Volltext Seite (XML)
auf der Linie Zwickau-Oelsnitz verkehrende Güte rzue, k el Großherzogin von Baden RosenbouauetS. cher gegen 8 Uhr in Rodewisch eintrifft, infolge massenhaf ten Auftretens von Schnecken auf den Schienen auf freier Strecke stehen bleiben mutzte. Erst nachdem die Schienen mit Sand bestreut waren, hat der Zug seine Fahrt fort fetzen können. 8 Berlin, 1. Sept. Die Einweihung der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche hat heute vormittag in feierlicher Weise statlgefunden. Scho» vor 8 Uhr vormittags an begannen die festlich geschmückten Tri bünen sich zu füllen; von allen Seiten strömten die Militärdeputationen, Knegervereine, Schüler und Schülerinnen mit ihren Fahne» herbei. An dem festlich geschmückten Hauptportule sammelten sich die geladenen Gäste: Minister, Generäle, andere hohe Offiziere, die Geistlichkeit usw. Die Kriegervereine nahmen in der Hardenbergftraßc Aufstellung, dem Hauptportale am nächsten die amerikanischen Vetera nen. Gegen halb 10 Uhr war die Aufstellung be- endet und das erste Glockengeläuts ertönte. Um s/410 Uhr fuhr Se. Königl. Hoheit der Prinz Al brecht vor. Um 10 Uhr verkündeten brausende Hoch rufe das Nahen Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, deS Kronprinzen und des Prinzen Eitel Fritz. Auf dem Podest der Freitreppe wurden die Majestäten vom Vorsitzenden des Evangelischen Kir- chenbauvereinS, Hausminister v. Wedel, mit eioer Ansprache begrüßt, in welcher Redner auf die Be deutung der Vor wenigen Wochen erfolgten Grund steinlegung für das Nationaldenkmal und der heute zu vollziehenden Weihe der dem Gedächtnis weiland Sr. Majestät Kaisers Wilhelm I. gewidmeten Kirche hinwies. Sodann überreichte Baurat Schwechten Sr. Majestät den Schlüssel zur Kirche mit der Bitte, dis Erschließung zu befehlen. Zum Andenken an die Weihefncr überreichte zugleich der Vorsitzende des Berliner Komitees, Unterstaatssekretäk Dr. Fischer, Ihrer Majestät der Kaiserin, als Protektorin des Baues, einen vergoldeten Schlüssel. Hierauf erfolgte unter erneutem Glockengeläuts die Erschließung und Oeffnung der Kirchthüre. Während des Einzuges der Majestäten trug das Mufilchor' des Garde-Füsi lier-Regiments „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre rc." von Beethoven und das Halleluja aus dem „Meksias" von Händel vor. Dann sang der Königl. Domchvr unter Begleitung des Musikchors „Wie herrlich ist die neue Welt". Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften hatten inzwischen Platz genommen. Nach dem Vortrag des 100. Psalm von Mendelssohn sang die Gemeinde den Choral „Großer Gott, wie loben Dich". Darauf folgte die Ansprache und der Weiheakt durch den Genervlsuperintendevten Hvfprediger Fader. In der Ansprache wies derselbe auf Vie Glaubensstärke des hochscligsn Kaiser Wil helm 1. hin, dessen; Gedächtnisse diese« Gotteshaus geweiht sein soll, hob die Hnffmmgsfreubigkeit des Verewigten und dessen unbegrenzte Liebs zu seinem Volke und dem Vaterlands hervor und schloß das Weihegcbet mit dem Wunsche, daß dies neaersiandene Gotteshaus in den drei Kräften Glaube, L ebe, Hoff nung seine Hauptstützen finden möge. Oberpfarrer Lange hielt dann die Festpredigt auf Grund der Textes „Der Herr hat Großes au uns gethan, des sind wir fröhlich". Unter dem Geläuts sämtlicher Glocken der evangelischen Kirchen Berlin, Charlotten, bürg und Wilmersdorf verließen Ihrs Majestäten das Gotteshaus. — Die auf den Tribünen postierten Militär- und Zivilkapelleu intonierten den Choral „Nun danket Alls Gott", welcher von den Schülern und Schülerinnen mitgefangen wurde. Ihre Maj. der Kaiser und die Kaiserin, sowie Lie übrigen Fürst lichkeiten erschienen auf dem Podest der Freitreppe und hätten dem Gesänge zu. Währenddessen über- reichten zwei weißgekleidete Mädchen Ihrer Majestät der Kaiserin und Ihrer