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von Schönburg. Ein zweiter Artikel wird das Kloster unter kurfürstlicher Schutzgerechtigkeit schildern.) — Zur Geschichte der Strumpfwirkern im Schönburgi- schen. Bou B. Hanschmann. — Gründung und kurze Geschichte der Stadt Callnberg. Von Hugo Colditz. — Blütenlese: Friedrich'« von Schönburg Anteil an der Befreiung der geraubten Prinzen Albrecht und Ernst von Sachsen. — Erinnerungen eine« alten Waldenburgers an den 5. April 1848. — Aus un serer Zeit: Die neueste Agricola-Erwerbung in der Stadtbibliothek zu Glauchau. — Schuldirektor Kittel in Glauchau f. — Die Zeitschrift können wir allen Geschichtsfreunden aufs Angelegentlichste empfehlen. — Der Leipziger Lehrer-Gesangverein hat sich von Wien aus em Ehrenzeugnis geholt, das fortan eine Perle in der Krone seines Wachstumes bleiben wird. Die gesamte musikalische Kritik Wiens mußte bekennen, daß un:er Führung Herrn Kapell meister Sitts der Leipziger Verein auf eine Höhe der Leistungsfähigkeit gestiegen, die ihn in Reih' und Glied stellt mit den vorzüglichsten ähnlichen Korpo rationen Wiens. — Chemnitz, 5. Okt. Der „Landbote" schreibt: Vor Kurzem kannte man in einer hiesigen Zeitung unter der Rubrik „Familien-Nachrichten" folgende Todesanzeige lesen: „Gestern verschied nach langem, schwerem Leiden unser geliebter Molly im Alter von 13 Jahren. Um stille Teilnahme bitten" und nun folgt der Name der betreffenden Familie. Als teilnehmende Freunds mit Blumenspenden ihrer Teilnahme Ausdruck geben wollten, stellte sich heraus, daß der „geliebte Molly" ein — Hund war. Dem Vernehmen nach soll es sich bei dem Erlaß der be treffenden Anzeige um einen von dritter Hand aus geführten Schabernack handeln. — Dre Rüpelei dürfte noch eiu gerichtliches Nachspiel haben. — In G l a u ch a u wird das Festspiel „Der deutsch-französische Krieg 1870/71" an folgenden Tagen zur Aufführung gelangen: Dienstag, 8. Okt., abends 8 Uhr, Mittwoch, 9. Oktbr., nachmittags 4 und abends 8 Uhr, Donnerstag, 10. Okt-, abends 8 Uhr, Freitag, 11. Okt. abends 8 Uhr, Sonnabend, 12. Okt., nachmittags 4 und abends 8 Uhr, Sonn tag, 13. Okt., abends 7 Uh'. Versäume niemand den Gesuch der Fsst-Aufführungen, und beweise eiu Jeder durch seine Teilnahme, wie gern er sein Scherf lein opfert, wenn es gilt, unsre braven Veteranen zu bedenken. — lieber das Festspiel „Der deutsch-französische Krieg 1871" entnimmt man den „Pulsnitzer Nach richten" die folgenden Zeilen: Es ist dem Schöpfer des Werkes, der selbst die Begleitworte sprach, vor trefflich gelungen, den Beifall des zahlreichen Audi toriums zu erringen. Unter Mitwirkung von ca. 40 MilitärvereinS-Mitgliedern gingen die farbenreich, finnigen Kriegsbilder in Szene. Der ernste Charak ter der Dichtung ließ allerdings lebhafte Heiterkeit nicht aufkommen; nm bei tragikomischen Szenen, wie beim „Füsilier Kutschke", mit dem „gefangenen Turko", wo die Worte: „Do hobns Anen schon die wilden schwarzen Fratzen, san so gefährlich nit, sie beißen zwar und kratzen, aber fressen thun's uns nir!" den lebhaftesten Beifall fanden, der „Gefangennahme der Franzosen" und bei der gemütvollen Kinderszene „Auch ein Tischgebet", wo der Knabe vorher beim Anblicke gefangener Franzosen mit den transpor tierenden Deutschen gesungen hat: „Lieb Vaterland magst ruhig sein" — und er zu Hause das Tisch gebet verrichten sollte — anhebt: „Lieber Gott magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!" Auch bei der Requirierung resp. Annektierung einer lebenden Gans entwickelte sich eine ungekünstelte Hei terkeit. Die Szenen find eng aneinander gegliedert, so daß wir in den 31 mit Freud und Leid abwech- Das Irrlicht von Wildenfels. Original-Roman aus unseren Tagen