Volltext Seite (XML)
Gesetzbuches für daS deutsche Reich an den Reichstag kam, so können wir auch noch ein oder zwei Jahre abwarten, wenn sich nach dieser Frist die Aussicht eröffnet, daß etwas besseres zu Stande kommen kann. „Nur Mut, eS wird schon gehen!" so wurde vom BundeSratStische auS in bester Absicht dem Reichstage zugerufen, als es sich um die Annahme der Alters- und Invalidenversicherung handelte. DaS Gesetz wurde angenommen, aber seitdem man alle die Unbequemlichkeiten kennen gelernt hat, welche sich an daS Alters- und JnvalidenversicherungSgesetz knüpfen, das trotz aller seiner guten Absichten doch »och nicht hat populär werben können, seitdem ist man gegenüber dem Mut der entschlossenen That b-i parlamentarischen Aktionen doch etwas mißtrauisch geworden. Ja, wenn der Gedanke des neuen Ge setzes ein allgemein zündender wäre, dann würde eine Vorlage im Reichstage vielleicht mit „Hurrah" begrüßt werden, etwa wie ein fester Gesetzentwurf zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes oder ein solcher zur Unterdrückung des Börsenschwindels, aber für das neue bürgerliche Gesetzbuch ist ein sol cher Enthusiasmus doch nicht ohne weiteres voraus zusehen. Vermischtes. * Ein deutscher Prinz macht seine Hochzeitsreise. Am herrlichsten Frühlingsnachmittage sitzt er mit seiner reizenden jungen Frau da droben im bayrischen Hochgebirge in der lauschigen Einsamkeit eines Tannenwaldes. „Ob's wohl auf Erden zwei andere Sterbliche giebt, die so selig sind wie ich und Dul" ruft er, nach oben blickend. Ein Wort giebt das andere. Man ergeht sich in theoretischen Betrachtungen aller Art und kommt zu dem Schlüsse, daß es für die Mög lichkeit des Glückes gleichgültig sei, ob man in der Hütte oder im Palaste wohne. Wie das Paar eben im besten Plaudern ist, kommt ein junger Bauer lustig singend des Weges daher. „Geliebter", raunt die Prinzessin ihrem Gatten ins Ohr, „laß uns den Landmann fragen, ob er auch das Glück kennt wie wir!" Er winkt den Landmann heran. „Sagt, mein Freund", beginnt er, nachdem er den Menschen durch einige Vorfragen vertraulich gemacht, „seid Ihr eigentlich glücklich ?" — „Wie meint der Herr daS ?" — „Nun, ob Ihr mit Eurem Schicksal zufrieden seid?" — „Freilich", versetzte der Bauer, „I müßt not, was mir ab ging. I hab' mei gutes Auskommen, Frau und Kind sind, Gott sei Dank, gesund, Essen und Trinken schmeckt mir und von Sorgen und Aerger weiß i halt nix". — „So", sagte der junge Prinz behutsam, aber besinnt Euch einmal, habt Ihr im Ernste gar keine Sorgen? Erwächst Euch nie und nirgends einmal ein Verdruß?" — „Daß i not müßt'! Höchstens, nun ja, das steht richtig — manchmal — ja..." Die Prinzessin horchte auf. „Nun", ermunterte der Prinz, „sprecht ungeniert. Was habt Ihr zu klagen?" — „Ja", sagte der Bauer, sich hinter dem Ohr kratzend, „manchmal hab' ich halt was mit mei'm Weib! Schauens, so am Sonn tag. Unter der Woch' gang i halt nöt viel ins Wirtshaus; oder wenn i gang, itrink' i halt ein oder zwei Glas. Des Sonntags aber — Ihr wißt halt, wie's da geht. Da sitzt man bei eim guten Freund, und da kommt zu zwei Gläsern das dritte — und wenn der Förster kommt, trinkt mer auch a viertes oder a fünftes, und da kommt der Herr Lehrer, der gar a lustiger Herr ist, und da trinkt mer a sechstes und a siebtes, und zuletzt kommt der Feldgendarm, der hat an Durscht, über den geht gar nix, und da trinkt mer a acht's und a neunt's und manchmal auch a zehnt's und a elft's. Und wann i nun gar a zwölft's trinke und komme heim und bin a bissel fidel, dann fängt mei Weib an zu kneiffen und zu räsonnieren!" — „Was", unterbricht ihn die Prinzessin entrüstet, „Ihr wollt Eure arme Frau noch anklagen, wenn sie über Euch schrecklichen Trunkenbold in Verzweiflung ge rät? Ihr seid ja auf ganz abscheulichem Wege! Zwölf Glas? Und das