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festlich geschmückten'Stadt der 14. KreiSfeuer - wehr-VerbandStag Zwickau-Glau- chau abgehalten. Am Sonnabend abend fand Zapfenstreich mit Fackelträgerbegleitung statt. Scho» ln den frühesten Morgenstunden des Sonntags ent> wickelte sich in allen hiesigen Straßen ein bunt- bewegtes Leben. Von >8—11 Uhr war offizieller Empfang der erscheinenden Wehren durch ein Komitee, an dessen Spitze Herr Bürgermeister Prahtel stand. Zur Delegierten-Versammlung, welche vormittags 11 Uhr ihren Anfang nahm, war auch Herr AmtShauplmann Ebmeier aus Glauchau erschienen. Dieselbe wurde von Herrn Brand direktor Oberlehrer Frank-Zwickau eröffnet durch ein mit Begeisterung aufgenommenes Hoch auf den aller höchsten Protektor von Sachsens Feuerwehren, Sr. Majestät König Albert. Sodann begrüßte derselbe die erschienenen Ehrengäste, den Herrn Amtshaupt mann und die Stadtvertretung. Bor Beginn der Verhandlungen begrüßte Herr Bürgermeister Prahtel in herzlicher Ansprache den Herrn AmtShaupimann und die erschienenen Delegierten namens der Stadt Callnberg. Aus den umfangreichen Verhandlungen war besonders der Jahresbericht, den Herr Brand direktor Frank-Zwickau erstattete, von allgemeinem Interesse; es war aus demselben zu ersehen, daß dem Kreise Zwickau Glauchau zur Zeit 54 Wehren mit ca. 4250 Mitgliedern angehören. Erschienen waren 37 Wehren mit wohl gegen lOOO Mitgliedern. l/s3 Uhr nachmittags fanden Exerzitien der Calluberger Freiwilligen Feuerwehr im Feuerwehrgarten statt, die allgemeinen Beifall fanden und von der Tüchtig keit der Mannschaften und der bewährten Oberleitung dieses Korps Zeugnis ablegten. Die '/s4 Uhr auf dem Marktplatze abgehalienenFußdienstübun gen können ebenfalls dis in alle Einzelheiten als gelungen be zeichnet werde». Es folgte hiernach der impssante Festzug durch die Straßen der Stadt und während desselben Sturmangnff der Freiw. Feuerwehr Culln- berg auf das als Brandobjekt auscrsehene Gasthofs- grusdstück „zum Adler" resp. Theaterloka!. Die 1. Spritze gab innerhalb 5 Minuten nach erfolgtem Alarmsignal bei einer Schlauchlänge von ca.8O Me tern und der zweite Zug innerhalb 4 Minuten das erste Wasser auf das Brandobjekt ab. Auch mit dieser Uebung errang sich das Callnberger Feuerwehr-Korps die vollste Anerkennung aller anwesenden Bruder- Wehren. Nach Beendigung des Festzugss wurde Concer! im Schützenhause und abends Kommers im goldnen Adler abgehalten. Während deS letzteren überreichte Herr Bürgermeister Prahle! unter herz lichen Worten dem Rohifüärer Herrn Franz Klengel vom Landesverbände sächsischer Feuerwehren für mehr als 20jährige trem Dienstleistung ein Diplom, was der so Ausgezeichnete unter herzlichen Dankes- worten entgsgeunahm. Das Laktige Lustspiel: „Eine gefährliche F-uerwetzranzeige", Lie lebenden Bilder: u der Wehrmann beim Sturm, 5 der Wehrmann im Unglück und o der Wehrmann im Glück, wirkten > äußerst fesselnd auf die zahlreich anwesende Zuhörer- schäft. Aber auch die Musik- und Gesangsstücke ' wurde» rn recht anheimelnder Weise zum Vortrag - gebracht, sodaß nach jeder einzelnen Nummer der i wohlverdiente Applaus nicht ausblieb. Viele Feuer- > Wehrleute deS Bezirks traten erst nach Beendigung j des Kommerses die Heimreise an, wohl in der Be« i friediguug, wieder einmal einen Tag echt kamerad- s jchaftlichen Vergnügevs, aber auch teilweise tiefernster f Beratungen in den gastlichen Mauern Caünbc-rgs i durchlebt zu haben. Der 14. Kreisfeuerwehr - Ber- z banoslag ist im Großen und Ganzen auf das schönste j verlaufen.