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8 Berlin, 2. April. Die Zahl der in Frie- drichSruh eingegangenen Briefe, Telegramme rc. be trägt etwa 200,000; auch die Paket-Sendungen sind zahllos. ßFriedrichSruh, 2. April. Fürst Bis- marck ist gestern abend nach dem Fackelzuge noch bis halb zwölf Uhr aufgeblieben, hat die eingelaufenen Telegramme durchblättert und sich darüber gefreut. Im Ganzen sind etwa 10,000 Telegramme einge gangen und über eine Million Postkarten und Briefe. Nach offizieller Angabe beförderte gestern die Eisen bahn über 21,000 Personen nach Frtedrichsruh. Heute ist in Friedrichsruh Regenwetter, alles ist wieder still nach dem gestrigen aufregenden Tage. Die Um gebung des Schlosses hat wieder ihr alltägliches Aus sehen. Heute mittag empfing Fürst Bismarck mehrere Deputationen. Z Friedrichsruh, 2. April. Ter Först befindet sich wohl. Bisher hat er alles gut über standen. Die Nachtruhe war gut. Gestern traf auch ein telegraphischer Glückwunsch deS Sultans von Sansibar ein. § Bonn, 2. April. Der Fabrikbesitzer Franz Guilleaume, Inhaber der Firma Franz Anton Meh lem, machte anläßlich des Geburtstages des Fürsten Bismarck eine Stiftung von 50,000 Mark für seine Arbeiter. 8 Augsburg, 2. April. Das Schwurgericht verurteilte den Müller Raupach aus Rudolstadt, welcher in Linden auf der Hochzeitsreise seine Frau in den Bodeniee stürzte, zum Tode. 8 Vom Nordpol. Kühnen deutschen Forschern ist es endlich gelungen, was bisher von vielen ver geblich erstrebt wurde und fast unmöglich schien: sie haben den Nordpol erreicht. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Expedition, über welche Sonn tag mittag in einer außerordentlichen Sitzung des Vereins für Erdkunde in Berlin Mitteilungen gemacht wurden. Aus Vardötzuus ist folgendes Telegramm eingetrosfen: „Aegir. Nordpol mit Vierräderboot erreicht. Stießen nach langer Fahrt durch offenes Wasser auf ein von Osten nach Westen sich ausdeh- nendes Felsgrat von porösem Gestein, das mit Mil lionen von Wasservögeln bevölkert ist. Westlich Durch fahrt wie schmale Klamm, deren Wände sich oben saft berühren. Bon der Spitze der Klamm strahlten zeitweilig mit sehr starkem Geräusch elektrische Licht garben auf. Nach Durchfahrt durch die Klamm wieder Ausblick auf weite, freie Wasserfläche, die von Mil lionen von Fischen aller Ari belebt ist, als wäre hier Brutstätte für alle Meere. Konstante Tempe- ratur 2 Grad. Auf Heimfahrt begriffen. Alles wohl." ** Belgien. Jo Brüssel veranstaltete dis Arbeiterpartei eine Kundgebung gegen das Gemeinde- Wahlgesetz. Ein Aufzug von 5000 Mann bewegte sich durch die Stadt, ohne daß Zwischenfälle vor kamen. Unter freiem Himmel fanden eine Reihe von Versammlungen statt. Die Sozialistenführer hielten dabet heftige Ansprachen, rn denen sie die Arbeiter auf- forderten, den Beschluß des Arbeiter-Gcneralrats in Sachen der Abstimmung über das Gemeindewahl gesetz, das jetzt den Kammern vorliege, pünktlich zu befolgen. Der G-necalrat der Arbeiterpartei hielt eine Beratung, über die völliges Stillschweigen beo bachtet wird. Die „Gazette" glaubt jedoch zu wissen, daß sich die Mehrheit gegen den allgemeinen Aus stand erklärt habe. ** Aus Paris: Die beiden begnadigten fran zösischen Offiziere Faeta und Aurelio sind einfach in Freiheit gesetzt und nicht erst an die Grenze gebracht worden. ** Aus Paris. An der Seine weht wieder einmal der Wind sehr scharf gegen Deutschland. Selbst der sonst so elegante Figaro bringt am ersten Aus dem Walde. Roman von M. B r a n d r u h. ^Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Fernow, der schon seit längerer Zeit recht leidend war, lag, vorsorglich mit einem Plaid zugedeckt, auf dem Sofa, während seine Frau, eine stattliche Er scheinung mit schneeweißem Haar, ihm gegenüber saß und an einem wollenen Socken