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Jerisaa. (Leichenfund.) Gestern wurde hier der Leichnam eines neugeborenen Kindes männlichen Geschlechts aus der Mulde gezogen. Man nimmt vn, daß die unnatürliche Mutter das Kind, das in Zeitungspapier gewickelt war, unmittelbar nach der Geburt ins Wasser geworfen hat. Verdacht nach einer bestimmten Richtung liegt zunächst nicht vor. Leipzig. (Verlegung.) Die seither aus dem bay erischen Bahnhofe bestandene Werkstätten-Jnspektion Leipzig 1 wird am 1. April d. I. nach dem neuerbau- ten Werkstättenbahnhofe Zwickau verlegt und führt von da an die Bezeichnung „Werkstätten-Jnspektion Zwickau". Die zu verlegende Hauptwerkstatt und das Werkstättenmagazin Leipzig 1 werden bereits am 1. März d. I. geschlossen. — (Ueberfall.) Der 39jährige Landbriefträger Hugo Rudel wurde auf der Chaussee hinter Leipzig-Eutritzsch von zwei unbekannten Män nern angehalten und durch einen Schlag aus den Kopf verletzt. Auf die Hilferufe des Beamten ergriffen beide Täter die Flucht. Die Verletzung des Brief trägers ist nicht gefährlich. Mittweida. (Die spanischen Schatzschwindler) hatten sich neuerdings die hiesige Gegend als Opera tionsfeld auserwählt. Leider hatten sie sich in der Adresse geirrt, denn einer der bekannten Briefe, in denen um Auslösung des bewußten reichgefüllten Koffers gebeten wird, war an einen längst Verstor benen gerichtet. Obcrfrohua. (Schwere Brandwunden) hat der bei der Firma A. Mann beschäftigte Arbeiter Gött lich erlitten. Die Kleider des unglücklichen Mannes fingen Feuer. In wenigen Sekunden glich er einer Feuersäule. Obgleich seine Arbeitsgenossen die Flam men sofort erstickten, hat der Unglückliche doch so schwere Brandwunden erlitten, das; an seinem Auf kommen gezweifelt wird. Llbernhau. (Dreister Wechselschwindler.) Von einem Wechselschwindler, der sein Manöver auch in anderen Städten versuchen dürfte, sind mehrere hie sige Geschäftsleute schwer geschädigt worden. Der Gauner machte in hiesigen Geschäften größere Ein käufe, bezahlte aber in Wechseln, deren Blanketts als Zahlstelle die Firma eines Olbernhauer Bankge schäfts trugen. In allen Fällen nun waren die Wech selverträge höher als die Einkäufe, und so ließ sich Der Schwindler auch noch den überschießenden Betrag in bar auszahlen, was die Geschäftsleute anstandslos taten. Bald stellten die Wechsel sich aber als falsch heraus, jedoch erst, nachdem der Gauner längst ver schwunden war. Stollberg. (Tödlich verunglückt.) Während der Fahrt von hier nach dem nahen Niederdorf stürzte der Geschirrführer August Hecker von seinem Ge fährt und blieb mit zertrümmerter Schädeldecke auf der Straße liegen. Der Bedauernswerte war sofort tot. Zwickau. (Zu dem Ueberfall) auf die hiesige städ- tiscl>e Sparkasse ist noch folgendes zu melden: Der «der die Täter scheinen sich mittels Dietrichs Eingang an das betreffende Gebäude verschafft Zu haben; dann haben sie von dem Dachboden aus eine 0,60 mal 0,38 Meter große Oeffnung hergestellt, wobei sie einen amerikanischen Schlangenbohrer von zwei Zentimeter Durchmesser benutzt haben. Durch die Oeffnung sind sie in einen zum hiesigen Standesamt 1 gehörigen Raume gelangt, der sich direkt über dem Tresor der Sparkasse befindet. Diesen Weg dürften die Spitzbu ¬ ben gewählt haben, nachdem sie sich vorher verge wissert hatten, daß infolge der innerhalb der Spar kasse angebrachten Sicherheitsvorrichtungen ein Ein dringen in den Tresor von der 1. Etage aus ausge schlossen ist. Aber auch in obenerwähnten Räumen mußten die Spitzbuben ihre Tätigkeit einstellen, da sich über dem