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Ein Blick in die Zukunft. Novelle von C. Schirmer. (Nachdruck verbalen.) (Fortsetzung.) Doch ehe sie in die Kajütte zu ihrem Vater ging, warf sie noch einen Bück zurück und errötete, als sie oie Augen des Herrn auf sich gerichtet sah. Wer mochte es nur sein? Mußte er nicht ihre Auf fassung des schönen Liedes recht dumm finden? Es war ihr jetzt leid, daß sie ihm überhaupt geantwor tet hatte. „Ach was," sagte sie endlich, „es kann mir ja gleichgültig sein, wie er über mich denkt, ich werde ihn ja vielleicht nie Wiedersehen." Zum Glück und zum Entzücken aller Passagiere ertönte endlich w.eder die Glocke und die Insel, das Ziel der Seefahrt, tauchte vor ihren Blicken auf. Die Sonne war mittlerweile ins Meer gesunken und ein leichter Abendnebel verhüllte das Land, nach dem sich alle sehnten. Herr Gebert fühlte sich, sobald er festen Boden unter den Füßen hatte, wieder wohler, ging nun so fort, um einen Wagen zu bekommen, der sie noch heute nach Jeschnitz befördern könne. Frau Gebert und Rosa beaufsichtigten ihr Gepäck und mit Schrecken sahen sie, daß sich der Abend immer mehr neigte und der Kanzleirat noch immer nicht zurückkehrte. Endlich kam er und mit ihm zwei Wagen, der eine für die Personen, der andere für das Gepäck. An der Seite deS KanzleiratS ging der fremde Herr, mit dem Rosa gesungen, und der Vater stellte ihn den beiden Damen als Herr Doktor Hubert vor und setzte hinzu, daß er ohne des Herrn Doktors freundliche Hilfe die beiden Wagen nicht aufgetrieben hätte. Ferner wäre es unmöglich, noch heul Jesch nitz zu erreichen, da es vom Landungsplatz fünf Stunden entfernt, und der Weg über die Insel in später Nacht schwer zu passieren sei. „Dann übernachten wir in dem Hotel dort drüben," sagte Rosa und deutete auf ein großes Ge bäude in der Nähe der Landungsbrücke. „Es ist vollständig besetzt," erwiderte der Kanz leirat etwas kleinlaut. „Es sind in diesen Tagen so viel Gäste angekommen, daß mir der Wirt sagte, er hätte nicht ein einziges Zimmerchen frei." „Ja, was soll denn da werden?" fragte Frau Gebert, und setzte sich matt auf einen ihren Koffer. „Ich habe mir erlaubt, vorzuschlagen", sagte Doktor Hubert, „bis nach dem nächsten Dorse zu fahren. Der eine Kutscher sagt, dort sei ein erträg liches Gasthaus, und ich hoffe, daß Sie dort Nacht quartier finden, morgen früh können Sie ja dann weiter nach Jeschnitz fahren". „Ja, so wollen wir es machen, Papa", rief Rosa, „doch wo bleiben Sie?" setzte sie etwas unüberlegt hinzu, und errötete, als sie ihren fragenden Blick auf Doktor Hubert richtete. Dieser lächelte und erwiderte: „Ich hoffe noch irgendwo ein Plätzchen für mein müdes Haupt zu finden, vielleicht begrüße ich Sie in einigen Tagen in Jeschnitz, denn meine Absicht ist, die Insel nach allen Richtungen hin zu durchstreifen". Er verbeugte sich gegen die Damen, der Kanzleirat schüttelte ihm die Hand und dankte ihm für seinen freundlichen brauchen können, "/co erhalten z. B. ein Handwer ker und seine beiden Gesellen. 8 AuS dem Br u ch s a l e r Zuchthaus wurde dieser Tage ein Schwarzwälder entlassen, der wegen Mordes 32 Jahre hinter Kerkermauern verbracht hat. Als nahezu 60jähriger Mann trat er wieder in das Leben und erschrak vor allem vor einem Radfahrer, der als einer der ersten ihm in dieser für ihn neuen Welt begegnete. § Coblenz, 6. Nov. DaS Militärgericht giebt bekannt, daß an einem auf der Straße bet Moselwetß aufgefuvdenen Zimmergescllen Raubmord verübt worden ist. Dessen Uhr und das Portemon naie fehlen. Von dem Thäter, einem Soldaten 2. Klasse des 68. Infanterieregiments namens Kleber, hat die Behörde bisher noch keine Spur. * * Ueber die deutsch-französischen Beziehungen hat sich der neue französische Minister des Aus wärtigen, Berthelot, als er noch nicht die Chemie verlassen, um dafür die auswärtigen Geschicke seines Vaterlandes zu letten, wie folgt geäußert: „Ich bin der Ansicht, daß