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muß bei dem Aufgraben anwesend sein, und bei Ihnen verteilen können, dH ich weiteres bestimme. Als Besicht bitte Ihre Briefe nicht mit Ihrem Namen zu Zeichnen, sondern „Diego". Ihre erwünschte Ant wort entgegenfrheNd zeichnet hochachteod Manuel SatiM, MilitärgefängniS Madrid, 1. Dezbr. 1895." Man Heiß nicht, ob man mehr die Frechheit oder Thoryeit dieses edlen Sennor Juan bewundern soll. — Schön Heide, 4. Dez. Die Bürstenin dustrie, die sich hier von Jahr zu Jahr bedeutender entwickelt und über den ganzen Ort verbreitet ist, besteht schon über hundert Jahre; in der Inventur eines hiesigen Geschäftes vom Jahre 1785 kommt bereits ein Bürstenmacher namens Then vor. — Plauen , 6. Dez. Der Sturm, der nament lich in vergangener Nacht wütete und von Gewitter regen begleitet wär, hat in der Stadt sowie in der Umgebung vielfachen Schaden angerichtet. Starke Bäume wurden entMurzelt, Zäune umgeworfen, Dächer beschädigt und Fenstet zetschmettert. — Bet einer Nachlaßauknon inMeisten kam auch sogenannter alter Rummel, worunter alte Töpfe waren, zum Verkauf. Ein Bieter erstand diese Töpfe und war nicht wenig erstaunt, vier Sparkassenbücher mit Einlagen im Betrage von 8000 Mark nebst einem Vorschußbuch darin zu finden. — Frankenberg, 5. Dez. Heute früh verschied der im 6. Lebensjahre stehende Sohn eines hiesigen EPinnereibesitzers an den Folgen eines Un glücksfalles »ach entsetzlichem Leiden. Der Knabe hatte am Dienstag mittag voriger Woche, nachdem er vom Küchenfenster aus einer am Ausgußrohr vorgenommenen Reparatur zugesehm hatte, beim Herabsteigen einen auf dem Festerbrett stehenden Topf mit heißer Milch so unglücklich gestreift, daß derselbe herunterfiel und dabei seine» Inhalt über das arme Kind ergoß. Zu den hierdurch verursach ten schweren Brandwunden traten noch innere Ver letzungen, indem det bedauernswerte Knabe im Schmerze ein Glas, in welchem ihm ein Labetrunk gereicht wurde, zerbiß und Scherben verschluckte; hauptsächlich die durch die Glassplitter entstandenen inneren Verletzungen sollen den Tod des Kindesher beigeführt haben. 8 Berlin, 6. Dez. Die Ausständigen in der sozialdemokratischen Buchdruckerei von Maurer und Dimmich haben auf die Bekanntmachung der Firma, daß sie tarifmäßige Löhne zahle und tarifmäßige Ar beitszeit innehalte, einen Aufruf an die Arbeiter Berlins erlassen, in welchem die Mißstände in dieser Firma, Ueberschreitung der Gewerbeordnung, über lange Beschäftigung jugendlicher Arbeiter und man gelhafte Bezahlung nochmals klargelegt werden und an die Solidarität der gesamten Arbeiterschaft ap pelliert wird. Damit ist der Boykott über diese Firma ausgesprochen. 8 Berlin. Eine durchgreifende Veränderung wird ein Teil der Königstadt im nächsten Jahre er fahren. Sie geht aus der Initiative der in diesem Stadtteil ansässigen Inhaber großer Geschäfte her vor. Namentlich wird, so meldet der ConfektionLr, die Klosterstraße von der Königstraße ab bis zum Häuserblock der Rosenstraße in neuem Glanze er scheinen. Die Firma Gebrüder Simon, Klosterstraße 80, 81 und 82 läßt einen großen Neubau errichten. Das Nebenhaus Nr. 83 ist von der Lsinenwaren- firma Julius Benedix Söhne erworben worden. An Stelle des Eckhauses Klosterstraße 21, Ecke der Bi schofstraße, wird ein großes Warenhaus entstehen, welches von der Firma Carl Cohn errichtet werden wird. Die jenseits der Bischofstraße liegende Reihe kleiner Grundstücke ist zum Teil von der Firma Carl Riemer, zum Teil von der Firma Gebrüder Philippi angekauft worden. Ueberaü werden Neu bauten entstehen. Die Grundstücke Klosterftraße 17/18 werden einem modernen Geschäftshause Platz machen. Das benachbarte Haus Klosterstraße 16 wird eben falls einem Neubau weichen. Ferner verlautet, daß die Gebäude Bischofstraße 6 und 7 einem modernen Warenhaufe Platz machen werden. Die Firma N. Israel hat ihren in der Spavdauer- und Königstraße gelegenen großen Baukomplex durch Ankauf des um fangreichen Grundstückes Spandauerstraße 30 ver größert. Hierzu kommt noch der nunmehr vollendete Bau des großen Warenhauses in der Rosenstraße. Dieser Teil des Centrums, in welchem sich noch viele alte Häuser befinden, nimmt nunmehr eine voll ständig veränderte Gestalt an. 8 Berlin, 6. Dez. Die Volkszählung in Berlin ergab eine Bevölkerungsziffer von 1,674,115 Einwohnern. 