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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HeMfts-AMM M KohÄsrf, KNIiß, Kcrmdsrf, Kösdirs, Ä Szidik«, Keinriihsslt, Monknau u. MMn Amtsblatt für den Stadtrat z« LichtenAein. ÄS. Jahrgang. Ar. 48. Dienstag, dey 26 . Februar 1895. Mel er Blatt erscheint täglich (außer Eonw- Alb festtags) abends für den folgenden Tag. BiertellLhrlicher Bezugspreis l Marl 23 Pf. — Einzelne Nummer 1ü Pfennige. —- "Wellungen nehmen außer Ler Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalte« Korpuszeile oder deren. Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. MlMWtvNchNW. Aus dem Archive des unterzeichneten Amtsgerichts sollen zum Zwecke der Makulierung eine Anzahl alte Akten auSgeschieden werden. Es wird dies wtt dem Bemerken andurch bekannt gemacht, daß es Gemeinden, Korporationen und Privatpersonen, welche an Erhaltung einzelner dieser Akten stücke ein Interesse haben, freigestellt wird, bis zum JO» April 1883, von dem in hiesiger Gerichtsschreiberei ausliegenden Verzeichnisse der zur Ma- kulierung bestimmten Akten Eiusicht zu nehmen und diejenigen Akte?«, welche sie von der Vernichtung ausgeschlossen zu sehen wünschen, zu bezeichnen, bez. zur Aushändigung zu erbitten. Königliches Amtsgericht Lichteustei», am 20. Februar 1895. Gehler. MWMchek MÄNÄ LsMsMschichw. * — Lichtenstein, 25. Febr. Ihre Duichl. Frau Erbprinzessin von Schönburg-Waldenburg ist heute hier eingetroffen. * — Heute früh kurz nach 6 Uhr wurden die Marktbewohner durch Feuersignal erschreckt. Da ein Ausbruch des Feuers aber glücklicherweise nicht bemerkt wurde, so war die Meldung wohl durch einen Irrtum entstanden. Oder war ein spirituöser Brand etwa zu löschen? * — Wie wir schon richtig beurteilten, beruhte die Meldung des „Kl. Journals" von den nicht rechtzeitig verteilten Hilfsge-dern an die Hinterblie benen der Opfer der „Elbe", wodurch ein Fall des Verhungerns Herbeigeführt sein sollte, auf Unwahr heit. Hierzu wird uns folgendes aus authentischer Quelle mitgeteilt: Unter den sämtlichen 149 Per sonen, welche die Besatzung der „Elbe" bildeten, be fand sich ein einziger Bremenhavener, dessen Name mit P. anfängt, das ist der Obersteward. Der Obersteward aber gehört zu den Bestbesoldeten, und darum ist es emfach ausgeschlossen, daß in seiner Familie eine derartige Not sich eingestellt hätte. — Die deutsche Turnerschaft zählt jetzt über eine halbe Million Mitglieder, dabei sind rund 90000 Zöglinge mitgezählt. 320,000 sind praktische Turner. An der Schlußrechnung für das achte deutsche Turn fest in Breslau, die mit einem Fehlbetrag, wie be reits früher mitgeteilt, von 26,227 Ml. abschließt, knüpft die deutsche Turnzeitung folgende Bemerkung: „Das unerfreuliche Ergebnis ist eine ernste Mah nung, deutsche Turnfeste einfacher zu gestalten. Die Einnahmen beim Breslauer Turnfeste sind infolge des starken Besuches und des prachtvollen Wetters sehr hohe, die Ausgaben konnten, unbeschadet der Schönheit des Festes und seines turnerischen Erfolges, bedeutend geringer sein". — Der Landesverein für innere Mission der ev.-luth. Kirche im Königreich Sachsen wird zum 1. Bußtag 1895 ein Flugblatt herausgeben. Dieser Bußtag fällt bekanntlich auf den 13. März. In dem Blatte werden die Gemeinden der Landeskirche ge beten, die Werke der Barmberzigkeit auch durch Lie besgaben zu unterstützen. „Opfert auch diesmal reich lich und mit fröhlichen Herzen!" heißt es in dem Schlußwort. — „Ein herzig Weib, ein trautes Heim, das ist mein Himmel auf der Erde" — so beginnt ein Hei ratsgesuch in einem Dresdner Blatte. Wenn das nicht zieht — — Dresden, 22. Febr. Bei ihrer Arbeit sanden Landleute in Wingendorf zwei Mäusenester, in