die intellektuellen und sozialen Be ziehungen zwischen den zivilisierten Völkern, und be sonder« zwischen Frankreich und Deutschland, so eng als möglich sein sollen. J-de Nation soll in diesen Beziehungen ihre Originalität und ihre Eigenart bewahren, soll sich aber dabei stets bemühen, durch Kenntnis und Aneignung der guten Eigenschaften der Nachbarnationen besser zu werden. Von diesem Geiste durchdrungen, habe ich mich fortdauernd auf dem Laufenden erhalten über die deutschen Entdeck ungen und Ideen und die besten Beziehungen zu den germanischen Gelehrten zu Pfleger gesucht. Im all gemeinen mangelt uns auch nicht ihr« Shmpatie. Aber die Beziehungen können nur unter einer doppel ten Bedingung ganz intim werden: erstens muß jede der beiden Nationen alle» Anspruch aufgeben, auf die Nachbarnation ein intellektuelles oder son stiges Uebergewicht auszuüben; zweitens muß Deutsch land aufhören, in der Welt daS altertümliche Recht der Gewalt und der Eroberung zu proklamieren und muß den zwangsweise annektierten Bevölkerungen das moderne Recht, ihr Schicksal zu wählen, zurück- geben. Der Mißbrauch, den Deutschland mit semen Siegen getrieben hat, ist cs, der den Antagonismus der Völker unterhält und die Zukunft mit neuen Katastrophen bedroht". Wenn man diese Worte liest, muß man bedenken, daß Herr Berthelot zur Zeit, als er sie schrieb, nicht entfernt ahnen konnte, er würde acht Monate später Minister des Aus wärtigen sein; sonst hätte er sich na ürlich nicht so rückhaltlos ausgesprochen. Auch darf man nicht vergessen, daß so ziemlich jeder Franzose, wenigstens aus der Generation, zu der Herr Berthelot gehört, die Herausgabe Elsaß-LothringenSfordertoder doch er hofft. Endlich stellt Herr Berthelot diese Forderung in verhältnismäßig milder Form auf. Er verlangt nicht, daß Deutschland die berden Länder einfach zurückgiebt, sondern daß es die beiden Bevölkerungen wählen läßt, ob sie zu Deutschland oder zu Frank reich gehören wollen. Es ist recht pikant, daß Herr Berthelot, der mit Deutschland so sehr unzufrieden ist, weil es das „Recht der Eroberung" proklamiere, mit einem Ministerium zur Regierung gelangt, dessen Aufgabe es ist, in Madagaskar das Recht der Er oberung zu proklamieren! Ferner kann man ein- wenden, daß nicht die deutschen Stege Europa unter Waffen halten, sondern vielmehr die französischen Revanchegelüste. Im Uebrigen thäte man gewiß Unrecht, wenn man glauben wollte, der neue fran zösische Minister des Auswärtigen werde sich in seiner Politik von chauvinistischen Erwägungen leiten lassen. * * Detroit, 6. Nov. Heute früh */»6 Uhr stürzte infolge einer Kesselexplosion ein Teil de« Ge- bäudeS, in welchem sich die Druckerei der Zeitung „Journal" befindet, ein. Viele Personen wurden verschüttet; bisher konnten 4 Leichen geborgen wer den. In dem Gebäude waren viele Frauen und Mädchen beschäftigt. Man glaubt, daß sich in dem eingestürzten Teile 25 Menschen befunden haben. Die Trümmer sind in Brand geraten; die aufsteigen den Rauchwolken erschweren die Rettungsarbetten. * * Fiume, 6. Nov. Infolge Erdsturzes sind in der Ortschaft Grohovo zwei Häuser eingesunken. Nachdem eine Kommission den ganzen Ort unter sucht yat. wurde die ganze Gemeinde ausqaartlert. * * Rom, 6. Nov. Diebe brachen in die Kirche Santa Maria ein und raubten sämtlichen Altar schmuck, sowie die Juwelen der Heiligen. Der Wert des geraubten Gutes beträgt über 100000 Lire. Die Diebe konnten bisher nicht ermittelt werden. * * Strenge Kälte herrscht bereits in einigen Teilen Norwegens. In Arneberg, Amt Hede marken, zeigte das Termometer am 31. Oktober 23" Celsius. Der Glommen war bei Solör für den Schlittenverkehr fahrbar. In Thelemarken ist voller Winter und überall herrscht Schtittenverkehr. * * Ein brave Seemannsthat. Der Matrose Oluf Madien aus Veile in Jütland fuhr mit einem englischen Barkschiff nach der Südsee. Bet Kap Horn ging das Schiff in einem Orkan unter und mit ihm 18 