Volltext Seite (XML)
Wochen- und M-hnchWM zugleich JeMfts-Anmer flr Hihudorf, Wlitz, Kklisdirf, Kösdorf, Ä. 8ziditi,Hn«ichs«t, Msrieym«. Milse». Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. LF, Jahrgang. — —-- - Rr. 40. Sonnabend, ZSN 16> Februar 1895. Meses Blatt erscheint täglich laußer Son«-- NRd Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelüe Nummer 18 Pfennige. —! ^Erstellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstaüc», Postbote«, sowie oie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteM KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. TagesgeschSchte. 8— Lichtenstein. Nach v. FriesenS Dar stellung bewies der jüngst verstorbene Finanzminister v. Thümmel großen patriotischen Mm bei folgender Gelegenheit. 1866 trat schon in den ersten Tagen des Juli Geldmangel in der Hauplfinanzkasse zu Dresden ein. Weil unsere Kassenbiüets gern ge nommen wurden, beschloß derselbe, 1 Mill. Thlr. aus den in München aufbewahrten Kassenbeständcn zu holen. Eine offene Geldsendung war wegen des Kriegs un möglich, und da die Eisenbahn Dresden-Zwickau niLt fahrbar war, so mußte der Transport ganz im ge heimen und auf Umwegen per Ersenbahn, zu Wagen, Per Draisine geschehen. 3 Mill. Mk. brachte v. Thümmel in den Taschen seiner Kleider und in einer Reisetasche vom 3. bis 11.Juli auf überausgefahr voller Reise von München nach Dresden. Auch vom 17. bis 26. Juli 1866 schaffte er unter gleich schwie rigen Umständen größere summen nach Wien und Dresden. *— Vvm 1. März dss. Js. fungiert hier als Königlicher Amtsanwalt der Referendar ür. Wolf. — Eisblumen, die jetzt die Kälte an unsere Fenster zaubert, kann man sich auch im Sommer auf künstliche Weise Herstellen. Das Rezept ist folgen des: Man löse eine ziemlich beträchtliche Menge Glaubersalz in Wasser auf. Dazu kommt eine Mi schung von Dextrin und Glyzerin. Diese Flüssigkeit wird auf die Scheiben gegossen, und während sie nun abtrvpft, krystaüisiert sie. Im Nu und vor unserm Auge bedeckt sich die eben »och so glatte und durchsichtige Scheibe mit den prächtigsten Gebilden, die sich wie die uns vom Winter her so wohlbekann ten Eisblumen ausnehmen. Trifft man dieses Misch- verhältnis gut, so läßt sich die auf solche Weise präparierte Scheibe nicht von derjenigen unterscheiden, an welche der strengste Winter seine Eisblumen ge malt hat. — Folgenden Schmerzensschrei eines Münchener Handwerksmeisters empfehlen wir dringendst der Be achtung: „In unserer Zeit, in der alle staaiserhalten- den Kreise auf Ratschläge und Mittel sinnen, wie der sozialistischen Gefahr zu begegnen und wie dem Mittelstände zu helfen sei, wird auf ein Haupt moment, durch das die besten Handwerker dem So zialismus in die Arme getrieben werden, und wodurch Tausende von Existenzen vernichtet werden, viel zu wenig Beachtung verwendet. Dieser Punkt istBar« zahlungbeiLieferungvonHandwerks- Erzeugnissen. O, möchten doch alle Gutbe- Mittelten die Rechnungen der Handwerker sofort be zahlen, sie würden dadurch mehr Gutes wirken, als durch ost hohe Beiträge für alle möglichen Wohl- thätigkeitsanstalten!! Reicht er zum Jahresschluß die Rechnung ein und hofft, mit dem Erlös seine Zahlungen leisten zu können, so wird er sehr oft mit dem Verlust der Kundschaft und weit nach dem Karneval verlegtem Zahlungstermin über diese Drei stigkeit bestraft. Und wie viele Entbehrungen hat sich die Familie auferlegen müssen, um bis Neujahr warten zu können? Welch' hohe Prozente müssen oft bezahlt werden, wenn der Handwerker eine Zah lung nicht Anhalten kann? Wie oft kann ein Hand werker seine Ware nicht pünktlich abliefern, da er sich infolge der schlechten Zahlung die Rohmaterialien nicht kaufen kann? Wie würde es bei dem Kapita listen aussehen, wenn er keine Zinsen, und wie bei dem Beamten, ob hoch oder niedrig, wenn er am Termin seinen Gehalt nicht bekäme. Möchten diese Zeilen weiteste Verbreitung und Beachtung finden! Dies