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so erklärt sich der Herausgeber des „N. Sachs. Kirchenbl." gern bereit, auf Anfrage mitzuteilen, zu welchem katholischen Pfarramt ein Ort gehört. Das statistische Handbuch Sund andere, bequeme Quellen geben das nicht an ; im Bennokalender ist allerdings das Verzeichnis abgedruckt, aber wir können den sächsischen Pastoren wirklich nicht zumuten, ihn aus diesem Grunde zu kaufen. Im Falle der Ungewiß heit kann man also durch Anwendung einer Doppel postkarte die Uebertretenden leicht vor Verlust an Zeit und Geld bewahren." Aus Stadt und Land Lichtenstein, 16. April. * — Die schlimmste Zeit scheint jetzt hinter uns zu liegen. Schon wollte man schier ver zweifeln, daß es in diesem Jahre noch Frühling würde, — da kommt Herr Falb zur rechten Zeit und tröstet uns, indem er für die nächste Zeit fol gende Prognose aufstellt: 14. bis 22. April: Die Regen lassen etwas nach. Die Schneefälle verschwinden. Stellenweise treten Gewitter ein. Die Temperatur ist schwankend, steigt aber in den letzten Tagen. 23. bis 26. April: Die Regen sind spärlich. Die Temperatur sinkt tief unter die normale. Schnee fälle finden nur sehr vereinzelt statt. * — Briefmarken find keinZahlungsmitttell Postwertzeichen sind als zulässiges Zahlungsmittel im Sinne des Gesetzes nicht an zu sehen. Die im Geschäftsverkehr vielfach zu findende Angewohnheit, Zahlungen durch Postwertzeichen auszugleichen, ist für den Empfänger häufig sehr unbequem, ja mit Verlust verbunden, besonders wenn neben geringwertigen Post wertzeichen, die im allgemeinen immer unterzubringen sind, auch Marken zu 1, 2, 3 oder 5 Mark in Zahlung gegeben werden, für welche sich schwer anderweit Ver wendung findet, und die dann beim Empfänger zwecklos lagern und ihm so das bare Geld entziehen. Bekanntlich ist die Post weder zur baren Einlösung von Postwert zeichen, noch zum Umtausche solcher gegen avderswertige Zeichen verpflichtet. Es empfiehlt sich daher, von der Verwendung von Postmarken a l s Z a h lu n g s>- mittel im allgemeinen Ab st and zu nehmen, besonders aber nicht die hochwertigen Marken zu ver wenden, wenn man nicht bestimmt weiß, daß der Empfänger sie in seinem Geschäftsbetriebe verwenden kann. * — Vom 1«. Deutschen Turnfest in Nürn berg- Die vorläufige Anmeldung zählt etwa 21000 Teilnehmer. Der Wohnungsausschuß hat durch die Einrichtung der Massenquartiere mit ganz neuen Gegenständen so hohe Kosten, daß er ge zwungen war, für jedes Massenquartier einschließlich Stiefelreinigen für die ganze Dauer des Festes 2.50 Mk. zu berechnen, welcher Betrag beim Bezug der Schlafstelle von jedem einzelnen Turner sofort er legt werden muß. * — Die Einziehung der Taler österreichi schen Gepräges. Sämtliche Ministerien geben wiederholt die Verordnung, die Behandlung der noch im Umlaufe befindlichen Taler österreichischen Gepräges betreffend, vom 8. April 1903, bekannt. Unter Bezugnahme auf eine Bekanntmachung des Reichskanzlers heißt es: „Die bei den Reichs- und Landeskassen noch eingehenden Vereinstaler öster reichischen Gepräges sind durch Zerschlagen oder Einschneiden für den Umlauf unbrauchbar zu machen und alsdann dem Einzahler zurückzugeben. Ferner hat der Bundesrat sich damit einverstanden erklärt, daß die Kassen der Reichsbank mit diesen Talern in gleicher Weise verfahren." Die Taler österreichi schen Gepräges haben also nur noch den Metallwert, ! der sich auf etwa 1 Mk. 10 Pfg. stellt. In goldenen Ketten Roman von F. Sutau. (Nachdruck verboten.) (2. Fortsetzung.) „Nein, aber es ist gewiß sehr schön," erklärte Valeska. „Nun, ich werde es Ihnen seinerzeit schon vorsingen." Ein drückendes Bild stieg vor den Augen des jungen Offiziers auf. Ersaß am Flügel, das einzige kostbare Besitztum, was er sein Eigentum nannte, und wozu ihm ein kleiner Lotteriegewinn einst ver hülfen. In der Fensternische aber