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WMMsWiMM Wochen- md Nachnchtsblatt zugleich AtjWts-Auzchtt str Hohlldorf, Ködlih, Kermdorf, Kisdorf, A Egidien, Htiinchrirt, Mnims« i Milse«. Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. -ir 30 W95 ' ÄN Jahrgang. Dienstag, dm 5 Februar Mes«» Blatt erscheint täglich «außer Son«. Mid Festtags) abends für dm folgendm Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Ma^kH — Einzelae Nummer 1ü Pfennige. — ^Mellnngeu nehmen außer der Expedition m Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postaustalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalt« Korpuszeile oder deren Naum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekKMLNMchUUg. Von der Handels- und Gewerbekammer zu Chemnitz soll für das Zahr A8SS mit dem 2 Eiakommensteuertermine ei« Steuerzuschlag zur Einkommensteuer vom einem Pfennig für die Maik des SteuerbsnageS, welcher auf die in Spalte ä des Einkommensteuerkatasters (für Handel und Ge werbe) eingestellten Beträge entfällt, zur Bestreitung ihres Aufwandes erhoben werden, welcher Steuerzuichlaz hiermit ausgeschrieben wird. Bei diesem Zuschläge ist von allen kleineren Gewerbetreibenden, deren Ein kommensteuer jährlich nicht drei volle Mark beträgt, abzufehen. Chemnitz, den 31. Januar 1895. Das Präsidium der Handels- und Gewerbekammer. Walda u. Or. H?rrl, Sekr. UMMthek Mtmlh »st ZnnbtÄ lm 12—M. LasesgefchichLe. *— L i ch t s u st ei n , 4. Febr. Daß die Tyrolsr noch Anziehungskraft für unser Lichtenstein besitzen, das bewies gestern abend der Besuch des Concertcs im goldenen Helm. Der große und kleine Saal waren fast überfüllt und immer kamen noch neue Gäste hinzu. Und man bereute es auch nicht, sind voch die Tyroler ein lustiges Völkchen, und die Tyroler Con- cert-Sängergesellschaft I. Stiegler au« dem Zrller- thal, welche an diesem Abend concertinte, bildete dabei keine Ausnahme. Das Programm war ein gutgewähltes und die Vortragsweise gefällig, sodaß nach jeder Nummer reicher Beifall von feiten der Zuhörer gespendet wurde. — Häufig trifft man noch die irrtümliche An sicht an, daß man als Gast aus dem Restaurant Streichhölzer oder andere zur Benutzung in der Wirt schaft für die Gäste vorhandene Gegenstände mit- nehmen darf. Noch weniger dürfte vielen bekannt sein, daß der Gast auch keine Berechtigung hat, von ihm bestellte, aber nicht genossene Speisen oder Ge tränke mit nach Hause zu nehmen oder sie einem Dritten zu überweisen. Der Gast schließt nämlich, indem er diese Dinge bestellt, keinen Kaufvertrag, wodurch er Eigentümer des Bestellten wird, sondern einen sogenannten Wertverdingungsvertrag, wodurch der Wirt sich verpflichtet, den Hunger oder Durst des Gastes in gewissem Umfange durch eine bestimmte Lieferung zu stillen, nicht aber, dem Gaste etwas zu verkaufen. Der Wirt bleibt Eigentümer des nicht Genoffenen. Dieser Gesichtspunkt, daß es sich in diesen Fällen nicht nm einen Kaus handelt, ist auch, wie bekannt, in den Bestimmungen bezüglich der Sonntagsruhe. — Chemnitz, 2. Febr. Der beim Unter gang der „Elbe" mit verunglückte Passagier der ersten Kajüte, Herr Kausmann Hugo Becker aus Chemnitz, hat einige Tage vor seiner Abrufe bei der Schwei zerischen Unsallversicherungsaftiengesellschaft in Win terthur, vertreten durch Herrn Ed. Gisiger, Oberin spektor in Leipzig, eine Seereiseversicherung über 20000 M. abgejchlossen. — Hohenstein, 1. Febr. Für das laufende Jahr ist die Herstellung einer die Orte Hohenstein- Ernstthal, Hermsdorf und Oberlungwitz umfassenden Stadt-Fernfprechsinrichtung unter der Voraussetzung in Aussicht genommen, daß mindestens 15 Sprech- stellen zur Einrichtung gelangen. Die Vermittelungs anstalt würde bei dem Postamte in Hohenstein-Ernst thal eingerichtet und in die Leitung Meerane-Chemnitz