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DWckWckMWM (A ' früher Milchen- und Rachnchtsblatt zugleich AMfts-AWM für Hühudirf, Wdlitz, KerW-orf, Wsdirs, Ä. GgiLic«, Htinnchsirt, Msriknm u. Mülsen, Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. 48. Jahrgang. M. 52. Sonnabend, dm 2. März WM UMtk Blatt erscheint täglich (außer Sonn- W«d festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 1« Pfennige. Uftellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers. Postaustalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalte« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgrschisbes. * — Lichtenstein, 1. März. Gestern nach mittag 2 Uhr erfolgle in unserer Gemeinde die Weihe der von Ihrer Durchlaucht der Frau Erbprinzessin von Schönburg gestifteten Kleinkinderschule, zum An denken an die früh verstorbenen Kinder Lucie und Alexander — Lucien-Alexander-Stif tung genannt. Zu dem Weiheakt Haiten sich außer I. D. der Frau Erbprinzessi» eingesunden I, D. die Frau Fürstin-Witwe Pamela, I. D. Frau Gräfin Görz-Schlitz, Sc. D. Prinz Georg, Se. D. der jugendliche Fürst Otto Viktor und geladene Gäste aus Lichtenstein und Callnberg. In dem mit den beiden Bildern der verew. fürstl. Kinder geschmückten Kinderspieksaale ging die Weihe vor sich. Nach dem Gesänge „Jesu geh'voran auf der Lebensbahn" sprach Herr Oberpsarrer Seidel die Weihrede auf Grund des Dx!es Joh. 12, 24, ein Wort des Ernstes und Trostes zugleich. Der geschätzte Redner führte un gefähr Folgendes aus: Ein Tag der Freude habe die Gäste zusammengeführt, aber ein Tag mit tieftrau rigem Hintergründe, einem zweifachen Opfer eines Mutterherzens. Das beweise der Namen, den die Stiftung trage. Diese beiden Opfer seien als Wei- zenkorn in die Erde gelegt worden, und dieses für unsere Kleinen bestimmte Haus mit seinen Hellen, luftigen Räumen sei die Frucht, die aus dem so frühen Hinscheiden gereift sei. Es bewahrheite sich heute wiederum das Wort: „Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten." — Was solle aber diese Frucht zum Zwecke haben? Eine Wohlthat für arme Eltern, welchen durch ihren Beruf oder häusliche Verhältnisse die Erziehung ihrer Kinder er schwert wird. Eine Wohlthat für die Kinder, indem sie gewöhnt werden sollen zu allen Tugenden, die einem Kinde wohlanstehen. Der höchste Zweck aber sei der in den Wmten über dem Eingänge gekenn zeichnete: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes!" Nach dem Gesänge des Kinderliedchens „Weil ich Jesu Schäslein bin" wendete sich Redner mit Worten des Dankes an die hochherzige Stifterin der Anstalt und darauf an den Erbauer, Herrn Baumstr. Hedrich, der mit aller Umsicht und Treue den Bau geleitet Habs. Das Haus wird nun „mit allem, was darin ist", seiner Bestimmung übergeben. Gesang und Gebet schließt die einfache, aber würdige Feier. Um auch den Kindern, 56 an der Zahl, diesen Tag zu einem Freudentag zu machen, wurde ihnen noch Kaffee und Kuchen verabreicht, und es war ein Vergnügen, die Kleinen in ihren weißen Serviettchen so thätig zu sehen. Möge das Werk, das liebende Hände ge schaffen, Kindern und Eltern, unsern Gemeinden Lichtenstein und Callnberg zu reichem Segen werden. Unserer hochherzigen Gönnenn aber, I. D. der Frau Erbprinzessin, sei auch an dieser Stelle unser aller herzlichster Dank geweiht! * — Die bereits im Herbste vorigen Jahres von der Kaiserlichen Oberpostdirektion in Aussicht gestellte Einrichtung eines Fernsprechbetriebcs in den Städten Lichtenstein und Callnberg wird nun voraussichtlich am 1. April in Thätigkeit gesetzt werden. Mit den erforderlichen Arbeiten ist bereits begonnen worden und sollen dieselben bis 20. Mürz beendet sein. * — Am nächsten Montag, den 4. d. M. findet, wie bereits mitgeteilt, das erste Gastspiel der zur Zeit in Glauchau weilenden Freiberger Stadttheater« gesellschast statt. Das Gastspiel bringt den in der ganzen Welt mit geradezu sensationellem Heiterkeits