Volltext Seite (XML)
rischen Brüder, den ganzen zärtlichen Briefwechsel vorznlegen, den König Alfons XII. mit ihrer Mutter unterhielt. Elena Sanz war nicht nur eine sehr schöne Frau, sie war auch eine sehr talentvolle Künstlerin, die es wagen konnte, aus der Opernbühne sogar neben einer Patti aufzutreten, und die am Theatre Italien in Paris manchen Triumph feierte. Sie gab dann das Theater auf, um sich, wie ihre Söhne sagen, ganz der Liebe zu ihrem königlichen Freunde zu widmen. Ihre beiden Söhne soll der König in schriftlichen und mündlichen Aeußerungen als die seinigen an erkannt, und noch auf seinem Totenbette soll er nach ihnen gefragt haben. Nach langen Verhandlungen kam, ein Jahr, nachdem Alfons XII. gestorben war, ein Abkommen zwischen dem spanischen Hofe und Elena Sanz zustande, durch das ihren Söhnen eine Rente von 30 000 Franken ausgesetzt wurde, deren Kapital ihnen bei ihrer Großjährigkeit ausgezahlt werden sollte. Elena Sanz starb 1808. Als nun ihre Söhne großjährig wurde» und die Aushändi gung des Kapitals verlangten, erhielten sie den Be scheid, es wäre nicht mehr vorhanden, der Bankier, der es im Gewahrsam gehabt, nebenbei bemerkt, der Hof bankier der alten Königin Isabella, hätte Bankerott gemacht und der Hof sähe keine Veranlassung, das Kapital zu ersetzen. Unter den zahlreichen Zeugen, l welche in dem neuesten Stadium des Prozesses ge- § laden sind, befinden sich auch mehrere jetzige und frühere Minister. Herr Alfons Sanz ist übrigens, wie es scheint, noch etwas kühner als sein jüngerer Bruder. Er fordert nicht nur, wie dieser, einen An teil an der Hinterlassenschaft seines Vaters — er fordert auch, als Prinz von Bourbon anerkannt zu werden. Allerlei. f Auf dem Backofen verbrannt. In dem Orte Manowitz bet Nepomuk (Böhmens hatte das Häuslersehepaar Kotesowatz sein einjähriges Kind, ein Mädchen, auf dem Backofen gebettet. Um dem Kinde ein warmes Lager zu schaffen, feuerte die Mut ter vor dem Schlafengehen den Backofen mit Holz an. Der Ofen wurde fast glühend und das Kind erlitt, ehe die Eltern erwachten, derartige Brandwunden, daß es alsbald verstarb. t Ein norwegischer Dampfer gesun ken. Der Dampfer Aslak aus Christiania, der vor 14 Tagen von Middelburg (Südafrika) nach Christi ania abging, ist wahrscheinlich verunglückt. In der Nähe von Kapstadt ist ein Leichnam an Land ge- schwemmt worden, der einen Leibgürtel mit der Auf- schrift Aslak trug. Die Besatzung betrug 14 Manu. Letzte Telegramme. Wahnsinnstat. M ü u chen, 17. Febr. Aus furchtbare Weise hat ein Irrsinniger in der hiesigen Psychiatrischen Klinik gewütet. Ein Friseur, der infolge Brandwunden, die er bei einer Spiritusexplosion erlitt, wahnsinnig ge worden war, hat sich drei Finger vollständig abge bissen. Marokko. Paris, 17. Febr. Aus Rabat wird hierher tele graphiert: Die von der marokkanischen Staatsbank bewilligte Summe soll vorzugsweise zur AusrüstuWx einer 2000 Mann starken Elitetruppe bestimmt sein, die dem Sultan Abdul Aziz Fez zurückerobern und den Weg nach Rabat sichern soll. Man rechnet an? Sultanshose auf die Gewinnung mehrerer wichtiger Stäinme, die sich jenen 2000 Regulären anschließen würden. r Rußland und die Türkei Berlin, 17. Febr. Die Meldungen über an gebliche türkische Vorbereitungen zu einem Angriffs krieg gegen Rußland wurden einem Mitarbeiter des „Berliner Tageblattes" gegenüber auf der hiesigen türkischen