eingeschaltet werden. Die Teilnehmer au der ge planten Fernsprecheinrichlung würden zunächst zum Sprechverkehr mit Meerane, Glauchau, Chemnitz und Leipzig zugelassen werden, doch besteht die Absicht, den Sprechverkehr auch mit den Teilnehmern der übrigen Stadt-Fernsprecheinrichtungen des Ober-Post- direktions-Bezuks Leipzig zu gestatten, soweit nicht technische Schwierigkeiten entgegenstehen. Für die Beteiligung an der Stadt-Fernsprecheinrichtung würde bei einer Entfernung der Sprechstellen von der Ver mittelungsanstalt bis zu 5 kw eine Jahresvergütung von 150 Mk, für jedes gewöhnliche Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten mit nicht mehr als 30 km entfernten Orten eine Einzelgebühr von 50 Pf., mit weiter entfernten Orten eine solche von 1 Mk. zu entrichten sein. — Vom Stollberger Schöffengericht wurde dieser Tage der Schachtaufseher Hugo Gössel in Luga« zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wegen eines Briefes, den er anonym au die Triester Feuerver sicherung gerichtet hatte. In diesem Briefe wurden nicht nur der Dampfsägewerksbesitzer Emil Acker, und Holzhäodler Friedrich Ack-r, sondern auch Be hörden beleidigt. Uberfühit wurde der Angeklagte durch Gutachten zweier Schriftenoergleicher und trif t-ge Zeugen. — Ungefähr Halbwegs zwischen Zwickau und Wilkau würde in der Nacht zum vor. Dienstag ein auf der Chaussee nach Haßlau gehender junger Mann von zwei fremden Männern angehalten. Die selben verlangten ihm das Geld ad. Scheinbar ging der Angefallene auf das Ve-lanqeu der Strolche ein, benutzte aber einen günstigen Augenblick und warf den einen von ihnen in den Straßengraben und schlug den anderen in die Flucht. Die Straßemäub-r hat ten die Mützen über den Kopf gezogen, sodaß sie nicht zu erkennen waren. — Am Sonnabend wurde auf Thammen - Hainer Revier vom Revierjäger Weißnicht ein großer Seeadler geschossen. Er hatte eine Flügel breite von 2,30 Metern. Z Berlin, 2. Febr. Als der Kaiserin die ersten Einzelheiten über den Untergang der Elbe ge meldet wurden, traten ihr die Thränen in die Augen, und sie rief wiederholt: „Die Unglücklichen!" Auch der Kaiser war bei der Hiobspost sehr ergriffen; er hat selbst die erste Anregung gegeben zu der großen Subskription, für welche der Staatsmünster v. Böt ticher den Vorsitz übernommen hat. Das Kaiseipaar hat bereits eine größere Summe aus der Privaischa- tulle dem Komitee für die Hinterbliebenen zugewendet. Z Berlin, 2. Febr. Das Zentralbureau des Norddeutschen Lloyd in Bremen teilt dem Tele graphenbureau Hirsch Folgendes mit: Ursachen und Verlauf der Katastrophe der „Eibe" können erst nach Vernehmung der demnächst eintreffendcn überlebenden Offiziere und Mannschaften festgestellt werden. Schon heute steht jedoch fest, daß die „Elbe" ein in jeder Beziehung seetüchtiges Sch'ff war, welches bezüglich der Einrichtung feiner wasserdichten Schotten und Thüren völlig auf der Höhe der Zeit stand. Am Tage der Abfahrt wurde der Dampfer „Elbe" noch vom Reichskommissar genau auf seine Seetüchtigkeit geprüft und nach jeder Richtung hin für gut und in Ordnung befunden. 8 Eine sensationelle Entdeckung ist inBerlin im Keller des Hauses Wallnertheaterstraße 30 seitens des zuständigen Polizeireviers auf Grund einer ano nymen Denunziation gemacht worden. Es wurde dort eine komplette Patronenfabrik ermittelt, die sich in vollem Betriebe befand. In welchem Umfange die Fabrikation betrieben worden war, ei hellt daraus, daß etwa 14 Zentner Pulver in dem Keller lagerten. Die Arbeiter — 8 an der Zahl — wurden sofort polizeilich sistiert; der Keller wurde amtlich geschlossen, und das Pulver sollte, laut Befehl, noch im Laufe der Nacht an einen geeigneten Aufbewahrungsort seitens der Polizei gebracht werden. Ueber die Be stimmung der Patronen verlautet, daß sie im Auf trage eines Unternehmers zur Lieferung an die chine sische Regierung heimlich angefertigt würden. Es ist sofort höheren Orts Bericht erstattet worden. Die Polizei setzt ihre Nachforschungen fort, da guter Grund vorhanden ist, avzumhmen, daß auch in ande ren Stadtteilen derartige, der Polizei nicht arge- meldete Betriebe von demselben Unternehmer einge- z richtet sind, durch Welche di-Hausbewohner in Gefahr gebracht Verden. 