erfolg gegebenen Schwank „Charleys Tante" von Brandon Thomas. Das übermütige Bühnenwerk wurde zuerst am Adolf Ernst-Theater in Berlin ge geben« dortselbst ca. 400 Mal wiederholt und hat mit rapider Geschwindigkeit seinen Weg an alle Thea ter des In- und Auslandes gemacht. Ja selbst der deutsche Kaiser und der Gothaer Hof haben sich diesen w irkungsoollen Schwank in Separat-Vorstellungen vom Ensemble des Adolf-Ecnst-Theaters vorführen lassen. „Charitys Tante" ist seit Jahren der größte Kassen- wagnet der Theater gewesen. Auch unsere Havpt- und Residenzstadt Dresden hat über 50 Aufführungen der Burleske erlebt und auch unser König Albert hat eine Anführung im Residenzthealer mit seinem Be suche beehrt. Üeber die Erstaufführung in Berlin wird geschrieben: Der Schwank des Brandon Tho mas, „Charleys Tante", den Hr. Direktor Adolph Ernst vom Globe-Theater auf die deutsche Bühne verpflanzt hat, schäumt über vor toller Lustigkeit und überwältigt Sinn und Verstand der Zuschauer. Diese schütteten sich aus vor Lachen, und obgleich der Schwan? im Sinne der englischen Pantomime gehal ten ist, so sind doch die Situationen, sowie das Spiel der falschen Tante von so unwiderstehlicher Komik, daß jedem Aktschluß ein Sturm des Beifalls folgte. Drei- vis viermal mußten die Darsteller auf der Szene erscheinen und den Dank der Lachenden ent gegennehmen. Die Handlung des Schwanks besteht aus einer Reihe der tollsten, übermütigsten Studen tenstreiche. Im Mittelpunkt steht der junge Lord Babberlty, der von seinen Freunden dazu gepreßt wird, die Rolle einer sehnlisst, aber vergeblich er warteten Tante vor ihren Geliebten und Anverwandten zu spielen. Der erste Akt ist schon so urkomisch, daß man glaubt, der Dichter Habs sich völlig ausgegeben und es werde ihm unmöglich sein, die ausgelassene Stimmung noch zwei Akte hindurch lebendig zu er halten, aber der Humor des Brandon Thomas hält sich bis zur letzten Szene vor. Und der Beifall war am Schluß der Vorstellung noch ausgiebiger, wie nach dem ersten Akt. Herr Dir. Hannemann brachte in Freiberg „Charleys Tante" 8 Mal vor vollen Häusern zur Darstellung. Auch in Glauchau gelangte das Stück 3 Mal zur Aufführung. * — Callnberg. Auch unser Ort wird den achtzigsten Geburtstag des Altreichskanzlers Fürsten Bismarck festlich begehen. Die städtischen Kollegien haben in ihrer jüngsten Sitzung die Absendung einer Glückwunschadresse an den greisen Staatsmann und die Veranstaltung eines Festkommerses beschlossen. * — Im Monat Februar sind bei hiesiger Stadt sparkasse 153 Einzahlungen mit 12 966 Mk. 78 Pfg. (gegen 112 Einzahlungen mit 11 174 Mk. 49 Pfg. im gleichen Monat des Vorjahres) erfolgt und sind 6805 Mk. 93 Pfg. in 48 Beträgen (gegen 15 968 Mk. 67 Pfg. in 58 Beträgen im Vorjahre) zurück erhoben worden. Der Gesamtumsatz im Monat Februar betrug 40 525 Mk. 63 Pfg. und ist am Monatsschlusse ein Barbestand von 8667 Mk. 81 Pfg. verblieben. Neue Einlegerkonten mußten im verflossenen Monat 18 eröffnet werden. Mülsen St. Niclas, 27. Febr. In der Nacht zum Sonntag wurde im Materialwaren laden des Herrn Theodor Münch hier eingebrochen. Cigarren, Fleischwarcn, einige Kleidungsstücke und Geld im Gesamtwerte von 30 M. hießen die Diebe mitgehen. — Die Leistungsfähigkeit der deutschen Pferde. Die Resultate der im Jahre 1894 mit deutschen Pferden ausgeführten Dauerritte Liefern den besten Beweis für die von manchen Seiten angezweifelte Leis tungsfähigkeit unserer Militärpferde und zeigen, daß kein Reiter ausländischer Pferde bedarf, um die höchsten Leistungen auszuführen. Von den 1473 zu Dauer ritten verwendeten Armeepferden entstammen 1026 ostpreußischen Zuchten. Von diesen hatten nach den verschiedenen Befehlen zurückzulegen 284 Pferde unter 100 Kilometer, 181 Pferde 106 bis 149 Kilometer, 226 Pferde 150 bis 199 Kilometer, 78 Pferde 200 bis 249 Kilometer, 42 Pferde 250 bis 299 Kilome ter, 83 Pferde 300 bis 349 Kilometer, 93 Pferde 350 bis 399 