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bahnunfalleS den Verunglückten in der aufopferndsten W.ise Hilfe geleistet hat, wurde Anerkennung und Dank ausgesprochen und eine Gratifikation von 50 M. ausgezahlt. Außerdem erhielt noch von der Königl. Generaldirektion das Personal des Fabrik besitzers Czech 100 M. — Marienthal, 13. Nov. In einem un bewachten Augenblicke ist heute morgen daö 1'/sjäh- r ge Kind deS hier wohnenden Hausbesitzers und Bergarbeiters Robert Wendler auf schreckliche Weise um das Leben gekommen. Die Eltern waren mit dem Rollen der Wäsche beschäftigt und hatten ihr einziges Kind, um dasselbe unter ihrer Aufsicht haben zu können, mit gegenwärtig. Das kleine Wesen legte nun, während der Vater drehte, die Mutter aber mit dem Aufdocken der Wäsche beschäf tigt war, also ihm den Rücken zukehrten, daS Köpf chen tn unmittelbarer Nähe der Endsäule auf die Platte der Mangel, um im nächsten Augenblicke von dem nach dieser Seite hin sich bewegenden Kasten erdrückt zu werden. 8 In Thüringen werden die Japaner in Zukunft mit sehr mißtrauischen Angen angesehen werden und man wird den schlauen Insularen fortan im geschäftlichen Verkehr und auf dem Brbeitsmarkte stets ein: trau, schau, wem? entgegenhalten. Und das ist so gekommen. Vor Jahr und Tag nahmen zwei junge japanefische Arbeiter Stellung in einer großen Flanellfabnk Thüringens und wurden dort freundlich ausgenommen. Die jungen Leute zeigten sich sehr anstellig, klug und geschickt und blieben zwei volle Jahre in der betr. Fabrik, dann kehrten sie nach Japan zurück. Bald icdoch verlor das Etablisse ment sem Absatzgebiet daselbst, ohne daß man sich in Thüringen erklären konnte, warum man urplötz lich auf die deutsche Flanellware Verzicht leisten wolle? Endlich kam Licht in die Sache! Die beiden jungen Leute hatten sich selbst etabliert und ganz nach deut schem Muster in ihrem Vaterlande eine Flanellwaren- fabrik errichtet, bei der ihnen die in Thüringen er lauschten Fabrikgeheimnisse natürlich weidlich zu statten kamen. 8 Kahla, 13. Novbr. Auf der sogenannten Kümmel wurden durch den Landwirt Bräutigam von Engerda die Gebeine eines Toten ausgeackert; an den Armröhren waren noch silberne Armringe vor handen, dabei lag eine Messerklinge, nahe dabei noch ein zweites Gerippe; die Gebeine sind sehr morsch und rühren wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhun dert her. 8 Gera, 13. Novbr. Nach dreitägiger Ver handlung des Schwurgerichts wurde der Knecht Otto Franz Vollstädt aus Oberpirk zum Tode verurteilt. Derselbe hatte in der Nacht vom 5. zum 6. Mai d. I. die ledige 22jährige Minna Walter in der Nähe ihres Wohnortes Leitlitz ermordet. Wider Erwarten legte der Mörder, welcher bisher alles frech geleugnet hatte, heute morgen ein Geständnis ab. 8 Eisleben, 12. Nov. Nach einer verhält nismäßig langen Zeit machen sich jetzt die Erdbe wegungen wieder mehr bemerkbar und die Zerstö rungen an den Häusern schreiten in beunruhigender Weise fort. Man sagt hier vielfach, daßdieManS- felder Gewerkschaft den geschädigten Hausbesitzern jetzt eine Entschädigung angeboten habe unter der Bedingung des Verzichts auf alle weiteren Ansprüche. 