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GertchtszcitMg Bautze». (Das SGvurgericht) verurteilte dem 25- Wkrigen Arbeiter Gerhard Pauk Süßmann aus Rup persdorf, der wegen Mordes in zwei Füllen, versuch- len Mordes, RauLes und Brandstiftung angeklagi war, Zweimal zum Tode und zehn Jahren Zuchthaus. Süßmann hatte im Juni v. I. auf die 62 Jahre alte Materialwarenhändlerin Ratze in SpitzkunnerSdorf einen Kaubinordversuch unternommen, ferner hatte er am 8. Dezember v. I. die 69 Jahre alte Materialwarcuhönd- kerm Gcdlich und deren 37jährige Tochter Pauline er mordet und das von ihnen bewohnte Grundstück in Brand gesteckte Als Vertreter des sächsischen Justiz ministeriums wohnte Geheimrat Lessing der Verhand lung bei. Letzte Telegramme. Prinz Heinrich. Berlin. Auf einem Kriegervereinskvmmers hielt Prinz Heinrich von Preußen eine Rede, in der er unter anderem sagte: Trotz eines 40jährigen Friedens er freut sich das deutsche Reich nach außen in unveränderter Meise seiner von allen Staaten geachteten Machtstellung. Sieht inan so leinen Anlaß, den äußeren Feind und die Neider Deutschlands in aller Welt zu fürchten, so hat umn olle Veranlassung, an der Spitze wir alten und jungen Soldaren, uns um den allerhöchsten Kriegs herrn zu scharen für den Kampf gegen den inneren Feind. Wir sind weit entfernt, irgendjemand wegen seiner po litischen Meinungen, soweit er sie auf gesetzlichem Wege betätigt, zu bekämpfen. Wo aber der Boden des Ge setzes »erlassen wird, da hat jeder von uns die Pflicht, die Souveränität zu unterstützen und dafür zu sorgen, daß Recht und Ordnung nicht verletzt werden. Es wird sich, wie sic alle wissen, im kommenden Jahre Gelegen heit bieten, Königstreue und staatserhaltende Gesinnung bei allen sonstigen Meinungsverschiedenheiten zu be weisen. Die festeste Stütze ist und bleibt die Armee unter unserem allerhöchsten Kriegsherrn. Gestorben. Berlin. Ter Oberst du Plessier, der in Brenzlau in Garnison stand und sich besuchsweise hier aufhieti, wurde gestern, als er den Potsdamer Platz überschritt, von einem Herzschlag getroffen und sank tot zusammen- Die Leiche wurde nach dem Garnisonlazarett gebracht. Zum Ucbcrfall Essen. Bezüglich des Ueberfalles auf den Geld- wagcn der Kgl. Schächte von Bettroys ist nunmehr festgestcllt, das der Räuberhauptmann Stratmann den ganzen Ueberfall geleitet und die Rollen erteilt hatte. Stratmann bot auch die Schüsse abgegeben. Die drei Verhafteten, darunter ein Bruder und ein Neffe des Räubers, haben zugestanden, von dem beabsichtigten An- schlag unterrichtet gewesen zu sein. Stratmann selbst ist entkommen. Ter Anschlag ist dadurch fehlgegangcn, daß einige Genossen der Räuber nicht rechtzeitig genug er schienen. Die Pocken. Duisburg. Gestern abend wurde hier bei einer Arbeitrrsfrau ein neuer Pockenfall amtlich konstatiert. Die deutsche Südpolnrexpcdition. Hamburg. Tie deutsche Südpolarexpedition tritt am 2. Mai ihre Ausreise von Hamburg aus an. Ihre Aufgabe ist, von, Weddelmeer aus jn einen der tiefen Einschnitte des Meeres in den Südpolarkonttneut so weit als möglich nach Süden vorzudringen, wogegen eine englische Expedition von dem näher dem Meer belegenen Roß-Meer aus einem verwandten Ziele zu strebt. Dir Kosten des Unternehmens werden auf 1400000 Mark geschätzt, die zum Teil durch eine Lotterie sichergestellt sind. Der Staat Hamburg soll 20000 Mark zu den Kosten beitragen. Der Umbau des Expeditionsschiffes „Deutschland" sowie dessen Ausrüstung und Verpro viantierung erfolgt in Hamburg. Verunglückt. Dortmund. Bei Dortmund fiel ein achtjähriges Kind aus einem Personenzug, weil es sich zu weit aus dem Fenster gelegt hatte und wurde von einem aws entgegengesetzter Richtung kommenden Zug über fahren. Poris. Jn dem Schieferbruch von Gourin löste sich in einem 47 Meter tiefen Schachte ein Felsblock los und zermalmte sechs Arbeiter. Bisher tonnten nur zwei Leichen zutage gefördert werden. Ertrunken Schwerin. Gestern mittag brachen zwei Schüler auf dem Eise des Ostorfer Sees ein. Zwei Kameraden eilten zur Rettung. Sie brachen aber selber ein. Trotz dem gelang ihnen das Rettungswerk. Daraufhin ver ließen sie ihre Kräfte. Beide Retter ertranken schließlich. Jur Lage. Bochum. Eint Revierkonferenz der drei in der Lohnfrage zusammengehenden Bergarbeiterorganisatio» nen, der alte Verband, die polnische'Berufsvereinigung und der HirMDunkersche GetverksthaftÄoerein, «achnrn eine Resolution an, wonach die Schachtdelegierten mit Bedauern Kenntnis von der den Arbitern so wenig entgegenkommenden Haltung der Bergherren in den ArbeitsausMußsitzungen nahmen und aufs schärfste die verräterische Haltung der christlichen Gewertschaftsver- einigung verurteilten und schließlich den Bergarbeitern empfehlen, zunächst eine abwartende Haltung einzuneh men, und zu sehen, ob die Bergwerksbesitzer ihr Ver sprechen, die Löhne steigen zu lassen, einlösen w.rden, sonst soll der Kamps zur gelegenen Zeit mit aller Ener gie ausgenommen und nötigenfalls mit den äußersten Mitteln wcitcrgeführt werden. Großfeaer. Newyork. Jn der Nacht zum gestrigen Sonntag geriet ein Warenhaus in Brooklyn in Brand. Tausende von Frauen und Verkäuferinnen stürzten in wilder Hast über die Holztreppen und wollten, zu einem Knäuel geballt, auf die Straße. Die Durchsuchung der Brand trümmer muß ergeben, ob Verluste an Menschenleben zu beklagen sind. Furchtbare Kälte Beuthen. Während der letzten Tage herrschte in Russisch-Polen außerordentlich strenge Kälte. Zahlreiche hungernde Wölfe umschleichen die Dörfer. In der Um gebung des Dorfes Krislowvdzk traten sie scharenweise auf. Nach Sosnowicer Meldungen werden dort gegen 150 Personen vermißt. Man vermutet, daß sie den Wölfen zun, Opfer gefallen sind. Wien. Aus Ungarn kommen Meldungen über ganz außerordentliche Kälte. Aus d.m Marnuroser Kemität wird seit zwei Tagen eine Kälte von 31 Grad Celsius gemeldet. Tic Wölfe, die in Wäldern keine Nahrung mehr finden, kommen in die Dörfer; es sind auch ver schiedene Ucberfälle auf Personen vorgekvmmen. Im Kvmitat Csik-Szereda erreichte die Kälte 36 Grad und in Ostrvvv 18 Grad in der letzten Nacht. Verbrannt. In Frauenholz in Niederbayern i steine seit Jahren erblindete 40jährigc Frau in ihrer Wohnung verbrannt. ! Unfall. Brüssel. Jn der deutschen Abteilung der Brüs seler Weltausstellung ereignete sich mittag beim Ab bruch der Halle sür landwirtschaftliche Maschinen durch Einsturz der Holzverschalung ein schwerer Unglücks- sall. Dabei wurde ein französischer Arbeiter getötet und drei leicht verletzt. Dieses Gerüst war bereits an einen belgischen Unternehmer verkauft worden, der die Demontage übernommen hatte. Die deutsche R gi ruvg trifft daher nicht die Schuld und Verantwortung. Verschüttet. Trier. Auf der Grube „Steinberg" bei Rümelin- gen stürzte auf eine Länge von 120 Metern ein Stollen ein, wodurch zwei Arbeiter