—DieFreiw. Feuerwehr Callnberg hatdurch j die ihren Gästen dargebvtenen dienstlichen Vorfüh» j rungen wieder einmal zur Genüge kundgeg-ben, baß - sie allen Anforderungen, die an ein Feuerwehr-KorpS der Neuzeit zu stell-:» sind, voll und ganz zu ent sprechen in der Lage ist. Der Dank für so ausge zeichnete Resultate gebührt aber in erster Linie der trefflichen Gesamt Oberleitung und nicht minder dem guten kameradschaftlichen Geiste, welcher in diesem Korps jederzeit vorherrschend war. Möge das Feuer wehr - Korps CaUnberg, getreu dem Motto: „Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr", seine Fahne im merdar Hochhalten in dem lobenswerten Dienste der Nächstenliebe! — Dresden, 7. Sept. Das „Dresdner Journal" schreibt: Unter der Spitzmarke „Unwürdige Kriegsinvaliden" finden sich in Nr. 189 der „Säch sischen Arbeiterzeitung" eine auch in andere Blätter, den „Vorwärts" und die „Nationalzeitung" überge gangene Notiz, wonach in Löbtau bei Dresden Per sonen, weiche sich um eine Beihilfe nach Maßgabe des Rsichkgesetzes vom 22. Mai dieses Jahres be worben haben, von dem ihre persönlichen und Er- AerbSverhällniss: erörternde« Gendarm gesagt worden sein soll, daß sie wegen ihrer Zugehörigkeit zu sozi aldemokratische» Vereinigungen „nichts bekommen könnten." Ganz abgesehen davon, daß über die Be willigung solcher Beihilfen nach der Bekanntmachung in Nr. 168 unseres Blattes lediglich das Ministerium des Jonern zu befinden hat, erschien uns die hiernach der Gendarmerie in den Mund gelegte Bescheidung im Hinblick auf Lie bündigen Erklärungen de; Re gierungsvertreter in der Reichstagssitzung vom 14. Mai dieses Jahres von vornherein unwahrscheinlich. Wie uns aber von zuständiger Seite versichert wird, kann die ausgestellte Behauptung, wenn nicht eine absichtliche Entstellung der Thatsacher- vorliegt, nur aus Mißverständnis beruhen. Da die hiernach un zutreffende Sachdarstellung aber geeignet erscheint, Unzufriedenheit in die beteiligten Kreise zu tragen und die Unbefangenheit der Behörden in Zweifel zu stellen, so si»s wir zu der Erklärung ermächtigt, daß alle Gesuche derjenigen Personen, welche auf eine Beihilfe nach Art. I, 3 des Reichsgesetzss vom 22. Mal d. I. Anspruch zu haben glauben, einer sorg fältigen Nachprüfung durch das Ministerium des Innern unterliegen. — Waldenburg, 7. Sept. Vergangenen Donnerstag abend gegen '/»8 Uhr wurde hier der Niedergang eines prachtvollen Meteors beobachtet. Auch anderwärts ist diese Erscheinung beobachtet worden. Aus Dresden wird darüber berichtet: Etwa um 7 Uhr 25 Minuten leuch-ete im Zenit, unweit des bereits erkennbare» Sternes erster Größe „Vega", im Sternbild der „Leyer" ei» strahlendes Meteor auf, au Farbs dem elektrischen Lichtbogen vergleich bar ; der Schweif leuchtete hell feuerrot. Auf seiner Bahn sprühte das kosmische Phänomen vier ülau- welße Funken von sich, die sofort erloschen. Die Richtung war eine direkt Nördliche, der beschriebene Weg, der sich am Hellen AbendhimMZl durch eine feunge Linie sbzeichnete, war etwa 45 Bogen gerade lang, r-ahm also den vierten Teil des sichtbaren Himmels ein. Das großartige Schauspiel währte kaum 3 Sekunden und teilte sich beim Verschwinden noch in zwei Teile. — Der Wein verspricht in diesem Jahre gut zu werden, sodaß aus einen sehr guter. 1895er gerechnet werden kann. Wie aus der Lößnitz gemeldet wird, der Ertrag jedoch sehr gering sein. Die Güte der Trauben unr> deren geringe Menge kommen jetzt be reits in den hohen Preisen der Tafeltrauben zum Ausdruck. — Aus dem Vogtland« erzählt die „Zit tauer Morg.