von G. v. Brühl. - Nachdruck »erboten. (Fortsetzung.) „Mit Verlaub, Frau Baronin," sagte dieser, „ich wollte doch nicht die Oberförsterei verlassen, ohne der Frau Baronin für die mancherlei Beweise des Wohlwollens und Vertrauens gedankt zu haben und ohne der Frau Baronin Lebewohl gesagt zu haben — Frau von Döring stutzte. „Wie soll ich das verstehen, Oberförster?" fragte sie ganz überrascht, danken wollen Sie? Lebe wohl sagen? Was ist geschehen?" „Der Herr Baron haben mich entlassen und zwar in einer Weise, welche es mir und meiner Ehre zur Pflicht macht, den Dienst auf der Stelle zu verlassen." „Wie — mein Sohn Franz? Wie ist das zu- gegavgen, Oberförster. Es ist durchaus nicht meine Absicht, Sie zu entlassen! Ich habe Sie nach jeder Richtung hin schätzen gelernt. Und ich bin bis zur Stunde hier noch die Herrin!" „Frau Baronin — ich danke für diese gütigen Worte — sie thun meinem Herzen wohl, denn ich habe immer meine Pflicht getreu erfüllt und den Vorteil der Frau Baronin im Auge gehabt," erwiderte Grimm mit bewegter Stimme, „ich hänge an der Frau Ba ronin mit aufrichtiger Verehrung. Aber es geht nun nicht mehr anders, es ist nichts mehr daran zu ändern. Wenn es einmal erst so weit gekommen ist, dann giebt eS keine Umkehr mehr — selnden Bildern gewissermaßen den Gang der großen Ereignisse von 1870/71 an unS vorübergehen sahen. Die verschiedenen Größen des Feldzuges, wie Kaiser Wilhelm I., Bismarck, Moltke, König Albert, Kron prinz Wilhelm usw. waren sehr porträtähnlich dar gestellt, ebenso waren die Uniformen den Personen entsprechend. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, so daß noch viele Besucher stehen mußten. — Waldenburg, 5. Okt. Se. Durchlaucht Prinz Sigismund von Schönburg-Waldenburg hat sich gestern abend von hier nach Jagdschloß Glatzen zurückbegeben. Se. Durchlaucht Prinz Hugo von Schönburg.Waldenburg Hal Waldenburg heute vor mittag wieder verlassen und ist nach Schloß Droy ßig zurückgekehrt. *— Mülsen St. Jacob, 4. Okt. Die 74 Jahre alte gut situierte Gutsauszüglerin S. wurde heute gegen Mittag in ihrer Wohnung erhängt auf gefunden. — Reichenbach, 4. Okt. Als gestern vor mittag 9 Uhr 30 Minuten der Personenzug der Rei- chenbach-Mylaner Eisenbahn, vom oberen Bahnhof kommend, in den unteren Bahnhof hier einfahren wollte, befand er sich in der Kurve in der Altstadt in der Nähe des Rotschauer Straßsnüberganges einem rangierenden Güterzuge gegenüber. Durch Notsignale auf die Gefahr aufmerksam gemacht, fuhr der Führer des Güterzuges sofort rückwärts und der Personen zug bremste aufs äußerste. Hierdurch wurde es mög lich, einen schweren Eisenbahnunfall zu verhüten, denn nur wenige Meter standen die beiden Züge von einander entfernt. — Mittweida, 6. Okt. Ein orkanartiger Sturm brach in der vergangenen Nacht los, so daß man glauben konnte, die Welt gehe unter. Auch gestern tagsüber und heute herrschte Sturm, durch welchen in den umliegenden Wäldern, in Gärten und Straßen Bäume umgebrochen sind. Das Obst, na mentlich auch Pflaumen und Aepfel, liegt wie gesäet unter den Bäumen, und mancher Besitzer, welcher auf eine gute Obsternte rechnen konnte, hat bedeu tenden Schaden erlitten. — Das erste deutsche Lehrsrheim wird laut einem Beschluß der Generalversammlung des über ganz Deutschland verbreiteten Vereins „Deutsches Lchrerheim" in Schreiberhau nach dem Ent wurf des Architekten Reich-Magdeburg errichtet. Der Bau soll nächstes Jahr begonnen und 1897 vollendet werden. Die Kosten sind auf 70 000 M. bemessen. 