würde zum Wohl des Mittelstandes mehr bei tragen, als tagelange Debatten über Schutzzölle, Zwangsinnungen und Umsturzvorlage, denn mancher strebsamer Handwerker würde dadurch vor dem Um sturz seines Geschäftes bewahrt!!" — Die in den 14 Straßen- und Wasserbau inspektionsbezirken des Königreichs Sachsen von den Bäumen der fiskalischen Straßen im Jahre 1894 er zielten Obstnutzungserträge betragen insgesamt rund 160 346 Mk. Die reichsten Erträge weist auf der Jnspektionsvezirk Döbeln mit 32 854 Mk. Diesem folgen die Bezirke Leipzig mit 30583 Mk., Grimma mit 25 880 Mk., Meißen I und II mit 14 835 Mk., Bautzen mit 11 999 Mk., Pirna I und 11 mit 11508 Mk-, Dresden I und II mit 10 587 Mk., Zwickau mit 7222 Mk., Zittau mit 6773 M., Chem nitz mit 5076 Mk. und Plauen mir 1548 Mk. Die übrigen Bezirke Schwarzenberg und Freiberg haben nur einige Hundert Mark, Anuaberg nur 42 Mk. 50 Pfg. Ertrag aufzuweisen. — Das meteorologische Institut inChemnitz hält in den fügenden Tagen Zunahme der Tempe ratur und der Niederschläge für wahrscheinlich, und Falb prophezeit für die Zeit vom 16. bis 21. Febr. wärmeres Wetter, doch raten wir, weder auf die eine noch die andere Autorität hi», den Winterüberzieher jetzt schon zu — versetzen. — Dresden, 14. Febr. Die Einsegnungs feier der sterblichen Ueberreste des Staatsministers v. Thümmel fand heute nachmittag um 4 Uhr im Sterbchause unter außerordentlicher Teilnahme statt. Anwesend waren Ss. Majestät der König, Ihre Kgl. Hoheiten die Prinzen Friedrich August, Johann Georg und Albert, sämtliche Herren Staatsminister, der Kgl. preußische, der Kgl. bayerfche und der österr.» ungar. Gesande, wie die übrigen zur Zeit in Dres den anwesenden Mitglieder dcs diplomatischen Korps, Herren der Oberhof- und Hofchargen, Räte aller Kgl. Ministerien, besonders zahlreich diejenigen des Finanzministeriums, viele Offiziere und Angehörige der Aristokratie, sodaß die Räume die Trauerversamm lung kaum zu fassen vermochten. Unter einer Fülle kostbaren Palmen- und Blumenschmucks war die Leiche aufgebahrt in dem schwarz ausgeschlagencn Zimmer. Zu Häupten des Sargs wölbte sich ein Baldachin über dem Altar, zu Füßen des Sargs lagen die vielen Ordensauszeichnungen auf zwei Kis sen ausg-breitet. Als Se. Majestät der König mit den Prinzen und den Familienmitgliedern an den Sarg herangetreten war. eröffnete der Friedhofschor die Feier mit dem Gesang „Jesus, meine Zuversicht". Danach hielt Oberhofprediger O. Meier, einem Wunsche der Witwe entsprechend, die Gedächtnisrede auf Grund des Psalmwortes „Unser Leben währet siebenzig Jahrs". Mit Wärme zeichnete der geistliche Sprecher das Charakterbild des edlen Menschen und hervor ragenden Beamten seines Königs und Vaterlandes. Nach dem Geistlichen widmeten Se. Excllenz der Herr Justizminisier vr. Schurig und Herr Äbteilungs- direktor im Finanzministerium, Herr Geh. Rat Meusel, ersterer im Namen des Gesamtministeriums, dieser im Namen der den immer wohlwollenden Chef auf richtig betrauernden Beamten des Finanzministeriums, dem Verstorbenen tief empfundene Dankes- und Ab schiedsworte. Alsdann vollzog Herr Oberhofprediger v. Meier die Einsegnung, sprach ein Gebet und mit dem Gesang des Passionschorals „Wenn ich einmal soll scheiden" endete die Trauerfeier. — Eine L e i P z i g e r Militär-Borlage. Nach dem König Gustav Adolf von Schweden im Jahre 1630 der durch Kaiser Ferdinand bedrohten protestan tischen Freiheit zu Hilfe geeilt war, glaubte der Kur fürst Johann Georg von Sachsen darin ein Erobe rungsgelüst zu erblicken und suchte seine Selbststän digkeit durch eine bewaffnete Neutralität zu bewahren. Er berief zu diesem Zwecke einen Fürstentag nach Leipzig, der am 10. Februar 1631 seine Sitzungen begann. Die Protestantischen Fürsten, reichsfreie Herren und Stände erschienen dabei in Person, die R Hädte waren durch Gesandte vertreten, so daß die Stadt mit vornehmen Gästen überfüllt war. Er schien doch allein