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Woche? -- i qn-ftOtts/j zugleich GkWsts-AMM für KshsSsrf, Müh, KmÄ«f, MÄ«f, SiKgiRen, Heimichs«?, AlirirAN! u. MMeT Amtsblatt für de» Stadlrat M Aichtenftei«. M» 47. Sonntag,, dm 24, Februar 1895. MestS Blatt erscheint täglich Putzer Sonn« Ach -festtags) abends für den folgende« Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark LS Pf. — Ginzelns Nummer l« Pfennige. — fDGeLunge« nehmen nutzer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstallen, Postboten, sowie Lie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergefpaltrKS Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LsMsNsschichte- *— Lichtenstein. Fastnacht und Aschermittwoch stehen nun in nächster Aussicht, -.je heiter-übermütige Lust des Carneval neigt sich ihrem Ende entgegen. Und' die letzten Tage sind nvch gerade die Haupt tage, besonders in denjenigen Stadien, in welchen Prinz Carneval mit Wohlgefallen seinen Hof zu hal ten liebt. Im deutschen Reich sind die närrischen Hauptstädte vor Allem das alte Köln, und das „gol dene" Mainz, es sind die Quellstätten unverwüstlichen Humors, und dem großen Fsstzuge in Köln steht der von Mainz gar nicht allzuviel mehr nach. Aber auch abgesehen von diesen beiden „Hochburgen des Carneval" hat der Fasching in vielen großen und kleinen Städten im mittleren, südlichen und westlichen Deutschland eine frohe Heimstätte gefunden, und Mehr oder minder umfangreiche närrische Umzüge unter Gottes freiem Himmel zeigen an, wie man das graue Werktagsleben einmal in ein paar heiteren Stunden zu vergessen bemüht ist. In Norden und Osten des Reiches hält sich der Carveval mit seinen Freuden ziemlich streng im Rohmer! der allbekannten Maskenbälle, Volksart und Charakter müssen eben für eine große FaschingZfeier geschaffen sein, sonst wird nichts daraus. Hat man doch in Berlin ein mal, aber auch nur einmal, den Versuch gemacht, einen richtigen Carneval Zu inszenieren. Der Ver such nahm nämlich einen so kläglichen Ausgang, daß au Alles gedacht Worden ist, nur an keine Wieder holung. Schal und immer schaler ist im Gegenteil in der weiter und weiter sich ausdehnenden Riesen stadt die Feier der Faschingswochen geworden, die dort allerdings mit dem Aschermittwoch keinen Abschluß findet. Für Norden und Osten des Reiches ist der Fastnachisabend noch mehr, wie im Westen und Süden, ein Abend des Genusses, Pfannkuchen und Punsch gehören auf den Tisch, und am Pio- kulieren ist kein Mangel. Freilich, am andern Morgen schaut dann leicht der graue Himmel auf graues Elend, das lange und hartnäckig alle» Mitteln trotzt. Dem Fasching folgt die Fastenzeit, eine ernste und zur Sammlung berufende Periode, für Alt, wie Jung, und für dis Jugend erst recht. Aber auch in den stillen Ernst dieser Wochen fällt ein heiterer Schimmer von innigem Frohsinn und von wahrer Herzensfreude, urd dem rauhen März wind folgt, wie ein leises Ahnen, der erste, flüsternde Hauch des Frühlings. Noch giebt es ein großes Kämpfen, ein kraftmutiges Ringen, denn der scheidende Winter setzt sich gern nvch einmal in letzter Stunde zur Wehr, aber sein Unterliegen in zweifellos. Und wenn dann die Osterzell kommt, wenn der Jubelruf braust durch die Christenheit: „Christ ist erstanden!" dann lacht uns auch der Frühling an mit seinen holden Mienen, neue Hoffnung kommt, neue Zuver sicht und neue Lebensfreude. 'Das ist die größere, die reinere Freude nach der des Faschinas mit ihrer Lust. — MeUnfall-Berufsgenoflenschaften haben eine so schwulstige Anlage und einen so teuren Verwal tungsapparat, daß die Gesamikosten im vorigen Jahre rund 19 Mill. Mk. verschlangen. An Unterstützungen an Verunglückte wurden 44 Mill. Mk. gezahlt. — Ratio nal-GlückwunschfürFürst Bismarck. Es liegt uns ein Exemplar der soeben, im Verlag der Deutschen Reichsfechtschule zum Besten des vierten Reichswaisenhauses erschienenen, von Pro fessor E Döplcr entworfenen „National-Glückwunsch- Postkarte" zum 80. Geburtstag des Altreichskanzlers (1. April dieses Jahres) vor. Dem