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gewiß de« Sieges bleiben auch in diesem besten deut schen Kampf, mein Volk, so entlarve den gefährlich sten Gesellen und weis' ihn hinaus: die traurige Gleichgültigkeit gegen die Stätten und Quellen deS Heils, die Dir Luther erschlossen; ja, wenn je, so ruft diese Zeit: Wache auf, deutsche Christenheit in neuem evangelischen Bewußtsein, wache auf aus der Gleichgültigkeit gegen das große Bekenntnis Luthers und der luthe rischen Kirche, tritt auf den Plan wider alle ihre Feinde und verteidige Deine heiligsten und kostbarsten Güter auch hier auf Blutund Leben! Zu solchem Erwachen rufen auch heute die Hammerschläge Luthers an der Schloß- kirche von Wittenberg! Steht fest, Ihr deut schen Christen, zur Kirche Luthers! Lage-geschichtr. * — L i ch t e n st e t n , 30. Okt. Es sei noch mals auf das morgen zum Reformationstag nachm. */,5 Uhr in hiesiger Kirche beginnende Concert des Bezirks-LehrergesangvereinS hingewiesen. Genannter Verein setzt sich bekanntlich zusammen aus den Herren Lehrern der Orte Lichtenstein, Callnberg, Hohndorf, Rödlitz, Bernsdorf, HeinrichSort und Rüsborf. Es steht darum zu erwarten, daß das Concert in seinem Verlaufe eine Reihe erbaulicher Momente nach dieser oder jener Seite aufzuweisen haben wird. * — Morgen Donnerstag abend wird der hiesige Zither-Club, welcher seither im Verborgenen thättg wirkte, zum 1. Male in die Oeffentlichkeit treten und wird, wie aus dem Inseratenteil ersichtlich, im Rats kellersaale ein Zither - Concert veranstalten, dessen Reinertrag zu mildthätigen Zwecken Verwendung findet. Es sei deshalb auch an dieser Stelle auf den hoffentlich angenehmen Unterhaltungsabend hin gewiesen. * — Die in der letzten Zeit von der kgl. Gene raldirektion der sächsischen StaaiSbahncn in Chemnitz und in der Umgegend vorgenommenen Vermessungen hatten den Zweck, den Bau einer Ringbahn für Chemnitz vorzubereiten. Ursprünglich hatte man so gar befürchtet, es handle sich dabei um Verlegung des hinter dem Küchwalde geplanten Rangierbahn hofes auf Hilbersdorfer Flur. Das war jedoch eine Täuschung; vielmehr soll cie Ringbahn in Hilbers dorf von der Dresdener Bahn abzweigen, dann die Riesaer Linie bei Furth kreuzen, bei Borna die Leipziger Linie überqueren, dann in den Rangier bahnhof am Küchwaloe einbiegen. Von dort würde sie sich hinter Schloß Chemnitz nach Altendorf hin ziehen und im Bogen den Kohlenbahnhvf bei Kappel erreichen. Allerdings könnten dann einige große Industrie-Etablissements, so z. B. die lächsische Ma schinen-, die sächsische Webstuhlfabrik, die Warperei in Furth, die Schloßbrauerei, die Altendorfer Brau erei, die Maschinenfabrik in Kappel rc. mit Gleis anschluß versehen werden; aber für die meisten Fa briken in der inneren Stadt wäre das nicht möglich. Und doch ist gerade für sie, die meist schwere Lasten zu befördern haben, wie z. B. die Maschinenfabriken, sehr zu wünschen, nicht nur wegen der Ersparnis an Zeit und Geld für das Umladen der Güter, sondern auch wegen der Abnutzung der Straßen der Stadt. Diese würden in weit besserem Zustande sein, wenn sie die gewaltigen Lasten, die auf ihnen vom und zum Bahnhose transportiert werden, nicht mehr zu tragen hätten. — Der Vorstand des Erzgebirgischen Sängerbundes hat an die Bundesvereine ein Rundschreiben erlassen, welchem wir folgendes ent nehmen: „Die Stuttgarter Festnoten sind ihrem reichen Inhalte entsprechend so außerordentlich billig, daß kein deutscher Männergesangverein es versäumen und fühlte er ihre Bisse, doch erregte ihn dies jetzt nicht allzusehr. „Gedulden Sie sich nur noch einige Sekunden, Herr Waldau, daun sind Sie frei!" rief jetzt eine Stimme, bei deren Klange Waldau aufhorchte, da ihm dieselbe gänzlich unbekannt vorkam, und daher