abg. Herbert wird debattelos genehmigt. Der Etat für 1895/96 wird bei der Ge samt-Abstimmung gegen die Stimmen der Sozial demokraten angenommen. Es folgt die Beratung des Antrags Kanitz, welchen Graf Kanitz begrün det. Dieser betont, es müssen tiefgreifende Maß regeln gegen die Not der Landwirtschaft ergriffe' werden. Der Schutzzoll funktioniere nicht mehr zu einem wirksamen Schutz für den Getreidebau. Der Landwirt könne seine Produktionskosten nicht herab setzen, und müßten daher die Getreidepreise min destens auf die Höhe die Produktionskosten gebracht werden. Mit dem Getreide steht und fällt die Land wirtschaft und mit der Landwirtschaft das Deutsche Reich. (Sehr wahr! rechts.) Der Antrag hat keine sozialdemokratische Tendenz und sei praktisch durch aus nicht unausführbar. Eine Verteuerung des Brotes wird nicht eintreten, da man die Preis steigerung auf Getreide scharf begrenzt. Z Der Präsident des Reichstages v. Buol ist am Freitag aus der Centrumlfraktwn ausgetreten. Der Austritt hat natürlich nur formelle Bedeutung, da es bisher Gewohnheit gewesen ist, daß der Prä sident äußerlich einer Fraktion nickt angehört. * * Südamerika. Bismarcks 80jähriger Ge burtstag soll in Valparaiso und zwar Sonntag, den 31. März in folgender Weile gefeiert werden: Vor mittag Festgottesdienst mit Beteiligung der deutschen Sänger, und Orchester-Vereine. Abends Fackelzug sämtlicher Deutschen Valparaisos. Illumination der Cerros Alegre und Concepcion, Triumphbogen von der Turnhalle und Illumination des Gartens und dec Turnhalle. Znm Schluß Fest-Kommers in der Turnhalle. Skirehliche Nachrichten von Bernsdorf. Sonntag, den 31. März. Dom. llrulioa: Vorm. Beichte und Abendmahl. — Nachm. 2 Uhr Konfir- mandenexamen. Mutmaßliche Witterung für de« 31. März: (Privatlich aufgestellte Prognose aus dem in unsrem Expc- ditionsraum befindlichen Lamprecht'schen Wettertelegraph.) Meist kühl, bei vorwiegend trockener heiterer Witterung. kine ausgellagtk Mtziils-Wtkung in Höhe von LS M. 25 Pfg. nebst Zinsen an den Strumpfwirker Gott lieb Wagner (früher Gartenbesitzer auf der Rümpf) ist blllig zu verkaufen. Herma«» Müller, Wiesenstr. 37b. Wuicckiltt M Tischler können den Treppenbau gründlich un leicht erlernen aus LkV6n'8 ttanüduok zur vollständige« Erlernung der Treppeubaukunst Zu beziehen durch die Bauge- werbliche Buchhandlung in Mei »inge« Levi«: 1 Nllr. Ix Wir fühlen uns gedrungen, aUen lieben Freunden und Bekannten, welche un« bet dem am 5. d. M. betroffenen Brandunglück so hilfs bereit zur Seite standen, wie auch Allen, welche durch Liebesgaben und Wohlthätig- keits-Veranstaltungen unser großes Leid zu lindern suchten, hierdurch unsern in nigsten Dank auszudrücken. Callnberg, den 29. März 1895. Die Familie Karl Jenns. Heiurichsort. MM" Ein weißer H««d mit gelben Ohren, ohne Steuermarke, ist von Lichtenstein nach Heiurichsort zugelaufen. Abzuholen bei Fr. Schöniger, Nr. 57. Ein Lehrling kann noch Unterkommen finden. Maschinenfabrik M Eudesfelder. -M Mts ZiehM nebst Wagen ist zu verkaufen Ghemuitzerstraße Rr. S. Wir gratulieren Herrn Eduard Schubert zu seinem 19. Wiegenseste und bringen ihm ein 3mal donnerndes Hoch, daß die ganze Rödlitz wackelt. Wir wünschen ihm ein langes Leben, er könnt' auch 'waS zum Besten geben! Mehrere Kameraden. F. M. I. T. A. T. R. H. H. B. F. G. Ein junger Mensch, welcher Lust har Bäcker zu werden, kann in die Lehre treten bei O. Weber, Glauchau, Schießstr. 7. Ein ehrlicher, kräftiger Laufbursche findet dauerndes Unterkommen bei C. G. Reinheckel. 14,000 Mark werden auf ein Hausgrundstück (20,000 Mark Brandkasse) und für 1. Hypothek zu leihen gesucht. Auskunft durch die Expedition des Tageblattes.