Kilometer, 32 Pferde 400 bis 449 Kilometer, 1 Pferd 480 Kilometer, 2 Pferde 500 bis 549 Kilometer, 1 Pferd 586 Kilometer, 2 Pferde je 660 Kilometer, 1 Pferd 745 Kilometer. Die einhei mischen Pferdezüchter hoffen, daß durch das fortge- gesetzte Bekanntwerden solcher Thatsachen das erschüt terte Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des deutschen Pferdes wieder beseitigt werden und die Vorliebe für fremde Produkte schwinden wird. Besonders von englischer Seite ist noch immer etwas verächtlich auf die deutsche Pferdezucht herabgefchaut worden und auch in Oesterreich-Ungarn fitzt man gern „hoch zu Roß." Auch das Pferd deutscher Zucht wird hoffent lich bald wieder sein volles Recht finden. — Daß unsere sächsischen Landeskinder auch in weiter Ferne sich ein treues Herz für ihre schöne Heimat bewahren, bewies das Stiftungsfest des Sachsen-Unterstützungsvereins inSt. Louis (Ame rika). Die Presse von St. Louis berichtet darüber Folgendes: „Der St. Louis Sachsen-Unterstützungs verein feierte in der Central-Turnhalle sein zweites Stiftungsfest mit einem schönen Concsrt nebst Tanz kränzchen unter zahlreicher Beteiligung. Die Halle war für diese Gelegenheit in geschmackvollster Weise geschmückt worden. Ueberall an den Wänden prangten sächsische Fahnen, und in grün und weiß war auch der ganze Tanzsaal gehalten. Auch grüne Guirlan- den und Tannenreiser waren in Menge vorhanden. Unter der Gallerts hing das sächsische Wappen und um dasselbe waren Kränze und Fahnentücher ange bracht. Der sachsen-UnterstützungSverein wurde erst am 29. Januar 1893 durch das Zusammentreten von 10 Herren in's Leben gerufen, doch ist bis Mitglieder zahl schon eine sehr große. Der Verein ist bestrebt, Geselligkeit der Familien der Vsreinsbrüder, sowie d;e Pflege deutscher Sitten und Gebräuche zu fördern. Daß ihnen dies gelungen, wurde durch den bei ihrem Fest« vorherrschenden gemütlichen Ton aufs Treffendste dargethan." Wir entbieten unseren sächsischen Brü dern in der Ferne unseren heimatlichen Gruß und wünschen ihren Bestrebungen weiteres Gedeihen! — Leipzig, 28. Febr. Das Reichsgericht verwarf heute die Revision des Hypnotiseurs Czynsky gegen das Urteil des Münchener Schwurgerichts vom 20. Dezember v. I. 8 Berlin, 28. Febr. Ein Eisenbahnräuber ist gestern auf der hiesigen Stadtbahn ergriffen wor den. Er hatte eine Dame, die allein in einem Kou- pee 2. Klasse saß, durch Drohungen gezwungen, ihm ihre kleine Barschaft auszuhändigen, und ihr sodann erklärt, er würde sie über den Haufen schießen, falls sie Lärm mache. Auf dem Bahnhofe Warschauer Brücke suchte er schnell zu verschwinden, doch ver anlaßte die Dame seine Festnahme. Das Aeußere des Menschen paßt genau zu der Beschreibung des jenigen Mannes, der am Montag eine junge Dame derart erschreckte, daß sie während der Fahrt aus dem Wagen sprang. Die Angaben dieser Dame waren zuerst von der Behörde nicht recht ernst ge nommen worden. Z Berlin, 27. Febr. Gegenüber Gerüchten über eine Begegnung des Czaren mit dem Kaiser wird der „Poft" versichert, daß es noch völlig un bestimmt sei, wann der Czar die Grenze seines Rei ches zum ersten Male seit seinem Regierungsantritt verlassen werde. — In der gestrigen Sitzung der Kommission für das bürgerliche Gesetzbuch wurde der Antrag auf grundsätzliche Einführung eines An erbenrechts mit allen gegen 5 Stimmen abgelehnt. 8 Potsdam, 27. Febr. In seiner Villa er schoß sich der Oberstleutnant z. D.« v. V., zuletzt Platz-Major zu Küstrin; derselbe lebte in geord- neten Verhältnissen. Das Motiv der That ist un bekannt. 8 Bremen, 27. Febr. Der Lloyd-Dampfer „Karlsruhe" rettete die ganze Besatzung der unter gegangenen Barke „Naphta". 8 Warnemünde, 27. Febr. Infolge des Sturmes der letzten Nacht hat sich eine meilenweite Eisdecke auf der Ostsee vom Lande losgelöst. Die eingefrorenen Dampfer „Komet", „Mathilde" und „Joost" treiben dadurch ebenfalls im Eise seewärts; ihre Lage ist sehr bedenklich.