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kontrate auf 4 Prozent zu beschließ««. RaKem in den letzten Tagen dre Flüssigkeit am offenen Geld märkte weiter erbliche Fortschritte gemacht hat, und der Privatdiskoni nunmehr Prozent unter dem Banksatz gelangt ist, hat sich die RerchSoankleitung ent- sMosse», dem Handel und Gewerbe durch Herabsetz ung der Rate eine weitere Erleichterung zu Teil wer den zu lassen. — (Unrichen an der deutM-südweftafritanischin Gren ze.) Aus Teutsch-Südwestatrila wird amtlich gemeldet, daß nach einer Mitteilung der englischen Grenzpolizei ein Teil der Simon-Kopper-Leute bei Pella und Ra- mansdrift die deutsche Grenze zu überschreiten sucht. Ter Polizeiposten Ramansdrift hörte am Abend des 7. Februar Gcwehrfeuer. Ta auch auf deutschem Gebiet eine bewaffnete Bande festgestellt wurde, und sämtliche Eingeborenen und Viehwächter in der Gegend von Stein kopf verschwunden sind, wurde das Kommando des Süd- bczirks angewiesen, die Bande energisch zu verfolgen urw die Bondels zu überwachen. Eine Verbindung zwi schen den Simon-Löpper-Leuten und den Bündels bei Steinkopf erscheint nicht ausgeschlossen. — (Ein Schreiben Merry del Vals an den Fürst bischof von VreSlau.) Wie der „Germania" aus Nm -, gemeldet wird, hat Kardinal-Staatssekretär Merry del Nal im Namen des Papstes an den Kardinal-Fürstbi schof Dr.. Kopp in Breslau ein Schreiben gerichtet, in dem er die von den Professoren der theologischen Fa kultät in Breslau abgegebene Erklärung billigt und deren Gehorsam gegen die päpstlichen Weisungen lobt Tas lief sich erwarten. Ausland Wien. (Hungernde Lehrer in Böhmen.) Die Fi- nanznot des Landes Böhmen hat die traurige Folge gezeitigt, daß in zwei böhmischen Bezirken die Gehälter für provisorische Lehrpersonen nicht zur Auszahlung gelangen könnten. Tas Steueramt in Nusle, einem Städtchen in.unmittelbarer Nähe Prags, hat mangels der nötigen Barmittel den provisorischen Lehrern und den katholischen Katecheten kein Gehalt ansgezahlt. Der Steuerverwalter erklärte, daß er vom 4. März ab über haupt keine Lehrergehälter mehr werde anszahlen kön nen, falls er vorher nicht die entsprechende Weisung erhalte. Wie erst jetzt bekannt wird, wurde ferner schon am 4. Januar den Lehrern des Gerichtsbezirks Smichow, einem Vororte Prags, die Remuneration für ven Un terricht in den nicht obligatorischen Gegenständen nicht ausbezahlt, weil die Geldmittel dazu fehlten Diese Vorfälle erschienen nur so beklagenswerter, als für absehbare Zeit eine Besserung der böhmischen Finanz lage nicht zu erwarten ist. Das Krvnland Böhmen ist das reichste und wohlhabendste der Monarchie. Tie Landesvertvaltung ist aber außerstande, die Landcs- steurrn zu erheben, weil der böhmische Landtag bereits seit Jahr und Tag infolge der berechtigten Obstruktion der Deutschen gegen die tschechischen Ucbcrgriffe arbeits unfähig ist. - Aus Nah und Fern. Lichtenstein, 14. Februar 1911. * - Reue Reichsbauknotcn zu I Mark. In der nächste» Zeit ivird eine neue Art von Rcichs- banknotcn zu 100 Mark zur Ausgabe gelangen. Sie tragen das Datum vom 7. Februar 1908, 10 Sep tember 1909 unv 21. April 1910, sind in der Haupt sache mit bläulichem Kupferdruck ausgeführt. Sie zei gen als Wasserzeichen das Brustbild Kaiser Wilhelm I. und darunter ein von lichten Punkten umgebenes, Der Prinz-Gemahl. ö Roman von Henriette w Meer heim b. Nachdruck verboten. Lucy OMeilly streifte ihre schmutzige Malschürze ab. „Machen Sic sich nichts daraus," versuchte sie Nadine zu trösten. „Sowie Sie dem Professor ei» paar kor rekt gezeichnete Studien bringen, läßt er sic auch wie der in den allgemeinen Kursen malen." Nadine zuckte die Achseln. „Von seinem Standpunkt aus hat er ja recht. Und doch —" . „Wartim gehen Sie nicht zu einem anderen Lehrer, Fräulein Nadine?" fragte