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nügend bekannt ist, in Haft genommen. Derselbe halte auf dem Magdeburger Bahnhofe in Leipzig die Bekanntschaft eines Maurer« gemacht und in dessen Gegenwart ein Papier, daS einer Einhundert marknote ähnlich sah, aufgehoben, hierbei dem Mau rer erzählend, er werde den Fund der Polizei über geben. Der Gauner hatte offenbar erwartet, daß der Mann ihm den Vorschlag machen sollte, das Geld nicht abzugeben, sondern zu teilen. Als dies nicht geschah, machte er selbst ihm den Vorschlag, er solle 20 Mark herausgeben, dann wolle er ihm den Schein überlassen. Der Maurer wies dies Anerbieten, wohl annehmend, es handele sich hier wirklich um den Fund einer Hundertmarknote, zurück und teilte die Sache einem Schutzmann mit. Bei Annäherung desselben versuchte der Schwindler zu entkommen, wurde aber dingfest gemacht. Die „Blüte", denn eine solche war es, wurde an der Stelle, wo die Festnahme des Gauner« erfolgte, gefunden. — Chemuitz , 24. Sept. Das große Rennen, welches am Sonntag vom Dresdner Rcunverein auf den Chemnitzwiesen zu Furth abgehalten worden ist, war von cnca 17 000 zahlenden Personen besucht. Der Umfitz am Totalisator betrug 36 000 M. Auf dem Rennplatz wird nun am weiteren Ausbau ge arbeitet werden, um die Einrichtungen noch mehr den Anforderungen, des Sports und den Wünschen des Publikums entsprechend zu gestalten; so soll z. B. der Raum für den 1. Platz nach der Tribüne zu um 1 in durch Aufschütten erhöht werden. — Das nächste Rennen ist für ein eder zwei Wochen nach Pfingsten in Aussicht genommen. — Wie durch wunderbare Fügung sind bei der Eisenbnhnkatastrophe bei Oederan 2 Angehörige des 133. Regiment« bei der Unglücksfahrt vor Un heil bewahrt worden. Wie berichtet wird, saß der Musikdirektor der Kapelle des Zwickauer Regiments, Herr Eilenberg, mit einem Lazarettgehilfen in dem ersten Wagen des verhängnisvollen Militär-Zuges. Während der Fahrt fühlte er sich durch den Geruch der Medikamente, die der Lazarettgehilfe mit sich führte, derartig belästigt, daß ec in Freiberg, wo der Militärzug einige Zett hielt, ausstieg, um in einem Hinteren Wagen Platz zu suchen. Wäre der Musik direktor auf seinem ursprünglichen Platz geblieben, so würde er vielleicht auch ein Opfer der furchtbaren Katastrophe geworden sein. Dem gleichen Schicksal ist ein Einjährig-Freiwilliger entgangen. Derselbe begrüßte auf dem Freiberger Bahnhof während des Aufenthalts einen nahen Verwandten. In der Freude des Wiedersehens überhörte der Einjährige das Ab fahrtssignal seines Zuges, wenigstens vermochte er, als der Pfiff ertönte und der Zug sich bald darauf langsam in Bewegung setzte, seinen Platz vorn im ersten Wagen nicht mehr zu erreichen. Er sprang kurz entschlossen in das nächste Kupee, das bereits einem der Hintere» Wagen angehörte. Auf diese Weise blieb der junge Mann vor Unglück bewahrt. — Ebersdorf, 23. Sept. Als der Hand arbeiter Uhlmann kürzlich am Abend nach Hause kam, fand er die Stubenthür verschlossen, da seine Frau ausgegangen war. Während des Wartens lehnte er sich über den Gartenzaun. Dabei mag er eingeschlafen sein und sich mit dem Kopfe über den Zaun gebogen haben, denn als man ihn auffand, war der Hals zwischen dem Stacket eingeklemmt, und hierdurch hatte der bedauernswerte Mann seinen Tod gefunden. — Zschopau, 24. Sept. Gestern früh wurde der seit Sonnabend vermißte Maurermeister Winkler au« Griesbach im Wchrgraben der F. A. Matthes- scheu Fabrik in Wilischthal ertrunken aufgefunden und polizeilich aufgehoben. Winkler hat sfii am Sonnabend in der Bahnhofsrestauration inWilisch- Das Irrlicht von Wildenfels. Original-Noman aus unseren Tagen von G. v. Brühl. Nachdruck «erböte». (Fortsetzung.) Da« Gesicht