Königl. Hoheit der Frau Nach Be endigung des Chorals stimmten die Versammelten die „Wacht am Rhein" an, welche von den Kapellen begleitet wurde. Nach Absingung derselben ertönten brausende Hochrufe und der Gesang der National- Hymne. Bei Ler Abfahrt Ihrer Majestäten ertönten nicht endenwollende Hurrahrufe der Krieger, Schüler und der Zuschauermenge. Z Berlin, 2. Sept. Der Kaiser hat dem Fürsten Bismarck heute früh folgendes Telegramm zugehen lassen: „Fürst Bismarck, Durchlaucht, Frie- drichsruh. Heute, wo ganz Deutschland die fünfund zwanzigjährige Wiederkehr deS weltgeschichtlichen Ka pitulationstages von Sedan feiert, ist es Mir Her zensbedürfnis, Eurer Durchlauchternsut auszusprechen, daß Ich stets mit tief empfundener Dankbarkeit der unvergänglichen Verdienste gedenken werde, welche Eure Durchlaucht sich auch in jener großen Zeit um Meinen hochseligen Herrn Großvater, um das Va terland und die deutsche Sache erworben haben." — Hierauf ist aus Friedrichsruh nachstehendes Ant wortstelegramm eingetroffsn: „Sr. Majestät dem Kaiser und König. Eurer Kaiserlichen und König lichen Majestät lege ich meinen ehrfurchtsvollsten Dank zu Füßen für die gnädige telegraphische Begrüßung am heutigen Tage und für Eurer Majestät huldreiche Anerkennung meiner Mitarbeit an dem nationalen Werke des hochseligsn Kaisers und Königs." Z Berlin, 2. Sept. Bei der heutigen Parade auf dem Tempelhofer Felde führte der Kaiser das Königin Augusta Garde-Grenadier-Reaiment bei der Großherzogin von Bade« vorbei, dasselbe that der König von Sachsen Wit dem 2. Garde Ulanen-Regi- ment und der König von Württemberg mit dem Leibgarde-Husaren-Regiment vor dem Kaiser. Der Kaiser trug die Uniform des 1. Garde-Regiments zu Fuß mit dem Bande und der Kette des Schwarzen Adlerordevs, den auch die übrigen Fürsten angelegt hatten. Der Kömg von Sachsen trug die Parade uniform des 2 Garde- Ulanen - Regiments und der König von Württemberg hatte den Pelz der Leib- Garde-Husaren angelegt. Die Könige von Sachsen und Württemberg ritten nebeneinander und waren v."^ ihren Militärattaches und Adjutanten begleitet. Dte^arade verlief bei herrlichstem Wetter und bot ein glänzendes Bild. Die Straße» waren dicht be setzt, ebenso die Dächer. Stürmische Hurrahs er tönten, als die Majestäten Sie Straße vom Parade- feld passierten. Ein eigenartiges Bild bot dis Parsdestraße vom Denkmal Friedrich'« des Großen vis zum Königlichen Schloß durch daS Spalier der Kinder. Die Mädchen standen ans der südlichen, die Knaben auf der nördlichen Seite. Vertreten waren 17 Gymnasien, 6 Real-Gymnasien, 3 Ober realschulen, 4 Realschule« und 201 Gemeindsschulen. In Spalier standen 112 Fahnen. Die Kinder bs- größteu zunächst die Kaiserin, dis von ihrer Leib garde eskortiert wurde, mit der Nationalhymne, zu der die Kapelle des Friedrich Wilh-lm-Gymnasiums die Musik spielte, ebenw dann die Königs von Sachsen und Württemberg. Begeisterter Jubel be mächtigte sich der Kmderschaar, als der Kaiser unter den Klängen deS Aorkmarsches über die Wildprome- nade der Linden marschierte und in ihrs Nähe kam. Die Kinder riefen stürmisch „Hoch!" und „Harrah!" und schwenkten ihre Fahnen. Der Kaiser dankte lebhaft für die Ovation, indem er unablässig nach nach allen Seiten den Kindern zuwinkte. — Die Großherzogin von Baden ist gestern vom Kaiser zum Chef des Königin RuMsta-Garde-Grenadier-Regi- mcnts Nr. 4 ernannt worden. — Der Kaiser bat den Felomarschall Prinzen Albrecht von Preußen zum Chef deS Garde-Dragomrregiment« ernannt.