Volltext Seite (XML)
Fabrikant Herr Heinrich Härtel so«. hat auch unsrer Stadtgemeinde mehrere ansehnliche Vermächtnisse ausgesetzt, und zwar 2000 Mark der Armenkasse, 2000 Mark dem Fonds zur Erbauung des Bürger- Hospitals, 1000 Mark dem Fonds zur Anschaffung eines Leichenwagens und 300 Mark der Bürgerschule zum Ankauf von Anschauung«- und Unterrichts- gegenständev. Das Vermächtnis sür die Armenkasse soll unter dem Namen „Heinrich Härtel-Stiftung" verwaltet und der Zinsertrag in der Weihnachts woche an arme, hilfsbedürftige Leute zur Verteilung gebracht werden. — Gestern nachmittag würbe bei Remse der Leichnam des 12jährigen Schulmädchens Klemm von hier, welches in der Nacht zum14. Okt. an jener Stelle ins Wasser gegangen war, aus der Mulde gezogen und sofort beerdigt. — OelSnitz i. E., 10. Nov. In der ver gangenen Nacht finv Diebe bei dem Gutsbesitzer An ton Günther hier eingebrochen. Vorher haben die selben in dem benachbarten „Gasthofe zum heitern Blick" ein KUchenfenster eingedrückt und daselbst eine Laterne entwendet, die sie bet ihrer Arbeit gebraucht und dann zurückgelassen haben. Nachdem sie nun im unteren Stockwerk des Obengenannten alles er leuchtet, stahlen sie eine große Menge Kleider, Wäsche und Nahrungsmittel. Auch ein junges Rind hatten sie aus dem Stalle geführt und im Hofe an einem Wagen angebunden. Dasselbe sollte wahrscheinlich in der Nähe geschlachtet werden, denn auf dem Wagen lag noch ein Schlachtmesser. Das Rind hatte sich aber losgerissen und lief am Morgen noch auf den Felbern umher. Der Diebstahl ist zur Anzeige ge bracht, und hoffentlich gelingt es der Polizei, der frechen Einbrecher baldigst habhaft zu werden. — Hartenstein, 10. Nov. Gestern Mittag ging das Rntpferd des Mühlenbesitzers Modes in Stein mit seinem Herrn auf der Straße zwischen Hartenstein und Stein durch, zertrümmerte in der Nähe des Schlosses Stein die Thürfüllsng vom Postomnibus, warf den Retter ab und an die Straßenbarriöce, sodaß derselbe bewußtlos aufgehoben wurde. Die Verletzungen des Herrn Modes sind glücklicherweise keine lebensgefährlichen. — Am Sonntag fand in Ernstthal die Jahresfeier de« „Glauchauer Krsisvereins für Innere Mission" statt. Im Festgottesdienste, den der Ernst thaler Kirchenchor durch den Vortrag einer Motette von R. Palm („Christ sei getreu") verschönte, pre digte Herr Diakonus Kluge-Meerane über Matth. 9, 36, wobei er ausführte: „Freunde der Inneren Mission sollen herzliches Erbarmen haben 1. mit den verschmachteten, 2. mit den zerstreuten Schafen der Herde Christi." Die an der Kirchenthür veranstaltete Sammlung ergab 50 Mark für die Zwecke der In neren Mission. — In der nach 4 Uhr im Saale des Gasthofs zum grauen Wolf beginnenden Nach versammlung erledigte nach einen! von Herrn Sup. Weidauer gesprochenen Gebete Herr Amtshauptmann Ebmeier die Tagesordnung der Generalversammlung, deren erster Punkt der Vortrag des Geschäftsberich tes war. Die Zahl der Mitglieder des Kreisvereins beträgt etwa 2000, der Mitgliedsbeitrag wenigstens 50 Pfennige. Die Hauptarbeit des Vereins besteht in der Rettung verwahrloster Knaben und Mädchen im Martin Lutherstift zu Hohenstein, das im vori gen Jahre einen Durchschnitts-Bestand von 33 Kw- dern (25 Knaben und 8 Mädchen) hatte. Der Jah resbericht wurde den Festteilnehmern auSgehändigt und ist bei dem Vorsitzenden des Direktoriums, Herrn Amtshauptmann Ebmeier und beim Vorsitzenden des Kuratoriums, Herrn Pfarrer Albrecht zu haben. — Die vom Kreisverein ins Leben gerufene Wander bibliothek umfaßt jetzt 576 Bände, von denen im Ein Blick in die Zukunft. Novelle von C. Schirmer. «Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Jeder lauschte still, fast andächtig dem Gesang und nachdem er verklungen, hatten alle das Gefühl, daß