Künstler war die Aufgabe gestellt worden, den Gedankeninhalt der großen National-Huldigung auf der Karte in einer gemeinverständliche», volks tümlichen Weise, frei vom Konventionellen und Phrasenhaften, zu versinnbildlichen. Die Farbenbe handlung sollte möglichst den Eindruck einer Origi nalarbeit, einer flotten Aquarelle, Hervorrufen. Die Lösung dieser Aufgabe ist Herrn Professor Döpler in glücklicher Weise gelungen. Ueber dem Glückwunsch steht man rechts das vorzüglich getroffene Bild des Fürste» in der Kürassier-Uniform, festlich mit Blumen umgeben, daneben sein Wappen mit der Fürstenkrons. Dem Bilde nahen sich, als Bsrkörprrung der glück- wünschniden Nation, von links her in lebhafter, be geisterter Bewegung zwei kraftvolle, deutsche VoW- gestalten, ein Jüngling mit der ReichSfahne, die Mütze in die Luft schwenkend, und eine Jungfrau, den Lorbeerkrar-z darbrirgend; über ihnen, auf be sterntem Bande, die Daten 1. April 1815—1895. — In der Ferne breitet sich die deutsche Landschaft aus. Die Veranstaltung selbst scheint riesige Dimensionen anzunehmen. Die Nachfrage nach den Karten ist so groß, daß d-e erste Auflage schon vor dcm Erscheinen vergriffen war und mindestens vervierfacht werden muß. Bis Mitte Februar hatten sich u. a. bereits über 1200 Vereine aller Art angeschlvssen Unter den zahllosen Gratulanten find alle Klassen und Stände vom hohen Adel und kommandierenden General AS zum einfache« ArbM-marm vertreten. Wir werden gebeten, nochmals darauf aufmerksam zu machen, daß die Deutsche Reichsfechtschule in Berlin ^., im französischen Dom, direkt an Privat personen nicht unter 10 Karten (ä 10 Pfg.) versen det, und daß die Zusendung nur dann flankiert er folgen kann, wenn der Betrag der Bestellung in bar oder Marken beiliegt. Im Uebrigen sind die Karten zum gleichen Preise zu beziehen von sämtlichen Zweig- verbäudm und Mitgliedern der Reichsfechtschule im ganzen Reiche, ferner von den meisten deutschen Ver einen und vielen Zeitungssxpeditioner!, sowie durch den Buchhandel und van oen allerorts errichteten Niederlagen bei Gchreibwarenhcmdlungen, Cigarren- handlungen, Restaurationen rc. Das Publikum wird dringend gebeten, sich frühzeitig mit Karten zu ver sehen, da andernfalls der Andrang in den letzten Wochen kaum pünktlich Zu bewältigen fein dürfte. — Innerhalb dcS sächsischen Armeekorps geht am nächsten großen Umzugstermine eine Ver änderung von Garnisonen vor sich. Die reitende Abteilung des 1. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12 verläßt am 1. April Riesa und trifft am 2. in ihrer neuen Garnison Königsbrück ein. In die freigewor dene Kaserne der reitenden Artillerie in Riesa wird die im Herbst 1893 neuformisrte 4. Abteilung des 3. Feldartillerie-Regiments Nr. 32 verlegt, welch« seit ihrer Begründung im Barackenlager des Schieß platzes Zeithain untergebracht gewesen ist. Letztge nannter Garnisovwechsil geht jedoch erst am 1. Juni vor sich. — Das königl. sächsische Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichts läßt gegenwär tig den dritten Bericht über das gesamte sächsische Schulwesen bearbeiten. Demselben werden die Ver hältnisse des Schuljahres 1894 zu Grunds gelegt. Es sind daher an alle Schulleitungen Fragebogen bez. Zählkarten ausgegeben worden, die am 1. Dez. 1894 ausgefüllt werden mußten. Nach diesen Frage bogen wird der Bericht ein sehr umfassender sein, denn er wird sich nicht nur auf den Personalbestand an Lehrern und Schülern, sondern auch auf den ge» samren Schulbetrieb, sowie auf die finanziellen Ver hältnisse der Schulverwaltungen erstrecken. — Krieger-Extrazug nach den Reichslanden. Herr Oberst Basse, Kommandeur des in Straßburg garnisonierenden kgl. süchs. Infanterie-Regiments Nr. 105, der vor Kurzem zum Besuch in Leipzig weilte, nahm bei dieser Gelegenheit Rücksprache mit dem Leiter des für den Sommer in Aussicht ge nommenen Krieger-Extrazuges nach den Reichslanden (Straßburg, Metz, Schlachtfelder von Sedan rc.) Herr Oberst Basse hat in dankenswerter Weise ein großes Empfangs- und