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UWM-LUeyerNzW Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt siil Sckdns, Mik, AtnMs, Mirs, A. Wit«, HckcWW, MMW, NküdW, MmÄns, Mölsti U Nilis, A. Zmt, A. Ulk, LbMiUs, Am, WtMsni, UWGcl M WUrim Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk — 58. J«hvga«g —— Nr. 40. LL.'-V»WV Dienstag, den 18. Februar »LALN 1908. Dieses Blatt erscheint täglich außer Sonn, und Festtags nachmittags für den folgende» Tag. — Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark SO Psennige, durch die Post bezogen 1 Mark 78 P Einzelne Nummern 10 Pfennige. Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Zw ckauerstraße Nr. 6 b, alle Kaiserlichen Postanfialten,Postboten, sowie die Austräger entge 'N Inserate werden die silnsgespaltene Grundzeile mit 10, Ivr auswärtige Jnsirenten mit 15 Pfennigen bnechnet. Reklomezeile 30 Pfg. Im amtlichen Teile kostet die zweispaltige Zeile 30 PfS- Ferusprech-Auschlutz Nr 7. Jnseraicn-Aunahme täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. Telegramm-Adresse: Tageblatt ÜIIH >i t! MWWM«»««««» Bekanntmachung. Vom diesjährigen ReichLgesetzblatt sind die Nummern 1—4 erschienen. Dieselben enthalten: Nr. 1. Ttaatsverirag zwischen dem Deutschen Reiche und der Schweiz, betr eine Eisenbahnverbindung zwischm Psetterhausen und Bonsol. Bekarntmachung, betr. die dem Internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigesügte Liste. Vom 30. Dez. 1907. Nr. 2. Internationale Konvention, betr. die Revision der in der General» Akte der Brüsseler Antisklaverei-Konferen- vom 2. Juli 1890 (Reichs gesetzblatt 1892 8. 605) vorgisehenen Behandlung der Spirituosen bei ihrer Zulassung in bestimmten Gebieten AsrikaS. Bekanntmachung, betr, den Beitritt der britischen Kolonie Gambia zu der internationalen Uebsreinkuvst, betr. Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. Dezember 1903 Nr. 3. Allerhöchster Erlaß, betr. die Anrechnung der Jahre 1905, 1906 und 1907 als KriegLjahre au« Anlaß des Ausstandes in Deutsch- Ostafrika. Bekanntmachung, betr. die dem Internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste. Vom 23. Jan. 1908. Nr. 4 Bekanntmachung, betr. den Beitritt Schwedens zu der internationalen Ucbereinkuvst, betr, Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelcfieber» vom 3, Dezember 1903. Bekanntmachung, be r. Festsetzung von Mittelwerten für den Gulden niederländischer Währung und die Mark deutscher Währung auf dem Gebiete der Unfallversicherung. Mährend der reichsten 14 Lage liegen diese Gesetzblätter zu jedermanns Einsicht in der hiesigen Ratsregistratur aus. Lichtenstein, am 14. Februar 1908. Der Stadtrat. Stadtsparkaffe Callaberg verzinst alle Einlagen mit WM" 3'i-1». "MV Die an den ersten drei Tagen eines Kalendermonates bewirkt«! Spar« rinlagen werden für den vollen Monat verzinst. Die Kasse expediert an jedem Werktage von 8 bis 12 Uhr vormittags und von 2 bis 5 Uhr nachmittag«, Sonnabends von vormittags 8 bis nach mittags 3 Uhr und behandelt alle Geschäfte streng geheim. Das Wichtigste. * Staatssekretär Dernburg will seine Reise nach Deutsch-Südwestafrika im Juni antreten. * Die Aufklärungsflotte des deutschen Hochsee geschwaders ist in Vigo eingetroffen. Tie Rückkehr nach Kiel erfolgt am 28. dieses Monats. * Äusser den bereits gemeldeten spanischen Trup penteilen erhielten auch zwei Jäger-Bataillone Be fehl, sofort nach Melilla abzugehen. Diese Meldung kontrastiert mit den Nachrichten, wonach die Ruhe bisher dort nicht gestört worden ist. * Dem Sultan Abdul Asis ist von der marok