strickte. Beim Ein tritt des Nachbars erhob sie sich jedoch und ging dem Gaste entgegen. — „Guten Tag, Kinder, guten Tag!" keuchte Herr Gottlieb. Und sich auf den ihm gebotenen Stuhl werfend, rief er sogleich: „Herr Gott von Danzig, hab' ich mich geärgert!! Na, der Decker soll mich aber holen, wenn ich es mir auch nur noch einmal einfallen lasse, diesem sackerment'schen Strolchenzeug mit einer Gabe zu helfen!" „Gemach, Freund, gemach", meinte hier jedoch lächelnd der Kranke auf dem Sofa. „So hast Du schon gesprochen, Gottlieb, als wir noch ein und die selbe Schulbank drückten. Trotzdem bedurfte es nur eines bittenden Blickes, um sofort Dein Börschen zu öffnen, oder Dich dazu zu veranlassen, das mit gebrachte Frühstücksbrot in die Hand eines Armen zu legen. Doch, was ist Dir geschehen? Hat man Deine Gutmütigkeit wieder einmal mit Undank be lohnt?" — „Na, ob — und mit welchem?!" — Der kleine Rentner erzählte nun in seiner drastischen Weise, waS ihm widerfahre». Al« er geendet, konnten seine Zuhörer ein Herz- April einen wütenden Ausfall gegen Bismarck, und was die Chauvinisten von echtem Schrot und Korn sagen, läßt sich denken. Wäre die Einladung zur Nordostseekanalfeier nicht bereits angenommen, heute dürfte dies kaum noch geschehen. * * Auf dem Bahnhof in Chambäry in Süd frankreich ist ein Bündel mit militärischen Aktenstücken, übrigens gleichgiltigen Inhalts, spurlos verschwun den, und die Spionagefanatiker sind nun in erneute» Heller Aufregung. Eine hochnotpeinliche Untersuchung ist um der Lappalie willen eingelcitet. Auf Mada gaskar haben mehrere Rekognoszierungsgefcchtezwischen Franzosen und Eingeborenen stattgefunden. * * Karlstadt, 31. März. Vergangene Nacht brannte hier ein ganzer Stadtteil nieder; der Scha den beträgt mehrere 100,000 Gulden. * * Ungarn. In Budapest wurde in den ersten Morgenstunden ein Dynamit - Attentat gegen das Denkmal des bei der Verteidigung von Ofen gegen Görgei gefallenen österreichischen Generals Hentzi verübt. Das Denkmal blieb indeß unbeschä digt, weil nur auf einer Seite eine Bombe nieder gelegt worden war; dagegen wurden die Fenster der in der Umgebung gelegenen Gebäude, darunter in der Hofreitschule, im PalaiS des Erzherzogs Josef, im Ministerpräsidium, im Zeughause und in dem Landesverteidigungs-Ministerium zertrümmert. Die Detonation wurde in der ganzen Stadt gehört und für ein Hochwassersignal gehalten. Ein Polizist hatte wahrgenommen, wie ein eleganter Mann bei dem Denkmal etwas anzündete. Er hatte denselben ver folgt, ihn jedoch nicht erreichen können. Während der Verfolgung erfolgte die Detonation. Die Polizei glaubt, daß es sich um einen hübschen Aprilscherz, nicht um ein Attentat handele, da die Detonation weder durch eine Dynamitbombe, noch durch eine Dynamitpatrone hervorgerufen wurde, sondern durch einen starken FeuerwerkLkörper, der dem Denkmal nicht gefährlich werden konnte. Der Attentäter auf das Hentzi-Denkmal ist verhaftet. Er heißt Adorjan Syeles und ist Redakteur eines berüchtigten Wochen- blaties. Er wurde bereits wegen Majestätsbeleibi- gung zu 6monatlichem Kerker verurteilt. * * Florenz, 1. April. Unter den Trümmern der Häuser, welche am 28. v. M. durch einen Erd rutsch zerstört wurden, sind 19 Personen verschüttet geweicn. Acht derselben wurden gerettet. * * Aus Warschau wird gemeldet, daß die großen Manöver bei Smolensk, welche im vergange nen Jahre wegen Erkrankung des Czaren aussallen mußten, in diesem Herbst mit dem im vergangenen Jahre entworfenen Programm siattfinden. * * In M o s k a u wird eine wissenschaftliche Expedition organisiert, welche unter Leitung des Grafen Bobrinsky nach Centralafcika gehen soll. * * St. Petersburg, 1. April. Einer größeren Anzahl liberaler russischer Schriftsteller und Journalisten ist es schließlich doch noch gelungen, die früher schor? erwähnte