erzählt Ihr mit lachendem Munde? Bedenkt Ihr i denn gar nicht, daß bei solchem Lebenswandel schließlich der z ganze Hausstand rückwärts geht, daß die Kinder mißraten, wenn der Vater ihnen dieses schändliche Beispiel giebt? Könnt Ihr denn nicht vergnügt sein ohne diese gräßlichen Ausschweifungen? Da stößt der Bauer den Prinzen augen zwinkernd mit dem Ellbogen in die Seite und sagt mit ver ständnisvollem Blick auf die erglühende Prinzessin; „Akkurat die nämliche, wie mei' Marie!" Spricht's und verläßt mit einem Jodler den Schauplatz. Familiennachrichterr Geboren: Hrn. Assessor Ernst Just in Limbach ein K. — Hrn. L. Volkmar Einenkel in Michelwitz i. S. ein K. — Verlobt: Frl. Elsa Grnschc in Auerbach i. V. mit Hrn. vr. xllil. Felix Atenstädt in Stollberg. — Frl. Helene Herrmann mit Hrn. Referendar Hermann Martin in Leipzig. Neueste Nachrichte«. Posen, 6. Okt. Das Effenbahnbettiebsamt Posen macht bekannt: Der Psrfonenzug 43 fuhr auf dem Bahnhofe Samter infolge falscher Weichenstellung heute auf den Güterzug 705. Ein Bahn«, ein Post beamter und ein Reisender sind leicht verletzt. Be trieb nicht gestört. Materialschaden nicht bedeutend. London, 6. Okt. Das „Rsutersche Bureau" meldet aus Tanananvv unter dem 22. September: Die Königin erließ eine Proklamation, in welcher sie die Armee der Feigheit beschuldigt. Sie weigert sich, die Stadt zu verlassen. Die Hovas setzten den Widerstand fort. Das Observatorium ist zerstört worden. Die Fremden können die Stadt nicht ver lassen, da die Regierung das Anwerben von Trägern verhindert. Konstantinopel, 6. Okt. Gestern Mittag befanden sich in der armenischen Dreifaltigkeitskirche zu Pera 1200, in der Georgskirche zu Galata 500, in der Kathedrale von Kum-Kuba 600 Flüchtlinge. Einzelne neue Ankömmlinge berichten von neuen Ge» waltthaten; die Prüfung dieser Nachrichten ist bis her jedoch nicht möglich gewesen. Die An regung unter der türkischen und armenischen Bevölkerung dauert fort. Daß es in Rodosto zu blutigen Vor fällen größeren Maßstabes gekommen ist, bestätigt sich. Brüssel, 7. Okt. Gestern Abend fuhr zwi schen Waore und Ottignies eine Lokomotive in einen vollbesetzten Personenzug. Zehn Personen wurden getötet und 40 verletzt, mehrere davon schwer. Hilfe ist von allen Seiten emgetroffen. Brüssel, 7. Oktbr. Ein schreckliches Eisen bahnunglück hat gestern abend 7 Uhr in der Nähe von Ottignies stattgefunden. Ein Personenzug aus Nivelles kommend, wurde von einer Lokomotive an gerannt. 6 Wagen und beide Lokomotiven wurden total zerstört. Unter den Trümmern hat man bisher 14 Tote und 41 Verwundete hervorgezogen. 6 Leichen, darunter die eines Heizers und eines Maschinisten, sind im Wartesaal von Ottignies nntergebracht. Unter den Trümmern befinden sich wahrscheinlich noch zwei leicht Verletzte. Die Verwundeten, darunter mehrere schwer Verletzte, sind in nahegelegenen Häusern untergebracht. Der Zusammenstoß hat 2 Kilometer von Ottignies stattgefundcn. Die Strecke ist eingleisig. Da der Personenzug Verspätung hatte, war die Lokomotive des Güterzuges aus Ver sehen abgelassen worden. Ein Extrazug brachte gegen Mitternacht eine Anzahl Aerzte und Hilfsarbeiter aus Brüste!. Auf der Unglückstelle spielen sich herz zerreißende Szenen ab, da die Angehörigen der Ver unglückten aus Brüssel, Charleroi usw. gekommen sind, um die Opfer der Katastrophe zu sehen. Mutmaßliche Witterung für de« 8. Äktbr.r (Ausgestellte Prognose nach dem Lamprecht'schen Wettertelegraph.) Veränderlich bewölkt mit Neigung zu geringen Niederschlägen. Schwarze und farbige reinsei-ne It am « » - LiL L 8 t « ttv Spezialität: „Lrautkleiüer". Lruno Zellelleuvvrxtzr, Ollvmuitr. Jedes Maaß zu Fabrikpreisen. Muster porto- und spesenfrei. Frische Husmcher-Ver-NMil (wirkliches Handfabrikat) aus garantiert bestem Ungar. Kaiser- Auszug und