schon neue Zweifel in ihm auftauchten. Die eiserne Thür wich jetzt den Anstrengungen von außen, und durch die Oestnung trat Sekretär Giraldo mit einer mächtigen Laterne, hinter ihm wurde auch gleich Professor Wallrot sichtbar. Aufgescheucht durch das Licht und das unge wöhnliche Geräusch stoben die Ratten in alle Winkel auseinander und verschwanden in den zahlreichen Schlupflöchern des Mauerwerkes, doch zeugten die noch am Boden liegenden toten Tierleichen von dem schrecklichen Vorgänge vor der Ankunft der Männer. Sekretär Giraldo und Wallrot, gefolgt von zwei Polizisten, welche in ihrer Mitte den gefesselten Sol fino führten, waren jetzt näher getreten und grausiges Entsetzen malte sich auf ihren Gesichter» aus, als sie einen Blick in dem Raume umherwarfen und die Spuren der Rattenschlacht bemerkten. Hingerissen von dem Freudentaumel über die Rettung, welche er schon fast aufgegeben, und über wältigt von seinen Gefühlen, war es Waldau un möglich, ein Wort hervorzubringen. Laut aufjauch- zend vor Freude sank er in die Arme des Freundes und barg sein Antlitz an dessen Brust; keiner der Männer wagte für den Augenblick die Szene des Wiedersehens der beiden Deutschen zu stören, und erst nach einer Weile wagte Giraldo daran zu mah nen, diesen schauerlichen Ort zu verlassen. sollte, durch Ankauf derselben sein Archiv in einer Weise zu bereichern, wie es voraussichtlich mit so geringen Opfern in vielen Jahren nicht wieder mög lich sein wird. Der Bundesvorstand hat darum be schlossen, alle Vereine des Erzgebirgischen Sänger bundes zur Anschaffung dieser Sammlung zu ver pflichten — auch diejenigen Vereine, welche keine Mitglieder zum Feste nach Stuttgart entsenden. Er verspricht dagegen, bis zum Jahre 1899 für seine „Weltlichen Concerte" nur diese reichen Liederschätze neben den Liederbüchern zu benutzen, sodaß den Vereinen auf lange hinaus weitere Anschaffungen nicht zugemutet werden. Und die Kosten? — Selbst ein Verein, der schon sämtlicher vorgeschriebenen Noten besäße, würde mit dem Ankäufe der ganzen Sammlung noch billiger wegkommen, wenn er nur die fehlenden Gesänge beschaffen wollte. Für ganz unbemittelte Vereine wird der Bund die Kosten der gestalt verlegen, daß sie in drei Jahresraten an die Bundeskasse gezahlt werden können — das erste Drittel bei der Bestellung. Das kann auch der ärmste Verein ohne nennenswerte Anstrengung leisten. — Weil aber die Aufgaben für das Stuttgarter Fest so umfangreich sind, daß wahrscheinlich ein Teil der Vereine selbst bei ernstem Streben das Ziel n'cht erreichen würde, so hat der Ausschuß in seiner Sitzung am 13. Oktober d. I. beschlossen, daß der Erzgebirgische Sängerbund sich in Stuttgart nur am ersten Concert und an der dazu gehörigen Probe be teiligen wird, dafür aber so wohl vorbereitet, daß die Fsstdirigenten hoffentlich ihre Freude an ihm haben sollen. Selbstverständlich bleibt es jedem Verein und jedem einzelnen Sänger unbenommen, auch beim zweiten Concert mitzuwirken, soweit sie genügend vorbereitet sind. Der Bundesvorstand hat weiter beschlossen, bei der Sängervereinwung in Ein siedel, die wahrscheinlich vor Pfingsten n. I. statt finden wird, das gesamte Programm des ersten Stuttgarter Concertes zur Aufführung zu bringen — gleichsam als Hauptprobe für die Mitwirkung des Erzgebirgischen Sängerbundes in Stuttgart. Der Bundesliedermeister wird vom Januar ab in Chem nitz mindestens allmonatlich eine gemeinsame Probe abhalten, und vom März ab sollen auch Proben in Zwickau, Lichtenstein oder Hohndorf, Hohenstein, Mittweida, Frankenberg und Annaberg veranstaltet werden, zu denen die Vereine der betreffenden Um gegend besondere Einladung erhalten werden. Um Einheit in die vorbereiteten Usbungen zu bringen, bittet der Vorstand, bis zum Januar