Botschaft auf das entschiedenste dementiert. Auf die Meldungen aus Tiflis und Petersburg hin, hat die türkische Botschaft bei ihrer Regierung ang« fragt, was an den Mobilisierungsgerüchten wahr sei. Darauf ist gestern vormittag in Berlin die Antwort der türkischen Regierung eingelaufen, dix irgendwelche Vorbereitungen energisch in Abrede stellt. Wien, 17. Febr. Wie der Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" erfährt, verhält man sich in Zarokoje Salo zur Frage eines eventuellen Krieges keineswegs ablehnend. Wie beim Ausbruch des rus sisch-japanischen Krieges hält man auch jetzt einen Krieg für den einzigen Ausweg aus den inneren Schwierigkeiten. Probefahrt. Newhork, 17. Febr. Die Probefahrt im Tun nel zwischen Newhork und Hoboken ist höchst erfolgreich in acht Minuten von Union Square bis zum deutschen Dampfer-Dock verlaufen. Die Stationen und ihre Einrichtung sind vorzüglich und größtenteils besser als im bisherigen Tunnel. Die Betriebseröffnung erfolgt am Dienstag. Frrtterrnitt eipreis e der Firma Rieh«» » Btttver, Lichtenstein Kick«, I» Qualität Ml. 7^5 per 50 Kilo ex«. Sack. Gerstschrot „ 8^25 „ 50 , , , Kraftschrot „ 8,00 , SO , Lckmnchl „ 8,60 „ 50 „ „ » Melasse « 4,50 „ 50 „ , . Kokoskuchen ,, 8,75 » 50 „ . » Segen Kaff« ab unserem Lager. Marktpreis« der Stadt Shemnitz vom 15. Februar 1958. — Pro »0 kx. — Weste», fremde Torte» 11 M. 75 Li. bt« 12M. 55 Bf. - sächsisch er, Rogge». »lederlSüdlich 10 - 65 - - 10 - 80 - >10 . 75 - sächsischer 10 - 4» . . Rogge» preußischer 10 ° 45 - . 10 - 75 . - hiesiger, - fremder, 10 - 05 . . 10 - 45 . 11 - 15 . . 11 - 35 - Gerst«, Brau-, fremd« - - sSchfisch«, S - — . . 8. 50. . 10 - 75 . 9 - 25 . - Futter- 8 ° 10 . - 8 . 25 - Hafer, sächsischer 8 - 05 » « 8 . 25 - - preusischer — o —- ch ch A >> W Erbse», Koch- 11. — . . 11 - 50 - Erbse», Mahl- uud Autt«r g - 50 . . 10 - 40 - Heu alteS 3. 80. . 4 . 50 - Heu, ueuez M — ch Stroh, Flegeldrusch Stroh, Maschiueudrusch 3. 20- . 3. SO- Laugstroh Snob Maschi»«odr»sch, r. 31 . . 2. 60. Krummproh 2 - 10 . . 2- 40- Kartoffel» 3 . 25 - . 3 ° 50 - Nutter 1 kx 2 . ft» 2 . 70 - Michard Luft. Eine rostige Nähnadel war der Frau beim Reinigen der Stube in die rechte Hand ge drungen und im Arme weiter aufwärts gewandert. Der letztere schwoll stark an, es trat Wundstarrkrampf Pud bald danach der Tod der Frau ein. Pausa i. V. (Tod durch einen Ochsen.) Im nahen Ranspach ist der 18jährige Dienstknecht Hermann Kuhle, beim Gutsbesitzer Heinig beschäftigt, von dem Iwild gewordenen Bullen der ländlichen Zuchtgenossen schaft mit dem Kopfe dermaßen gegen die Wand ge drückt worden, daß er starb. Plauen i. V. (Vergiftungen.) Die 37 Jahre alte Frau des Restaurateurs Winkler im nahen Reins dorf hatte sich vor einiger Zeit beim Scheuern durch einen Nagel am Finger verletzt. Nach etwa zwei Wochen mußte sich die Frau in ärztliche Behandlung begeben, es trat Starrkrampf ein, der den Tod der Bedauernswerten zur Folge hatte. — Der Spitzen- zeichner Bernhard Cortes von hier, eine bekannte Berson, ist auf einer Geschäftsreise in Münster im Hotel, wo er übernachtete, au den Folgen einer Koh- lenoxhdgas-Vergiftung gestorben. Die von einem hie sigen Berichterstatter an eine Anzahl Zeitungen ge gebene Nachricht, daß Cortes sich'erschossen habe, ist völlig aus der Luft gegriffen. Schwurzenberg. (Verhaftet.) In einem Gast chose zu Raschau wurde