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1895. M. 64. — Ä8- Jahrgang- Selmtag dm "7. März ÄesMstsAWcher M HohOsrf, WRU KerMgrf, Msdsrf, A EOim, KemM«t, Mkriemu u. MölA Amtsblatt für den Stadtrat M Lichtenftein. Mtst» Blatt erscheint tägltch <autz« So««- «» Festtags) abends für de« folgenden Lag. BiertelMrlicher Bezugspreis 1 Mark 35 Pf. — Einzelne Nummer 1« Pfennige. — Wellungen nehmen anher Ler Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalisn, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden tue viergeipaliWä Korpuszeile oder deren Naum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. KMUULKMMg. In dem Gehöfte BrandkatssterMr. 33 L. Abteilung 6. hiesiger Stadt ist die Maul- u«d Klauenseuche unter dem V-ehbestande aus gebrochen, was wir verordnungsgemäß hierdurch zur öffentlichen Kenntnis bringen. Lichtenstein, am 16. Mürz 1895. Der Gtadtrat. Lang e. Bm. Morttag, den 18. März 18NZ, vorm. rr Uhr sollen tm AuDtiouslokale des hiesigen Köuigl UMtsgerichts ver schiedene Gegenstände: 2 messingene Mörser, er« Mektrisierapparat, mehrere Wasserwaagen, Brillen, GchreihuteKsilien, 8 Mück Spa- zisMöcke re. gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher beim Kömgh Amtsgerichte Lichtenstein. Lagssgefchi-Gre. *— Lichtenstein- Bom 1. April dieses Jahres ab wird wie alljährlich der jetzt 6 Uhr 50 Minuten aus Ortsmanusdorf abge hende Frühzug der Müssengrunddahn um 1^4 Stunde zeitiger gelegt. Derselbe wird vom genann ten Tage ab 5 Uhr 4 Min. früh Ortmannkdorf ver lassen und in Mose! 6 Uhr 1 Min. eintreffm, wo selbst er den Anschluß an die Frühzüge nach Glauchau (Ankunft 6 Uhr 59 Min.), nach Meerave (Ankunft 6 Uhr 48 Min.) und Zwickau (Ankunft 6 Uhr 18 Min.) erreicht. *— Mit großer Spannung erwartet man in unserer Nachbarstadt Glauchaudas 5. Symphonie covcert des dortigen Couce-tverems. Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich, ist dazu keine geringere Sängen» zur Mitwirkung gewonnen worden, als die neuerdings so viel bewunderte itaUenischsKünstlerin Signonna Franzeschirn. Prevosti. Dis Gelegenheit, eine GesangSvirtuosin ersten Ranges zu hören, dürfte die Kunstfreunde um so mehr zum Besuch veranlassen, als auch, wie man uns mitteilt, bas Instrumental- Programm des Cor-cents interessante neue Werke von Goldmark und d'Albert ausweist. — In dis Deputation, welche den Ehrenbürger brief der sächsischen Städte mit revidierter Städteordnung anläßlich des 80 Geburtstages des Fürsten Bismarck überreichen wird, sollen aus jeder sich beteiligenden Stadt zwei Vertreter gewählt werden. Außer dem Bürgermeister soll je ein Mitglied des Stadiveroronetenkollegiums an der Ueberreichung teilnehmen. Es wird somit, da die Anzahl der in Frage kommenden Städte 72 ist, die D-Pütation eine Stärks von 144 Personen haben. Bezüglich des Tages der Ueberreichung soll nähere Weisung noch abgewartet werden. — Leipzig, 15. März. Ein edles Frauen herz hat aufgehört zu schlagen! In der vergangenen Nacht verstarb Frau Louise Otto Peters, die Be gründerin des Allgemeinen deutschen Frauenvereins «nd des ersten deutschen Frauenbildungsvereins. Die Verblichene ßanb im 76. Lebensjahre. Länger als 30 Jahre war sie an der Spitze des vorgenannten Vereins, den sie zu großer Blüte und segensreichster Wirksamkeit führte. Die Verblichene wurde im Jahre 1819 in Meißen geboren; schon früh offenbarte sich in ihr ein reger Geist, der für alles Schöne und Gute empfänglich war. Seit dem 24. Lebensjahre war sie in der erfolgreichsten Weise schriftstellerisch thätig, eine Fülle ausgezeichnetster Erzählungen und Romane gingen aus ihrer rastlos schaffenden Feder hervor. Namentlich begeisternd