Eiern, vorzüglich gewürzt, empfiehlt Julius Küchler, Badergasse. Alle, die noch Fußböden, Trep pen rc. streichens wollen, sollten nur unsern KiltUtsiMklilack mit Farbe verwenden. Nur dieser Lack hat eine unbedingte Haltbarkeit, trocknet schnell und kann' von Jedermann leicht selbst gestrichen werden. Allein e ch t bei Richter L Kalich, Hohnd o rf. Werten Herrschaften von Lichtenstein und Callnberg empfehle ich mich zur Ausführung von AanzBit-AliftriM und bitte um gütige Unterstützung. Louise Göpel, wohnhaft an den Schlvßstufen, früher Gabler's Haus. Für meine Buchhandlung suche ich zur Besorgung der Wege einen Marti« Doerffeldt. MAL ZL als 2. aber gute Hypoihtt zu leihen gesucht. Offerten an die Expedit, des Tageblattes erbeten. Ihren beiderseitigen geehrten Ver wandten und Freunden zeigen hier mit ihre erfolgte Verlobung an Lichtenstein, den 6. Oktober 1895 Miuma Marti«, Ernst Pöschman«. Leere MtißmiiMtztN kauft Ed. Metzner» Gesucht w. bet gut. Lohn e. ÜivnstmLüeiren, welches in Häusl. Arbeiten bewandert ist u. im Kochen einige Erfahrung hat. Näheres durch die Expedition des Tageblattes. « Hlienmilok-Ksils M» voll LoiKmuiiü L Co., Lorliu VV! M. Itt-Ullkturt u. U. ^oltosto alloill äollto Aarles: Vromvkr mit LräkuMl unü Lreur:. VoIIIeominöll noutral mit UoraxAöllalt ullä voll au^SMiebllotoill ^rom» iot rur IIvr8t«IIuii8 unä UrlmltuiiA einos ^urtvn bl6irck«nckwvl88vn 1«1nt8 llllkMsslioll. L68t68 Nittel 8omill6r8pro886ll. Vorr.: 8tüek 50 kl. bol ^xotstolrsr Laut sVieimlr«, IHttkoMm. M Max Hesse's Verlag in Leipzig» Eilenburgerstraße 4, empfiehlt: M s MtechisWUs für s 8 KimnMM Nd Sikltklismük. 8 Unter Berücksichtigung der neuesten Forschungen ! und Beobachtungen hervorragender Imker bearbeitet von Tvny Kelle«. M Mit 133 Abbildungen und einem Titelbild. — Preis brosch 2.50 M., geb. 3 M. Ein Handbuch der modernen Bienenzucht verdient dieses Werk genannt zu werden, da es all« Gebiete der Bienenkunde und Bienen zucht: Geschichte der Bienenzucht. Naturgeschichte der Bienen, Bienen wohnungen, Bienenzucht-Geräte und Bienenstand, rationeller Bienen« zuchtS-Betrieb, Verwendung des Honigs und Wachses und im Anhang die neuere Litterotur bespricht. Das Wer? wurde bereits auf der Bus» stellung des Landssvereins zur Hebung der Bienenzucht Böhmens mit der bronzenen Landeskulturrats-Medaille ausgezeichnet. Durch jede Buchhandlung zu beziehen, sowie direkt von Max Hesse s Verlag in Leipzig. Zu vermiete« ist an ruhige Leute eine größere freundlich« Machrkn-WOW, bestehend ans Wohn-, Schlaf-, Küchen stube und Küche rc, und kann den 1. Januar 1896 bezogen werden. Markt L8». Ich nehme hiermit die gegen die Reinhold'sche« Eheleute in Hohn dorf ausgesprochene Beleidigung zurück. W. M. Wlumenzwieöetn, ü Stück von rr dis 3« Pfg., empfiehlt Ehrea. Thonseld. Redaktion, Druck und Verlag »o» Earl Matthes in Lichtenstein (Markt 17S) Heute Dienstag abend Alle kornnren Der Vorstand. WSI8888 K088. Heute und folgende Tage: Achs KnOn-Wn. Heute Dienstag Schweinschlachten bei GustavBretfchueider,Callnberg. Feinste Tyrckr M WMe Kn-«. TtstlMi»triüa empfiehlt frisch Emil Löschner, Lichtenstein. Ein Isis Stunde v. Chemnitz, direkt a. d. Zwickauerstr. qeleg. l-Wf 24'/s Acker Areal, i. Krankh. d. Besitz, hlbr. m. leb. u. tot. Jnv. b. 10 bis 12000 Mk. Bnz. z. verk. beauftr. Franz Flachowsky, Lichtenstein. Kin üvMr 8plller gesucht. Zu erfahren in der Expe» dition des Tageblattes. W Mz-MUÄMMW. R Am Freitag abend sioll Uhr W verschied nach längerem Leiden M unser guter Gatte, Vater, Sohn, M W Schwiegersohn, Bruder und M r l Scbwager, der Gutsbesitzer Karl hMM Mmkr, W W im 43. Lebensjahre. Dies teilen lieben Verwandten M und Freunden mit W Rödlitz, »I den 7. Okt. 1895 M Die tiefbetrübten Hinterlassenen. Die Beerdigung erfolgtDienS- I, tag nachmittag 2 Uhr von der W W Behausung aus. W