des trauten Ge machs, wo Blumen dufteten, da lehnte sein junges schönes Weib, dem er alle seine Lieblingslieder vor sang. Vielleicht trug er nicht mehr des Königs Rock, vielleicht warf Frau Sorge schon ihre Schatten auf das endlich erreichte Glück, es sollte ihn alles nicht kümmern, wenn er nur das holde Geschöpf hier neben ihm sein eigen nannte, sich ihm allein diese Blüte erschloß, an seiner Seite zur vollen Weiblichkeit aufblühte. — Die Verwirklichung solcher Träume lag nun zwar noch in weiten Fernen, aber er war Mannes genug, den Kampf aufzunehmen mit all den Mächten, die sich zwischen ihn .und sein Lebens glück drängen wollten. 2. Wie berauscht wanderte Valeska, nachdem sie sich von Adloff getrennt, durch die Straßen, jedes Wort sich wiederholend, was er zu ihr gesprochen. Am liebsten wäre sie noch stundenlang hier in der Abenddämmerung hcrumgestreift, aber da stand sie schon vor ihrer Wohnung, spät war es auch geworden, so stieg sie denn langsam die Treppe hinauf, und trat in das hell erleuchtete Wohnzimmer. Unglücklicherweise mußten Klaras Blicke, die soeben ihr schönes, dunkles * — Callnberg Jubiläum. Heute Don nerstag war es Herrn Privatus Karl Scheibner hier vergönnt, sein 50jähriges Bürgerjubiläum feiern zu können. Der Jubilar wurde durch eine Deputation des Stadtgemeinderats beglückwünscht und ihm unter entsprechender Ansprache von Herrn Bürger meister Prahtel eine Ehren-Urkunde überreicht. * — Nödlitz Schwer verletzt wurde dieser Tage der 14jährige Schulknabe Max Köhler von hier, in dem er, als er in die Gärtnerei nach dem Schweizer- thal zu gehen wollte, auf der Straße von einem im gleichen Alter stehenden Schulknaben mit einer mit Nägeln versehenen Latte wiederholt dermaßen über den Kopf und in das Gesicht geschlagen worden ist, daß hierbei das eine Auge stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und der Verletzte sich sofort in ärzt liche Behandlung begeben mußte. Anlaß zu dem ge walttätigen Vorgehen gaben Streitigkeiten bei einem Kinderspiel. (Oelsn. V.) * — Mülsen St. Jakob. Da in jedem Ge werbe demjenigen jungen Manne ein besseres Fort kommen gesichert ist, der eine Fachschule besucht hat, so sei auch hierdurch auf den neuen Kursus bei hie siger Webschule aufmerksam gemacht, zumal sich die Weberei gegenwärtig eines flotten Geschäfts ganges erfreuen kann. In drei aufsteigenden Klassen erhalten die Schüler Unterweisung von den ein fachsten Vorarbeiten an, in Schnürübungen, im Weben auf Schaft- und Jacquard-Maschinen vom Hand- bis zum mechanischen Webstuhle mit elek trischem Antriebe. Außer sämtlichen praktischen Hebungen bietet der Lehrplan alle einschlägigen theoretischen und technischen Fächer der Weberei als Bindungslehre, Musterzeichnen, Musterberechnen, Musterzerlegen, Materialienkunde und dergleichen mehr. So mancher junger Mann fand hier eine tüchtige, gewerbliche Vorbildung und infolgedessen bereitwillige Aufnahme bei hiesigen sowie auswär tigen einschlägigen Firmen in Kontor und Arbeits saal. Fabrikdirektoren in Zürich, Moskau usw. waren einst Schüler dieser Anstalt. Auch haben wiederholt Kaufleute der Schnittwarenbranche Extra- Kurse hier genommen, um sich eine gründliche Waren kunde anzueignen. Donnerstag, den 23. April, abends 6 Uhr, findet an hiesiger Webschule die Auf nahme neuer Schüler statt. Beizubringen sind Schul entlassungszeugnis und eine Mark Einschreibegebühr. Schüler aus Ortschaften, die nicht mit zum hiesigen Webschuloerbande gehören, haben zwei Mark Ein trittsgeld zu zahlen. Letzteren bilden die Gemeinden Mülsen St. Jakob, St. Niklas und St. Micheln. * — Thurm. Ein Rehbock, welcher in letzter Zeit im Rümpfwald als gemeingefährlicher Wegelagerer auftrat, mußte infolgedessen erschossen werden. Derselbe war vom Herrn Rittergutsbesitzer Sarfert in Thurm aus Wien bezogen und in die hiesigen Waldungen aus gesetzt worden. Schon