Georg rasch. „Olhardt scheint die Eigenart Ihres Talentes nicht zu würdigen. Sie müßten Landschaften, Stillleben, Lichtwirkungen malen" ,L)thnrdt vertritt die Ansicht, daß das alles nur Staffage fein darf. Die Hauptsache ist ihm der mensch liche Körper." „Tas erscheint mir in Bezug auf die Art Ihrer Begabung nicht ganz richtig." „Zu einem anderen Lehrer kann ich nicht gehen," sagte Nadine ruhig. Trotzdem schnitt der Ton ihrer Stimme, in dem eine unterdrückte Verzweiflung lag, Georg ins Herz. „Profcfsvr Olhardt war ein Jugend freund meines verstorbenen Vaters. Er unterrichtet mich umsonst. Durch meine kleinen Illustrationen und Mu sterzeichnungen verdiene ich gerade so viel, nm hier in Paris leben zu können." „Ra, lassen Sie nur das Köpfchen nicht hängen!" "meinte Norbert gutmütig. „Das kommt schon wieder ins Geschick. Olhardt wäre nicht so streng, wenn er nicht so viel von ihrem Talent hielte." „Natürlich -- gewiß!" stimmten Roland und Lucy bei. Letztere Hali Nadine, ihren Malkasten beiseite zu räumen und den grauen Kittel abzulegen. > In dem kurzen^ cnaankicgenden Lodenrock, der Wei- An, glatten Hemdbluse sah Georg erst recht deutlich dunkelumrandekes Oval mit der Hellen Zahl 106. Die Nummer erscheint auf jeder Rote fünfmal, zp>eimal auf der Vorder- und dreimal auf der Rückioite. Unter dem Textdruck sind in lichtem Untergrund« Kaiserkrone, Zep ter, Schwert utw Reichsapfel, sowie ein Lorbeer- und Eichenzweig anaeordnet. Hinter der Germania in der Mitte des Rückseitenbildes stehen zwei starke Eichen stämme-mit breitverzweigtem Geäst und teilweise frei liegendem Wurzclwerk. Links bedecken die Sinnbilder des Handels, der Industrie und der Landwirtschaft den Boden: Merkurstab, Warenballen, Amboß, .Hammer, Zahnrad und Pflug. Im Hintergründe breitet sich das Meer aus mit drei in voller Fahrt beiitdlichen Kriegs schiffen. Rohe Tot. Passanten konnten gesttr» in oen Abendstunden beobachten, wie auf der Herteusteiner Straße ein Vater das ihn begleitende ca. 11jährige Mädchen in rohester Weise mißhandelte. Von Mitleid ergriffen, stellten Vorübergehende den Mann zur RÄex der dcnin auch, nachdem er nicht Mit Schmäh-' worten über die Einmischung gekargt hatte, sein Züch- ligungswerk einstellte. Armes Kind eines verrohten Vaters! *— Unfall. Trotzdem die Hauptstraße in Calln- berg jetzt für den Winterfport verboten ist, kehren sich manche Kinder nicht daran, sonder» fahren mit Schlittschuhen die abschüssige Straße herunter. Gestern abend kam hierbei ein etwa 12jähriger Knabe zum Stürzen, schlug sich die Rase blutig und erlitt einige Hautabschürfungen. * Privatbcamtrnbewegung Unter Bezug nahme auf unseren gestrigen Bericht über die am Sonn tag in Chemnitz abgehaltene LandesverbandssitzünZ der Privatbcamieii machen wir Interessenten aufmerksam, daß in der am Mittwoch, den 15. Februar im „Gold- neu Helm" stattfindenden Versammlung der hiesigen freien Vereinigung (siehe Inserat'» ausführlich darüber berichtet wird, wozu jeder Privatbeamle eingekadeu ist. * Ist die Fernsprechgebühren-Ordnung ge- fAhrdej? Tie vom Staatssekretär des Reichspoftamts geplante Neuordnung des FernsprechgebühreniarG stößt nicht nur auf den Widerstand der Interessenten in Groß- und Industriestädten, sondern findet auch bei einigen süddeutschen Bundesstaaten keine Gegenliebe. i So will Württemberg eine „Erhöhung der Fernspreeh- . gebühren nicht mitmachen", obwohl es seine Finanz politik, gleich dem Reich und allen anderen Bundesstaa ten, dem Gesetze der Sparsamkeit unterstellt har. Es soll die Staatsvenvaltung vereinfacht, die Zahl der ' höheren und mittleren Beamten verringert und die der unteren entsprechend vermehrt und im Nechnnngs- und , Visilatiouswesen gespart werden. ' i. Nüs-ors (Außerordentlich guien BZuch' hitO der gestern abend iw hiesigen