des Barons verzog sich zu einem häßlichen Lächeln, das man ein Grinsen nennen konnte. Er sprach nichts weiter — er rief nichts weiter. Regungslos blieb er stehen und folgte ihr mit seinen Blicken — doch diese Blicke sagten mehr, als Worte es gekonnt hätten — sie verrieten seine» un bändigen Haß —. „Sie will Dich nicht mehr kennen," murmelte er mit heiserer Stimme, „desto besser. Aber ich muß zusehen, daß ich dieses Gesindel sobald wie möglich los werde." Das Mädchen verschwand auf dem Feldwege in der hereinbrechenden Dunkelheit. „Wenn meine weichherzige Mutter noch einmal diesen heruntergekommenen Menschen sieht, könnte sie auf den Gedanken kommen, ihn zu uns zu neh men," fuhr Franz fort, „das will ich zu vermeiden suchen. WaS wolle» die Leute noch hier in der Gegend? Mir sind sie lästig. Und da sie obdach los sind, müssen wir zusehen, daß wir sie los werden. He, bringt mir mein Pferd!" Weichelt war aus dem Haufe getreten. Nun kam Franz auf ihn zu. „Hier habt Ihr Euer Geld," setzte er hinzu, „laßt mir mein Pferd herbeiholen, es wird dunkel, ich muß fort." „Der gnädigste Herr Baron gedenken doch nicht etwa durch den Bruch zu reiten?" fragte Weichelt ängstlich. thal befunden; auf dem Nachhausewege ist er von der Straße abgekommen und verunglückt. Eine Frau und vier Kinder beweinen den Bedauernswerten. — Plauen, 24. Sept. Zu einer Art Gedächt nisfeier der Opfer des Eisenbahnunglücks bei Oede ran gestaltete sich das Cor.cert, welches die Kapelle deS 133. Regiments gestern abend in der „Central halle" gab. Die Kapell?, die erst am Sonntag die Trauerweisen bei der Beerdigung der verunglückten Kameraden gespielt bat, bot zumeist ernste Weisen, darunter auch den Chopinschen Trauermarsch. Im Verlaufe dks Concertcs verlieh ein Herr den Ge fühlen vieler Concertbesucher durch die Aufforderung Ausdruck, sich zum Andenken an die Verunglückten von den Plätzen zu erheben. Im Anschluffs daran erhoben sich auch die Musiker und alsbald erklang bas feierliche Daukgebet au« den altniederländischen Volksliedern. Und wie aufrichtig empfunden mochte dieser Dank sein! War eS doch nur ein zufälliger Umstand, der die Orchestermitglieder verhindert hat, in den im voraus schon für sie bestimmten Wagen, die zertrümmert worden sind, Platz zu nehmen. Das Corcert, bas erste der Regimemskapelle nach dem folgenschweren Unfälle, fand vor einer Menge überaus beisallfreudiger Zuhörer statt. — Plauen. Aus dem hiesigen Zweigverein des Evangelischen Bundes geht dem Vogtl. Anz. folgendes mit der Bitte um Veröffentlichung zu: Die Generalversammlungen de« Evangelischen Bundes waren allezeit wohl besucht, und wer an ihnen teil genommen, hat immer neue Liebe und Begeisterung für seinen Protestantischen Glauben mit heimge- nommen. Sind es doch auch hervorragende Geister, die dort ihre Stimme erheben und mit Unerschrocken heit für das Werk unseres Luthers einttrtend, aller Herzen mit heiliger Begeisterung erfüllen. Auch das Programm, das für die vom 1. bi« 3. Oktober in Zwickau stattfindbnde, achte Generalversammlung auf gestellt ist, verspricht Herrliches: Festgottesdienst in der Marienkirche (Predigt: Diak. Költzsch), Versamm lungen mit Vorträgen über die Themen: „Prote stantismus und Kirch«", „Die gemeinsame Gefahr der evangelischen Kirche und der deutschen Nationa lität in den deutschen Grenzmarken", u. a. Festver sammlung mit Ansprachen vonBeyschlag, Wertbrecht usw., endlich Kirchencoucert. Möchten recht viele, die ein Herz für ihre evangelische Kirche haben, die Gelegenheit benutzen, einer solchen Versammlung an zuwohnen, wie sie ja in absehbarer Zeit kaum wieder in unserer Nähe abgehalten werden dürfte. Der hiesige Zweigverein ist gern bereit, noch Mitglieder