8 Die Umsturzkommission deS Reichstages hat am Freitag einen ebenso wichtigen, wie interessanten Beschluß gefaßt. 8 111a enthält bekanntlich Lie Ver breche», deren Verherrlichung nach der Umsturzvor lage mit Strafe bedroht fein soll. Hierunter, also unter die Verbrechen, deren Verherrlichung strafbar sein soll, ist mit 14 gegen 13 Stimmen nun auch das Duell ausgenommen worden. Darauf wurde der ganze so gestaltete Paragraph mit 19 gegen 6 Stimmen angenommen. Doch erklären die Konser vativen und Nanonalliberalen mit Rücksicht auf die Aufnahme des Duells in den Paragraphen sich ihre definitive Stellungnahme Vorbehalten za müssen. Vorauszusehev ist, daß auch von der Reichsregierung bei der zweiten Lesung der Vorlage gegen diese Fassung entschiedener Protest erhoben wird, während auf der anderen Seite feststeht, daß die wachsende Duellsucht im Reichstage keine Sympatie findet, und man schon lange nach einem Mittel suchte, energisch hiergegen Stellung zu nehmen. H Die Umsturzkommission des Reichstages hat unter die Verbrechen, deren Verherrlichung bestraft werden soll, auch das Duell ausgenommen. Daz« bemerkt die Norvb. Allg. Ztg.: .Es ist richtig, daß die katholische Kirche das Duell verwirft. Es ist auch zutreffend, daß weite und gewichtige Kreise in der evangelischen Kirche ders.lben Standpunkt ein nehmen. Aber es ist ebenso undestre-lbar, daß zahl reiche Männer, die unbedingt als gläubige, evangelische Christen angesprochen werden müssen, sich anoers zu der Duellfrage gestellt haben und auch noch stellen. Fehlen sie mit dieser Ueberzeugung, so haben sie das mit ihrem Gewissen und ihrer Kirche, Wie vor kom menden Falles mit dem Strafgesetzbuch abzumachen." Im Gegensatz hierzu schreibt Herrn Stöckers „Volk": „Sehr bedauerlich finden wir, daß die Konservativen gegen die Aufnahme des Duells unter die Vergehen gestimmt haben, deren Anpreisung strafbar sein soll. Das wird in den breiten Massen der konservativen Wähler den allerschlechtesten Eindruck machen. Man wird es nicht begreifen, daß eine Partei für das Duell eintritt, die in ihrem Programm das Christen tum an die Spitze stellt. Ein konservatives Mitglied, Professor Hüpede», verließ übrigens die Kommission, weil er anders über das Duell denkt, aber nicht gegen seine FraktionSgenossen stimmen wollte." 8 Die „Grenzboten" erzählen folgende „wohl- verbüigte Thatsache": „Als der Kaiser zuerst von dem Gerücht hörte, daß er die Inschrift „Dem deutschen Volk" verhindere, solle er böse geworben sein. Als er von den Einwänden gegen die In schrift „Dem deutschen Reich" erfuhr, da soll er bitter gelacht haben. Als man wieder einmal, bei einer Abendtafel, auf die Inschrift zu sprechen kam, immer neue Vorschläge auftauchten, endlich einer der Vertiauten fragte: Welchen Sinnspiuch würden Maftstät Vorschlägen? antwortete der Kaiser lebhaft und bestimmt: Lulus populi suprsma lax asto. (Des Volkes Wohl soll das höchste Gesetz sein.) Die Höf linge erbleichten und blickten sprachlos auf den Sprecher; besonders einen sah man vergeblich nach Atem und Worten ringen, der es seit einiger Zeit liebte, statt dieses ciceronischen Spruches einen an dern aus dem Goldenen Buch in München zu zi tieren. An den wandle sich der Kaiser mit leisem Spott: Es überrascht Sie wohl, lieber Graf, beide Sprüche aus demselben Munde zu hören, als ob