kanischen Staatsbank ein Darlehen von 2V? Millionen Frauken gewährt worden. ( * In Nordamerika sind infolge von Tauwetter und Regengüssen weite Landstrecken überschwemmt. ktMWsW M im ttMn MWg (Eigen-Bericht.) Sch. Berlin, den 15. Februar 1908. Abgeordnete in Hülle und Fülle. Ueberall. Im Restaurant, in den Lese- und Arbeitszimmern, vor allein auf dein von allen Fremden im Reichstage be wunderten prächtigen zinnoberroten Teppich, der mit dem Standbilde Kaiser Wilhelms I. geschmückten Licht halle. Nur im Plenarsitzungssaale ein Häuflein Aus erlesener. Zeitweilig nicht mehr als zwanzig an der Zahl. Der dritte Tag Postetat und immer noch die Generaldisknssion. Personalfragen und Beamten- wünsche. in ungemiuderter Zahl bringen die ersten Redner des Tages Lattmann von der Wirtschaft lichen Bereinigung und Werner von den Refor mern zur Sprache. In das polnische Fahrwasser kommt die Debatte erst durch den polnischen Fana tiker Kalerski, der gegen die hakatistische Seuche und die geplante Ostmarkenpolitik wettert. Dr. Struve vou der Freisinnigen Vereinigung hat einem Kollegen, Dr. Schellenberg in Wies baden, versprochen, den „Fall" im Reichstage zur Sprache zu bringen. Er löste gestern sein Versprechen ein. Dr. Schellenberg wurde seiner Stellung als Ver trauensarzt der Post enthoben, weil er in der Stich wahl zwischen dem langjährigen nationalliberalen Abgeordneten Bartling und dem Sozialisten Schu mann letzteren als das „kleinere Uebel" gewählt hatte. Das „kleinere Uebel" hatte in der ersten Reihe des äußersten Flügels der Linken Platz genommen und Herrn Dr. Struve andächtig zugehört. Als Struve, der öfters recht erregt auf das Rednerpult schlägt, höhnt, daß in der liberalen Aera eine derartige Maß- xegelung zu verzeichnen sei, stimmen die Sozialdemo ¬ kraten ein stürmisches Gelächter an, während das Zentrum bis auf Herrn Erzberger, der meckernd lacht, still vergnügt zu sein scheint. Herr Krätke erhebt sich sofort zur Gegenrede. Von einer Maßregelung sei nicht die Rede. Als es bekannt geworden sei, Schellenberg habe sozialdemo kratisch gewählt, hätte er eingreifen müssen. Sonst hätten die Postunterbeamten denken können, die obe ren Beamten dürfen sozialdemokratisch wühlen, wir nicht. Die Linke ist mit dieser Antwort nicht einver standen, die Rechte dagegen beantwortet jede Aeuße- rung des Mißfallens Mit demonstrativem Beifall. Kein Wunder, daß der konservative Herr von Treuen- fcls, der sich im Gegensatz zu seinem Freunde Drö- scher gegen eine Herabsetzung des Ortsportos aus spricht, dem Minister das Vertrauen seiner Partei erklärt. Der freisinnige Eickh o s f hat sich zum The ma seiner Rede die Beamtenausbildnng an der Post genommen und kritisiert nebenbei das Mißtrauen des Ministers den Postdirektore» und Postbeamten- verbändeu gegenüber. Um 4 Uhr ist die Rednerliste für die General diskussion noch nicht erschöpft. Herr Eichhorn von den Sozialdemokraten und Herr Wiedeberg vom Zentrum, dem man sein Lampenfieber — er wird seine Jung- fern-Rede halten — bereits stark anmerkte, werden Montag zu Worte kommen. Herrn Krätke ist also immer noch nicht sein Gehalt bewilligt. Das Reichs- justizamt steht dabei bereits auf der Tagesordnung für Montag. Deutsches Reich. Berlin. (Der Kaiser) empfing am Sonnabend den Staatssekretär des Innern zum Vortrag über Fragen des Automobilwesens, besonders über die Schwierig keiten bei der Grenzabfertigung ausländischer Auto mobile. — (Eine Fahrt des Kaisers nach Helgoland.) Aus Kiel schreibt man: Der Kaiser wird von Wilhelms haven aus an Bord des Linienschiffes „Deutschland", das