seit einigen Tagen stellte er auf den Waldwegen alle Personen, näherte sich mit einigen Bocksprüngen und suchte mit gesenktem Haupte die Beute zu unterlaufen. Stockschlüge vermochten ihn nicht zu verjagen. Als er es mit einigen Schulknaben so arg trieb, daß auf deren Hilferufe Erwachsene herbeieilten, welche die bereits stark verletzten Knaben befreiten, brachte ihn kurz darauf das Blei des Jägers zur Strecke. Dresden. In nicht geringen Schrecken wurden am ersten Feiertag die Reisenden eines Kupee dritter Klasse des früh 2 Uhr 50 Min. vom hiesigen Haupt bahnhofe nach Leipzig verkehrenden Schnellzuges versetzt, als kurz nach Durchfahren der Station Borsdorf die Tür eines Abteils plötzlich auiging und ein Fahrgast, der an der Tür gestanden oderHgelehnt hatte, aus dem Haar aufgelöst hatte, sofort auf ihre Handschuh fallen. „Aber Leska, meine Handschuh! rief sie in Heller Empörung. „Du hast sie Dir richtig angepreßt und aus aller Fayon gebracht!" Etwas erschrocken zog die Sünderin vie Handschuh von den Fingern und stotterte eine Entschuldigung, daß sie auch nicht daran gedacht hätte, es vorher zu tun. Ihr war es, als erwache sie aus einem wunderschönen Traum, als käme sie aus einer andern Welt. Mit verträumten Augen blickte sie um sich. „Was hast Du nur? Wie siehst Du aus?" fragte die Frau Amtsgerichtsrat, ihre jüngste Tochter ganz erstaunt betrachtend. Das Mädchen sah ja bildfchön aus, diese Pracht- vollen Farben, diese leuchtenden Augen, und dazu der erste Jugendschmelz, den keine Kunst je wieder ersetzen konnte, wenn er erst dahin war. Wie schnell er schwand, das konnte man an ihren beiden ältesten Töchtern sehen. Ein schneller Entschluß reifte in dem Innern der kleinen, leichtlebigen und doch klugen Damen. Valeska mußte den Ball im Kasino heute mit besuchen, ihre taufrische Schönheit durfte nicht länger im Verborgenen blühen. „Wenn Du nicht zu müde bist vom Schlittschuh laufen, kannst Du ja heute mitkommen," sagte die Frau Amtsgerichtsrat plötzlich und gar nicht beachtend, welch maßloses Staunen ihre Worte bei den Schwestern hervorriefen. „Einmal mußt Du ja doch in die Gesellschaft eingeführt werden. Frau Doktor Berger bringt schon den ganzen Winter ihre drei Töchter auf die Bälle. Was die kann, kann ich schließlich auch!" fuhr die Frau Amtsgerichtsrat entschlossen fort. „Aber Mama!" rief da Klara, indem sie ihr Haar vor dem Spiegel in einen Knoten schlang, „das . kann doch unmöglich Dein Ernst sein! Valeska soll l wohl zur Belohnung dafür, daß sie sich meine Hand- i schuh angemaßt hat, auf den Ball geführt werden." ! > I Wagen stürzte. Die Mitfahrenden zogen sofort die ' I Notleine, und als man die Strecke absuchte, fand man den betreffenden Passagier mit zertrümmerter Schädel decke neben den Geleisen liegen. Mittelst eines bon i Leipzig abgelassenenen Eisenbahntkrankentransportwagens wurde der Verletzte nach Leipzig gebracht, wo er, nach den „Dresd. Nachr.", noch an dem gleichen Tage nach- . mittags 4 Uhr verschieden ist. Dem Vernehmen nach ist der so jäh ums Leben Gekommene ein Bahnassistent aus Potschappel. Dresden. Die Saalfrage hat durch die nach den Feiertagen überall voll einsetzende Agitation zu den Neichstagswahlen eine besondere Bedeutung erhalten, und zwar, wie sich die Dinge hier zu ent wickeln scheinen, auch für die bürgerlichen Parteien, denn die Dresdner Gastwirte und Besitzer von öffent lichen Sälen beschlossen, die Dresdner Militärbehörden zu veranlassen, in gleicher Weise zu verfahren, wie die zu Leipzig, nämlich so, daß das Militärverbot nur auf den Tag über einen Saal verhängt werde, an welchem eine sozialdemokratische Versammlung stattfindet. Ferner beschlossen die Wirte, bis auf weiteres ihre Säle überhaupt keiner Partei zu öffent lichen Versammlungen herzugeben. In gleicher Weise wollen die Saalinhaber der Umgegend ver fahren. Der Zwickauer