der Abend nicht schöner hätte beschlossen werden können. Der Major war der erste, der zum Aufbruch mahnte, und „nach dem See, dem See!" erscholl es im Kreise. Der Kanzleirat, seine Fra« und noch einige andere erklärten, daß sie die Wagen benutzen woll ten, und hielten die Idee, im Mondschein nach dem See gehen zu wollen, für so unsinnig wie möglich. Doch alle Gegenreden fruchteten nichts, man ver sprach, die Wagen au dem Platz, der zum Rendez vous verabredet wurde, nicht zu lange warten zu lassen, und fort ging es unter Führung des Ober försters in den vom silbernen Mondlicht durchflute ten Buchenwald. Rosa war sehr still und zerstreut, sie konnte ihre Gedanken nicht von dem Sänger ab lenken, von dem, als der Gesang verklungen, auch jede Spur verschwunden war. Rosa lehnte sich an einen Baum, sie hatte sich getrennt von den andern, die schon wieder den Er zählungen des Oberförsters und des Majors lausch ten, und deren Lachen von der anderen Seite des Sees herübertönte. Es kam ihr wie ein Frevel vor, an diesem zauberhaft schönen Ort mit dem dummen Aberglauben sein Spiel zu treiben. „Ich würde Dich „heiliger See" nennen, statt —" das Wort: „Zukuuftssee" erstarb ihr auf den letzten Jahre jeder etwa 6 Mal zur Ausleihung kam. Mit dem Kreisverein hängen noch zusammen die Ortsvereine für Innere Mission in Meerane, Wal denburg und Oberlungwitz, der Sonntagsverein in Thurm, die Jünglings- und Jungfrauenvereine zu Glauchau und Lichtenstein, die HerbergSvereine zu Waldenburg, Glauchau, Oberlungwitz, Lichtenstein, Meerane. (M. Wenn vielleicht mancher Festteilneh mer die Erwähnung der Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission in Hohenstein: Schubertstift, Gemeindediakonie, Jünglings- und Jungfrauenverein, Predigtvertellung an Sonntagslose usw., sowie das Bethlehemstift im Hütiengrund vermißt hat, so ist zu bemerken, daß diese Anstalten mit dem Kreisverein in keinem Zusammenhang stehen, sondern bekanntlich ihre selbständige Verwaltung haben.) Erwähnt wurde noch, daß die Gemeinde Ernstthal durch eine hochherzige Stiftung des Herrn Fabrikanten Herr mann (20,000 Mark) in den Stand gesetzt worden ist, die Gemetndediakonie cinzurtchten und daß Herr Fabrikant Härtel in Waldenburg für denselben Zweck 500 Mark gespendet hat. — Hierauf erstattete Herr Stadtrat Rueff-Glauchau den Kassenbericht, der für das Martin Larherstift mit einer Einnahme und Aus gabe von 5737M. 63 Pfg., für die Kasse des Kreis vereins überhaupt mit einer solchen von 8271 M. 12 Pfg. abschloß. Wenn schon vorher der durch den Tod des Herrn Oberamtsrichter Strauß-Glauchau und durch den Wegzug des Herrn Amtshauptmann vr. Hempel veranlaßten Veränderungen im Direkto rium gedacht worden, — an Stelle der beiden ge nannten Herren sind Herr vr. Lamprecht-Walden- bürg und Herr Amtshauptmann Ebmeier getreten, — so wurden nun die statutengemäß heute ausschei- dsnden Herren Sup. Weidauer, Bezirksarzt Dr. Han kel und Gtadtrat Rueff durch Acclamation wieder gewählt, auch die Wahl des Herrn Pastor Schmidt- Ernstthal in das Curatorium für das Martin Luther- Stift von der Generalversammlung bestätigt. Ebenso wurden die Vorschläge des Direktoriums wegen Ver wendung der Jahresbeiträge angenommen. Danach wurden verausgabt 100 M. an den Landesverein für Innere Mission, 30 M. an die Arbsiterkolonie Schneckengrün, 50 M. an die Epileptischen-Anstalt zu Klein-Wachau, 100 M. an das Bethlehemstift im Hüttengrund, 30 M. für die Predigtverteilung in Oberlungwitz, 120 M. für dieselbe in Glauchau, 50 M. für die Wanderbibliothek, 200 M. für die Her berge z. H. in Meerane, 30 M. an den Magdalenen- Hilfsverein in Dresden, in Summa 610 M. Da selbständige Anträge einzelner Mitglieder nicht ein gegangen waren, so konnte man zur Anhörung des