wurde di« Heimge- gegangene, wenn sie eintrat für das Recht der Frauen auf Erwerb. — Chemnitz, 16. März. Am Freitag nach mittag s/42 Uhr entgleiste» auf Bahnhof Flöha von einem einfahrenden Güterzuge etwa acht Güterwagen. Von dem Personale wurde Niemand verletzt, da gegen ist der an den Wagen und an den Geleisen herbeigeführte Schaden nicht unbeträchtlich. Ein Ver schulden ist dem Vernehmen nach Niemand betzu messen. Der 2 Uhr 51 Min. hier fällige Dresdner Personenzug traf aus obiger Veranlassung eine Viertelstunde verspätet hier ein. — Lengefeld i. Geb., 14. März. Eine merkwürdige Geschichte wird aus dem nahen Lauter bach berichtet. Ein junger von dort stammender Mann, dessen Bruder hier als Kutscher dient, ist Ende voriger Woche 'nach längerer Abwesenheit plötzlich in die Heimat zurückgekehrt. Derselbe ist seiner Zeit als deutscher Soldat aus Metz desertiert und zur fran zösischen Fremdenlegion gegangen, ist als Legionär in Algier gewesen, dann abermals desertiert und in spanische Dunste getreten. Schließlich hat ihn das Heimweh gepackt und er ist nach Deutschland und nach seinem Geburtsorte zurückgekehrt, um sich frei willig wieder der Militärbehörde W stelle«. — Aus dem Vogtlands, 14. März. Auf Altmannsgrüncr Flur (bei Treuen) ist am vergangenen Dienstag bereits eine Kreuzotter von 75 em Längs lebend eingefangen worden. — Cri m m itschau , 15 März. Am gestrigen Tage kam in den Lade» des hiesigen Fischwaren- händlers Trompelt ein Leitelshainer Fabrikarbeiter, um sich einen Pökling zu kaufen, den er schuldig bleiben wollte. Da die anwesende Verkäuferin, eine Nichte des krarken Ladeninhabers, sich weigerte, dem Arbeiter zu borgen, so entfernte sich derselbe an scheinend wieder. Die Verkäuferin ging vom Laden in die angrenzende Stube. Bald daraus hörte sie ein Geräusch und kehrte deshalb in den Laden zu rück, wo sie zu ihrem Schrecken den Burschen dabei anrraf, wie er den Inhalt des Geldkästchens in seine Hand schüttete. Die Verkäuferin schrie um Hilfe und wurde von Herbeieilenden an der Erde liegend auf- gefunden. Einige zufällig vorübergehende hiesige Kaufleute nahmen sofort die Verfolgung des Diebes auf und cs gelang auch denselben, am Mühlgraben den Flüchtigen zu fassen. Dieser wurde trotz heftiger Gegenwehr in Verwahrung gehalten und dann der herbeigckommenen Polizei übergeben. Bel dem Dieb fand sich cin Geldbetrag von 6 Mk. 60 Pfg. vor. — Pirna, 14. März. An und aus unserer Elbe scheint das endlich eingettetens milde Wetter, das namentlich während des Tages die allerwärts massig aufgihäuften Schneelager tüchtig verringern hilft, neues Leben hn vorzurufen. So sah man heute auf den Fahrzeugen, welche wegen drs niedrigen Wafferstandes nicht in dem Copitz-Pgstaer Elbhafsn, sondern außerhalb desselben am Ufer überwintern wußten, viele thätige Hände, um Alles klar zu machen, wenn es gilt, mit Hülfe des dem zu erwartenden Eisgänge vorangehenden Steigens des Wassers in dem Hafen eine schützende Zuflucht zu finden. Heute vormittag schon brachte der Strom mächtige Schollen gelösten Strandeisis, eine derselben von mehr als 100 m Länge lagerte sich vor der hiesigen Elbbrücke und verriegelte den zweiten diesseitigen Bogen voll ständig. Wie die Nachrichten aus Böhmen lauten, würde nur bei Eintritt sehr warmen Wetters, nament lich mit warmen Regen, eine außergewöhnliche Flut zu erwarten sein. Die von Böhmen her zu befürch tende Hochwassergefahr ist zur Zeit wesentlich abge schwächt durch die gegenwärtig mäßig milde und trockene Witterung. Sollte aus dem heute eingctre- tenen Nebel sich ein intensiver Regen entwickeln, so würde allerdings der Schmelzprozeß der in den Ge birgsgegenden