aufzunehmen und die für den Besuch der Versamm lungen erforderlichen Mitgliedskarten auszustellen. Anmeldungen nehmen gern entgegen die Herren L. Uebel, Hermann Tröger, Gustav Költzsch, Cl. Hart lich, Bodenmann, A. Weichelt. — Wie das evangelisch-lutherische Landeskon sistorium bekannt giebt, haben die in LvunAkliom beauftragten Herren Staatsminister der Kirchgemeinde Rohrbach bei Grimma, welche eine uralte bau fällige Kirche besitzt und genötigt ist, an deren Stelle zu einem Neubau zu schreiten, eine allgemeine Kir- chenkollekte bewilligt, welche am Sonntag, den 29. d. M. einzusammeln ist. Der Ertrag ist in der sonst üblichen Weise an die Konsistorialkasse zu Dresden einzuscnden. — Eine teuere Uhr hat ein Meißner Bürger in der Dresdner Gewerbevereins-Lotterie gewonnen. Um seinen Gewinn, eine kleine, billige NickUstand- uhr, selbst abzuholen, fuhr er mit zwei Freunden Per Rad nach Dresden. Hier wurde eine kleine Bier reise angetceten und erst bei eintretender Dunkelheit an die Heimfahrt gedacht, Bis Kötzschenbroda ging alles glatt, kurz vor Coswig aber fuhr der Uhren- „Näher ist es ja, ganz bedeutend näher, als wenn ich den weiten Bogen um den Forst machen muß." „Aber gefährlich, Herr Baron!" „Führt nicht der Feldweg dort nach dem Bruch hinüber?" „Ja, gnädigster Herr. Das Mädchen ging wohl dort hinüber?" Der Knecht unterbrach die Rede des Wirts und führte Franz das Pferd vor. Nun stieg Franz auf dasselbe, grüßte den dicken Wirt, der seine Mütze tief abgenommen hatte, und ritt um da« Haus nach dem Feldwege. „Herr des Himmels!" rief Weigelt, „der Ba ron nimmt keine Lehre an! Der Baron reitet durch den Bruch.", „Na, im Notfall wird ihm daS Mädchen wohl den Weg weisen, den der Baron einschlagen muß," meinte der Knecht. Doch Franz sah das Mädchen nicht mehr, als er auf dem Feldwege hinsprengte. Er schien es sehr eilig zu haben. Es schien in ihm ein Entschluß zur Reife gekommen zu sein. Der Weg führte in den Forst hinein und hier durch den Bruch nach einer Stelle deS Waldes, an welcher, wie Franz genau wußte, die Waldarbeiter mit dem Fällen der alten Bäume beschäftigt waren. Erhoffte noch den Oberförster oder die Arbeiter daselbst anzutreffen. Doch seine Rechnung erwies sich als falsch. Es war bereits so spät geworden, als er jene Stelle glücklich erreichte, daß die Waldarbeiter längst nicht mehr zugegen waren. Dafür traf er aber Gimpel und erteilte diesem nun de» Befehl, dem Oberförster inhaber plötzlich quer über die Straße und wurde vo» dem Rade seines ihm folgenden Freundes umgerissen. Zum Glück erlitt keiner von ihnen ernste Verletzungen, die Räder jedoch waren nicht mehr gebrauchsfähig und auch die an der Lenkstange befestigt gewesene Uhr war stark beschädigt. Der glückliche Gewinner hat nun herausgerechnet, daß ihm die Uhr ca. sech zig Mark kostet, welche Summe sich aus dem Preise zweier Lose, einem halben Tag Verdienstverlust, Zeche, Fahrgeld von Coswig nach Meißen, Repara tur der Fahrräder und der Uhr zusammensetzt. — Ein teures Vergnügen leistete sich in Wei ßenberg bei Löbau der ehemalige Schachtmeister an der Löbau-Weißenberger Bahn, Heinrich Wilhelm Fischer, indem er im Mai mittelst Dynamit „fischte". Er verwandte zu diesem Zwecke zwei Dynamitpatro nen, die er unter Wasser zur Explosion brachte, und zwar je in der Mittagsstunde in Oppelner resp. Bell witzer Flur im Löbauwasser. Die zufolge der De tonation getöteten Fische, die in reicher Anzahl auf der Oberfläche schwammen, nahm Fischer an sich und bereitete sich daraus einige Mahlzetten. Den Schwer punkt der Anklage suchte er dadurch zu entlasten, daß er behauptete: es sei ihm weder um den unbe fugten Besitz von Dyaamit, noch um unrechtmäßiges Fischen zu thun gewesen. Jme