— Prinz Albrecht führte bei der heutigen Parade daS Regiment beim Kaiser vorbei. — Die deutsch amerikanischen Veteranen wurden heute vom Kaiser auf dem Tempelhofer Felde vor der Parade besich tigt. — Der König von Württemberg begiebt sich am 4. September nach Essen zur Besichtigung des Krupp'schen Etablissements. — Obwohl der Empfang der Veteranen abgesagt und auch die Ankunft deS Königs von Sachsen verlegt worden war, hatte sich doch bei dessen gestriger Ankunft eine ganze Reihe alter Krieger auf dem Bahnsteige eingefunden, um ihren geliebten einstigen Heerführer bei seiner An kunft zum Sedanfeste ehrfurchtsvoll zu begrüßen. Die Begrüßung des Königs Albert durch den Kaiser war überaus herzlich, beide Monarchen schüttelten sich kräftig die Hände und küßten sich mehrmals. — Der Minister des Innern soll die Landräte und andere Behörden telegraphisch angewiesen haben, alle sozialdemokratischen Versammlungen, die sich mit der Sedanfeier beschäftigen, zu inhibieren. Infolgedessen werden die für heute abend angesetzten sozialdemo kratischen Versammlungen nicht stattfindcv. Z Berlin, 2. Sept. Bei dem heutigen Pa radediner im Weißen Saale de« Königl. Schlosses sprach Se. Majestät der Kaiser in seinem Trinkspruch u. a. Folgendes: Wenn Ich am heutigen Tage einen Trinkspruch auf Meine Garden ausbringe, so ge schieht es froh bewegten Herzens, denn ungewöhnlich feierlich und schön ist der heutige Tag. Den Rahmen für die heutige Parade gab ein in Begeisterung auf flammendes ganzes Volk; und das Motiv für die Begeisterung war die Erinnerung an die Gestalt, an die Persönlichkeit des großen verewigten Kaisers. Es berührt so warm, daß ein Jeder, der des Kaisers Rock getragen oder ihn noch trägt, in diesen Tagen von der Bevölkerung besonders geehrt wird. Doch in die Hohs große Festesfreude schlägt ein Ton hinein, der wahrlich nicht dazu gehört. Eins Rotte von Merffcheu, nicht wert, den Namen Deutscher zu tragen, wagt es, das deutsche Volk, wagt es. die uns geheiligte Person des allverehrten, verewigten Kaisers zu schmähen. Möge das gesamte Volk in sich dis Kraft finden, diese unerhörten Angriffe zu- rückjUweissn! Geschieht es nicht, nun denn, so rufe Ich Sie, um der hochverräterischen Schar zu wehren, um einen Kampf zu führen, der uns befreit von solchen Elementen. Doch kann Ich Mein Glas auf das Wohl Meiner Garden nicht leeren, ohne Dessen zu gedenken, unter Dem sie heute vor 25 Jahren gefochten haben. Der einstige Führer der Maas- arMes sieht vor Ihnen! Seid 25 Jahren haben Se. Majestät der König von Sachsen alles Leid und alle Freude, Lie Unser Haus und Land betroffen, treulich mit Uns geteilt; desgleichen auch Württemberg« König. Wir köanen nur geloben, das zu erhalten, was oie Herren für uns erstritten haben, und so schließe Ich denn rn das Wohl des Gardekocps ein das Wohl der Heiden hohen Herren, vor Allem des Führers der Maasarmee: Seine Majestät der König von Sachsen, cr lebe hoch, und nochmals hoch, und zum dritte» Male hoch! Nach diesem Trinkspruche Sr. Maj. des Kaisers erhob sich Se. Maj. der König von Sachsen und erwiderte Folgendes: In dem Ich Ew. Majestät in Meinem Namen und tm Namen des KömgS von Württemberg für dis gnädigen Worte danke, erlaube Ich Mir heute noch eiomal die Führung des Gardekorps zu übernehmen und in dessen Namen das Glas zu l-eren auf den erhabenen Chef: Seine Majestät der Kaiser, er lebe hoch, hoch, hoch! 8 Die deutsch-amerikanischen Veteranen sind am Sonnabend in der Reichshauptstadt eingetroffen. Die Ankunft erfolgte auf dem Lehrter Bahnhof, wo sich Deputationen Berliner K-isgervereine mit ihren Fahnen zum Empfang eingefimden hatten. Vordem könm' er sich ja doch davon überzeugen", meinte Sämltz, „und wie oft haben wir es gesehen, meistens mitten im Bruch, dort am See." Die Männer sahen zu der Stelle hinüber, auf welcher in der Ferne em Helles Licht stand, ein eigentümlich weißliches Licht, das ganz auf der Erde sich zu befinden schien. Rings umher standen alte, dicke, dunkle Bäum-, welche den Weg durch den Park so dicht einsäumten, daß man nur hier und dort zu der dreien Stelle Hinsehen konnte, wo das Licht sich