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Wochen- und RachrichMnit zugleich Itslhösts-AWktztl für HshÄsrs, Wdlitz, Kemrdorf, Msdsrs, Ä EBdic«. Hkiirichssrt, MNiens««. MW«. Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichtenfter« EN, Aahrga»g. M. 205. MrnsprechsteKe srr. 7. Mittwoch, dm 4. September 1895^ Uer»sprechst«lle Nr» 7» tM«S Blatt erscheint täglich lanßer So««-- «L Festtags) abends sttr den folgenden Tag. VierteliShrücher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer t« Pfennige. —i Mrllungeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Poftauttaltcu, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalt« KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennige« berechnet. - Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. 8 Dank allen Denen, welche dem unterzeichneten Ausschuß zur Veranstaltung des am 2. d. M. abgehaltenen Schulfestes bare Beiträge und Geschenke gewährten, so wie allen Herren und Damen, welche durch viele Mühen und Arbeiten zum Gelingen dieses Festes beitrugen. Lich Len st ein, den 3. September 1895. Der Sehulfest-AttsMuß. W. Beyerlein. LKKSsKSschichM.. ' — Lichtenstein, 3. Sept. In schönster und würdigster Weise ward die Vorfeier des Sedau- Jubeltages am Sonntage hier begangen. Sämtliche Krieger, sowie die Militärvereins- und Kriegerver- einsmitglieder hielten im festlichen Zuge einen allge meinen Kirchgang mit Abendmahlsfeier, an der auch verschiedene ihrer Angehörigen (zusammen zwei hundert Kommunikanten) teil«ahmen. In recht tiefdurchdachter Weise wußte Herr Oberpfarrer Seidel, an den Stufen des Altarplatzes stehend, während der Beichte die Herze« zu erfassen, sodaß manches Keiegeraugs im Thränentan erglänzte. Während des Festgottesdienstes predigt« Herr Oderpfarrer Seidel, ausgehend vom Siege bei Sedan, und diesen zum Gleichnis nehmend für die Kämpfe und Siege der christlichen Kirche, auf Grund des Sonntags-Textes Apostelgesch. 12, 1—12 und, im Anschluß an daL letzte Lied des Gesangbuches „v o m Siegesfeste der triumphier enden Gottesgem sind s", und führte aus, wie sich dieselbe dann erzählen wird 1. von Blut und Thräncn, 2. von heißen Ge beten, 3. von wunderbaren Errettungen, und 4. vom Ende aller Feinde. Der prächtige Chorgesang der Kirchensänger, Vortrag eines altniederländischen Volksliedes „Dankgebet« für 3 stimmigen Knabenchor unter der kundigen Leitung ihres Kantors hatte ebenfalls bei der würdigen kirchlichen Feier seinen wesentlichen Anteil. * — Für unsere liebe Schuljugend war das Jubel - Sedanfest, der 2. September, ein wahres Freudenfest, worauf schon Wochen lang Vorberei tungen von feiten der Lehrerschaft, der Eltern und Mithelfer getroffen worden waren. Dazu paßte der schöne Sommertag, der es allerdings erwaS zu gut bezüglich der fast tropischen Hitze meinte und ist es gewiß freudig zu begrüßen, daß man allseitig durch Sprengung der Straßen den Staub zu mildern suchte, der unseren lieben Kleinen doch so lästig ge worden wäre. Nachdem am Vormittag in Bezug auf die Jubel-Sedanseier von feite» des Stadtmusik« chors an verschiedenen Plätzen der Stadt Platzmufik abgehalten wurde, sand mittags nach fls! Uhr das Sammeln der Schulkinder, wohl 1300 ander Zahl, im Schulhofe und vor dem Schulgebäude statt. Nach JntomeruNg eines Chorals hielt Herr Schuldirektor PoeniSs auf der Kirchmauer oberhalb des Krieger denkmals sine längere Ansprache, in welcher er die Mahnung an die Kinder richtete, eingedenk der ge fallenen Helden jederzeit treu zum Vaterlande zu stehen und das von den Vätern errungene einige Deutschland mit fester Hand später schützen zu helfen und schloß mit einem 3fachen Hoch auf Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. und Se. Majestät unsern König Albert, das von den Kindern und Erwachsenen brausend erwidert wurde. Nach Absingen des Liedes „Deutschland, Deutschland über alles" setzte sich der Zug, mit mehreren Musikchören eingeteilt, und in Begleitung der gesamten Lehrerschaft, der Helfer und Helferinnen in Bewegung und durchzog verschiedene Straßen und Plätze der überall festlich durch Flaggsn, Ehrenpforten, Guirlanden, Kränzen und Emblemen geschmückten Stadt nach dem Fsstplatzs „Zum goldnen Helm", woselbst die verschiedenen Klaffen in ihre Abteilungen eingeführt wurden und die Spiele begannen. Hierbei war