8 Ein Entführungsgeschichte, die möglicherweise noch ihr Nachspiel in einem Ehescheidungsprozetz vor Gericht finden wird, soll inBerlin das Tages gespräch bilden. „Eine am Alexanderplatz-Theater engagierte Schauspielerin namens W. hatte in ihrer „Kleinen Lämmer-Rolle" einen auf der Durchreise befindlichen ungarischen Bankier derartig begeistert und entzückt, daß derselbe, obwohl er verheiratet ist, beschlossen hat, mit ihr zu fliehen. Das Liebespaar soll sich nach Skandinavien gewendet haben. 8 Den Schutz der Bauhandwerker betrifft ein Antrag, welchen Abg. Bassermann (natlib.) im Reichstage eingebracht hat. Derselbe ersucht die Regierung, einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen die Bauhandwtrker und Bauarbeiter für ihre aus Arbeiten und Lieferungen an Neu- und Umbauten erwachsenden Forderungen gesichert werden, und dabei insbesondere die Einräumung eines gesetz lichen Pfandrecht« an der Liegenschaft in Erwägung zu ziehen, welches den durch ihre Leistungen geschaffenen, durch gerichtliche Schätzung festzustellen den Mehrwert erfaßt und allen hypothekarischen An sprüchen vorgeht, soweit solche den gerichtlich festzu setzenden Wert der Liegenschaft zur Zeit deS Bau beginns überschreiten. § Ueber die äußeren Vorgänge bei der „Beur laubung" des Ministers v. Köller berichtet die Staatsbztg.: Am Sonntag hatte der Reichskanzler eine Anzahl Kollegen in seinem PalaiS versammelt, um mit ihnen die Köllerfrage zu besprechen. Das Ergebnis war ein Bericht an den Kaiser, in dem die Entlassung Köller's noch vor dem Zusammentritt des Reichstags gefordert wurde. Der Kaiser war überrascht und befahl Herrn von Köller zu Montag früh 8 Uhr nach Potsdam. Die Unterredung dauerte sehr lange und da die Abreise des Kaisers (nach Breslau) auf 8 Uhr 45 Min. festgesetzt war, so fuhren beide im Sonderzuge bis zum Bahnhof Friedrichstraße und setzten die Unterredung fort. Diese führte nicht zu einer vollständigen Klärung, der Kaiser behielt sich deshalb die Entscheidung vor und entsprach dem Wunsche des Herrn v. Köller, ihn bis dahin zu beurlauben. 8 H a mb u r g , 6. Dez. Ein seit gestern wüten der heftiger Westsüdweststurm verursachte in der Hafengegend und in den niedrig gelegenen Häusern der inneren Stadt Ueberschwemmungen und bedeu tenden Materialschaden. Die Feuerwehr ist an vielen Stellen beschäftigt, Keller leer zu pumpen. Viele Transportfahrzeüge sind voll Wasser geschlagen und gesunken- Auch aus Harburg, Kuxhaven, Lübeck, Kiel.und vielen anderen Orten laufen Berichte über Sturm und Hochwasserschäden ein. Die Telephon verbindungen sind vielfach unterbrochen. 8 Mannheim, 6. Dez. Ein Orkan, der heute Nacht wütete, hat im Pstroleumhafen die 200 Meter lange ur> d 15 Meter hoheBrücke niedergeworfen. 8 Der 54 Jahre alte Landwirt Isidor Stelzer von Untergrombach bei Bruchsal, der die Kriegs von 1866 und 1870miigemacht, hatte, da er in der linken Schalter ständige Schmerzen fühlte und an der Arbeit dadurch behindert war, beim Königs. Bezirkskommando um Zuweisung der für solche Fälle vorgesehenen Unterstützung nachgefucht. Er wurde deshalb rm Garnison-Lazarett einer Untersuchung unterzogen, wobei sich herausstellte, daß der Mann unterhalb des linken Schulterblattes eine Kugel stecken hatte, von deren Vorhandensein er gar nichts wußte. Durch Herrn Oberstabsarzt Dr. Thielemann wurde ihm das Geschoß, eine preußische Zündnadel gewehrkugel, die er 