am 20. Februar von Kiel dorthin abgeht, um dem Kaiser während seines Aufenthaltes in Wilhelms haven als Wohnschiff znr Verfügung zu steheu, auch eine Fahrt nach Helgoland unternehmen. Auf dem Schiff, das als Flaggschiff der Hochseeflotte dient, waren schon beim Bau Wohnräume für den Kaiser vorgesehen. — (Die Ostmarkenkommission des preußischen Herrenhauses) »ahm endgültig in der zweiten Le sung mit 14 gegen 11 Stimmen die Ostmarkenvorlage nach ihren Beschlüssen in der ersten Lesung an. Sv ist zu erwarten, daß auch das Plenum des Herrenhau ses vou den tief einschneidenden Aenderungen nicht ablassen wird, die seine Kommission beschlossen hat. Damit ist ein bedenklicher Konfliktstoff gegeben. Denn die preußische Regierung, ebenso wie das Abgeord ¬ netenhaus, dürften die schwersten Bedenken haben- der Vorlage in dieser Fassung ihre Zustimmung zu: geben. — (Die Lehrfreiheit an der Münchener UniverD tät.) Die Meldung, Professor Schnitzer habe ohne jede Einwirkung nur krankheitshalber sein Gesuch um Urlaub eingereicht, entspricht nicht Len Tatsachen^ Nach autoritativer Verlautbarung ist das Urlaubsge such Schnitzers tatsächlich erst auf direkte Einwirkung von dritter Seite erfolgt, da ein oberhirtliches Vers bot seiner Vorlesungen für sämtliche auch nicht thcos logische katholische Studenten der Universität untep Androhung kirchlicher Strafen unmittelbar bevors stand. — („Krisenklatsch".) Die Bülow-offiziöse „SW deutsche Reichskorrespondenz" veröffentlicht das fols gende, ihr aus Berlin zugegangene Communiquet „Auf eine Kanzlersuche hat sich die „Liberale Korres spondenz" begeben i aber sie bringt nichts heim als ein Spiel unbegründeter Gerüchte mit zwei gütest Namen, die sehr gegen den Willen ihrer Träger schost ein halbes dutzendmal zu Kombinationen über big Nachfolgerschaft für Fürst Bülow haben herhaltest müssen. Es lag nicht ger geringste Anlaß vor, alta Reporternotizen wieder aufzufrischen. Man dient das mit nur dem im Auslaude begierig ausgenommenest Krisenklatsch. Dieser Klatsch kann durch eineu Wohls feilen Hinweis auf Schwierigkeiten der inneren Lage nicht gerechtfertigt werden. Wer leugnet denn, dasz solche Schwierigkeiten bestehen? Welcher Staatsmann an der Spitze eines anderen Landes Hütte nicht eben falls mit Schwierigkeiten zu kümpfen? Wer unsere: deutschen Verhältnisse und ihre mutmaßliche Fort entwickelung nüchtern betrachtet, kann im Ernst nicht behaupten, daß gerade bei uns die Lage sich durch eine besondere Unsicherheit anszcichne. Allerdings, die deutschen Verhältnisse sind recht vielgestaltig. Sid lassen sich nicht nach einer Parteischablone behan deln, — nach keiner! — Tas Kopfzerbrechen der „Liberalen Korrespondenz" über die Person des ! fünften Reichskanzlers ist für absehbare Zeit gegenstandslos. Aber: Wer auch einmal ' der Fünfte sein mag, nach liberalen Programmfordes rungen, überhaupt nach Vorschriften parlamens tarischer Minderheiten, wird er ebensowenig die Ge schäfte leiten können, wie der im Amt befindliche Reichskanzler. Ohne Kompromisse geht es nicht, untz am nötigsten sind für eine gute Zukunft Kompromisse j zwischen konservativen und liberalen Gedanken. Ta- ! mit aber halten wir wieder bei der Blockpolitik. Bon einein geduldigen Ausharren in diesem Zeichen habest i die Anhänger eines vernünftigen Fortschrittes mehr ! zu erwarten, als von acherontischcn Gelüsten, wie von dem desperaten Bersuch, sich ans die Sozial demokratie zu stützen als auf de» mütterlichen Boden, durch desseu Berührung der bürgerliche Liberalismus, wie der Riese Antäns erstarken müsse."