verschüttet wurden. Die Rettungsarbeucn wurden sofort in Angriff genommen. Nach anstrengender Tätigkeit wurden die beiden Ver schütteten schließlich noch lebend gereitet. Svielplan Donnerstag: „Der Rodelztgeuner Marktpreise der Stakt Chemnitz 38 SS 15 8 «5 7 4 4S - 10 3 3 40 70 2 2 Stroh, lendrusch 70 S s 7 7 7 S s Montag: Dienstag 78 SV 75 80 10 8 II S S 8 Freitag: Sonnabend: Sonntag: Freitag: Sonnabend Sonntag: 8 S 8 6 7 8 11 8 2 3 tv 2 8 10 8 8 4 S 7 7 0 25 78 SS 78 30 - 28 - 7S - 20 ' 40 - Montag: Dienstag Mittwoch 78 W 75 „Der Rodelzigeuner." „Die Dolarprinzessin.' Unbestimmt «> Sö 65 » SV - K0 « 60 - s» » W - 88 « iS - 3« - 80 - S« - so . „ neu preußischer preußischer neu ausländischer 2 > S ' 1V ' 2 ' Mittwoch: „Deß." Donnerstag: „Hamlet? „Das Rheingold". „Die relegierten Studenten." deS Neuen Stadttheaters z« Chemnitz. Bon Montag, d. 13. Februar bis Sonntag, d. 19. Februar 1911. 1>. Fevruar 1911. 10 M. 78 Pfg. bi» 11 M. 70 Pfg „Aida." „Tantris der Narr." „Tannhäuser." MteS Theater „Die keusche Susanne." „Das Musikantenmädel." „Fatinitza." Erbsen, Krch. Erbsen, Mayl» u. Falt«, Heu neue» Heu gebündelte« neue« Heu, alte« Stroh, Fleaeldrusch Stroh, Maschinendrusch Langstroh Krummstroh Kartoffeln, inländisch« Kartoffeln, au«ländtsch« Butter 1 b». Boni Weizen fr«wd« Sorten Weizen sächsisch er, alt „ „ neu Roggen nteberlLndttch«« „ sächsisch«- Roggen pr«rß. u. pos. Roggen hiesiger Sebirg«roggen Roga«n, fremder »erste, Brau-, fremde »erst«, Brau , fkchnfch« „ Futter Hafer, sächsischer alt die Ecke des Ateliers. Niemand durste sein Kommen bemerken. Jeder arbeitete ohne sich umzuschauen weiter. Olhacdi stellte sich eine Zeit lang hinter jede Staf felei und sah zu. Manchmal kritisierte er mit ein paar kurzen, scharfen Worten, die stets den Nagel auf den Kopf trafen. Nur selten nahm er den Pinsel und ar beitete mit einigen Strichen in das Bild hinein. Georg war gespannt, was er zu Nadine Holzingers Bild sagen würde. Sv - jetzt stand der Professor vor der Staffelei der jungen Malerin, die sofort etwas zur Seite trat. Tas Licht fiel scharf auf ihr im ganzen fo verfehltes und doch in einigen Einzelheiten so wundervolles Bild. Olhacdi stieß einen merkwürdigen Ton aus halb Knurren, halb Lachen. Er nahm Nadine den Malstock aus der Hand und zeigte auf den verzeichneten Arme. „Eine richtige Sudelei!" sagte er grob. „Lassen Sic sich Ihr Geld für ihre Aktstudien wauszahlcn, mein Kind. Vor allem sagen Sie nie, daß Sie bei mir Zeichnen gelernt haben, das verkitt ich mir'" Georg Liß sich auf die Lippen. Er könnte es nicht lassen, hie Getadelte anzuschen, obgleich es ihm selbst taktlos vorkam. Denn die andern sahen alle wie auf Verabredung starr vor sich hin. Es mochte vielleicht öfter Vorkommen, daß Olhardt so grob tadelte. Georg war dieser Ton einer Dame gegenüber befremdend. Freilich, hier gab es cigemlich deine Damen- sondern nur Schüler. „M kann solche Modelle nicht malen!" stieß Radiue plötzlich hervor. Ihr zart bräunliches Gesicht glühte. Sie wlgte an der Lippe. „Solche Modelle?" Olhard t hielt den Mui stock im mer noch auf den verzeichneten Arne gerichtet „In gaiHParrscgibtS kein besseres Modell." ' „Mag sein, aber mir liegt dies Genre nicht," beharrte die junge Malerin nmtig „W weiß Wm w-ck Ihnen liegt! Ev cin Wll- LkM .