Tresor eine feste Betondecke befindet. Ganz ausgeschlossen ist nicht, daß die Spitzbuben Orts kenntnis besessen haben und von hier oder der nähe ren Umgebung sein können. Andererseits deutet die ganze Ausführung des Einbruchs, sowie ein am Tat orte zurückgelassenes aus 13 Millimeter starkem Rund stahl gefertigtes, 31 Zentimeter langes, oben vierkan tig zugespitztes und unten mit einem scharfen Haken versehenes Brecheisen darauf hin, daß man es mit ge werbsmäßigen — vielleicht internationalen — Ein brechern zu tun hat. Auf die Ermittlung der Täter ist eine Belohnung bis zu 300 Mark ausgesetzt worden. Allerki. f Drei Kinder erstickt. In einer Keller wohnung des Hauses Pappelallee 49 in Berlin geriet ein Bett und eine Matratze in Brand. Vor dem Ein treffen der Feuerwehr wurden die in der Wohnung befindlichen drei Kinder des Arbeiters Miglorint von dem eigenen Vater herausgeholt, der darauf ohnmäch tig zusammenbrach. Eines der Kinder wurde zum Arzt, die beiden anderen wurden zur Feuerwache ge bracht. Alle Wiederbelebungsversuche blieben er folglos. Die drei Kinder, zwei Knaben und ein Mäd chen waren bereits tot. Letzte Telegramme. Kein Lob. Köln, 27. Jan. Zwei von den Reisenden, die die Affäre der „Amsterdam" mit erlebt haben, weilten gestern auf der Durchreise in Köln. Sie erklärten, daß nach dem Zusammenstoß das Personal des Schif fes den Kopf verloren hatte und infolgedessen den Passagieren nicht die Hilfe gewährte, die sie erwar ten konnten. Um Marokko. Paris, 27. Jan. Den Uebergang von der durch die große Sensation hervorgerufenen leidenschaftlichen Erregtheit zu der ihre Rechte fordernden Tagespo litik dürfte heute die zweite Rede Jaures bilden, die auf Grund der Briefe Dr. Mauchamps seitens der früheren Betätigung der französischen Staatskunst in Marokko auf fortdauernde geheime Absichten Hin weisen wird. Pichon dürfte immermehr die Ueber- zeugung gewinnen, daß die deutsche Diplomatie den Delkasse'schenn Gesinnungen und Aeutzerungen über mäßige Bedeutung nicht beimißt. Duboef, ehemali ger Minister und jetziger Deputierter will, wenn er morgen zu Worte kommt, davor tvarnen, daß die Kammertribüne in Zukunft dazu mißbraucht werde, die schwarze Arbeit der verantwortlichen Politiker znr Herbeiführung guter Beziehungen zwischen Deutschland nnd Frankreich mutwillig zu stören. Madrid, 27. Jan. Für die hiesige Presse ist das Hanptereignis der vorgestrigen Sitzung der fran zösischen Kammer die Rede Jaures. Alle Blätter, welche die Sitzung kommentieren, beglückwünschen Jaures, der eine Meisterrede gehalten habe. „Pais'* sagt: „Frankreich hat sich den Haß der Marokkaner zugezogen, und ist im Begriff, auch den Haß der Spa nier auf sich zu lenken". „Herald" sagt: „Die Reda Delcasses verdiene die schärfste Verurteilung. , I Grotzfeuer. Brüssel, 27. Jan. In Brügge brannte in de« vorletzten Nacht die große Oelfabrik der Copra-Vil- Company am Quai Aux Charbons vollständig nieder. Bei dem Versuch eine eingefrorene Röhre durch eine Flamme aufzutauen, entzündete sich die Oelröhren- leitung, und in wenigen Minuten stand der Oelpreß- raum in Hellen Flammen. Das Feuer ergriff schnell die großen Reservoirs, die mehrere 100 000 Liker Oel enthielten. Wäre nicht glücklicherweise Wind stille gewesen, so wäre eine ungeheure Katastrophe entistanden. Die Fabrik brannte bis aus den Grund, nieder. Der Schaden wird auf annähernd V2 Million Fres, geschätzt. Kälte. Newyork, 27. Jan. Die plötzlich eingetretene strenge Kälte hat den Umfang der Arbeitslosigkeit noch gesteigert, die städtischen und privaten Asyle sind überfüllt und viele