-Ztg." eine hübsche Geschichte von einer „gescheiten Fraa". Do zieht e Bauer aff Gräz und will sich en Ufen kafen. Unterwags kährt er ower emoll bei sein Gevatter Hansgerg ein und dar sogt: „Kas Der när en Rechelierufen, nischt schenersch sellS gar net gahm, do spart wer de halbe Feiering!" Wie nu der Bauer zun Ufsnhändler kimmt, do fregtr a nach de Rechelierüfeu und mänt: „Sell denn deS wahr sei, daß mec blus de halbe Feiering braucht?" „Ganz gewiß", Hot der Ufenhändler gesogt, und der Bauer hat en gekaft. Wie er nu derhämm seiner Alten die Geschichte mit dar Halm Feierring derklärt halt, stemmt de Gelte de Arm nei de Seiten und sogt (er stand nämlich e wing unterm Pantoffel): „Ei Du Schofzipfel, Du dummer, was kafst derr denn do nett gleich zwaa, daß mer ds ganze Feicring der- sparn!?" — Laut Bericht ans dem obere uElbthale ist der Wasserstand des Zlbstromes dort gegenwärtig ein derart niedriger, daß sowohl die Frachtschifffahrt, als auch die Dampfschifffahrt mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Es verlautet, daß die Personen schiffe in nächster Zeit Leitmeritz wohl nicht mehr erreichen und nur »och bis Aussig oder Tetschert Ver kehren werden. Auf der Moldau ist seit Mittwoch Vie Wehrsperre aufgehoben und sind Holzabgäuge nach dem Greozbezirk Mittelgrund-Schandau abge flößt. Station Schönau passierten bis vorgestern abend 4751 befrachtete Schiffe und 1279 böhmische Flöße stromabwärts. — Vom L i l i e u st e i n. Auf unsrer impo santen Feljenkrone ber Sächsischen Schweiz sind seit kurzer Zeit die Reste der früherer» Befestigungen voll ständig freigelegt worden. Die Ringmauern des »ordern Plateaus sind sehr gut erhalten und auch dis meterstarker!, durch Kalk verbundenen Grund mauern des Hauptgebäudes der alten Burg Aigen- stein sind vollständig freigelegt. In dem seit nahezu 500 Jahren hier lagernden Schult hat man riesige, schon behauene Thorbogen- und simSstücken, sowie Teile des Burgsöllers gefunden. Auch zahlreiche interessante andere Gegenstände wurden bei den durch dm Wirt vom Lilienstein, Herrn Bergmann, veran stalteten Ausgrabungen zu Tage gefördert. So fand man eine Anzahl eiserner Armbrustbolzenspitzen, alte verrostete Waffenteile, Hufeisen. Teile von Schwer tern, einen eisernen Helm usw. Es ist somit außer allem Zweifel, daß der Lilienstem in grauer Vorzeit eine umfangreiche und stark befestigte slavische Burg trug, welche wahrscheinlich später im Besitze des berüchtigten Burggrafen von Dohna sich befunden hat. Der Wirt vvA Lilisnstein beabsichtigt nun, demnächst mit Genehmigung der königl. Forstbehörde das Haupteingangsthor der alten Burg, zu dem mau die einzelnen Teile nahezu vollzählig gefunden hat, an seiner früheren Sielle, die heute noch deutlich erkennbar ist, wieder aufbauen zu lassen. Ebenso soll eine Zugbrücke an dieser Stelle angebracht und der alte, jetzt verschüttete Äurggraben soll ausge- räumt werden. — Frankenberg, 5. Sept. Als Natur- seltenheit sei Mitgeteilt, daß beim Gemelndevorstand Hunger im benachbarten yrtesdorf ein Schwalbsn- paar tn diesem Sommer zum dritten Mal Jungr hat. — Meißen, 6. Sept. Die dauernd große Hitze und die anhaltende Trockenheit führe« bei dem Ovste eine Notreife herbei. Die Pflaumen fallen in großen Mengen von den Bäumen herab und auch die Aepfel sind in ihrer Entwicklung gestört. Das Regen ¬ fördert die heiße Witterung dieses Herbstes die Reife der Weinbeeren außerordentlich. Auch ist von den Schädlingen und Feinden deS Weinstockes nicht viel zu bemerken. Selbst die Stare, di; sonst in Massen über Weingelände herfallen, haben sich bis jetzt nur wemg gezeigt. Dix Güte des Weines wird voraus sichtlich nichts zu wünschen übrig lassen, leider wird Das Irrlicht von Wildenfels. Original-Roman aus unseren Tagen von G. v. Brühl. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Ja — es ist ein Umstand, den ich mir nicht erklären kann. Hat der Staatsanwalt die Thür untersucht?" „Und das Bild erhalten, ja." „Man sagt dem Staatsanwalt Ewers einen scharfen Blick und Verstand nach, vielleicht gelingt es ihm, Licht in das Dunkel zu bringen. Ich komme auch nicht her zu Ihnen, Herr Baron, um jene schmerzliche Wunde von neuem in Ihrem Herzen aufzureißen," fuhr Liebetreu fort, „ich komme her, um im Vertrauen als Ihr Seelsorger mit Ihnen zu reden. Schon einmal erschien ich hier bei Ihnen als Ihr treuer Berater — es stad Jahre darüber hingegangen — damals handelte es sich um die arme Gertrud Fürstenberg —." Franz wurde un ruhig. Sein Gesicht hatte sich verändert. Seine Augen hatten einen eigentümlich schielenden Ausdruck. „Sie scheinen sich für den heutigen Sonntag lauter Fragen zur Erledigung vorgenommen zu haben, Herr Pastor, welche längst erledigt und begraben sind," unterbrach er Liebetreu, „Fräulein Fürsten berg und ihr verrückter Vater sind ja längst ver schollen, vielleicht tot." „Der Ingenieur Fürstenberg war nicht verrückt, Herr Baron, er wurde e« erst, als Ihr Vater ihm jene Erfindung vorweg nahm, von welcher Fürsten berg für sich und sein einziges Kind das Glück dieser Welt erhoffte. Mag es nun ein Zufall gewesen sein, daß auch Ihr Vater dieselbe Erfindung gerade in jenen Tagen gemacht hatte —" „Was sonst als ein Zufall soll es gewesen sei» ?" fuhr Franz empor. „Es ist nicht meins Sache, das zu ergründen, Herr Garon. Mir haben besonders nur ber Unglück- liche Mann und seine Tochter i» der Seele leid ge- ' than. Gertrud war ein gutes Mädchen und hing mit unendlicher Liebe an ihrem Vater und an Ihnen — Franz zuckte gelangweilt die Achseln. „Ja, mein bester Herr Pastor", meinte er, „das mag ja alles sein, ich weiß nur nicht, wie diese längst vergangenen Dinge jetzt hierher gehören!" „Diese Erklärung will ich Ihnen geben, Herr Baron! Es ist da so etwas wie eine Vergeltung an gebrochen, wenn ich es so nennen soll, so etwas wie eine wunderbare irdische Vergeltung. Lassen Sie mich ganz offen zu Ihnen sprechen, Herr Baron. Sie lieben Lisbeth Richter —" „Das wissen Sie ja. Ich bin mit ihr verlobt, und nach Ablauf des Trauerjahres wird unsere Ver mählung stattfinden". „Sie lieben Lisbeth, wie ich aus vielen Anzeichen schon oft ersehen habe, sehr warm, ja sehr leiden schaftlich —" „Meinen Sie?" fragte Franz. „So leidenschaftlich wie die unglückliche Gertrud einst Sie liebte!" Diesen Nachsatz schien Franz nicht erwartet zu haben. Nun wurde er durch denselben so unange nehm berührt, daß er das nicht länger zu verhehlen im Stande war oder zu verhehlen nicht Lust hatte. „Wozu immer dieses Heranziehen von Ver gleichen, Herr Pastor", sagte er mit herabgezogener Lippe, „dieses mit den Haaren Herauziehm!" „Mit Nichten, Herr Baron, dieser Vergleich drängt sich mir aus, weil ich mehr weiß als Sie, tiefer blickte als Sie bisher. Die verlasseneGertrud liebt Sie ebenso heiß, wie Sie jetzt Lisbeth lieben. Und nun kommt die Vergeltung, von der ich sprach. Wie Sie Gertrud verließen oder ihre Liebe verschmähten, nachdem es eigentlich dazu zu spät war, so erwidert jetzt Lisbeth auch Ihre Liebe nicht!" Wieder schoß aus den Augen des Barons ein schielender Blick zu dem Geistlichen hin, ein so unheim- licherBlick, daßLiebetreuvorihm unwillkürlich erschrak. Franz erhob sich. „Ist es das, was Sie hierher führt, was Sie mir mitteilen wollten, so seien Sie darüber nur ganz ruhig und ohne Sorge", antwortete er, „es wird mir nicht so gehen wie der Tochter des verrückten Fürstenberg, dafür lassen Sie mich nur sorgen! Der Vergleich hinkt, Herr Pastor, wie alle Vergleiche. Ich wollte damals nicht heiraten. Jetzt will ich! Und von meinem Willen hing es ab und hängt es ab. Verstehen Sie wohl? Nur von meinem Willen! Und da ich Lisbeth heiraten will, wird sie mein. So steht die Sache!" „Nur von Ihrem Willen, Herr Baron?" fragte Liebetreu und erhob sich gleichfalls, „das kann ich nicht anerkennen. Es gicbt noch einen anderen, einen höheren Willen, einen Willen, Herr Baron, der mäch tiger ist als der Ihrige, einen Willen, der selbst den reichen und mächtigen Baron Döring beugte, das ist der Wille Gottes!"