8 Aus Thüringen wird geschrieben: Eine auffällige Erscheinung bilden in diesem Jahre die zahlreichen Brände, von denen namentlich kleinere Ortschaften heimgesucht werden. Dem großen Brande von Brotterode waren schon zahlreiche größere und kleinere F-usrsorünste vorangegangen, und seitdem berichten die Blätter fast täglich über eine oder meh rere zum Teil recht bedeutende Feuersbrünste. Wenn auch zugsgeben werden muß, baß verschiedene längere Trockenperioden dieses Sommers, die Abwesenheit der auf dem Felde beschäftigten Leute von ihrer Häuslichkeit, das Alleinsein der zum Streichhölzer- spiel allzusehr geneigten Kinder Momente abgeben, die regelmäßig zur Bereicherung der Brandchronik beitagen, so scheint in diesem Jahre doch die Zahl der böswilligen Brandstiftungen außerordentlich hoch zu sein. Ein Beispiel hierfür geben die Brände in Neustadt bei Koburg, wo es im Zeitraum von vier Wochen bereits zum sechsten Male gebrannt hat. Die Untersuchungen über diese zahlreichen Brandsälle sind zumeist noch im Gange, aber nicht schwer dürfte es sein, die letzten Ursachen nicht allein in Racheakten zu suchen, sondern in der Absicht, hohe Versicherungs- gelder herauszuschlagen. Ein charakteristisches Bei- „S!e sind ein strenger, starrer Charakter, Ober förster, ich kenne Sie und Ihre Art, ich schätze diese Art, denn es ist Kern und Ernst in derselben. Aber man darf auch nichtzu weitgehen! SiehabenohnsZweifel da meinem Sohne den schuldigen Respekt verweigert — „Frau Baronin — ich habe nur da Respekt, wo er am Platze ist, und ich kann ihn nicht zur Schau tragen oder erheucheln, wo er nicht ver dient ist —." „Ich will wissen, was geschehen ist!" „Mit wenigen Worten sei es gesagt, Frau Ba ronin — der Ingenieur Fürstenberg und feine Tochter hatten im Forst auf der Schwan-Insel seit längerer Zeit obdachlos umhergeirrt, als ich sie nach der Oberförsterei nahm — „Wie — war jener Mann im Bettleranzuge mit dem grauen Haar und Bart der Ingenieur Fürstenberg, Oberförster? War wirklich jener Un glückliche der irrsinnig gewordene Ingenieur? Ich hatte meinen Sohn damals, als ich den scheuen zer lumpten Mann zufällig auf dem Wege erblickt hatte, beauftragt, nach Fürstenberg zu forschen, da ich es für meine Pflicht hielt, diesem Armen beizusteheu, ihm zu helfen, ihn aller Not zu entreißen!" Grimm stand mit weit geöffneten Augen da. „Das hatten Sie gethan, Frau Baronin?" fragte er. „MeinSohnkanntemeinenWillen, meineAbsicht." „Dann war eS um so schlechter von dem Herrn Baron, daß er mir den Befehl erteilte, jenes Ge sindel, wie er die Unglückliche» nannte, aus dem Forst zu jagen!" „Das that mein Sohn?" spiel zur Beleuchiung des vorstehend Gesagten bilden die Brände in Mühlstedt bei Roßlau in Anhalt. Dort brannten schon vor mehreren Monaten die Be sitzungen von vier Einwohnern, darunter auch die deS OrtSschulzen nieder; als Brandstifter wurde ein Knecht Scherz ermittelt und vom Dessauer Schwur gericht zu mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Nachträglich hat sich herausgestellt, daß Sch. sich im Besitz von zwei Sparkassenbüchern mit verhältnis mäßig hohen Beträgen befindet, wie sie der Mann unter gewöhnlichen Verhältnissen niemals hätte er werben können. Bei nachträglicher Vernehmung hat Sch. gestanden, daß er diese Summen von den vier Abgebrannten gewissermaßen als Prämie für seine Brandstiftung bekommen hat. Die weitere Folge ist nun, baß jene Vier verhaftet wurden und nunmehr ihrer Bestrafung wegen Verleitung zur Brandstif tung und zum Meineide entgegensehen. 