seit Monaten aufgespsicherten Schnee massen ein gefährliches schnelles Tempo annchmen. Baurat Hofmann hat heute mit dem Strommeister Fleck zur Orientierung über das zu Erwartende eine JnspektionSfahrt längs der oberen Elbe unternommen. — Eine neue Methode, den Schnee wegzuschaffen, haben die Rusitzer erfunden. Sie haben einen Ackerpflug mit zwei Pferden bespannt, ackern den Schnee auf und schaufeln ihn dann von der Straße aufs Feld. Mit verhältnismäßig wenig Koste" machen sie so ihre Siraßsn gang- und fahrbar. — Auf der Lengenfelder Straße bei Anna- berg fanden Schneeschaufler tief unter dem Schnee ein Eheppar tot auf, den SandverkSufsr Hermann und seine Frau au« Gcyer. Die Armen hatten schon 5 Tage in ihrem weißen Grabe gelegen. — Radeberg, 14 Mürz. In geradezu er schreckender Weise hat auch in unserer Gegend der diesjährige Winter unter dem Wild aufgeräumt. Fast kein Tag vergeht, au dem nicht versud-te oder ganz marode Hasen aufgefunden werden. Zum Teil bleiben derartige Tiere bei Annäherung des Menschen ruhig sitzen und lassen sich ergreifen. Auch mehrere tote Rehe wurden schon in der Haide gefunden. Am besten scheinen noch die Hühner durch den Winter gekommen zu sein, da man Völker derselben noch ziemlich oft und in ganz hübscher Anzahl sehen kann. Schlecht ist es infolge des hohen Schnees auch den jungen Obstbäumen ergangen, man findet bisweilen Stämme, die fast bis zur Hälfte abgenagt sind, so gar die mit Stacheln versehenen Akazienspcößlinge sind nicht verschont geblieben. — Eine eigentümliche Gerichtssitzung mit nach folgender sofortiger Exekution wurde in Zittau beobachtet. Auf einer am Burgteiche stehenden Erle hatte sich eine Schar von ca. 60 Stück Krähen mit einem Delinquenten eingefunden, dem unter lautem Gekrächze der Prozeß gemacht wurde. Alsbald fiel die wütende Schar fchwarzbsfrcckter Richter über ihr Opfer her und bearbeitete dasselbe erbarmungslos so lange mit Schnabelhieben, bis es tot vom Baume fiel, worauf das Krähenvolk schleunigst nach allen Himmelsrichtungen sie Flucht ergriff. An den zahl reichen blutenden Wunden am Kopfe konnte man er sehen, wie sehr der Vogel von seinen eigenen Stammes- genossen zugerichtet worden war. 8 Berlin, 15. März. Prinz Joachim, der jüngste, am 17. Dez. 1890 geborene Sohn des Kaisers, ist schwer erkrankt. Vorgestern stellten sich bei ihm die ersten Krankheitserscheinmigen ein. Im Laufe des Abends verschlimmerte sich fein Zustand erheb lich und wurde besorgniserregend; der Generalarzt Dr. Junker, der Leibarzt der Kaiserin und der kaiserlichen Prinzen, wurde in das Schloß gerufen, wo er die Nacht verblieb. Im Laufe des gestrigen Tages trat eine weitere Verschlimmerung in dem Befinden des jungen Prinzen ein, sodaß schwere Befürchtungen gehegt werden. Dem Vernehmen nach leidet der Prinz an einer Blinddarm- Entzündung und hat hohes Fieber. Gestern abend wurde auf dem Straßendamme des Schlossplatzes, »ach dem hinaus das Krankenzimmer des Prinzen liegt, Stroh gelegt, um das Geräusch der vorbei fahrenden Fuhrwerke zu dämpfen. Kutscher und Schaffner erhielten von den Schutzleuten Anweisung, nicht zu klingeln und alle Fuhrwerke mußten Schritt fahren. Gegen Mitternacht wurde mitgsteilt, daß das Befinden des Prinzen unverändert sei. ß München, 14. März. Das Schwurgericht in Amberg (Oberpfalz) hat eine Tagelöhnersfrau wegen Vergiftung ihres Ehemannes zum Tode ver urteilt. Der Mord wurde fchon vor 10 Jahren verübt. Die Gemeinde wußte darum, unterdrückte die Sache aber, weil sie fürchtete die Kinder der Mörderin er nähren zu müssen, wenn sie angezeigt würde. Erst jetzt ist ein neu in die Gegend versetzter Gendarm dahintergekommsn.