denen 7 und 11 Schock Haselnüsse aufgespeichert waren — alle aufs beste erhalten. Man sieht, daß diese Tierchen schon lange vor Anbruch des Winters instinktiv seine Länge und Härte kannten und sich mit außergewöhnlich reichen Vorräten versehen haben müssen. — Dresden, 23. Febr. Ein Vorfall, der an einen ähnlichen in Turgenjeffs Novelle „Ein Kö nig Lear der Steppe" erinnert, ereignete sich hier gestern Nacht. Ein an Delirium leidender Photo graph war in einem Wahnsinnsanfall aus seiner im vierten Stockwerk gelegenen Wohnung aufs Dach geflüchtet und alarmierte von dort aus durch sein Gebühren die ganze Nachbarschaft. Man mußte die Polizei in so früher Morgenstunde herbeirufen, und nicht ohne große eigene Gefahr brachte ein Gendarm den Geisteskranken wieder in feine Wohnung. Der betreffende Kranke, der schon mehrmals in Kranken häusern untergebracht war, war als unheilbar vor kurzer Zeit feiner Familie zurückgegeben worden. Der jetzige Vorfall erregt hier um jo mehr die all gemeine Aufmerksamkeit, als erst vor einigen Mo naten ein ebenfalls bei seiner Familie lebender un heilbarer wahnsinniger Schneider in einem Anfall mit ein Paar Kindern sich ans dem Fenster stürzte. Diese wiederholten Fälle werden sicher dazu führen, eine Änderung der zur Zeit bestehenden höchst mangel haften Verpflegung von unheilbaren Geisteskranken anzustreben, da mau sich über die G-meingefährlich- keit des augenblicklichen Zustandes doch wohl im Klaren sein muß. — Leipzig, 22. Febr. Die Zahl der leben den Beteranen aus den Freiheitskriegen ist, wie das Leipz. Tagebl. berichtet, noch um eine Person ver mehrt. Es gesellt sich zu den fünf Kämpen aus jener geschichtlich so denkwürdigen Zeit noch ein sechster Veteran, der sich gegenwärtig in Leipzig auf hält: cs ist dies Herr Johann Erdmann Traugott Carl, der am 16. September 1797 zu Zeulenroda geboren wurde, und der jetzt somit im achtundmunzig- sten Lebensjahre steht. Der alte Herr hat in den Jahren 1814 und 1815 als Freiwilliger im „Ersten Brandenburgischen Jägerregiment zu Pferd" den Feld zug in Frankreich mitgemacht und dort Gelegenheit gehabt, reiche Erfahrungen zu sammeln. Da er geistig und körperlich noch ziemlich rüstig ist und sich gern seiner Teilnahme an den Freiheitskriegen erinnert, so hat er sich entschlossen, vieles von dem, was ihm er innerlich ist, niederzuschreiben. Leider hindert ihn daran, wie fein Sahn, der Kaufmann Viktor Carl (Firma Becher u. Co., Bäurische Straße 50), wo der Veteran jetzt zum Besuche weilt, mitteilt, ein in den letzten Tagen eingetretenes Unwohlsein. So bald dies behoben sein wird, gedenkt er mit der Niederschrift seiner Memoiren fortzufahren. Herr Carl, der Ehrenmitglied des Militärvereins zu Zeu lenroda ist, war noch bis zum Jahre 1883 Militär- Vereins-Bezirksvorsteher daselbst. — Zwickau, 21. Febr. Heute vormittag brach hier ein Pferd durch die Abdeckung eines Brunnens und stürzte 7 Meter Lies in letzteren. Der Gsschirr- führer stürzte dem Pferde nach. Derselbe wurde ge rettet, während das Pferd den Tod fand. — Glauchau, 23. Febr. Der 32. öffentliche Bezirkstag des Bezirksverbandes Glauchau findet Mittwoch, de« 6. März 1895, nachmittags 3 Uhr, im Verhandlungssaale der Königlichen Amtshaupt- mannschaft, Königstraße 3 hier, statt. — Um die Glauchauer Kantoren- und Or ganistenstelle, die durch den Uebertritt des Herrn Kantor Finsterbusch in den Ruhestand Ostern 1895 frei wird, haben sich 35 Herren beworben. In der Ratssitzung ist beschlossen worden, folgende Herren für diese Stelle vorzuschlagen: Ernst Hientzsch, geb. aus Wittgendorf bei Zeitz, 31 Jahre alt, Organist, Pia nist und Lehrer in Gera, Ewald Franz, geb. aus Langenburkersdorf, 25 Jahre