Gasthofe stattgeßmde.w Maskenball. Das war ein frohes Leben und Treiben in dem schön dekorierten Saale, au dem der lustige Prinz Karneval seine Freude haben konnte. Mau sah recht hübsche Masken, sodaß dem Preisrichterkollegium die Auswahl der besten schwer fiel. Tie Demaskierung brach te allgemeine Ucberraschung; und dann wurde der Becher schäumender Lust ausgetrunken bis auf die Neige. Wenn s die Teilnehmer an dem Maskeradenzuge nun auch heute i etwas verschlafene Augen machen, werden sie sich doch gern der ihnen von Herrn List bereiteten schönen Stun den erinnern. ! c. Mülsen St. Jacob. (Nach einer statistischen Zusammenstellung» sind hier im Jahre 191.0 24 An träge auf Invalidenrente, 1 Antraa auf Krankenrenic und 8 AntrÄe. «uf GeLtragser^ttung in 3 HejraG« und 5 TodeSMen Gepellt morde». Mittag Marke» w«r- den für 11153,08 Mark umgefetzt. Am 1. Januar dieses Jahre» bezogen 26 Personen Alters-, 265 Per« sanen Invaliden- und Krankeurente. Außerdem bezo- Neu 38 Personen Unfallrente, 18 Personen Knapp- fchaftSpenfum, 16 Personen Militärpeusion, 1b K»- loucn BeirraneMMfe und 3 tzersUn« BeMlfe aus dem Kaiserlichen LiSpositivaSfoH. Nach oberflächlicher Beurteilung unter Hervorhebung der osrbe nannten staatlichen Kassenemrichmngeu — komme» in unserem Orte jährlich ürka 60000 Mark zur Verwendung. — (Der hiesige Turnverein) beabsichtigt am 22. Februar im Gasthof zur Grafenburg einen Maskenball abzu halten, bei dem u. a. Vorführungen, 2 Kostümreigen eine Hauptrolle spiel, n w-rden. Berggießhübel. (Ein tödlicher Unfall dein: Ro deln) ereignete sich vorgestern hier. Am Abhang des .Hirschberges fuhä ein mit einem 11jährigen Mütchen üitd einem etwas jüngeren Knaben besetzter ^Witten mit voller Gewalt Fegen eine am Bahnwärterhaus aw> gebrachte eiserne Schranke. Das Mäbchm erlitt herbei so schwere Verletzungen, daß es kurze Zeit darauf starb, während der» Knaben nur einige der vorderen Zähne im Munde eingeMagen wurden. -Lhemnitz. (Schauflüge Grades.) Der bekannte Flugtechnikcr .Hans Grade wird am 2I. und 22. Feb ruar d. I auf dem hiesigen Exerzierplätze Schauflügc ausfMrcn. Grimma. (Verbrannt.) In das hiesige Krankeu- k«us wurde das vierjährige Kind des FleischermLlsterS Pöge aus den, benachbarten Altenhain eingelieferi. Das Mädchen hatte sich am Ofen wärmen wollen und war dabei der Feuerung zu nahe, gekommen, wodurch die Kleider in Brand gesetzt wurden. Bis es den Eltern gelang, die Flammen zu ersticken, hatte das Kind bereits f» schwere Brandwunden erlitten, daß an seinem Auf kommen gezweifelt wird. Hohe»Pein-E. (Durch einen Schuß, iu die rechte Schläfe machte gestern früh der Lehrer M. G. Krause an der Mkädtcr.-Bürgerschule feinem Leben ein Eiwe. lieber die Ursache zu diesem bedauerlichen Schritte er geht man sich vorläufig nur in Vermutungen. Nach dem „Tageblatt" kommen aber irgendwelche ehrenrüh rige Gründe nicht iu Frage. Auf einem Zettel hinterließ der so schnell aus dem Leben Geschiedene, der im Alter von 36 Jahre» stano, eine Mitteilung d s Inhalts, daß er sterben wolle, weil seine Nerven nicht mehr wider standsfähig seien. Kurz vor der Tat erhielt er noch einen Brief von seinem auswärts wohnenden Zwillings-- brudcr, den er, wie es heißt, wiederholt finanziell un terstützte. Ob Vieser Brief vielleicht den Anlaß zu dem traurigen Schritt gegeben hat, ist vorläufig noch un aufgeklärt. K., der aus dem Seminar Grimma II vor gebildet ist, hat u. a. auch an der Schule zu St. Egidien von 1898 bis 1900 gewirkt. Als treuer und biederer Mensch und Kollege erfreute er sich der Achtung der ihm mchestchendcn .Kreise. Hartenstein (Vorzeitig losgegangener Spreug- schuß.) Der seil mehreren Jahrzehnten im hiesige» herr schaftlichen Steinbruch (Hundsberg) tätige Bruchmeister .Herr Richard Hochstein mar mit Sprenge» beschäftigt. Plötzlieb