Patronen seien viel mehr sogenannte „Versager" gewesen, bei denen er habe auSprobieren wollen, ob das Versagen an der Zündschnur oder am Zündhütchen liege. Trotzdem wurden ihm 4 Monate Gefängnis zuerkannt. Z Die Thronfolge in Braunschweig wird wieder einmal in der „Braunschw Landesztg." angeregt. Das Blatt kommt auf die schon wieder holt verbreitete Nachricht zurück, der Herzog von Cumberland beabsichtige, seinen bald fünfzehnjährigen ältesten Sohn, den Prinzen Georg Wilhelm, als den Thronerben von Braunschweig, auf eine deutsche Lehranstalt zu senden und ihm dort eine nationale deutsche Erziehung geben zu lassen. — Dazu schreibt die „Nattonal-Ztg.": „Bei einem Thronprätendenten, der mit 18 Jahren regierungsfähig, weil großjährig, werden soll, eine nationale Erziehung mit dem 16. Lebensjahre beginnen zu lassen, scheint uns recht verspätet zu sein. Um das Provisorium zu beseitigen, giebt es noch andere Mittel, als die Zulassung eines in den Ideen des Königs Georg uno deS Herzogs von Cumberland (in Gmunden) ausgewachsenen Wel fen zur Regierung eines deutschen Bundesstaates vor den Thoren der Provinz Hannover. Die wekfisch- hannoversche Agitation würde dadurch unzweifelhaft gestärkt werden, gleichviel, in welcher Form der Prinz Georg Wilhelm aus Hannover „verzichtet" haben möchte. Derartige Verzichte werden bei günstiger Gelegenheit immer als erzwungen und daher unver bindlich behandelt". Z Unter dem Verdacht des Landesverrats ist ein Kaufmann in Magdeburg verhaftet worden. Vor einigen Tagen sind bekanntlich in Köln zwei Personen wegen gleichen Verdachts angehalten wor den; die Mutter des einen dieser Verhafteten, die in Magdeburg wohnte, ist ebenfalls festgenommen worden. 8 In einem Hause der Klosterstraße inGuben sollte der Laden vergrößert und tiefer gelegt werden, sodaß die Stufen vor dem Laden wegfalle« konnten. Außerdem sollte in dem gewölbten Keller ein Schorn stein durch einen eisernen Pfeiler ersetzt werden. Als man aber das Kellergewölbe abbrach, stürzten sämtliche Decken vom obersten Stockwerk an nach, eine Anzahl Bauhandwerker verschüttend. Im zwei ten und dritten Stockwerk wohnte Frau Kühnast mit ihrer Tochter. Um halb 8 Uhr früh hatte der Post bote der Frau Kühnast einen Brief gebracht, den sie zu ihrer Tochter eine Treppe höher hinauftrug. In der Nähe des Fensters Haden die Damen de» Brief zu melden und zwar an diesem Abend noch, daß die im Forst vagabondierenden Personen sogleich, nötigen falls mit Gewalt, fortzutreiben und der Wald von diesem Gesindel zu säubern sei. Gimpel stand vor dem Pferde und hörte alles genau mit an, seinen alten Hut ehrerbietig in der Hand haltend. „Habt Ihr verstanden?" rief Franz nun noch, „es ist der Forst sogleich abzusuchen. Es ist ein Kesseltreiben nötigenfalls zu arrangieren! Ich befehle streng, dieses ganze unheimliche Gesindel, welches jetzt im Walde sich umhertreibt, welches wohl gar hier seine Schlupfwinkel hat, ja, welches auf der Schwan- Insel nächtigen soll, fortzujagen! Mein Forst ist keine Räuberhöhle! Sagt das dem Oberförster! Guts Nacht!" Der Baron ritt weiter. Gimpel machte sich auf den Weg nach Hause. Als er in der Oberförsterei angekommen war, ging er sogleich zu Grimm und klopfte an die Stuben- Lhür desselben. Der Oberförster rauchte eben seine Pfeife und saß auf seinem Stuhl am Tisch, auf welchem die Lampe brannte. Nun kam Gimpel herein. „Gimpel noch?" sagte Grimm, „na, meiner Seel', Ihr laßt einem auch keine Ruhe bi« in die Nacht hinein! Was habtJhr denn wieder noch? He?" „Der Herr Oberförster werden entschuldigen," antwortete der alte Gimpel, „es ist nur von wegen der beiden Personen da — den Alten und daS Mäd chen, meine ich." „Was ist denn da schon wieder vorgefallen?'