Produktenhändler Schildbach ward unter dem dringenden Verdacht, sein Haus in Brand gesteckt zu haben, nach dem Chcmn. Tagcbl. in Untersuchungshaft genommen. Zwickau. Im hiesigen 18. Reichstagswahlkreis will man den Superintendenten I). Meyer als Reichs tagskandidaten aufstellen. (V. A. u. T.) Wie Zwickauer Blätter melden, ist der Ex bankdirektor Exner echt standesgemäß in zweiter KlasseinZwickauangekommsn. Ec hatte viel Gepäck bei sich und wurde in einer Droschke nach dem Gefängnis übergeführt. Hoffentlich werden in Zukunft wegen Preßvergehen belangtePersonen ebenso fein behandelt. Glauchau. Der Streik dec hiesigen Malerge hilfen, der bereits seit dem 16. März währt, dauert noch immer an. Die Arbeiter haben schon mehrere Versuche gemacht zur Beilegung der Differenzen, aber ohne Erfolg. Um das erledigte Direktorat der Bürgerschule in Limbach haben sich acht Herren beworben. Von diesen wurden die Herren Realschullehrer Petzold in Meerane, sowie die Schuldirektoren Flade in Burk hardtsdorf und Hertel in Müljen St. Jakob in die engere Wahl gezogen. In Brandis beschlossen die Stadtverordneten, daß mit der Einführung der Bisrsteuer daselbst auch die Erhebung der Schankgewerbesteuer fortbestehen soll. Oschatz. Die Hoffnung vieler Wermsdorfer, in i^rem Orte ein neues „Oelherm" erstehen zu sehen, die bis m die letzten Tage hinein infolge des wiederholten Eintreffens von Sachverständigen stets neue Nahrung erhalten hatte, ist nunmehr — wohl endgültig — zu Wasser geworden. Am Dienstag morgen traf dort der Bergingenieur und Geologe Dr. Maine aus Berlin ein. Er hat die „Quelle" selbst eingehend unter sucht und ist zu der Erkenntnis gelangt, daß das petro leumartige Oel, das man in einem Wermsdorfer Anwesen bemerkt hatte, jedenfalls von dem etwa 12 Me^x höher gelegenen Kirchhofe herrührt, von dem aus ein mit Steinröhren versehener alter Entwässerungsgraben nach dem neben dem „Quellen"-Grundstück vorüberfließenden Bache führt. Dieser Graben durchquert überdies eine ehemalige Dünger st ätte, unter der gutem Vernehmen nach früher Tierkadaver vergraben worden sind. Scheibenberg. In dem Konfirmations streik, von dem wir berichteten, sind noch immer „Von Anmaßen ist gar keine Rede," sagte Leska, plötzlick wieder sehr mutig werdend, „und angepreßt habe ich sie auch nicht; meine Hände sind kleiner wie Deine!" Triumphierend hielt sie ihre kleinen Finger hoch. „Hast Du denn Ballhandschuh?" fragte aber Erna spitz. „Und welche Robe wirst Du denn aus Deinem reichen Vorrat von Ballkleidern wählen?" „Sie wird ihr weißes Kaschmirkleid anziehen, es ist noch wie neu," sagte die Frau Rat sehr ent schieden, „ein paar Blumen oder eine Schleife ins Haar gesteckt, das genügt für so ein junges Mädchen, und Handschuh gibt es drüben im Geschäft bei Müllers." Erna und Klara warfen sich nur noch einen verständnisvollen Blick zu. Sie war doch bisweilen ganz unberechenbar, diese Mama, aber wenn sie so entschieden auftrat, dann duldete sie keinen Wider spruch, also hieß es, sich fügen, das wußten sie aus Erfahrung. „Müde bin ich auch nicht ein bißchen!" erklärte Leska und hüpfte ausgelassen im Zimmer herum. Was würde Adloff sagen, wenn er sie schon heute wiedersah im Ballkostüm. Erscheinen müsse er schon auf dem Ball, des Majors und seiner tanzlustigen Tochter wegen, hatte er ihr gesagt, und dann hatte er noch einmal seine Empörung darüber ausgesprochen, daß sie, Valeska, die holdeste der Ballerscheinungen, den Ball nicht verherrlichen sollen. Zu welch einer reizenden Ballfee Leska sich aus dem blauen, schon etwas abgetragenen Tuchtostüm, worin er sie bis jetzt nur geschaut, entpuppte, das konnte er freilich kaum ahnen. Das gelbweiße Kaschmirkleid, welches Hals und Arme freiließ, stand ihr entzückend, das aschblonde, wellige Haar war in einen leichten Knoten arrangiert, und wie verloren lagen darin ein paar Tausendschönchen.