Bittschrift um Asnderung der Preßvorschriftsn an den Czaren gelangen zu lassen. Es wird versichert, der Kaiser habe die Bittschrift nicht ungnädig ausgenommen, vielmehr beschlossen, den da rin enthaltenen Klagen gegen die Willkür der Zensur und gegen den Minister des Innern Durnows auf den Grund zu gehen und von letzterem „Erklärungen", von Pobedonoszew aber und von Murawiew (dieser gilt als entschiedener Gegner der Zensurwtllkür) „Gutachten" verlangt. Interessant ist ferner die Be hauptung, daß die Bittsteller zur Einreichung der Bittschrift die Abwesenheit der Mutter des Kaisers abgewartet hätten, an der sowohl Durnowo persön lich wie auch alle von ihrem verstorbenen Gemahl gutbefundenen Bestimmungen eine starke Stütze hät ten, während Kaiser Nikolaus in manchen seiner Ält ¬ liches Lachen nicht unterdrücken. Der frühere Be dienstete der heiligen Hermandad aber fragte dazu: „Na, Du bist den Kerlen aber doch nachgeetlt und hast sie der Gerechtigkeit überliefert?" „Herr Gott von Danzig!" schrie Gottlieb nun aber in aufrichtiger Entrüstung, „woran so ein Po- lizeimann doch gleich denkt! Du meine Güte, was hätt' ich denn davon, wenn ich die armen Lumpen ins Loch gebracht. Mögen sie in Gottes Namen laufen und sich von meinem Rum einmal einen „anständigen" Affen zulegen. — Die ganze Geschichte ärgert mich ja auch nur, weil sie mir gerade passieren mußte, als mich ein Brief meines Sohnes aus Berlin tu so Helle Freude versetzt hatte." „So? — Hat Hellmuth geschrieben?" rief Frau Fernow fragend. „Wie geht es ihm — was macht sein liebes Frauchen und die Kinder?" Gottlieb Knigge rieb sich die Hände: „Danke, danke, Frau Marthe. Was meinen Sohn anbetrifft, so ist er ja auf dem besten Wege, auch durch eigene Kraft ein reicher Mann zu werden. Seine Back waren gelten für vorzüglich und finden reißenden Absatz. Gesund fühlt sich Hellmuth, Gott sei Dank, ja auch. Dazu ist er glücklich in seiner Ehe, gegen die ich mich zur Zeit so energisch aufgelehnt." „Weil Emmy Berling ein armes Mädchen war," kam es leise vom Sofa her. „Ja, weil Emmy Berting ein armes Mädchen war," wiederholte Herr Gottlieb im Tone der Be schämung. „Na, jetzt ist mir das niedliche Weibchen aber längst an das Herz gewachsen. Eine bessere Haus- und Geschäftsfrau läßt sich aber auch kaum denken. Dazu schenkte sie mir ja auch noch zwei sichten mehr mit denen seiner jungen Gemahlin über einstimmen soll. Bezeichnend ist auch, daß letzter Tage sich das alte Gerücht von dem baldigen Rück tritt Durnowos sofort verstärkte; als sein Nachfolger wird plötzlich Graf Paul Schuwalow genannt. ** Aus Kopenhagen: Die Kaiserin-Witwe , von Rußland, die zur Zeit bei ihrer Tochter, der - Königin von Dänemark, in Kopenhagen weilt, wird : ihren Besuch früher, als bisher angenommen, auf- § geben, da in dem Befinden des Großfürsten-Thron- folgers eine Wendung zum Schlechteren eingetreten ist. : ** As ien. Au« Japan wird der Waffenstill, stand zwischen China und Japan bestätigt, der in dessen erst in Kraft getreten ist, nachdem vorher sich die Japaner noch in Besitz der Fischer-Jnseln gesetzt haben. Nennenswerten Widerstand haben die Chi nesen, wie bisher stets, nicht geleistet. Mit dem richtigen Friedenöschluß sollen die Dinge noch weit im Felde stehen, aber das scheint wohl nur so, denn wenn die Japaner keine begründete Aussicht auf Ein- stellung der Feindseligkeiten hätten, würden sie doch nicht den Japanern Zeit gelaffen haben, sich während des Waffenüillstandes wieder zu kräftigen. Oder aber die Japaner müßten auch ziemlich „fertig" sein. ** Hiroschima, 1. April. In dem Berichte des Obersten Ito über die Einnahme der Fischer inseln heißt es: Das Kastell Mekung wurde erst nach zwei Zusammenstößen genommen. Der Verlust der Chinesen beläuft sich auf 30 Tote und 60 Gefangene, derjenige der Japaner