Mann der Besatzung. M. war der einzige, der sich retten konnte. Nachdem er mehrere Stunden im Mast gesessen, entdeckte er in der Nähe ein an deres Schiff, das auf der Seite lag und an dessen Bord sich noch Leute befanden. Es glückte ihm, ein Boot klar zu machen, mit dem er hinruderte und 16 Menschen vom Untergänge rettete. Madsen brach nach seiner Heldenthat erschöpft zusammen. Jetzt hat er von der Königin von England eine große Silbermedaille nebst Diplom, sowie eine größere Geldsumme erhalten. * * Rotterdam, 6. Nov. Heute wurde das Urteil des Gerichtshofes in dem Prozeß wegen des Zusammenstoßes der „Elbe" und der „Crathie" gefällt. Das Gericht erachtete die Lhatsache des Zusammenstoßes der beiden Schiffe für er wiesen und erklärte, die „Crathie" wäre allein schuld an dem selben. Die „Elbe" habe allen Vorschriften Genüge geleistet und in der von ihr eingeschlagenen Weise fahren dürfen; es war für die „Elbe" kein Anlaß, Signale zu geben, welche nur bei Nebel obligatorisch sind. Daher falle die ganze Ver antwortung auf die „Crathie." Alle durch den Norddeutschen Lloyd gemachten Angaben seien bewiesen worden, daher müsse dessen Anspruch als zu Recht bestehend anerkannt werden, besonders der auf Schadloshaltung für den Gesamtverlust der „Elbe." Der Betrag sei noch festznstellen und 6 Prozent Zinsen dazu zu rechnen. Die Eigentümer der „Crathie" wurden nach dem Verhältnis ihres Anteiles verurteilt. Die Beschlagnahme der „Crathie" bis zur erfolgten Zahlung wurde für zulässig erklärt. * * London, 6. Nov. Der deutsche Schooner „Otto," mit Kohlen nach Bremerhaven unterwegs, ist heute Nacht an den Scoughallfelsen in der Nähe von North-Berwick (Schott land) gescheitert. Ein Mann von der Besatzung ist umge- kommen, der Nest wurde gerettet. * * New York, 6. Nov. Ein Großfeuer, das ver gangene Nacht am Broadway wütete, verursachte einen Schaden von 2 Millionen Dollars; viele Feuerwehrleute wurden verletzt. * * Kairo, 5. Nov. Die Cholera ist in Damiete und Umgegend erloschen und gegenwärtig vollständig auf entfernte Bezirke nahe dem Mensaleh-See beschränkt; auch dort nimmt die Seuche täglich ab. Pflichterfüllung. Pflicht! Ganz kurz ist das Wort, sehr inhalt reich und schwerwiegend der Begriff. Er stellt an unsere Thatkraft, an unser Wollen und Handeln hohe Anforderungen, und wenn wir diesen Anfor derungen immer voll und ganz nachkämen, wir wür den innerlich zufrieden sein, wir würden auch mit unseren gesellschaftlichen Zuständen zufrieden sein können. Die Pflicht muß die Richtschnur sein, die den Fürsten auf dem Thron leitet, die auch den Tagelöhner seinen bescheidenen Weg gehen läßt. Wir alle dürfen nicht müde werden, wir alle müssen unser „Päckchen" tragen, so lanw es uns vergönnt ist. Die getreue Pflichterfüllung nur führt zum rechten Lebensglück, zum Frieden, zum rechten Lebensgenuß. Wer aber an Stelle der Pflichterfüllung jenen faulen Lebensgenuß, der in der Befriedigung der sinnlichen Triebe und Begehrungen sein Genüge findet, sich zu setzen bestrebt, der wird bald zum Ueberdruffe, zum Ekel gelangen. Der hat als Mensch vollständig seinen Beruf verfehlt, und die Folge ist oft genug die, daß er zur Pistole greift! Und was ist denn Pflichterfüllung? Das ist zumeist die Arbeit. Schiller sagt tn der Glocke: Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis! Ehrt den König seine Würde, ehret uns der Hände Fleiß. Es ist im Ruh- meskranz des ersten Kaisers im Deutschen Reich nicht das letzte Blatt, sein: Ich habe keine Zeit müde zu sein! Der Pflichterfüllung gebührt Anerkennung und sie wird ihr; der Pflichtvergessenheit gehört Verachtung, und sie bleibt ihr nie erspart. Darum wollen wir in unseren Schulen die Kinder zur gewissenhaften Pflichterfüllung anleiten. Der Vater zu Hause soll dem Kinde ein immer sich gleich bleibendes Vorbild in der Erfüllung seiner Obliegenheiten sein und die Mutter nicht minder. Und wir anderen alle, wir wollen der Jugend