Kurfürst Georg Wilhelm von Bran denburg mit einem Gefolge von 178 Personen und 102 Pferden. Am 3. April ging der Fürstentag auseinander, nachdem die Militärvorlage mit Ach und Krach bewilligt worden war. — Zwickau, 14. Febr. Der 9200 Mit glieder zählende Verband Sächsischer Berg- und Hüttenarbeiter ist aufgelöst worden, desgleichen die 17000 Maik enthaltende Begräbviskasse des Ver bandes. — Aus Glauchau und Meerane wird dem „Confekt." berichtet: Der ausgezeichnete gute Ge schäftsgang hält erfreulicherweise an und har sich von Woche zu Woche noch gebessert. So hatten Meerane und Glauchau gegenwärtig derart flotte Beschäftigung, wie es seit mehreren Jahren nicht der Fall gewesen ist. Nach den vorliegenden, für den Sommer noch zu erledigenden Ordres hat man in den nächsten Wochen auch keine Abschwächung zu gewärtigen, im Gegenteil sind die meisten Fabrikanten bis Mitte März, einige größere bis April, voll beschäftigt. Es mußten sogar — es wird dies in den nächsten Tagen noch öfters Vorkommen, da voraussichtlich noch sehr viel Sommerware gebraucht wird — mehrere größere Ordres, die bis Ostern abgeliefert werden sollten, abgewiesen werden. Die Fabrikanten werden von Seiten der Grossisten förmlich bestürmt um Lieferungen und herrscht demzufolge überall, besonders in den Versandträumen, überaus rührige Thätigkeit. Die für die Hochsaison am meisten gesuchtesten Artikel sind neben den bereits früher genannten, besonders hübsche kleine Helle Effekte. Kleine schmale billige Streifen spielen dabei die Hauptrolle. Mit der Neumusterung für die nächste Winvrsaison sind viele Fabrikanten stark beschäftigt. Einige konnten sich derselben infolge anderweitiger Ueberbeschäftigung noch nicht in dem erforderlichen Maaße widmen; dies wird jedoch auch in diesem Jahre keine weiteren Nachteile haben, da dis Grossisten infolge des späten Oster festes nicht vor Ende März anfangen werden, für den kommenden Winter Stammordres zu geben. Die Appretur-Anstalten und Färbereien sind ebenfalls sehr gut beschäftigt, erstere arbeiten seit ca. 4 Wochen mit vielen Ueberstunden. Der gute Geschäftsgang in den Spinnereien hält ebenfalls an. Dieselben sind auf Monate hinaus voll beschäftigt. Der Garn handel war in den vergangenen Wochen sehr belebt, trotzdem die Fabrikanten meistenteils nicht spekulierten, sondern nur für den augenblicklichen Bedarf kauften. In den letzten Tagen sind die Garnpreise jedoch etwas fester und sind seitdem nennenswerte Abschlüffe ge macht worden. — Mittelbach, 12. Febr. Vergangenen Montag waren die Mitglieder des hiesigen Frauen vereins zu einem außergewöhnlichen Tänzchen in Eckert's Gasthaus versammelt. Galt es doch, das 50jährige Ehejubiläum des Handschuhfabrikanten Herrn Friedrich Rother mitzufeiern. Wer Gelegen heit hatte, die Jubelbraut zu sehen, mußte sich über die Rüstigkeit derselben wundern. Fast kein Tanz wurde von ihr ausgesetzt und noch am anderen Morgen konnte man sie mit größter Leichtigkeit walzen sehen. Hierbei sei mit erwähnt, daß von der betr» Familie noch am Leben sind 4 Kinder, 26 Enkel und 14 Urenkel. — Eine fast unglaubliche Geschichte berichtet die »Zeitz. Ztg." aus Pohlitz bei Köstritz. Dort soll nämlich erst jetzt, und zwar vor etwa 14 Tagen, ein ungefähr 46jähriger Mann in die Heimat zurückge kehrt sein, welcher 1870 mit gegen Frankreich zog und in französische Gefangenschaft geriet. Wie der Heimgekehrte erzählt haben soll, befanden sich mit ihm noch viele Deutsche in französischer Gefangen schaft ; ihm allein sei es gelungen, zu entfliehen. Die Verantwortung für diese Geschichte müssen wir aller dings der „Zeitz. Ztg." überlassen. 8 Die sozialdemokratischen Abgeordneten haben beim Reichstage beantragt, die verbündeten Regie rungen um Vorlage eines Gesetzentwurfes noch in der laufenden Session zu ersuchen, durch welchen einmal jedem Versicherten, der das siebzigste Lebens jahr vollendet hat, der Rechtsanspruch auf Alters-