hauptsächlich die Nummern 10 und 6 des Stuttgarter Programms zu üben, also den „Festgesang an die Künstler" von Mendelssohn und die „Hymne an die Tonkunst" von Rheinberger. In der Januarprobe werden diese Nummern durchgenommen. — Es sind neuerdings falscheFünfmark- stücke sächsischen Gepräges mit dem Bildnis König Alberts und dem Münzzeichen L, vom Jahre 1876, in den Verkehr gelangt. Die Stücke, die gut nach geahmt sind, sind besonders daran kenntlich, daß, bei sonst scharfer Prägung, auf dem Rand zwischen den Worten „Uns" und „Gott", wo jedenfalls der Gußzapfen abgefetlt worden ist, daS zwischen den übrigen Randworten befindliche kleine Kreuz nebst den beiden Zweigen fehlt. — Ein Ersuchen der Dresdner Handels- und Gewerbekammer, die Konsumvereine zur Einkommen steuer wie Aktiengesellschaften heranzuziehen, ist von den Ministerien des Innern und der Finanzen ab- schläglich beschieden worden. — Dresden. In einem Hause der Grüne straße wurde am Montag die Stille der Nacht plötz lich durch zwei schnell hintereinanderfolgende Schüsse unterbrochen. Erschreckt lief man herbei und fand Auf den Arm seines Freundes gestützt folgte Waldau dem mit der hocherhobenen Laterne voran schreitenden Sekretär Giraldo durch den ziemlich breiten Gang, welcher aus seinem Kerker führte, während die Polizisten mit dem Gefangenen sich ihnen anschlossen. Kein Wort wurde zwischen ihnen gewechselt, auf die bestürmenden Fragen Waldaus, wie alles so schnell gekommen, erhielt er von Wall- rot den kurzen Bescheid: „Später werden Sie alles erfahren!" Nach kurzem Dahinschreiten durch den finsteren Gang, kamen die Männer an eine steinerne Treppe, welche empor führte. Nur mit Mühe und unter Aufbietung seiner letzten Kräfte, um dem Freunde seine Entkräftigung nicht allzusehr merken zu lassen, vermochte Waldau die ausgetretenen schlüpfrigen Stufen zu ersteigen, und mehr als ein Mal war er nahe daran, den Halt zu verlieren und wieder hinab- zustürzen in die Tiefe. Ein kühler, erfrischender Luftzug, de« ihnen ent- gegenwehte und welcher Waldau unendlich wohl that nach dem langen Aufenthalte in der höchst unange nehmen und widerlichen Luft, ließ erkennen, daß man dem Ausgange näher kam. Noch einige Schritte weiter, und die Männer traten aus den Trümmern der Ruine heraus auf den ehemaligen Hof des Klosters Sankt Laurentin. Es war bereits dunkle Nacht, über ihnen der mit funkelnden Sternen über- säete Nachthimwcl. „Endlich! Endlich!" jubelte Waldau laut auf, als jetzt alles hinter ihm lag, und teilte mit seinen Armen die Luft, wie um zu probieren, ob er noch einen älteren Herrn, der augenscheinlich in potenzier ter Erregung war und fortstürzcn wollte. Angehal ten, erklärte er, sich soeben haben töten zu wollen. Die Waffe, einen Revolver, nahm man ihm schleu nigst ab. — Ein empörender Auftritt spielte sich am Sonntage auf einem Tanzlokal der westlichen Vor orte Dresdens ab. Eine alte, ärmlich gekleidete Frau trat dort gegen 12 Uhr nachts auf einen tan zenden jüngeren Mann zu und ermahnte ihn, doch nun nach Hause zu kommen. Dieser aber schlug und stieß die Alte, warf sie zu Boden, ohne daß ein Zu schauer der Frau zu Hilfe gekommen wäre. Erst als sie begann: „Und wenn Du mich totschlägst, ich gehe nicht eher vom Flecke, bis Du mitgehst; Deine Frau liegt schon wochenlang sterbenskrank danieder, die Kinder mußten heute abend hungrig in das Bett gehen, weil Du die letzten Groschen mitnahmst rc." brachte man den gefühl- und herz losen Menschen hinaus. Die alte Frau war seine Mutter gewesen. — AuS Anlaß seiner glücklichen Errettung bei' dem gegen ihn vollführten Attentate hat Herr Po lizeidirektor Bretschneider in Leipzig in Gemein schaft mit seiner Gattin der beim Polizeiamte bestehen den Witwen- und Waisenkasse ein Geschenk