trefflichen Vortrags von Herrn Oberpfarrer Harleß- Waldenburg über „die gesegneten Stiftungen des in Gott ruhenden Fürsten weil. Otto Victor von Schön burg-Waldenburg im Dienste der inneren Mission" schreiten. Der Vortrag, der ein ausgezeichnetes Le bensbild und eine klare Uebersicht über die großarti gen Stiftungen und reichen Gaben des verewigten Fürsten gab und schließlich bei der „Marien- und Alfredstiftung" verweilte, soll in Druck erscheinen, wir können uns daher eine genaue Inhaltsangabe, die ohnedies nur Stückwerk blieben, ersparen. Mit dem Dank an den Vortragenden verband Herr AmtS- hauptmann Ebmeier die Mahnung, dem Beispiele des edlen Fürsten nach Kräften zu folge« und auch für den Kreisverein Mitglieder und Freunde zu werben. Nach Vorlesung des Protokolls und Gebet des Ortspfarrers wurde die von drei vorzüglichen Gesanasvorträgen des Ernstthaler Kirchen- und Ad- juvantenchores ausgestattete, zahlreich besuchte Nach versammlung um r/s7 Uhr geschlossen. Der Kirchen vorstand veranstaltete am Ausgang des Saales noch eine Sammlung sür den dortigen Kreisverein, dem Lippen. Sie hatte sich unwillkürlich gebeugt, und als ihr Blick m den See fiel, zuckte sie zusammen und fühlte, wie sie erbleichte, Sie hatte ein Ge sicht gesehen, hatte es deutlich erkannt in dem glatten Spiegel des Sees. Es war unmöglich! Ihre Sinne hatten sie getäuscht, und schnell wollte sie hinweg eilen, fort zu den anderen. Doch wie angewurzelt blieb sie stehen, als dicht neben ihr am Stamme des Baumes eine Gestalt auftauchte. „Habe ich Sie erschreckt, mein Fräulein, dann bitte ich tausendmal um Verzeihung". Es war Doktor Hubert, der diese Worte sprach und der grüßend den Hut abnahm und Rosa freundlich die Hand entgegenstreckte. Sie konnte sich jetzt ganz natürlich erklären, woher es kam, daß sie fein Gesicht neben dem ihrigen im See erblickte, und die Erklärung wurde noch natürlicher, als er ihr erzählte, daß ihn der schöne Mondscheinabend an den See gelockt, und daß er sich, als er die Ge sellschaft von Damen und Herren bemerkt, hinter den Baum zurückgezogen habe. Trotzdem konnte Rosa so bald ihre Fassung nicht wiedergewinnen, eine gewisse Verlegenheit nicht abschütteln. „Fräulein Rosa, Fräulein Rosa!" hörte sie hin ter sich rufen, und da Doktor Hubert für heut wieder nach dem Hotel auf den Kreidefelsen zurückkehren und dort übernachten wollte, sagte er ihr schnell Lebewohl mit dem Versprechen, morgen nach Jesch- nitz zu kommen. Er war von niemand gesehen, und Rosa eilte so schnell sie konnte, um aus dem Bereich des Sees zu kommen, und war froh, als sie die Wagen kommen hörte, und sie vorläufig allen Fra gen entging. Es fiel ihr jetzt erst ein, daß sie ja wir für daS 15. Jahr seines Bestehens ein fröhliche- Wachstum und Gottes Segen wünschen. — Lehrer om. Weidner in Berggießhübel ist im 76. Jahre verstorben. Er benutzte die Ferien und später die Mußezeit nach seiner Pensionierung zu größeren Reisen. Fast alle Länder Europas und einen Teil Kleinasiens hat sein nimmermüder Fuß betreten. Dreimal besuchte er Konstantinopel und überall sammelte er eifrig Photographien, Ansichten und Denkwürdigkeiten, sodaß sein Zimmer einem Museum glich. — Freiberg, 10. Nov. Im benachbarten Kleinwaltersdorf verendeten beim Gutsbesitzer A. plötzlich, ohne sichtbare Ursache, mehrere Tauben. Die Frau des Besitzers, welche wissen wollte, was den Tieren gefehlt, öffnete eines .derselben, zog sich aber dabei eine Fingerverletzung zu. Diese leichte Verwundung verursachte aber nach kurzer Zeit eine geschwollene Hand, der auch bald der Arm folgte. Der nun hinzugezogene Arzt konstatierte eine weit vorgeschrittene Blutvergiftung, die wohl kaum durch Amputation des Armes gehoben werden könne. Die Untersuchung der Taubenkadaver hatte