8 Marburg i. Hessen, 12. Nov. Nach langen Bemühungen ist es jetzt endlich gelungen, eines be rüchtigten und gefürchteten Einbrechers habhaft zu werden, der seit vielen Monaten im Kreise Ziegen hain und zwar in der Schwalmgegend sein Diebes- Handwerk getrieben hat. Immer und immer wieder hatte es Schlemmer, so heißt der Mann, der seines Berufes Strumpfwirker ist, verstanden, sich dem Arme Ein Blick in die Zukunft. Novelle von C. Schirmer. (Nachdruck Verboien.! (Fortsetzung.) Der Tanz, sonst Rosas größtes Vergnügen, schien heute allen Reiz für sie verloren zu haben, denn teilnahmslos blickte sie in den Saal und sah den schwebenden Paaren nach. Sie zuckte förmlich zusammen, als einer der Herren, dem sie einen Tanz zugesagt hatte, vor ihr stand, um sie in den Saal zu führen. Am liebsten hätte sie es abgelehnt, doch das ging nun nicht mehr, sie nahm sich jedoch vor, nicht mehr zu tanzen, war es ihr doch zu Mute, als müßte sie in Thränen ausbrechen, und sie kam sich vor wie ein Opferlamm, als sie mit ihrem Tänzer durch den Saal flog. Endlich war der Tanz zu Ende und glühend rot kehrte Rosa in das Neben zimmer zurück. Hier sah sie ihren Vater mit Doktor Hubert im eifrigsten Gespräch, ihre Mutter unter hielt sich mit einigen neuen Bekannten. Schnell er griff sie ein Tuch und sich einhüllend, schlüpfte sie unbemerkt, wie sie glaubte, hinaus. Doch zwei Augen folgten ihr und noch stand sie nicht draußen auf der Veranda, als sie Schritte hörte und Doktor Hubert an ihre Seite trat. „Zürnen Sie mir nicht", sagte er, „daß ich Ihnen gefolgt bin, aber cs zog mich mit aller Macht zu Ihnen, um Ihnen zu sagen, wie groß meine Freude ist, Sie hier wieder gefunden zu haben. Sie waren neulich am See so schnell entschwunden, daß Ich garnicht nach Ihrem Aufenthaltsort fragen konnte und als ich in I,schnitz vergeblich nach Ihnen forschte, der Gerechtigkeit zu entziehen, und die abergläubische Bevölkerung hatte den Spitzbuben schon wegen seiner Unantastbarkeit mit einem Sagenkranze umwoben. Große Freude herrscht nun unter den Bewohnern der dortigen Gegend und beruhigt atmet alles auf; waren doch die Leute nie sicher, daß sie nicht plötz lich am Morgen ausgepiündert waren. 8 Köln, 14. Nov. Die „Kölnische Volks- zeitung" meldet: Die Saar ist an vielen Stellen über die Ufer getreten und hat große Wiesenstrecken überschwemmt. Der Brückenverkehr Saarlouis-Erns- dvrf ist gesperrt. In Saarlouis steht das Wasser 4,40 Meter über dem Durchschnittsstand. 8 Breslau, 14. Nov. Der Reichstagsab geordnete Lievknecht wurde wegen MajestätSbeleidi- gung, begangen in der Eröffnungsrede zum sozial demokratischen Parteitag am 6. Oktober, zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Der Staatsanwalt hatte ein Jahr Gefängnis beantragt. 8 Hirschberg, 12. Nov. In den letzten Tagen ist unsere Umgegend durch drei Feuersbrünste in Aufregung gesetzt worden, welchen drei Menschen leben zum Opfer gefallen sind. In Neu-Flachseiffen, einer Kolonie, welche zwischen Grunau und Langenau liegt, entstand am Sonnabend abend gegen 8 Uhr auf der Besitzung der 55 Jahre alten Ack-rstellenbe- sitzerin Beate Güntzel Feuer, welches sämmtliche Wirt schaftsgebäude in Asche legte und alles Wirtschafts gerät und Vieh vernichtete. Frau Güntzel, welche bei Ausbruch des Feuers auf den Bodenraum geeilt war, um noch eine Summe Geldes in Sicherheit zu bringen, wurde später als verkohlter Leichnam aus den Trümmern hervorgeholt. — Ein zweiter Brand fand in Gottesberg statt, woselbst die Herbsische Mühle in Asche gelegt wurde und die zehnjährige Tochter des Müllers in den Flammen umkam. — Ein schreckliches Feuer wütete in Rohrlach. Hier brannten die Gehöfte der Wittwe Kappler und des Gutsbesitzers Leuschner nieder. Die älteste Tochter des L tztercn verbrannte und wurde als verkohlter Klumpen aus den Trümmern ausgegraben. 