1866 im Gefecht bet Hundheim erhalten und 290e Jahre mir sich herumgetragen, herausgeschnitten. Wie die „Bruchs. Ztg." vernimmt, ist derHeilungsProzeß so günstig verlaufen, daß der Veteran in wenigen Tagen aus dem Lazarett ent lassen werden kann. 8 Die Einweihung des Kaiser WilhelmdenkmaleS auf dem Kyffhäuser ist auf den 16. Juni 1896, mit tags 12 Uhr, festgesetzt worden. Man erwartet den Kaiser, sowie all deutschen Fürsten und die Bür germeister der Hansastädte. * * Wien, 6. Dez. Infolge des gestrigen or kanartigen Sturmes wurden Fuhrwerke, darunter Omnibusse, umgeworfen, zahlreiche Personen verletzt. Der Schriftsteller Dr. David wurde mit solcher Hef tigkeit niedergeworfen, daß er erst bewußtlos war; ehe er sich erheben konnte, wurde er von einem Wagen überfahren und erlitt einen Bruch der beiden unteren Schienenbeine. * * Mohvlm (Schweden), 6. Dez. Die Stadt Marinstad (Westgotland) ist vergangene Nacht nieder gebrannt. Nur die Volksschule, ein Hotel und der Bahnhof find unbeschädigt, Dreiviertel der Bevöl kerung ist obdachlos; das Feuer wütet fort. Tele graphen-, Telephon- und Eisenbahn-Verkehr sind un terbrochen. * * Kopenhagen, 6. Dez. Nach einer Mel dung aus Christiana hat Frau Nansen durch eine Brieftaube günstige Nachrichten von ihrem Gatten, der sich auf einer Expedition nach dem Nordpol be findet, erhalte». * * Paris, 6. Dezbr. Der Ortspfarrer von Ferriores bei Orleans erhielt von einem ehemaligen deutschen Offizier namens Ludolff ein Dankschreiben zum Andenken an die Sorgfalt, welche dieser Geist liche ihm 1870 angedeihen ließ. Der Brief ist da tiert Hannover, 17. November, und kündigt die Ab sendung eines Geschenkes an, bestehend aus dem Portrait des Offiziers. * * Die neuesten amtlichen Angaben über die Bevölkerung Frankreichs und Englands beleuchten die bekannte Thatsache der langsamen Vermehrung der französischen Bevölkerung in sehr bemerkenswerter Weise. Das Verhältnis der Be völkerungsziffer beider Staaten war 1801 noch das von 2 : 1, wobei Frankreich die Ziffer 2 darstellt. Damals hatte die Republik etwa 29 Millionen Ein wohner, England kaum 15 Millionen. 1891 war England auf 37 797013 Seelen angewachsen, wobei es von Frankreich nur noch um 1 Million überholt wurde. Die neueste Ziffer hat das Verhältnis gänz lich geändert: England zählt nunmehr 39134166 Einwohner, Frankreich 38^/e Millionen. * * London giebt Modenarren wiederum ein böses Beispiel: Die vornehmste Welt hat sich dort auf daS Theerauchen verlegt. E« werden dort m gewissen Läden sogar schon im großen hergestellte Thee-Cigaretten verkauft. Besonders sind eS die Damen, welche dieser neuen Leidenschaft fröhnen, die freilich von weniger Bemittelten nicht leicht mit ge macht werden kann. Der Reiz gar mancher Genüsse besteht ja hauptsächlich darin, daß sie wegen ihres hohen Preises nicht leicht zugänglich sind. Natürlich wird Paris, das sich keinen Modeunfinn entgehen läßt, London schnell nachahmen. Echten chinesischen Thee rauchen und bestes Kölnisches Wasser trinken, werden nun die beiden vornehmsten Genüsse sein. Kölnisches Wasser hat wenigstens den Vorteil, sehr reinen Weingeist zu enthalten. Die Damen können eS sich verschaffen, ohne in den Verdacht des „stillen Suffs" zu geraten. Natürlich kann Niemand Köl nisches Wasser, das zu 88 Hundertsteln aus Wein geist besteht, rein trinken. Es wird tropfenweise auf Zucker genommen oder mit Wasser verdünnt. * * Ueber die Verwendung von Elfenbein und Metallen bei den Indianern Alaskas (Nordwest- Amerika) macht ein Amerikaner, namens Hughes, einige interessante Mitteilungen. Während einer Erkrankung befand er sich mehrere Monate hindurch in dem indianischen Dorfe Jakov, wo er bemerkte, daß die Einwohner viele Gerätschaften von Elfenbein besaßen. Auf oie Frage nach der Herkunft des Ma terials erklärte der Häuptling, daß sich einige Tage reisen von Iakon in den Bergen