alt, Musitlehrer-Vikar am Lehrerseminar I zu Grimma, und Otto Hörnig, geb. aus Löbau i. S., 27 Jahre alt, Lehrer am Freiherrlich von Fletscherschen Seminar in Dresden. — Auf der letztjährigen „Chemnitzer Konferenz" war der Meinung Ausdruck gegeben worden, daß der Dom in Meißen über „ungeheure Reichtümer" verfüge. Dem gegenüber stellte Herr Oberkonsistorial- rat Dr. Ackermann auf der diesjährigen Chemnitzer Confersnz das folgende fest: Es bestehen beim Dome zwei Kaffen, die Srfftsbaumcisterkafse und der Prä bendenfonds. Erstere hatte im vergangenen Rech nungsjahre 16,500 Mk. Einnahme und 11,090 Mk. Ausgabe. Das Vermögen dieser Kasse beträgt 263 000 Mk. Der Präbendenfonds hat seine Ein nahme zum Teil an die Stiftsbaumeisterkasse abzu- geden. Sodann betragen die Pfründen, welche der König au Männer, welche sich um Staat und Kirche verdient gemacht haben, verleiht, 23,000 Mk. 6000 Mk. kommen an das Kultusministerium, das diese Summe für das Predigerkollegium zu St. Pauli in Leipzig verwendet. Der Vermögensbestand beträgt rund 392,000 Mk., das Gesamtvermögen beider Kassen 660,000 Mk. Mit dem von dem kürzlich ge gründeten Dombauveretne gehegten Plane einer ins Leben zu rufenden Dombaulottsrie vermochte sich die Chemnitzer Konferenz in ihrer Mehrheit nicht zu be freunden. — Treuen, 22. Febr. Ter Werkmeister einer hiesigen Fabrik wurde verhaftet, weil er verschiedene Exzenter von den Maschinen abgeschraubt und aus der Fabrik geschafft hatte. Der eigenartige Dieb stahl wird als Bertrauensbruch jedenfalls harte Ahn dung firden. — Schöneck, 22. Febr. Auf den höchsten Höhen des Vogtlandes fühlt man dis Kraft des dies maligen Winters ganz besonders hart, denn die Kälte hat mancher armen Familie arg mitgespielt, und die Schneemassen, die hieraufgehäuftliegen, hemmenden Verkehr mit den Nachbarorten ganz ungemein. Von den Wegen ist überhaupt schon Wochen lang nichts zu sehen; nur die Bäume, die ihre Richtung bezeich nen, ragen über den Schnee heraus. Infolgedessen müssen die Schlitten, die den Verkehr mit den Nach barorten vermitteln, querfeldein fahren und sich die Stellen heraussuchen, wo der Schnee dünne Schichten aufweist. Schlecht daran sind die Briefträger und die Milch- und Botenfrauen rc., die sich oftmals nur mit Lebensgefahr Bahn durch die Schneemengen brechen konnten. Man wünscht daher eine fiskalische Straße über Schilbach und Marienei bis zur Oelsnitz-Adorfer Chaussee. Jedenfalls wird man den Landtag um den Bau einer solchen bitten. — Freiberg, 22. Febr. Gestern abend ent gleiste von dem 8 Uhr 8 Minuten von Halsbrücke nach hier verkehrenden Personenzuge unweit der Halte stelle Tuttendorf die Maschine mit der Vorderachse bei dem Versuche, eine der angehäuften Schneewehen zu durchbrechen. Da an ein Flottmachen des Zuges nicht zu denken war, mußte sowohl der Abendzug von Halsbrücke nach Freiberg, als auch der Abendzug i« der umgekehrten Richtung ausfallen. Es gelang noch während der Nacht, die Schneehindernisse zu besei tigen, sodaß heute früh der Betrieb nach Halsbrücke wieder in vollemUmfange ausgenommen werden konnte. — Engelsdorf, 22. Febr. Dieser Tage ist der Kassierer der sozialdemokratischen Parteikasse, B., der hier wohnhaft war, verduftet. Der Mann hatte einen Wochenlohn von 50 Mk., konnte aber damit nicht auskommen, da derselbe hauptsächlich mit der Agitation betraut war, welche ihm viel kostete. 8 Berlin, 23. Febr. Bei dem heutigen Festmahle des Provinziallandtages erwiderte dec Kai ser auf das von dem Oberpräsidenten v. Achenbach ausgebrachte Hoch: „Die soeben vernommenen Worte Ihres Herrn Oberpräsidenten haben aus's Neue die Gesinnungen der Treue und Anhänglichkeit Meiner Märker zum Ausdrucke gebracht. Von ganzem Herzen