ging ein Sprengschnß vorzeitig los. Hoch stein und sein 16jähriger. Sohn wurden mit sortge- schleudcrt und verstümmelt. Lebensgefährlich verletzt und erblindet, wurden die beklagenswerten Opfer ins Zwik- kai'ec Krciskrankenstift gebracht. Leipzig. (Verhängnisvoller StraßenbahnwagetM- sammenstoß.) Am Ausgange der Weststraße nach dem die zarte Feinheit und Grazie dieser schmiegsamen Mäd- chcngestalt. „Wenn ich malen könnte!" dachte er begeistert. „Das sollte ei» Kunstwerk geben!" Wie eine Vision tauchte ein Bild vor seinen geistigen. Augen auf: Diese zarte Gestalt, statt von einem un^ tümMrischen, modernen Kleide entstellt, von weichen, farbenprächtigen, schleierartigen Stoffen umflossen, das lockige Haar gelöst, an den schlanken Armen goldene Spangen, dos entzückende Gesicht mit dem Ausdruck kindlicher Unschuld und herben Trotz zurückgeworfcn. Er starrte so tief in Gedanken vor sich hin, daß Rolanc ihn lachend am Arm faßte. „Vorwärts, mein Herr Kollege! Wollen Sie hier schlafen?" ; Das Modell schlich bereits zur Tür hinaus. Die . Dame» setzten ihre Matroscnhüte, die Herre» ihre weichen, verknifften Filzhütc auf. s „Wohin gehen Sie?" fragte Georg. Die Frage rich tete er au Roland, die Blicke auf Nadine. „Wir essen in unserem Stammlokal jetzt Abendbrot," sagte Norbert. „Manchmal komnrcn Lucy und Nadine mit. — Wie wärs, wenn die Damen das heute auchkäten — zur Aufheiterung?" Lucy O'Rcilly rückte energisch ihren Hut gerade. „Lust hätten wir schon, aber leider kein Geld. Nicht wahr, Radi iw?" s „Ich gehe auch lieber nach Hause," meinte diese müde. „Nichts da. Heute würden Sic nur Trübsal blasen. i Wir schießen alle zusammen und bestellen gememschaft- , lich," schlug Norbert vor. , § „Darf ich die Herrschaften bitten, zur Feier meines . Eintritts meine Gäste zu sein?" bat Georg. i Eine Sekunde schwiegen alle etwas verblüfft still. § „Immer der große Herr!" lachte Roland ein wenig spöttisch. „Unsere Stammkneipe wird Ihnen gewiß , nicht gut genug sein?" I „Aber ich bitte Sie!" I „Das Cafee ist abWuW, wie alles, was uns um gibt," sagte Nadine herb. „Tabaksguukm, schmutzige Kellner, von draußen dringt Wagenlärm, Geschrei herein — ich —" ne breitete plötzlich die Arme aus — „wer einmal fort von hier gehen könnte — dahin, wo es grün, still, sonnig und schön ist!" „Im Bois de Boulogne gibt es solch ein idyllisch gelegenes Restaurant," rief Georg. ( Aber er wurde überstimmt. „Warum nicht gleich in das Palasthotcl im Elysce! Ta gehöre» wir nicht bin. In das Milieu unseres Cafees passen wir bessex." „Gut wie Sie wollen!" Georg trat zu Nadine. Sie gingen hinter den an deren her die Straße herunter. „Fräulein Nadine, Sie sollen aber trotzdem bald, sehr bald in die grüne, dämmrige Waldcsstille kommen.- Wir fahren zusammen hin, skizzieren im Freien und hören die Vögel tingen." Sie antwortete nicht sofort. Mit zurückgeworfenem Kopf und käffig hängenden Armen ging fie neben ihm her. „Fch habe in diesem Frühling noch keinen Vogel singen hören, habe nur abgeschnittene, halbwelke Blu men gesehen," sagte sie endlich. Durch ihre Stimme klong ein leises Schluchzen. Ihre Augen hingen an dem dämmernden Himmel. Durch die ziehenden Wölken schob sich ein blasses, müde blinzelndes Sternlein. „Wie lange sind Sic schon in Paris ?" fragte Georg. „Seit fast zwei Jahren. Seitdem mein Vater tot ist." „Und Sie sind nicht gerne hier? Vorläufig begreife ich das in meinem Entzückungsra »sch allerdings nicht." „Sie würden es Won begreifen, wenn Sie so leben müßten wie ich," „Wo waren Sie früher?" „Immer iu Weimar. Mein Vater war dort Pro fessor an der Kunstschule. Unser kleines Haus lag an der Belvedere-All^. Bon unseren Fenstern aus sähen: wir in den Park, auf Morches Gartenhaus. Dia blühe«! jetzt tausend wilde Ülaßlilä Krokus auf den Kieses