8 Zu 11 Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist in Nürnberg ein Postbediensteter, welcher einen Geldbeutel mit einer Biectelm-llion Mark ge stohlen hatte. — Der Mörder Schiffer R. Erpel aus Berlin soll in Bautzen ergriffen worden sein. — Im bayrischen Dörfchen S t c i n a ch bei Mering hat ein Feuer 8 Gebäude vernichtet. Es wird Brandstiftung vermutet. — Ein orkanartiger Sturm bat in Metz an der Kathedrale einen ansehnlichen Teil der Kupferbedachung lssgerisseu. Die Skup- turen sind beschädigt und auf daS Pflaster geworfen. — Durch schlagende Welter verloren in der Welling ton-Kohlengrube bei Ma « chester fünf Bergleute ihr Leben. * * Brüssel, 5. Okt. In der Nordsee an der belgischen Küste herrscht furchtbarer Sturm. Die Schiffahrt ist gefährlich; 2 Heyster Fischerbarken sind bereits gescheitert. * * Paris, 5. Okt. Die Blätter berichten erregt über einen angeblichen Justiz-Skandel. Auf einem Staats - Transportschiffe habe ein höherer Beamter einen betrunkenen Passagier getötet, der in die Kajüte der Frau des Beamten eingedrungcn sei. Der Leichnam sei entgegen aller Regeln sofort in's Meer geworfen worden, obgleich die Landung in wenigen Stunden erfolgen konnte. Es verlautet, das Schiff sei der „Saint Dominique". Der Mörder soll der Exgouserneur von Guyana, Charvein, der Getötete der Magaziner Florentin aus Cayenne sein. * * Foggia, 5. Okt. In der vergangenen Nacht stieß eiu in den Bahnhof zu Zollino einführen der Eisenbahnzug mit einem dort haltenden Zuge zusammen. Der Zugführer wurde getötet, drei Bahnbedienstete leicht verwundet. * * Ein Dampfer, der auf dem Wasser und auf dem Lande fährt, erscheint vielleicht als ein Unding, und dennoch giebt es in Schweden ein derartiges Fahrzeug, das zum Befahren zweier Seen dient und über den zwischen beiden Seen liegenden Landstreifen hinüberfährt. Dieser Streifen Land ist in der Mitte hoch und fällt nach beiden Seiten, d. h. nach den Seen zu, ab. Er ist von See zu See mit einem Schienenstrang belegt, auf den das Fahrzeug mit vollem Dampfe hinauffährt, um an der anderen Seite wie der in das Wasser hinabzugleiten. Der Dampfer wird mittels kleiner Räder auf den Schienen geführt, bei einer Länge von 44 Fuß hat er eine verhält nismäßig kräftige Maschine. Außer der gewöhn lichen Schraubenwelle besitzt er noch eine Extrawelle, welche mit Hilfe von Ketten die kleineu Räder in Betrieb setzt, mit denen der Dampfer auf den Schie nen läuft. * * Eine hochwichtige Entdeckung ist in Griechen land ganz unerwartet gemacht worden- Bei den durch die archäologische Schule zu Athen in Eleusis veranstalteten Ausgrabungen ist ein breites, beinahe „Noch mehr! Als ich die Obdachlosen zu mir in das Forsthaus genommen hatte, erschien jetzt der Baron in demselben und nannte mich einen pflicht vergessenen Schurken, weil ich den Ingenieur Fürsten berg und seine Tochter im Forsthause hatte!" „Empörend und was geschah weiter?" „Der Baron wies mir die Thür — und ich wäre auch ohne diesen Befehl gegangen, Frau Ba ronin, denn ein pflichtvergessener Schurke" Grimm schlug an seine Brust — „bei unserem allmächtigen Gott, Frau Baronin, wäre nicht da oben im Forst hause der Unglückliche gewesen, ich hätte mich ver gessen — und — Frau von Döring trat auf Grimm zu und reichte ihm die Hand. „Oberförster," sagte sie mit hörbar bewegter Stimme, „Sie haben mir «inen großen und wichtigen Dienst dadurch geleistet, daß Sie den Ingenieur Für stenberg und seine Tochter bei sich ausgenommen haben. Ich danke Ihnen dafür. Sie haben damit ein gutes Werk gethan! Ich werde Ihnen dafür öffentlich meine Anerkennung und meinen Dank aus sprechen! Ich hoffe, das wird Ihnen eine Genug- thuung sein, doch ich bin noch zu weiteren Beweisen meiner Anerkennung bereit und entschlossen, um Ihnen mein Vertrauen und meine Dankbarkeit für treue Dienste zu beweisen. Sie treten von heute an in meinen Dienst, Oberförster, ich bitte Sie, aus Ihrem Posten zu bleiben, t ch bin es, die Sie enga giert — „Dank, Frau Baronin, herzlichen Dank," ant wortete Grimm und seine Stimme zitterte, „es thut mir wohl — ich habe nie meine Pflicht verletzt, nie-