aber ergeben, daß dieselben mit Strychnin vergifteten Hafer, der zur Vertilgung der Feldmäuse ausgelegt worden war, angefüllt waren. Hierin hat also wahrschein lich die Blutvergiftung ihre eigentliche Ursache. — Das „Eisenbergische Nvckrtchtsblatt" schreibt: Ein Original ist der sächsisch-weimarische Lehrer in Wiegendorf, welcher allen Ernstes im Bezirks ausschuß des ersten Verwaltungsbezirkes dafür eine Geldentschädigung beansprucht, daß er in seinem Wirkungskreise so wenig Vergnügungen mitmachen könne und den Umgang mit ihm geistig Ebenbür tigen durchaus entbehren muß. Der Bezirksausschuß lehnte dieses Gesuch als „ein starkes Stück Pläten- sion" ab. Z Aus Nordschleswig, 7. Nov. In dem Dorfe Wester Wedstedt, eine halbe Meile nördlich der Grenze, ist in diesen Tagen eine dänische Nach schule eingeweiht worden. Die Schule ist auf Aktien gebaut, von denen die meisten von Bewohnern dies seits der Grenze gezeichnet worden sind. Sie beab sichtigen, ihre Kinder nach der Konfirmation auf diese Schale zu senden, damit sie zu „echt dänischen Patrioten" (?) erzogen werden können; denn auf dieser Schule soll, wie der Vorsteher in der Etn- weihungsrede betonte, das Dänentum genährt und gepflegt und der Sinn für das dänische Geistesleben geschärft werden. 8 Hamburg, 11. Nov. Ein Südwestorkan hat vergangene Nacht bedeutenden Schaden ange richtet; zahlreiche befrachtete Schiffe erlitten Beschä digungen. § Bremen, 11. Nov. Die Rettungsstation Kloster auf Hiddensee telegraphiert: Von der hier am 10. November gestrandeten deutschen Macht „Hen riette", Kapitän Ehlert, zwei Personen durch den Raketenapparat gerettet. 8 Am Ende des 19. Jahrhunderts. AusOst- preußen wird berichtet: Lebt da in L. eine Per son, die prophezeite, daß am 15. dieses Monats ein furchtbarer Krieg ausbrechen werde, in welchem das ganze Dorf und die Umgebung in einen Schutthaufen verwandelt werde. Niemand will gern unter dem Schwerte der Feinde sterben, und so machten sich mehrere Besitzer, nachdem sie ihre Grundstücke ver kauft, auf, und zogen nach — Triest, wo einer der Auswanderer früher geweilt. Der Gastwirt F. strengt sich vergebens an, sein Gasthaus los zu werden, während seine Frau mit den Kindern und verschie denen Waren den Gestaden der Adria zuzieht. Z Schicksal eines Lotterieloses. Zu den Ge. Winnern der gegenwärtigen Hauptziehung der Preu- Doktor Hubert garnicht gesagt habe, daß sie nicht in Jeschnitz wohnten. Jetzt war es zu spät, und sie sagte sich, daß es auch eigentlich besser sei, wenn er sie nicht fände, sie mochte ihn garnicht Wieder sehen, er war ihr ordentlich unheimlich erschienen, als sie ihn so plötzlich im See erblickte. „Was ist Dir nur, Kind?" fragte der Kanzlei rat. „Du sprichst ja kein Wort und siehst ganz bleich aus." „Das macht der Zukunftsblick," sagte lachend der Oberförster. „Wenn Sie wieder von diesen Geschichten an fangen, bekommen Sie es mit mir im Namen der ganzen Gesellschaft zu thun," nahm der Major das Wort und klopfte den Oberförster auf die Schulter. „Lasten Sie es gut sein," entgegnete dieser, „wenn ich auch von unsern schönen, jungen Damen mit Bann und Acht bedroht bin, so behaupte ich doch, daß jede einen heimlichen Blick in den See geworfen, und wer weiß, ob Sie nicht ein liebes Bild gesehen hat!" „Sie sind ein hartnäckiger, abergläubischer Mensch, vor dem sich künftig jede Christenseele hüten möge; nicht wahr, Fräulein Rosa?" Sie fuhr ordentlich hoch, als sich der Major so plötzlich an sie wandte und nickte nur, und auf die wiederholte Frage ihres Vaters, „ob ihr nicht wohl sei," erwiderte sie, daß sie etwas Kopfweh habe und sich abgespannt fühle. Das war wohl nach der anstrengenden Partie kein Wunder, und alle waren froh, als sie den Delphin erreichten. (Fortsetzung folgt.)