Schutzsuchende müssen abge wiesen werden. Der Geschäftsgang ist überall flau« Bergsturz. Bergamo, 27. Jan. Gestern abend ereignete, sich bei Ponte Trezzo an der Adda ein Bergsturz. Eine Geröllmasse von etwa 20000 Kilogramm Schwe re wälzte sich auf eine Fabrik am Ufer der Adda, elf Personen unter sich begrabend. Bei den Rettungs- arbeiten sind bisher sechs Personen lebend und eine als Leiche unter den Trümmern hervorgezogen wor den. Für die Rettung der noch fehlenden vier Per sonen besteht wenig Hoffnung. Wuttennittelpreis e der Firma Niehus » Bittu er, Lichtenstein Kl-i«, 1» Qualität Mk. 7^5 p« 50 Kilo ex«. Sa«. Gerstschrot „ 8^5 „ 50 , „ Krastschrot „8,00 „ SO „ Leiumehl „ 8^0 „ 50 „ „ , Melaste 4,50 „ 50 . Kokoskuchen „ 8,75 „ 50 „ . „ Gegen Kasse ab unserem Lager. 10 95 11 10 50 - 2 r. so 69 - I 3 . 3 . 90 - 20 - 40 - 50 - 2 . 3 - 2 - 10 - 10 . 10 . 30 - 25 . 50 . 2 - 3 . 9 . 8 . 8 . 8 . 8 - 11 - S. 60 - 50 - 70 . 4 - 3 - 75 . 75 > 30 . 25 . 25 . SO. 15 . so ° 70 . 11 . 11 . 10 - 11 - 11 - 9 . 8 . 8 . 8 . 11 - 1S. 70 . SO - 75 - 50 - 30 - 75 - 90 - SO - 25 - Welzen, fremde Gort« - sächsisch«, Roggen, niederländisch sächsischer Roggen preußischer - hiesiger, - fremder, Gerst«, Brau-, fremd« - - sächsisch», - Futter- Hafer, sächsischer - preusiMr Erbsen, Koch- Erbsen, Mahl- und Futter Heu, altes Heu, neues Stroh, Flegeldrusch Stroh, Maschiueudrusch Laugstroh Stroh Maschiueudrusch, Krummfiroh Kartosfün Butter der «tnd« «h-mnitz ;vom 25. Januar isc8. — pro LV Lx. — 12M.20 »». bt«l2 W. 80Vf fall, oder auch das Gegenteil davon, seine müden i Glieder aus dem schmerzenden Ringen befreien würde. ! Mamita war sofort nach ihrer Heimkehr zu Meta gefahren, um sie mit warmer Teilnahme in die Arrue zu schließen. Diese ließ das halb verlegen, halb trotzig über sich ergehen. Es war in hohem Grade ihr unbequem, daß jedermann ein Gefühl von Seelenschmerz bei ihr vorausschte, das sie tatsächlich gar nicht empfand. Sie hatte ihren Vater nie be sonders geliebt und trug ihm eigentlich noch nach, daß er sie so streng gehalten und Klara ihr stets vor- gezogen hatte. Die Rolle der trauernden Tochter, M der sie sich verurteilt sah, paßte ihr ganz und gar nicht. Natürlich langweilte sich Meta über alle Maßen, da die im Hause sehr bekannten Herren, wie Fowler und Meiner, den Takt hatten, in der ersten Zeit der Trauer fortzubleiben. Dafür aber war Frau Möller bald das tägliche Brot im Hause, und zwar zu Ri chards anfänglicher Erleichterung, da seine Schwie germutter ihm Metas Unterhaltung ganz abnahm. Als Frau Möller nach und nach ihre Tage fast ganz im Hause Richards zubrachte, fühlte er bald, trotzdem er beide Frauen fast nur bei den Mahlzeiten sah, daß der Einfluß auf Meta kein günstiger war. Sie gewöhnte sich wieder an einen Ton, der sein feines Ohr beleidigte; das überlaute Lachen und Sprechen, das ihr sonst nur in Momenten besonderer Erregung entschlüpfte, konnte Richard schon oft auf dem -Flure hören, so daß er, im Begriff, feine Frau aufzüsuchen, mit bitterem Lächeln umkehrte und, die Hand an die schmerzende Stirn gedrückt, stundenlang in feinem einsamen, halb verdunkelten Zimmer sitzen blieb. Meta wußte ihn auch dort zu finden, wenn sie Selb brauchte, und das kam schr häufig vor. Und ev gab, gab immer wieder, nur nm ihre schärfe hohe Stimme, die im Zorn ganz besonders schrille Töye MÜmhm, nicht «ehr zu HW«: Mir W dann Et ihrer Beute gegangen, murmelte er finster brütend: „Delila!" Ulla hatte einmal wieder ein anonymes Schrei ben erhalten. Es war immer der gleiche Inhalt: kurze unorthographifche Warnungen vor einem Ein