der wegen zahlreichen Be trügereien steckbrieflich verfolgte Strumpfwirker und Handarbeiter Karl Friedrich Voigt aus Großolbers- dors verhaftet, als er wieder einen Mietgeldbetrng verüben wollte. Gerichtszeilung. Die Freiberger Strafkammer verurteilte am 14. dieses Monats die Hebamme Kunze und die Witwe Kammbodt aus Brand wegen Klippelei, b?gangeu all der Bürgermeisterstochter Grete Beier, zu 8 bezw. 2 Monaten Gefängnis. In WtsMW Äts Sachs. Ein dem Ansehen der Monarchie wenig nützlicher Prozeß spielt sich gegenwärtig in Spanien vor den Ge richten von Madrid ab und erregt im ganzen Lande berechtigtes Aufsehen. Richtet sich dieser Prozeß doch gegen keinen geringeren als den König Alfons XIII. selbst, die Königin-Mutter Marie-Christine, die In fantin Maria Theresia, die Schwester, und den Prin zen Karl von Bourbon, den Schwager des Königs. Und die Kläger sind zwei junge Leute, Alfons und Ferdi nand Sanz mit Namen, die da behaupten, Halbbrü- Ser des Königs zu sein, und von ihm ein Vermögen verlangen, das ihnen der spanische Hof, nach ihren Angaben, einst ausgesetzt hatte. Der Fortgang des Prozesses wird allerhand Intimitäten aus dem Leben des Vaters des Königs Alfons XII. ans Tageslicht fördern, und man muß sich wundern, daß sich an scheinend kein Mittel findet, der unerquicklichen An gelegenheit in Güte ein Ende zu bereiten. Etwas neues ist es freilich nicht, daß Alfons XII. dem weib lichen Geschlechte sehr stark zugetan war, und auch die Beziehungen, die ihn mit Elena Sanz, der Mutter von Alfons und Ferdinand Sanz, verknüpften, waren allgemein bekannt. Aber nun drohen die in der Wahl ihrer Waffen anscheinend nicht sehr ängstlichen kläge- werde, das ist sehr die Frage. Gerade jetzt bin ich sogar in großer Sorge wegen Hedwig." Teilnehmend hatte Hermann zugehört. „Ich glaube, Du irrst", sagte er jetzt zuversichtlich. „Hed wig macht einen durchaus günstigen Eindruck und Deine Erziehung wird bei ihr sicher reiche Früchte tragen". „Nun, es kann ja sein", gab die Dame nach. Aber ich weiß, was ich weiß! Und dann das Blut! Ihr Water war ein liederlicher Mensch, die Mutter be schränkt und ohne Ordnungssinn — es ist ein ewiger Kampf, den ich führe. Was nützt alles Mitleid? Solche Naturen können sich beim besten Willen nicht auf der Höhe halten . . . ach, schweigen wir lieber davon " Sie seufzte hörbar, und Kathie liebevoll anblik- kend, setzte sie hinzu: „Wie ost wollte ich Hedwig ganz aus dem Hause entfernen, aber Kathie mit ihrem Goldherzeu hat stets für sie gebeten." Kathie errötete stark und murmelte: „Ach das bißchen Güte. Damit ist's nicht weit her." „Immer verkleinert sie sich!" lachte Frau Re gina beglückt. Hermann hatte mehrmals ungläubig den Kops ge schüttelt. „Dieses sanfte, kluge Gesicht, diese ernsten, fast schwermutsvollen Augen, sie sollten trügen?" fragte' er beinahe rauh. „Erlaube, daß ich selbst Prüfe, liebe Regina; Verschlossenheit ist noch keine Böswil ligkeit, und das Leben einer Waise ist wohl selten ein leichtes." „Ich habe ihr nach Kräften die Mutter ersetzt", antwortete Frau Seeburg resigniert. „Wohl mir, wenn ich zu schwarz sehe." „Brrr, ein ander Bild!" rief Kathie heiter dazwi schen. „Mamachen schadet die Aufregung!" In ausgelassener Laune beschäftigte sie Onkel Her mann fortwährend. Er lachte zuletzt mit ihr um die Wette, und Frau Seeburgs Schweigsamkeit fiel ihm nicht auf. Abends im