- was- Mn Tönkrag mit V-ck wM«« Wn zisscn drin — und ein Sonnenstrahl, der auf irgend einen blaßgrüncn Samtlappen fällt! Oder, wcrms schon ein Mcnsch sein muß: so cin glattes, weißrvsa Gesicht chen mir erstaunten blauen Augcn und einer Blume hinterm Ohr — nicht wahr?" „Gewiß. Etwas Junges, Schönes möchte ich malen. Warum denn immer nur Altes, Krankes, Häßliches? Tic Kunst soll doch schön sein?" „Schön! Jawohl — und das ist schon!" Olhardt trat hart vor das Modell. Wie wenn die Alte eine Wachs figur wäre, so ruhig glitt seine Hand vou ihrer Sttrn, die Rase entlang, bis zum Kinn. „Ta die Linie, ist die etwa nicht, schön? Wie da die Nase anfetzt ? WaS — meine Herren? Und wie der Kopf auf de« Schultern fitzt? Gelt? Freilich, das Fleifch ist wett, der zahn ¬ lose Mund verändert das Untcrgcsicht, das Kinn steht spitz hervor. -- Hattest wohl auch mal glatte Haut und blanke Augcn, Alte? Bist ein schönes Mädel gc wesen?" i Ucbcr das alte, müde Gesicht glitt ein flüchtiges Lächeln. „Lieber Gott, das ist lange her. Das Leb«'« ist nicht sanft mit mir umgegangen, Herr!" Professor Olhardt trat vvn der Alten fort, wieder vor Nadine Holzingers Bild. „Das muß Ihnen die arme Alte allo erst erzählen? Tas war eigentlich ganz überflüssig. Das mußten Sic als Künstlerin aus dem Gesichi ablesen, wahrend Sic cs maltcn. Tas mußten Sie herausholen aus der Tiefe Zyrer eigenen Künstler schalt. Jede Runzel in diesem Gesicht ist eine eingc- grabcnc Schrift, man muß sie nur lese« können. Aber Sie haben nichts davon verstanden, haben lieber mit den Sonnenstäubchen getändelt! Mit Sonne hat dies Lebe« aber nicht viel zu tun gehabt! Und wenn Sic Won. die Gönne »«reinbrachton, dann mußte die nur dazu dienen, zu zeigen, wie tief die Runzeln, wie ver arbeitet die Hände sind. Heben Sic mich verstanden? M. Run, dann kommen Sic mir nicht wkedcr mck WSn und WW — das gibt« nicht in der Kunst: Tas fließt zusammen. In der Häßlichkeit ist oft di« tiefste Schönheit verborgen." „Was soll ich denn mit dein Bilde machen, Herr Professor?" „Erst schämen Sie sich noch eine Weite davor — u«8 dann fangen Sic morgen ein neues an."' „Das wird ebenso schlecht werden." „Wahrscheinlich noch" schlechter. Denn das einzige Gute an diesem Bilde, die Lichtwirküng, die verbitt ich mir. Sie sollen sich damit nicht aufhatten, sondern das üben, was Ihnen schwer wird. Nun zu Mon sieur Roland. Ra - da brauch ich mich über zu viel Idealismus nicht zu beklagen. Ta ist jede Runzel dick unterstrichen, wcnn's möglich wäre, die Haut noch ris siger, die Arme noch sehniger gemalt — Ah, Miß Lucy O'Reilly — ganz brav! Etwas nüchtern und kalt, aber cin Schelm gibt mehr, wie er hat. — Der einzige — denn unser Stechow ist erst beim Entwurf — der verstanden hat, in dem Gesicht zu lesen, ist Norbert, Tas laß ich geilen. Ta bekömmt man wenigstens eine Ahnung vvn all der Sorge, Not, Enttäuschung, von de« vielen harten Worten, Schlägen und Herzstichen, dic's in diese«: Leben gab! — So, das wäre -alle» für heut. - Fräulein Holzinger!" Die junge Malerin, die nach der vernichtenden Kritik ohne weiter zu malen dagesessen hatte, zuckte zusammen. Erschrocken sah sie in Olhardts Gesicht „Bon morgen an nehmen Sie wieder Zeichenunterricht im Gipssaal, und malen nur nachmittags bei mir. —, Guten Abend." Tie heiße Blutwellc, die Nadines Gesicht gefäM hatte, flutete zurück. Sie iah YlMH erschreckend blaß aus. Ohne ein Wort der Erwiderung -- der Proftssor schien auch keines zu erwarten — wusch sie ikste Mak» pinsel aus. : . Die Tür siel hinter Olhardt ins ..' G>WAng kW'). N