Festprogramm dergestalt zu gesichert, daß das 105. Regiment mit den m Straß burg bestehenden Kciegervereinen und mit dem Sach senverein Hand in Hand gehen wird. Desgleichen werden auch in Metz große Festt'chkeiten stattfinden. Die Teilnahme dürfte infolgedessen eins ziemlich rege werden. — Dresden, 20. Febr. Sachsens neuer Finanzminlster, Rudolf Heinrich von Watzdorf, welcher am 15. Februar durch Se. Majestät den König ver pflichtet worden ist, hat, obschon er die letzten Jahre einem hohen Hvfamte vorgestanden, große Erfahrungen ir- allen Zweigen der Verwaltung. Minister v. Watzdorf vollendete am 19. Dezember 1894 sein 58. Lebensjahr. Geboren zu Dresden, erhielt er feine Gymnasialbildung auf der Landssschule zu Grimma und studierte fovavn die Rechtswissenschaft auf der Universität zu Leipzig. Hierauf bereitete er sich für den höheren Staatsdienst" vor durch den Acceß bei dem Bezirksgericht zu Bautzen und nach Absolvierung des zweiten juristischen Examens und der Probear- beiten für den Verwaltungsdienst durch den Acceß bei der Königl. Kceisdirektion daselbst. Im Jahre 1863 wurde Herr v. Watzdorf der Königl. Gesandt schaft in München, später derjenigen in Parts atta- chiert zum Zweck des Studiums auswärtiger Ber- wmtungsemrichtungen. — Im folgenden Jahrs fun gierte er alsdann als interimistischer Geschäftsträger auf dem damals vakanten Gesandtschaftsposten zu München und wurde 1865 zum Legationssekretär bei der Königl. Gesandtschaft zu Berlin ernannt. Nach Ausbruch des Krieges 1866 erfolgte unter Ernennung zum Rsgiemugsrat seine Berufung in die Umgebung des verewigten Königs Johann, und zwar zur Ver mittelung des schriftlichen Verkehrs mit der vorn König beim Verlassen des Landes eingesktzien Landes- Regierung. Nach dem Friedensschlüsse trat Herr v. Watzdorf in die rndustrielle Abteilung beim Ministe rium des Innern ein. Im Jahre 1870 als vortra. gender Rat wieder in das Ministerium der auswär tigen Angelegenheiten berufen, begleitete er den Staatsminister Freiherrn v. Friesen nach Versailles, als dort dis Verhandlungen über den Eintritt Süb- deutfchlanvs in den norddeutschen Bund stattfanden. Zwei Jahre später fand seine Errnennung zum ge heimen Legationsrat statt, und als solcher begleitete er 1873 den König Johann auf seiner letzten Reise nach Bad Ems. Im Sommer 1876/77 befand er sich in Begleitung des Königs Albert in Ragatz zur Vermittelung der Regisrungsgeschäfte. Der evange lisch-lutherischen LavdeSsynode des Königreichs ge hörte er mehrfach als weltliches Mitglied au und vertrat im Jahre 1881 längere Zeit den beurlaubten sächsischen Gesandten in Berlin. In den letzten Jahren bekleidete der nunmehrige Finanzmimster "das hohe Amt eines Königlichen Ober-Kammerers, welches das Vertrauen des Königs in seine Hände legte und in dem er vollauf Gelegenheit erhielt, sein hohes Können zu erweisen. — Dresden. Das vergangene Jahr gehörte in Bezug auf die Gesundheitsvsrhältnisse, soweit sie tu der Zahl der Sterbefälle zum Aufdruck kommen, für Dresden zu den günstigsten, welche bisher beo bachtet wurden. Es wurden verzeichnet 6515 Todes fälle (gegen 7251 im Jahrs 1893) oder 20,57 auf 1000 Einwohner. Seit Einführung der standesamtlichen Register warnur einmal und zwar 1888 eine geringe Ver hältnisziffer zu vermerken. Dabei ->st in Betracht zu ziehen, daß auch die Sterblichkeit im Jahre 1893 durchaus kerne besonders ungünstige war, daß viel mehr mit dem Jahre 1887 für Dresden eine un unterbrochene Reihe von Jahren mit einer geringeren als bisher verzeichneten Sterblichkeitsziffer begann. — Leipzig, 22. Febr. Das"„L. T." er fährt über die Verhaftung der beiden Attentäter Werner und Schmidt nachträglich noch Folgendes: Am vergangenen Montag abend in der 9. Stunde betraten zwei frierende Handwerksburschen den Warte saal des Bahnhofs in Markt-Redwitz und lagerten sich in der Nähe des warmen Ofens. Dem Portier kamen die abgerissenen Burschen verdächtig vor, wes halb er sie nach dem Woher und Wohin näher aus- fruz. Sie gaben an, nach Abgang des letzten Zuges,