eine Kluft befände, in der das Material gesunden wurde, aus dem der Stamm seine Gerätschaften verfertigte. H -ghes wußte den Häuptling zu bestimmen, ihm die Stelle zu zeigen. Die Reise ging über zahlreiche Wasser läufe und umfangreiche Eisfelder. Endlich befand man sich an einer Erdsenkung neben einem Gletscher. Die Indianer begannen den Schnee zu beseitigen und cs zeigten sich nun unzählige Skelette von Mammuth» tieren und Mastodons, sowie riesige Stoßzähne. Hughes nahm so viel mit, wie er auf den Schlitten transportieren konnte, und er gedenkt nun, mit den Mitteln, die er aus dem Verkaufe mehrerer Tons Elfenbein erhielt, eine Expedition auszurüsten. Fer ner wird aus Alaska berichtet, daß ein Agent der Alaska Commercial Company die Entdeckung machte, daß ein Jndianerstamm an den Quellen des Copper flusses zu den Gewehren Kugeln benutzte, die der Stamm selbst goß. Bei der Untersuchung ergab sich, daß sie teils aus Kupfer, teils aus einer Mischung von Silber und Blei bestanden. Die Indianer er zählen, daß sie die Metalle in den Schluchten hinter Spirit Mountain fänden. * * Die nordamerikanische Regierung droht in der JahreSbotschaft des Präsidenten Cleveland mit Zollschraubereien gegenDeutschland, weil die deutschen Schutzmaßnahmen gegen die Einfuhr von amerika nischen Vieh und Nahrungsmitteln zu weitgehend seien. Das Letztere stimmt nun in keinem Falle, denn man weiß ja, wie es nur zu häufig mit der Gesundheitsgefährlichkeit jener Lebensmittel bestellt ist, die aus den Vereinigten Staaten von Nordame rika den Weg herüber zu uns nehmen. * * Zur Strandung des nach Brasilien be stimmten italienischen Dampfers „Soifertno" mit über 1300 Passagieren an der marokkanischen Küste wird aus Tetuan geschrieben: Da eine Aussicht, das Schiff durch eigene Kraft wieder flott zu bringen, nicht vorhanden war, und dessen Lage st.folge be deutender Beschädigungen des Kiels auch ziemlich gefährdet erschien, unternahmen einige mutige Ma trosen des „Solferino" das Wagestück, in einem Boote die Fahrt nach Ceuta zu unternehmen. Sie langten glücklich an, und von da wurde nach Gib raltar um Hilfe telegraphiert. Noch ehe die daselbst auf diese Nachricht sofort in See gegangenen Dam- pferfahrzeuge am Unfallorte anlangten, bemächtigte sich während der an Gord ausgebrochenen Panik eine Anzahl von Passagieren eigenmächtig eines Ret tungsbootes. Dieses schlug um, und alle 26 In sassen fanden ihren Tod in den Wellen. Der mau rische Gouverneur von Tetuan begab sich sofort in Begleitung de« italienischen Konsulvertreters mit Soldaten an die Unglücksstelle, um für das Schiff die erforderlichen Schutzmaßregeln gegen etwaige Plünderungsversuche der umwohnenden Piraten z« treffen. Passagiere und Ladung wurden ohne weitere Verluste sämtlich geborgen und nach Gibraltar über geführt, von wo sie der Neapeler Dampfer „Was hington" weiterbeförderte. „Solferino" ist im Ver laufe weniger Jahre schon der zweite große italie nische Auswanderer-Dampfer, der an der marokka nischen Küste durch Strandung zu Grunde gegangen ist. * * Ueber die Goldfunde in unserem ostafri kanischen Schutzgebiet geben die deutsch ostafrikanische Gesellschaft und die Eisenbahngesellschaft für Ostafrika (Usambaralinie) im Anschluß an eine frühere Veröffentlichung folgendes bekannt: Unser Beauftragter, der Geologe Dr. Stapff, welcher am 25. September in Deulsch-Ostafrika angelangt war, hat in der ersten Hälfte des Monats Oktober etwa 60 Irin Luftlinie westlich von Tanga an mehreren Punkten daS Vorkommen von goldhaltigem Qaarz konstatiert und die Ueberzeugung gewonnen, er habe einen Goldquarzgang von 5 Km Länge gefunden. Nachdem Dr. Stapff am 17. Oktober zu unserer tiefen Betrübnis einer Fiebererkrankung erlegen war, haben wir den englischen Bergingenieur W. Martin apl 28. Oktober von Brindisi nach Ostafrika abge sandt. Herr Martin ist am 11. November in Tanga