von 1000 Mark zugewiesen. — Leipzig, 29. Okt. Telephonischer Mit teilung zufolge sind gestern in Gera der am 27. Februar 1879 in Köln geborene Handlungslehrling Carl Richter und der Schulknabe Alfred Richter, geboren am 13. März 1882 in Gera, nach Verübung eines Einbruchsdiebstahls, bei welchem ihnen 500 Mark bares Geld und Wertpapiere im Gesamtwerte von über 1260 Mk. in die Hände gefallen sind, flüchtig geworden. Der Handlungslehrling ist von mittlerer kräftiger Gestalt, hat dunkles Haar und trägt schwarzen Filzhut, dunklen Uebcrzieher und ebensolchen Rockanzug. Der Schulknabe ist mit blauer Schülermütze, dunkler Jacke und dunkler Hose bekleidet. — Chemnitz, 29. Okt. Heute Dienstag konn ten wiederum drei der am 19. September d. I. in folge des Eisenbahnunglücks bei Oederan verletzten Mannschaften des 9. Infanterie Regiments Nr. 133 aus dem hiesigen Garnisonlazarett geheilt zu ihrem Truppenteile, bezw. io ihre Heimat entlassen werden. Unter ihnen befand sich der schwerverletzte Soldat Flade, welchem die Kopfhaut fast vollständig abge schält war. Es sind nun im ganzen 21 definitiv ge heilt; im Bestände verbleiben noch 25, deren Befin den, wie wir aus authentischer Quelle erfahren, de» Verhältnissen entsprechend ganz zufriedenstellend ist, von denen ein größerer Teil jedoch noch längere Zeit der ärztlichen Behandlung und Pflege bedürfen wird. Es sei an dieser Stelle mit erwähnt, daß dem Garnisonlazarett vom hiesigen Offizierkorps und aus privaten Kreisen reichliche Zuwendungen von unter haltenden, belehrenden Zeitschriften und Büchern für die unglücklichen Opfer jener Eisenbahnkatastrophe gemacht, sowie das dem Chefarzt gedachten Lazaretts größere Geldspenden einerseits vom Hauptmann von Pillement aus Zwickau, andererseits vom Militär verein ehemaliger Einjährig-Freiwilliger in Chemnitz zur Verteilung an die Verwundeten übergeben wor den sind. — Zwickau, 26. Okt. (Oeffentliche Verhand lung vor dem König!. Landgericht, Strafkammer II.) Vor der hiesigen zweiten Strafkammer standen heute fünf äußerst verwogene und höchst gefährliche Ein brecher aus Langenchursdorf bei Waldenburg, näm lich: der 1863 geborene, wegen Unterschlagung vor bestrafte Strumpfwirker Franz Louis Heinig, der 1868 geborene, wegen Diebstahls rückfällige Strumpf- WMLMSMWWVMWSNSMWVSkvVAISSSSWMW« Herr seiner Gliedmaßen sei. „Aber sagt mir um des Heilands Willen, wie konntet ihr bei Nacht und Nebel Euch hierher zurecht finden, um mich aus die ser Hölle zu befreien?" „Suchen Sie das Leid zu vergessen, welches Sie hier erduldet haben," entgegnete Wallrot sanft. „Erlassen Sie mir indes heute abend, Ihnen zu er zählen, wie wunderbar die Vorsehung bei Ihrer Ret tung mrtgewirkt. Morgen, wenn Sie sich von den ausgestandenen Schrecken erholt haben werden, sollen Sie alles erfahren, aber nicht aus meinem Munde, sondern dort von jenem wackeren Manne, dem Sie zeitlebens zum Danke verpflichtet find, denn nicht mir gebührt der Dank, ich habe nichts, rein gar nichts zu Ihrer Rettung thun können, ich tastete nach Ihrem Verschwinden vollständig im Dunkeln umher. Herr Giraldo, Geheimsekretär Vicomte Ser ranos, allein ist es, dessem Scharfblicke es gelang, den Weg hierher in den „schwarzen Turm" zu finden, der Ihnen schon als Grab bestimmt zu sein schien, wenn nicht Gottes Ratschluß das Schreckliche abge wendet hätte." ES wäre schwer, zu beschreiben, was Waldau jetzt empfand, es war ihm auch unmöglich, dies in Worte zu kleiden, er schwieg daher, brachte ihm doch der nächste Tag Aufklärung über alles. Vielleicht war auch noch eine große Ueberraschung für ihn auf- aespart, er konnte ja nicht wissen, waS während seiner Abwesenheit sich noch alles ereignet hatte; der Ge danke an Margherita drängte sich ihm dabei auf. (Fortsetzung folgt.)