zeigen, daß uns die Arbeit eines der höchsten Güter ist, daß uns die Pflicht höher noch als unser Wohlbefinden steht. Dann wird auch unsere Jugend arbeiten lernen, dann wird sie ihre Pflichten erfüllen, dann wird sie auch lernen in rechter Art zu genießen, dann wird auch Zufriedenheit ein- ziehen da, wo heute bittere Unzufriedenheit herrscht. Werden wir besser, dann wird es auch besser wer den. Von unseren Rechten sind wir gar sehr über zeugt, möchten wir es doch auch in derselben Weise von unseren Pflichten sein! Vermischtes. * Vor Kurzem ist man in Indien einem Ver brechen auf die Spar gekommen, das selbst dort zu Lande, wo täglich viele Personen durch Gift aus dem Wege geräumt werden, ungeheures Aufsehen erregt. Die Giftmischer, Mann und Frau, hatten, wie au« ihrem Geständis hervorgeht, die Absicht, eine ganze Stadt zu vergiften. Bald nach ihrer Ankunft tn Chindevara, wo sie sich als Getreide- bändler niedergelassen hatten und zu einem jede Konkurrenz ausschließenden Preise verkauften, trat unter den Einwohnern eine geheimnisvolle Krankheit auf, welche von Taz zu Tag an Heftigkeit zunahm. Man glaubte es mit einer Art Pest zu thun zu haben, und die erschreckten Einwohner fingen an, die vom Fluche der Götter getroffene Stadt zu ver lassen. Die zwei Giftwörder erwarben für ein Spottgeld die besten Anwesen. Dies dauerte einige Zeit, da die beiden Verbrecher das Gift erst nur in kleinen Quantitäten, die sie von Tag zu Tag ver größerten, unter das Getreide mischten. Die ge heimnisvolle Seuche wurde der Regierung gemeldet, welche nach der üblichen Verzögerung einen Arzt zur Untersuchung abschickte. Derselbe stellte sofort bei allen Kranken die Anzeichen von Dhaturavergiftung fest, und eine Untersuchung des Mehles führte zur Verhaftung der Schuldigen. * Em außerordentlicher Fall von Luftspiege lung. In Buffalo wurde vor einiger Zeit eine sehr interessante Luftspiegelung beobachtet. Zwischen 10 und 11 Uhr vormittags erhob sich über dem Hori zont in voller Deutlichkeit das Bild der mehr als 90 Kilometer entfernten Stadt Toronto mit ihrem Hafen und der im Süden der Stadt liegenden kleinen Rat und dann war er bald ihren Blicken ent schwunden. Es war Rosa plötzlich, als ob ein bisher un bekanntes Gefühl der Verlassenheit über sie käme, sie stand und schaute sinnend in die Ferne, und erst der Ruf ihres Vaters versetzte sie wieder tn die Wirklichkeit, und erinnerte sie an die Pflichten gegen ihre Eltern. Jetzt half sie aber treulich bei der Unterbringung der Sachen, und gewann bald wieder ihre alte Freudigkeit. Bald setzten sich die Wagen in Bewegung, doch es war schon ziemlich dunkel, als sie das nächste Dorf erreichten und endlich vor dem Gasthaus hiel- ten. Die Wtrtsleute schienen nicht an die Einkehr später Gäste gewöhnt zu sein, denn erst auf wieder holtes Klopfen und Rufen öffnete sich die Thür des unscheinbaren Hauses und eine ältere Frau steckte den Kopf heraus. „Können wir hier Nachtquartier bekommen, gute Frau?" fragte der Kanzleirat. „Das wird schwer halten," erwiderte sie, „das heißt für so feine Gäste," fügte sie freundlicher hin zu, indem sie das Licht hoch hielt und in Rosas Gesicht leuchtete. „Ach was," sagte diese, „hier handelt es sich nicht um die feinen Gäste, sondern um ein Abend essen und die Betten, das «erden wir doch erlangen können, wenn dies ein Gasthaus ist." „Ja, herzensgern, Fräulein, wenn Sie nur vor lieb nehmen wollen mit dem, was unser HauS bietet." Die alte Frau trippelte voran und leuchtete in eine niedrige, geräucherte Gaststube, in der sich einige Jr vo tai lte lot Di L- wc me die un uw gn die bai lich Ja Wc wü 11! Ja 73! tin wei für St> me nio in fr die Hal nur übe dre Va Bic We Wa ton mei sau keir Alle (! 213 372 575 745 509 310 442 557 671 906 925 131« 232 311 329 415: 350 lang solch zu v etwa nach saub auch ken, über und Bisst Beh, Reis brac! sich gute scher zu d zürn einlc den dcckt ein," mit holt« Pfei merc entb« Taff«