8 Ueber die zweijährige Dienstzeit hat sich der bayerische Kciegsminister in der Münchener Ab geordnetenkammer wie folgt ausgelassen: Die Erfah rungen seien noch nicht abgeschlossen. Soweit es sich jetzt überblicken läßt, sind ungünstige Erfahrungen nicht gemacht. Für die Ausbildung de» Mannes genügen die zwei Jahre, ob die Ausbildung nachhal tig genug ist, muß sich erst zeigen. Jedenfalls be stehe keine Absicht, die zweijährige Dienstzeit zu ändern. — Erfahrungsgemäß gelangen alljährlich eine An zahl schon verheirateter Rekruten zur Einstellung, welche nur standesamtlich, aber nicht kirchlich ge traut sind. Höherenorts ist daher angeordnet wor den, daß in diesen Fällen seitens der Vorgesetzten auf die betreffenden Mannschaften in geeigneter Weise einzuwirken ist, damit sie noch während ihrer Dienst zeit die kirchliche Trauung nachholen und eventuell vorhandene Kinder, welche noch nicht getauft sind, taufen lassen. Diese kirchlichen Handlungen erfolgen kostenlos. — Es wird erwartet, daß der Reichskanz ler demnächst die Seminarien bezeichnet, welchen das Recht zugesprochen wird, den Volksschullehrer-Abi turienten das Einjährig-Freiwilligen-Zeugnis aus zustellen. ** Brüssel, 14. Nov. Bedeutendes Aufsehen erregt das Verschwinden eines großen Finanzmannes, der in letzter Zeit mehrere schwere Verluste an der Börse erlitten hat. Man glaubt, daß er Selbst mord begangen hat. ** Auf dem sogenannten Flohmarkte des Pariser Vorortes Montreul kaufte ein Sohn der Klcinhänd- lerin Martin für 40 Centimes eins Sammlung il lustrierter Journale. Während des Lesens fand Frau glaubte ich schon, die Insel verlassen zu müssen, ohne Sie wieder zu sehen". „Müssen Sie denn so bald abreisen?" fragte Rosa leise. „Eigentlich wollte ich schon morgen weiter wandern, um noch die Westseite der Insel zu besuchen, und da Hördes auch übermorgen abreisen, würde ich ja keinen Grund haben, noch länger hier zu bleiben, wenn nicht ", er ergriff Rosas Hand und sie entzog sie ihm nicht, als er zögernd und leise weiter sprach: „wenn nicht mein Herz durch ein mir bis her unbekanntes Gefühl hier gefesselt würde. Fräu lein Rosa, von Ihnen hängt es ab, ob ich hier bleibe — ob ich diese Insel für den schönsten Platz der Welt halten und die Hoffnung hegen darf, hier ein Herz zu gewinnen, dessen Besitz die höchste» Wünsche in sich schließen würde". Rosas Hand lag noch in der seinigen, und jetzt wandte sie das Antlitz um und in ihren Augen las er die Antwort. Sie sprachen kein Wort mehr, es war, als ob sie die Seeligkeit der Stunde nicht entweihen wollten, aber Hand in Hand standen sie beide und blickten auf zum Sternenhimmel und hin aus auf das glänzende Meer, das in erhabener Ruhe vor ihnen lag. Darüber schwebte die Sichel dts Mondes und übergoß alles mit einem magischen Schein, Rosas Gedanken kehrten zurück zu dem Abend, als sie beim Vollmondschein am See stand, und hin einblickend, Huberts Gesicht sah. So fern sie auch vom Aberglauben war, mußte sie doch unwillkürlich an die Erzählung des Oberförsters denken, und was er wohl dazu sagen würde, wenn er wüßte, daß gerade sie ihren Zukünftigen gesehen. Sie sah noch Martin zwischen den Blättern auf den Namen Haas lautende Wertpapiere in Höhe von 125,000 Franks. Haas war ein in dem Orte wohlbekannter Geizhals, der im vorigen Sommer ohne Testament das Zeit liche segnete. Seine Effekten wurden zum Vorteile der Armen öffentlich veräußert, unter diesen auch die von Martin gekauften Journale. Auf Frau Martin lastet übrigen« der Verdacht, einige jener Wertpa- Papiere, welche nicht auf den Namen des Verstorbe nen lauteten, veräußert zu haben. Erben des Haas, welche gerichtlich aufgefordert werden, sich zu melden, sollen im Elsaß leben. ** Bern, 14 Nov. Aus verschiedenen Landes teilen werden Ueberschwemmungen und Veik-Hrs- störungen gemeldet. In Genf steht ein Teil des Platzes der Schweizer Landesausstellung infolge des Uebertretens der Arve unter Wasser. In Saanen im Berner Oberland wurden Brücken und Häuser fortgerissen durch Uebertretung des Saancflusses. ** Der Sturm, dec in der Nacht vom Sonntag auf Montag in ganz Großbritannien wütete, war der heftigste