verständnis ihres Gatten mit Meta. Sie warf diese Briefe mit Abscheu ins Feuer — die feige Hinterlist, die sie diktiert hatte, ekelte Ulla an. Aber die ver giftete Spitze des Pfeiles blieb doch in ihrem Herzen stecken, und banger, tödlich quälender Zweifel ver ließ sie Tag und Nacht nicht mehr. Zu der Aus sprache mit Arnold war es nicht gekommen: Ulla wußte selbst nicht weshalb die Worte nicht über ihre Lippen wollten. Sie schwieg und duldete, ohne durch eine Miene zu verraten, daß die stumme Qual all mählich ihre Kräfte aufzuzehren drohte. „Denke Dir, Mamita", sagte Ulla, als diese zu kurzem Nachmittagsbesuche eingetroffen war, „so eben bekomme ich einen Brief von Meta. Sie will mir Anni nun doch nicht lassen, schreibt, daß sie eine gute Kinderfrau aufgetrieben habe und das Baby wiederbekommen müsse. Du mußt doch selber sagen, Mamita, es ist ein Jammer, wenn Meta das durchsetzt. Wie sehr hat sich Anni hier erholt. Sie ist ja garnicht wieder zu erkennen. Und nun soll die Dienstbotenpflege wieder angehen, jetzt, wo das Kind genesen ist und noch der größten Schonung bedarf. Ich bin außer mir". — „Das ist doch wieder so recht die Meta!" rief Arnold ärgerlich. „Einen Tag so, den nächsten ganz anders. Gestern hat sie mir bestimmt versprochen, Anni hier zu lassen, so lange wir sie behalten wollten". — „Du hast Meta gesprochen? Das wußte ich nicht". „Habe ich Dir nicht davon erzählt? Ja, ich war da. Einer von uns muß wirklich bisweilen nach ihr sehen. Und Du tust es nicht gerne, das weiß ich, leider. Sie war übrigens ganz nett und vernünftig. Glück- ltchcrweife traf ich sie ohne diese schreckliche Mutter, «Ad L« versprach sie alles, was ich wollle". —"„Du hast ihr wohl gesagt, wie viel mir daran liegt, dcM Kind zu behalten? Wenn ja, verstehe ich nun diese plötzlich auftretende Mutterliebe!" — „Ulla, Ulla, immer dies Mißtrauen!" Arnold strich ihr sanft über das reiche Haar. „Es ist mir unbegreiflich, daß Du nicht um Richards willen versuchst, auf Meta einzuwirkeu. Sie ist lenksamer, als Du glaubst". „Ich will zu Meta gehen", rief Mamita, die gegen ihre sonstige Gewohnheit sehr still zugehört hatte. „Ich will Richard sagen, daß das Kind hier bleiben soll und Meta will ich auch darum bitten — das arme Baby soll Deine Pflege behalten, Ulla, es wird sonst nicht groß — ja, ich will gehen", Mamita schlang mit großer Energie ihr Hutband zur Schleife und griff nach dem Frühlingsmantel. — „Ja, ich weiß doch nicht, ob ich dazu raten soll", meinte Arnold zögernd. „Richard wird nicht ein greifen wollen, und schließlich kann man es Meta nicht verdenken, wenn sie sich endlich nach ihrem Kinde sehnt". — „Aks die Kleine totkrank war und Tag untz Nacht schrie, hat sie dies nicht gespürt", ries UM bitter. „Sie ist nur zweimal hier gewesen und als der Arzt ihr sagte, daß Anni ohne meine Pflege nicht durchgekommen wäre, erwiderte sie mit ihrem leicht sinnigen Lachen: „Ja, meine Schwägerin ist ein Muster, das weiß ich längst". Daß aber das Kinds bis aufs äußerste erkältet und vernachlässigt hi« ankam, will Meta nicht glauben. Wenn sie Baby jetzt zurückverlangt, ist es Laune oder gegen mich gerichtete Bosheit. Sie weiß ja, daß ich Anni liebe, als wäre sie mein eigen". — „Umsomehr muß Baby bei Dir bleiben," rief Mamiha. „Nein, Arnold, nein, Dir hast Unrecht. Ulla kann nicht zu Meta gehen und! darum bitten, — ich kann es aber, und ich werde eÄ tun. Gleich heute. Papa kommt von seinem Din« doch nicht vor Nacht zurück". Mamita war wie ein Kreisel zur Tür hinans, ehe die Eheleute noch MS Uebertegung kamen. — T / (Fortsetzung folgt.)