auf einen Toten und 16 Ver wundete. Auf der Halbinsel I-nkung ergaben sich 1000 Chinesen. Die Japaner erbeuteten 9 schwere Geschütze und eine große Anzahl Gewehre. Die Chinesen sprengten ein Magazin auf den Fischer inseln in die Luft. Für Väter und Vormünder. Näher und näher rückt dis Zeit, da Tausende von Knaben aus dem hegenden und bergenden Kreise, aus dem hütenden und schirmenden Frieden der Fa milie hinaus müssen in die reiche und doch so arme, in die weite und kalte Welt. Das sind Wochen schwerer Sorge, ernsten Fragens und Bangens für die Elternherzen. Sie find vor eine Entscheidung gestellt, deren Verantwortung schwer, unendlich schwer ist. Was soll der Knabe werden? Die Frage be wegt in diesen Wochen wohl manches Vater- und Mutterherz. Sie zu erörtern, liegt nahe. Je hef tiger der Kampf ums Dasein entbrennt, je hastiger die tolle Hatz nach dem roten Golde geworden ist, je weniger gesichert die meisten Berufe erscheinen, je mehr der Mittelstand zwischen den großkapitalist ischen Betrieben vernichtet und zerrieben wird, je geringer dieAussichten auf eine wirtschaftliche Selb ständigkeit sind, um so ernster wird die Frage, um so schwerer ihre Beantwortung und die Entscheidung. Zur Zeit unserer Väter war es in der Regel des Vaters sehnlichster Wunsch, den Knaben seinem eigenen Berufe zuzuführen. Das war die Zeit, da der Mann sich noch wohl und sicher fühlte in seinem Stande, da er stolz darauf war, das zu sein, was er war, da er weder neidisch nach oben, noch herrisch nach unten blickte, sondern sich genügen ließ mit einer schlichten, aber gesicherten Existenz. DaS war die Zeit, da das Handwerk noch einen goldenen Boden hatte und im Bauernstände ein herrliches, lebendiges Kraftgefühl waltete. Der Knabe wurde zu keinem andern Berufe erzogen; kaum daß der Ge danke je in ihm auftauchte, etwas anderes zu sein und zu werden, als der Vater war. Dem Narren tums unserer Zeit mag solche Selbstbeschränkung kleinlich und kastenmäßig erscheinen, für uns hat sie etwas Großes, etwas Edles, etwas Erhebendes; denn sie war nur möglich, weil der einzelne eine in sich herzige Enkelchen — meinen ganzen Stolz, Fernow, meinen ganzen Stolz." „Welch' ein beneidenswerter Mensch Sie doch sind, Herr Nachbar!" meinte die Wachtmeisterin jetzt und bewegte eifrig die klappernden Stricknadeln. „Bin ich auch!" entgegnete der dicke Exbäcker meister und rieb sich erneut die Hände. „Na", sagte er dann aber, „nun haben wir jedoch genug von mir und meinen Angelegenheiten gesprochen. Jetzt thut auch einmal gefälligst zu längerer Rede den Mund auf, Kinder, und erzählt mir, wie es Eurem Sohne ergeht. — Ich denke, Curt muß doch jetzt bald so weit sein, daß er den bunten Rock ausziehen darf, um wieder in den Forstdienst zu treten." Die Augen Frau Martha Fernow's leuchteten freudig auf. Nun aber sagte sie: „Wenn Alles nach Wunsch geht, bekommt unser Junge wohl schon im Frühjahr eine Hilfsjägerstelle. Bevor er diese dann aber antritt, wird er uns noch einmal besuchen." „Nicht früher?" warf Herr Knigge ein. „Ich dachte, mein Patchen käme zu Weihnachten", fügte er hinzu, „und freute mich bereits, dem lieben Menschen einmal wieder in die treuen Augen zu sehen". Frau Fernow schüttelte seufzend den ehrwür digen Kopf. „Daraus wird nun nichts, Herr Nach bar. Die Krankheit meines Mannes kostet zu viel, als daß wir im Stande wären, Curt daS Reisegeld zu senden. Bon seinem Traktement als Oberjäger kann er aber den Besuch nicht ermöglichen, um so weniger, als er sich bereits die Kleider für seinen demnächstigen Stand fertigen ließ, auf Credit na türlich — und nun prompt die ausbedungenen Raten zahlen muß." ges uni uni kan an me: bill sch' den schi kau Ges sie Vai sche Die acht tief der free stal daß Ber die Haft da i nati dies? 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