in diesem Herbste. In Berkshire, Hampshire, Oxiordshire und Buckinghamshire wurden große Bäume entwurzelt. Schornsteine stürzten herab und selbst Mauern fielen um. In Southsea wurde die St. Bartholomäus - Kirche teilweise zer trümmert. ** Odessa, 14. Nov. Durch eine Pulver explosion wurden hier am 11. November mehrere Gebäude zerstört und fünf Personen getötet. Alle Nummern, hinter welchen kein Gewinn verzeichnet ist, sind mit 265 Mark gezogen worden. (Ohne Gewähr der Nichtigkeit- — Nachdruck verboten,) Ziehung am 14. November 1895. »OVV0O Mark auf Nr. 65138 LSOo« Mark auf Nr. 18303 55274 86742. 3««« Mark auf Nr. 30264 66914. SO«« Mark auf Nr. 3230 3555 4487 5986 6747 13377 13456 13637 14141 (25624 29786 34867 40190 45462 48378 50104 51618 52064 55856 57338 58911 60225 60276 66748 66771 68921 69475 69788 69931 71883 76102 77358 78004 82638 87776 89329 96252 98057. 10V« Mark auf Nr. 8886 10149 11235 14962 16077 16358 16471 19707 19887 21717 41203 44042 44948 47353 48254 48722 53701 53764 55333 56384 67596 72514 73258 75443 78425 79107 86047 87070 88966 90588 91411 93648. 753 1000 554 192 804 506 442 410 742 748 199 558 493 77 351 237 429 508 (300) 315 240 695 276. — 1181 (300) 762 631 (300) 322 957 612 719 716 115 654 113 838 541 91 447 (300) 725. — 2161 691 117 379 373 75 65 619 391 472 (500) 618 141 (500) 492 323 573 470 783 494. — 3803 527 653 738 247 576 855 130 912 262 899 928 500 470 (300) 300 307 736 612 510 59 442 213 783 71. — 4977 381 54 21 639 263 9 520 451 99 284 379 726 107 295 401 280 697 370 955 538. — 5721 545 841 276 (300) 241 669 110 907 936 407 987 233 (500) 706 172 86 314 934 814 503 714 17. — 6039 786 (300) 229 577 697 85 917 302 475 615 845 52 (300) 994. — 7017 358 (300) 34I11 853 422 285 893 509 110 680 340 111 939 '417 (300) 415 991 697. — 8412 775 147 590 579 563 10 504 703 697 793 119 331 349 725 917 48 317 42 293 124. — 9946 416 710 72 709 425 843 869 223 69 998 684 878 88 115 (300) 138 (500) 839 677 544 727 316 408 420. 10959 486 730 665 (300) 61 787 519 562 656 997. — 11860 734 626 791 963 524 230 (500) 209 286 373 944 (300) 868 681 296 13 (500) 23 279 215 441 334. — 12077 303 730 einmal zu Hubert auf und als ob sie beide sich plötzlich klar würden, daß sie nicht wieder von ein ander lasten konnten, schlossen sich seine Arme fest um die Gestalt des Mädchens und vor Wonne bebend, legte sie ihr Haupt an feine Brust. Dann riß sie sich schnell los und Hubert flüsterte ihr noch die Frage zu: „Wann sehe ich Dich wieder, Rosa?" „Morgen früh am Strande", hauchte sie, und noch ein Blick aus ihren glückstrahlenden Augen, dann war sie entschwunden. Noch lange stand Hubert auf der Veranda; er überdachte sein vergangenes Leben, sein jetziges, so plötzlich über ihn kommendes Glück. Als er endlich wieder zu der Gesellschaft zurückkehrte, vermißte er Rosa, auch Frau Gebert war nicht mehr in dem Zimmer. Rosa hatte es nicht über sich vermocht, nach der Seligkeit dieser Stunde sich noch unter die fröhlich lachenden, gleichgültigen Menschen zu mischen. Hu bert verstand ihr Gefühl und würdigte es, auch er suchte sein Zimmer auf, er sehnte sich, mit seinen Gedanken allein zu sein. Schlaf kam noch lange nicht in seine Augen und schon zog die Morgendäm merung herauf, als sich endlich seine Lider zu einem kurzen Schlummer schlossen. Als Rosa am folgenden Tage in den taufrischen Morgen hinaustrat und die Welt vor ihr lag in aller Pracht, da war es ihr, als müsse sie laut jubeln vor Wonne und Herzensseligkeit. Sie wurde geliebt! Ihre ganze Seele war erfüllt von dem Gedanken an ihn, und al« er selbst dann vor ihr stand, trafen sich beide Blicke in dem süßen Einver ständnis innigster Liebe. Rosas Befangenheit wich sehr bald, und mit