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Wochen- und Rachrichtsblott zugleich MM-MjtiM für Lotziidorf, Bvlik, Iersdsrs, Msdorf, St. LOien, Leimchrort, Amm» md Mm. Anttsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —— - -—— ——--——-- 45. Jahrgang. - --------------- Nr. 282. Donnerstall, den 5. Dezember 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2S Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstaltcn, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespsttene KorpuSjkNr oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uh.. TKAeKKsschichLe. * — Lichtenstein, 4. Dez. Von der Kgl. Kreiöhauptmannschaft Zwickau ist dem hiesiaen Ge flügelzüchter-Klub zu seiner am 2. und 3. Februar 1896 stattfivdenden Geflügelausstellung die Geneh migung zur Verlosung erteilt worden. * — Bei der heute stattgefundenen Stadtverordne- ten-Ergänzungswahl wurden gewählt als Ansässige die Herren: Baumeister Julius Hedrich mit 344, Privat mann Gustav Oettel mit 247 und Kaufmann Louis Arends mit 237 Stimmen. Als Unansässiger Herr Agent August Niehus mit 151 Stimmen. Die nächst meisten Stimmen erhielten von den Ansässigen die Herren: Restaurateur Robert Zschoche 127, Handels mann und Lotterie-Kollekteur August Bernstein 87 und Klempuermeister Eduard Scheibner 41 Stimmen. Von den Unansässigen entfielen die nächstmeisten Stimmen auf folgende Herren: Oberlehrer Ernst Moritz Reichel 113 und Kaufmann Louis Baunack 105 Stimmen. — Bei der heutigen Wahl wurden insgesamt 393 Stimmzettel abgegeben. * — Kauft daheim! Zu jedem Weihnachts fest erfolgt diese Mahnung und doch muß ste von Jahr zu Jahr wiederholt werden, damit sie noch immer mehr beherzigt werde. Es sei vor Allem dies mal auf den wichtigsten Punkt hingewiesen, der be sonders manchen scheinbar vorteilhaften Einkauf an derswo durchaus nicht als vorteilhaft erscheinen läßt. Warum soll es nicht Stellen geben, wo irgend eine Ware in der That billiger ist als am Platze? Das mag ohne weiteres zugestanden sein. Aber wer bürgt nun dafür, daß das billigere Stück nun auch prak tisch so verwertbar ist? Es kann zu groß oder zu klein sein, ein anderes Muster haben oder aber dem Geschmack nicht entsprechen. EL ist also immerhin ein Kauf blinden Zufalls, der oft wunderlich spielt, denn selbst eine wirklich preiswerte Ware braucht doch noch lange nicht praktisch oder passend zu sein. Wer dagegen bei seinem altbekannten oder altbe währten Lieferanten im Orte selbst bleibt, der wird von vornherein über diesen Punkt der praktischen Verwendbarkeit beruhigt sein können, und auch im Preise wird er keine Niete ziehen; bei einem Einkauf, der in der That ins Gewicht fällt, thut schon jeder Geschäftsmann freiwillig sein Möglichstes, er wäre ja auch ein Thor, wenn er den goldenen Quell der Preiswürdigksit, auf den allein ein Geschäft florieren kann, verstopfen wollte. Wer aber nur Kleinigkeiten von anderswo her beziehen will, der wird stets etwas drauflegen. Heute hat eine jede Stadtgemeinde ihre Pflichten, aber auch ein jeder Bürger darin, und zu seiner vornehmsten Bürgerpflicht gehört es, daß er dazu beiträgt, seine Heimatstadt in Blüte zu bringen. Ein wesentlicher Faktor hierfür ist aber, wenn man sorgt, daß das Geld im Orte rolliere; wer es gar zu ängstlich festhält oder nach auswärts trägt, be sieht am Ende dis Folge doch bei den Gemeindezu schlägen, die nur eine Folge des Standes von Han del und Wandel sind. — Dezember bannt der Sonne Lauf — Sie steht so spät vom Lager auf — Und früh sie schon zur Ruhe geht — Wenn Thomas im Kalen der steht — Da ist genaht die längste Nacht — Das Jahr ist nun zu End' gebracht. — Im Freien herrschet Frost und Schnee — Das Eis erscheint auf Fluß und See. — Mag's draußen öd' und kalt auch sein — Doch ziehet Wärm' und Freude ein — In Haus und Herz. Sankt Nikolaus — Teilt Lohn und Straf' den Kindern aus — Und mahnt sie wohl, daß brav sie sind — Weil bald nun kommt das Jesukind. — Die heil'ge Weihnacht ist nicht fern — Die Alt und Jung ja haben gern! — Zu lange nur tue Tage flieh'» — Nicht schnell genug die Stunden zieh'» — Die Mutter sorgt und sucht und lauft — Daß jedem sie das Rechte kauft. — Und endlich naht die heil'ge Nacht — O, welch' Entzücken, welche Pracht —- Wenn Christkind mit dem Glöcklein schellt; — Wie strahlt der Gaum, von Licht erhellt — Wie reich ist Jedes heut' be schenkt! — Doch Kinder auch des Heilands denkt! — Gedenkt, von wem die Gabe komm', — Und danket froh und betet fromm! — Und dann — am schönen Weihnachtsfest — Der Not der Armen nicht vergeßt! — Millionenüberschüsse erzielen die privaten Feuerversicherungsgesellschaften aus den Versicherun gen in Sachsen. Nach einer dem Landtage von der königl. Staatsregierung vorgelegteu Zusammen stellung haben diese Gesellschaften in den 10 Jahren von Anfang 1885 bis Ende 1894 in Sachsen über 56 Millionen Mark vereinnahmt, aber nur etwas über 33 Millionen Mark für Brandschäden und Feuerlöschkassenbeiträge nach Sachsen bezahlt. 23 Millionen Mark sind ihnen also für Verwaltungs kosten und als Gewinn verblieben. — Die Ausspielung von Cigarren durch Wür° felautomaten ist nach soeben ergangener reichsgericht licher Entscheidung als verbotenes Glücksspiel im Sinne des Z 286 des R.-Str.-G.-G. zu betrachten. — Retsepläne nach Süd und Nord in reichhal tiger Auswahl bietet da« Programm von Karl Riesel's Reisekontor (Berlin 8. Königgrätzerstr. 34). Das Kontor, welches auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken kann, wird außer seinen ständigen Reisen nach allen Erdteilen wieder eine Anzahl größerer, ganz außerordentlich billiger Extrafahrte», nament lich nach den südlichen Ländern unternehmen. Pro gramme sind bei demselben gratis und franko erhältlich. * — Callnberg, 4. Dezbr. Das gestern abend im hiesigen Schützenhaussaale vom 7. Thür. Jnf.-Reg. Nr. 96 aus Altenburg gegebene große Milüär-Concert, unter Leitung des Herrn Musikdir. Schulz, fand von dem zahlreich anwesenden Publi kum die ungeteilteste Aufnahme, was auch die zahl reichen Beifallsbezeugungen nach jeder Nummer kund gaben. Auch die Solostücke für Cornet ü Piston, Xylophon und die historischen Stücke für Herolds trompeten wurden mit besonders stürmischem Applaus begrüßt, so daß sich teilweise Wiederholungen nötig machten. m— Ortsmannsdorf, 3. Dez. Wegen Ablauf ihrer sechsjährigen Wahlzeit haben in diesem Jahre drei Mitglieder von Ortmaunsdorf und zwei Mitglieder von Neudörfel aus dem Kirchenvorstand auszuscheiden. Bei der vor kurzem unter sehr reger Beteiligung stattgefundenen Ergänzungswahl wurden als Vertreter gewählt für Ortmannsdorf: Hausbe sitzer Robert Kemnitzer, Gartengutsbefitzer Louis Ebersbach und Webermeister August Blechschmidt, für Neudörfel: Lehrer Schneider und Hausbesitzer Otto Münch. Im Vormittagsgottesdienst des letzt vergangenen Advent-Sonntags ist die Einweisung und Verpflichtung der neugewählten Kirchenvorstands mitglieder vollzogen worden. — Mülsen St. Jacob. Daß auch nach Jahren treue Kameradschaft bei unseren Soldaten und Kriegern bewahrt wird, bezeugt folgender Fall: Am 1. Dezember empfing der Kampfgenosse Fürchte gott Krauße hier, ehemaliger Kanonier der 3. schwe ren Batterie Nr. 6, ein Paket nebst einem Brief aus Leipzig, in welchem ein Kriegskamerad schreibt, daß er von Kamerad Krauße vor 25 Jahren vor Paris unter Kanonendonner ein Brot geschenkt er halten habe und nun nach 25 Jahren ihm dafür ein Brot, 1 Bratwurst, 1 Flasche Nordhäuser und 1 Päkchen Tabak übersende. Obgleich er damals nur das Brot trocken erhalten und gegessen habe, hätte es ihm bei seinem Hunger vortrefflich geschmeckt, und K. soll sich nun auch dieses schmecken lassen in der Erinnerung der schweren Tage vor Paris. Daß diese kameradschaftliche Gesinnung Freude gefunden, ist wohl zu denken, und sie verdient Erwähnung. — Dresden, 2. Dezbr. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich gestern im Neustädter Hoftheater während der Aufführung von „Prinz Hönigschnabel". Ein Maschinist geriet in Brand und erlitt, trotzdem die Flammen sofort durch Ueber- wsrfen von Decken erstickt wurden, schwere Brand wunden am Kopfe. Der Unglückliche, der, von fürchterlichen Schmerzen gepeinigt, schrie, daß man es im Parkett vernahm, wurde in der Diakonissen anstalt ausgenommen. — Leipzig, 2. Dezbr. Der pensionierte Schutzmann Ziegenbalg, der am 23. Oktober c. auf dem Königsplatze das Revolverattentat auf den Herrn Polizeidirektor Bretschneider ausführte, ist, wie man hört, als geisteskrank und unzurechnungsfähig erklärt worden. Es dürfte nunmehr seine Unterbringung in einer Irrenanstalt sich notwendig machen. — Chemnitz, 3. Dez. Der Leiter der hiesigen Militärkapelle, Herr Musikdirektor Asbahr, wurde eingeladen, das am nächsten Sonnabend in Straß burg stattfindende Concert des dortigen Orchester- Vereines, welchen Herr Asbahr bis zu seiner Ver setzung nach Chemnitz mehrere Jahre geleitet hat, zu dirigieren. Er wird dieser ehrenvollen Einladung Folge leisten; auch sein Sohn, Herr Willy Asbahr, wird in dem Concerte Mitwirken, indem er durch den Vortrag eines Bruch'schen Concertes Beweise seiner Leistungsfähigkeit als Soloviolinistbieten wird. — Glauchau, 3. Dez. Gestern vormittag explodierte in einer hiesigen Apprctmanstalt mit weit hörbarem Knall ein sogenannter Kalander und wurde der über einen Zentner schwere Deckelin den Arbeits raum geschleudert, auch mehrere Fensterscheiben zer trümmert. Zum Glück wurde von den Arbeitern niemand verletzt, nur ein Mädchen, das in der Nähe seinen Arbeitsplatz hatte, war durch den Knall der artig erschrocken, daß es einige Stunden arbeitsun fähig war. Nachmittags war es jedoch im Stande, die Arbeit wieder fortzusetzen. — Wilkau bei Zwickau, 2. Dez Der Wohl- khäter unserer Gemeinde, Kommerzienrat Gustav Dietel, hat neuerdings wieder 25000 M. gespendet zur Errichtung eines Volksbaoes auf der von ihm unlängst käuflich für etwa 6000 M. erworbenen, der Gemeinde aber zu gemeinnützigen Zwecken schen kungsweise überlassenen Wiese. — Mit ganz besonderer Freude ist in H arten-- stein die Nachricht ausgenommen worden, daß Kaiser Wilhelm zum Besten des Paul Flemming- Denkmals 700 Mark gespendet hat. — Eine große Kette von Verbrechen im Amte war es, die den ehemaligen Amtsgerichtsexpediente» Hermann Paul Wettlsy aus Lichtenstein, zuletzt bei dem Amtsgerichte zu Augustusburg angestellt, am 27. November auf die Anklagebank des Chemnitzer königlichen Schwurgerichts brachte. Unterschlagung im Amte in elf Fällen, gewinnsüchtige, falsche amt liche Beurkundung in vier Fällen, einfache Unter schlagung in sieben Fällen und einfache, falsche amt liche Beurkundung in einem Falle trugen ihm 3 Jahre 6 Monate Zuchthausstrafe und fünfjährigen Verlust der Ehrenrechte ein. Von der erkannten Freiheits strafe wurden zwei Monate als durch die Untersuch ungshaft verbüßt erachtet. Diese Verhandlung war die letzte der vierten Sitzungsperiode, weshalb der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Schräg, vor Ein tritt in die Beweisaufnahme den Herren Geschwo renen für ihre Thätigkeit im Namen des Gerichts dankte. — Grünhain, I.Dez. Der Klempner Wil helm Theodor Schatte hier tötete sich heule vormit tag in seiner Wohnung durch einen Revolverschuß in die linke Schläfe. — In Meißen kam es vor einigen Tagen zwischen einer Putzmacherin und zwei elegant geklei deten Damen auf freier Straße zu unliebsamen Aus einandersetzungen. Der Auftritt endete damit, daß die Putzmacherin der einen Dame den Hut vom Kopfe riß und indem sie sich zur Flucht wendete, den Rat gab, keinen Hut aufzusetzen, wenn sie keinen bezahlen könne.