befand. „Geh' nicht", rief Schultz dem einen Arbeiter zu, der es wohl noch nicht zu sehen bekommen hatte, „geh' nicht, Du holst es doch nicht ein. Wenn Du auf das Licht zugehst, scheint es fortzuschweben, es läßt sich nicht aufjuchen und nicht nachipüren". „Was wird es weiter sein", sagte der Arbeiter, „ich kenne dergleichen von früher. Ich habe vor Jah ren in Cuxhaven an den Hafenarbeiten mitgebaut, da leuchtete das Meerwasier manchmal ebenso, und da hieß es, das entstünde dadurch, daß viele kleine Tiere im Wasser verwesen. So mag's auch hier mit dem Irrlicht sein. Drüben im Moor mag auch viel kleines Getier schwimmen und verwesen, und das leuchtet dann so". „Neulich war doch der Oberförster drüben im Moor gewesen", erzählte Gimpel, während er mit den anderen nun wieder weiterging, „da sind doch Stellen, wo kein Mensch gehen kann, des Sumpfes wegen, als ich ihn dann traf, sagte er: Gimpel, Ihr habt da wohl einen Baum gefällt und auf der einen Stelle, welche zum Versinken sumpfig ist, so hingelegt, daß man über sie fort kann. Nein, Herr Oberförster, meinte ich, der Baum ist Windbruch und er muß zufällig gerade da auf die Stelle ge. fallen sein, von uns hat ihn keiner hingelcgt. Aber wenn der Herr Oberförster fitzt das Irrlicht sehen wollen — da zeigte ich es ihm. „Ist zu weit", brummte er, „kann ich nicht unterscheiven, kann eine Frau aus Wildenfels sein, die noch mit einer La terne durch den Forst geht". „Ja, da kannst Du machen, was Du willst", rief Schultz, „was der nicht wahrhaben will, das glaubt er nicht, und wenn er's auch sieht!" „So? Was denn? Wen meint Ihr denn da?" tönte in diesem Augenblicks eins Stimme dicht vor den Arbeitern. Der Oberförster Grimm trat gerade aus einem Nebenwege, vom Palais kommend, in die Allee und hatte die Worte gehört. Die drei Waldarbeiter murmelten nur als Ant wort verlegen einen guten Abend und rückten an ihren Mützen oder Hüten. „Wir sprachen eben vom Irrlicht, Herr Ober förster," sagte dagegen Gimpel dreister, da er immer im Forsthause um den Oberförster war. „Irrlicht hin, Irrlicht Herl" rief Grimm nun in seiner kurzen, bestimmten Weise. „Ich glaube gar, jetzt seht Ihr, alter Schwätzer, Euer Irrlicht auch schon hier in Rudelsburg! Da kommt cs Euch ge wiß nach, Gimpel! Gimpel, Ihr tragt Euren Namen nicht umsonst, Ihr verdient ihn wirklich!" Gimpel räusperte sich, während die drei Arbeiter lachten und froh waren, daß Grimm, mit dem manch mal nicht zu spaßen war, vorhin nicht alles gehört zu haben schien. Nun ging Grimm mit seinen Arbeitern zusam- men nach Wildenfels zurück und blickte noch ein mal nach dem Palais hinüber, dessen Fenster zum größten Teil hell erleuchtet waren. Dort befand sich zu dieser Stunde «och der ! Pastor aus Wildenfels bei der Baronin, um ihr in ' ihrem schweren Leide Trost zuzusprechen. Frau von Döring saß, während ihre tiefschwarzen Kleider allem den Stempel der Trauer aufdrückken, dem Pastor Liebetrsu gegenüber, der sehr ernst und sorgenvoll aussah, während sr doch hergekommen war, um Trost zu spenden. Was ihn am meisten be drückte, war ein rührendes Geständnis, welches ihm vorhin rm Richter'schsn Hause gemacht worden war und welches ihm eine Liefe Sorge um die Zukunft zweier Menschen eingefloßt hatte, die ihm teuer waren. Die Baronin hatte ihre Blicke vor sich nieder gesenkt. Nun rang sich ein schwerer Seufzer über ihre Lippen, und sie führte von Zeit zu Zeit ihr Baitistluch an ihre Augen, um eine Thräne zu trocknen. „Seien Sie zufrieden und danken Sie dem Herrn dafür, daß Sie nicht schuld sind an dem Eingetretenen," sagte Liebetreu soeben mit einer sanf ten, milden, zum Herzen gehenden Stimme, „was würde Ihr Herz wohl dulden, wenn Hellmuth sich, durch Ihre Härte getrieben, das Leben genommen hätte, Frau Baronin. —" „Härte, Ehrwürden?" sagte Frau von Döring. (Fortsetzung folgt.)