Familienkreise erschien auch Hedwig wieder. Sie bereitete im Hintergründe den Tee. Als sie aber die Gläser zu füllen begann, sprang Kathie empor und half geschäftig. Sie nahm auch das Tee brett und präsentierte es mit Geschick und Grazie. „Du darfst noch Deine Freundin besuchen, Hed wig!" sagte indessen Frau Seeburg zu ihrer schweig samen Nichte. „Johann soll Dich natürlich begleiten, und Du bist zur Zeit wieder da, nicht wahr, Kind?" „Ich danke, Tante, ich möchte lieber auf meinem Zimmer bleiben", entgegnete Hedwig, die erstaunt aufgehorcht hatte. „Wie sonderbar Du bist!" verwunderte sich Frau Regina. „Falle nicht in Deine Launenhaftigkeit zu rück, Kind! Aber tue immerhin nach Deinem Be lieben. Du bist gern beurlaubt." In Hedwigs Gesicht stieg die Röte des Zornes. Aber sie bezwang sich. Sie wünschte den Anwesenden leise „Gute Nacht", und dann schloß sich die Tür hin ter ihr. „Mama", sagte Polly mit großen Augen, „welche Freundin meintest Du denn eigentlich? Hedivig darf ..." „Polly! Papa hat die falsche Zeitung, das ist Dein Amt! Wie kannst Du so unachtsam sein? Gleich mache Deinen Fehler gut!" sprach Frau Seeburg vorwurfsvoll. Polly sprang vom Stuhle auf und eilte hinaus. Herr Adolf Seeburg, ein großer, hagerer Mann, der mit nervöser Unruhe die Zeitungsblätter gewen det hatte, sah seiner Frau erstaunt ins Gesicht. „Polly hat mich wie stets gut bedient", meinte er aus das Datum des Blattes deutend. „Nun kucht sie umsonst." „Mademoisell wird die Güte haben . . . .?" Mademoiselle Trion erhob sich und ging ihrem Zögling nach. Mademoiselle war klein, ältlich resig niert. Sie ließ sich von der Dame des Hauses wie eine Schachfigur hin und herschieben.. ' Kathie hatte indessen dem Hn'kel etwas vorge ¬ schwatzt. Sie erzählte ihm von einem Kostümfest, zü denr sie geladen worden. „Du bist ebenfalls unter den Geladenen, Onkel- chen. Wirst Du uns begleiten?" „Nein! Ich tanze nicht, Kathie." „Nicht tanzen? Ach, wie schade! Aber ansehen mußt Du mich in meinem neuen Kostüm. Ich ward« als „Bienenkönigin" erscheinen. Ist das nicht nett?" „Jedenfalls eine hübsche Idee", antwortete er lächelnd, in ihr strahlendes Gesichtchen blickend. „Sia läßt eine hübsche Folgerung zu. Ein Mädchen, daK im Fleiß den Biener, gleicht, das kann nicht hoch genug gestellt werden in heutiger Zeit." „Hm, ja! Uebrigens Onkel, was gedenkst Du mit Deinen vielen Gelde zu machen? Planst Du großartig«, industrielle Unternehmungen? Papa kann Dir leicht behülflich sein mit seinen vielen Verbindungen . . „Ach, man entwickelt als Tochter eines Kaufherrn Geschäftsgeist?" meinte er amüsiert. „Sieh, sieh! das hübsche Köpfchen erfüllen also nicht nur Toiletten wunder? — Was mich betrifft Nein, Kind, ich gedenke mich nicht in den Dienst der Industrie zu stellen. Der Industrie, dem Handel, verdanke ich zwar auch zum Teil meine Kapitalien — jetzt endlich soll sich mein Jugendtraum erfüllen: ich will in Deutsch land die Scholle bebauen. Auf eigenem Grund und Boden will ich stehen: ein Landwirt, ein Naturforscher, ein Sammler, werde ich sein!" Er hatte mit erhobener Stimme gesprochen, in seinen dunklen Augen leuchtete echtes Feuer. Enttäuscht sah indessen Kathie nach ihrer Muttee hin. In ihren Augen stand deutlich zu lessen: „Ja, meinst Du denn im Ernste, daß ich mich vom dem langweiligen Onkel werde auf ein tristes Landgut; entführen lassen?" r . tFortfetzung folgt.)