nun für alles gesorgt, Vogelschießen für Knaben, Stechvogelschießen für Mädchen, Ballspiele, Kreisspiele usw. Ueberall sah man freudig leuchtende Gesichter und die Lehrer und Helfer hatten viele Mühe und Geduld, um die nim- merruhende Schaar durch abwechselungsreiche Unter haltung zu beschäftigen. Inzwischen fand die klaffen weise Bewirtung der Kinder mit Kaffee und Kuchen in den Sälen statt und auf den Spielplätzen wurden Würstchen und Bier an die Kinder verabreicht. In recht sinnreicher Weise hatte die Lehrerin Fcl. Gläuzer ihr« Schülerinnen überrascht, indem sie jeder derselben durch einen expressen Briefbote» auf dem Festplatze ein Briefchen überreichen ließ, in welchem Worte der Liebe und Ermahnung zum Herzen sprachen. Selbstverständlich erregte diese einzig sin nige Ausdrucksweise lebhafte Freude. Später fand die Verlosung von allerlei Gegenständen statt, wobei jedes Kind m hinreichender Weise bedacht wurde. War manchmal aus einzelue» Mienen auch nicht die rechte Befriedigung zu erkennen, so mußte man sich doch sagen, daß der Kinder Wünsche ost die weitgehendsten sind, und es ist niemand im Stande es allen recht zu machen. Nach 7 Uhr abend rüstete man sich wieder zum Ausbruch und ging der Festzug der Kinderschaar mit einigen Hundert Stück bunten Lam- pionslrägern voran und an den Seiten wieder nach dem Marktplätze, woselbst nach einer kurzen Ansprache des Herrn Lehrer Ulbricht und nach Absingen des Chorals „Nun danket alle Gott" die Auflösung er folgte. Nach Eintritt der Dämmerung hatten viele Häuser der Stadt prächtig illuminiert. Auch das Rathaus, der Marktplatz unddasKriegerhenkmal waren durch Gasschmuckbrenner schön erleuchtet. Gegen 9 Uhr sang die Gesangs-Abteilung des König!. Sachs. Mtlitärvereins am Kriegerdenkmal einige erhebende Lieder. Tiefergreffend war der Eindruck, welchen die Gesänge auf bis nach Hunderten zählende Zu hörerschaft machte. Die sinnigen Worte: „Schlaft wohl, ihr braven Kameraden" tönten überwältigend in die stille Abendruhe hinein, und in den Augen vieler standen Thräne», denen ein teures Familienglied vor 25 Jahren in dem großen Kriege entrissen wurde. Der Gesangs-Tbteilung des Kgl. Sächs. Mililärvercins, sowie deren bewährtem Leiter, welche schon seit einer Reihe von Jahren in so wür diger Weise die gefallenen Helden ehrt, sei auch an dieser Stelle wohlverdiente Anerkennung gezollt. Ein geselliges Beisammensein der Lehrer und des Aus schusses in den Räume» des gsldnen Helm, sowie ein patriotisches Concert vom Stadtmusikchor im Festgarten beendete den Tag. — Gewiß lange noch wird den Kindern und Eltern dieses so schön gelungene Fest, welches die Siegesjubslfeier Deutschlands durch die Jugend verherrlichen half und wozu der Himmel seinen Segen spendete, in ange nehmer Erinnerung bleiben und die Sedantreue, welche in die jungen Herzen gepflanzt, bis in die fernsten Zeiten bewahren helfen und dazu gebe Gott seinen reichen Segen! * — Am gestrigen wie am heutigen Tage stieg das Thermometer wegen der immensen Hitze auf über 32 Grad Celsius im Schatten, gewiß im Monat September eine seltene Wärme. In vergangener Nacht fiel dagegen das Thermometer bis auf Grad Celsius hermster, durch diesen Ausgleich ist natürlicherweise ein Auftreten vonGewittern sehr selten. * — Hohndorf, 3. Sept. Mit hoher Be friedigung dürfen wir auf die vielgestaltige vorgestrige und gestrige Feier der 25. Wiederkehr des Tages von Sedan, wie sie in unsrer Gemeinde begangen wurde, zurückblicken. Den echt kriegerischen Rahmen um diese Jubelfeier eines herrlichen Sieges bildete das von Sonnabend abend bis Sonntag abend fast ununterbrochene Knallen der Böller- und sonstigen Freudenschüsse ringsum. Bereits am Sonntag morgen legten die öffentlichen Gebäude und viele Privat häuser Flaggenschmuck an. Eine erhebende und sicher lich die würdigste Einleitung zur eigentlichen Festfeier bildete am Sonntag-Vormittage der gemeinsame Abendmahlsgang der Kampfgenossen mit ihren An gehörige«, welche aus eigener Entschließung kamen, in der Erinnerung an eise große Zeit sich vor Gott zu demütigen und dadurch abermals ihren Dank zum Ausdruck zu bringen für gnädige Bewahrung in ge fahrvollem Kampfe und für den Sieg, den Gott ihren Waffen verliehen. Absuds 6 Uhr wurde der folgende Festtag als hoher Festtag mit allen Glocken eingeläutet. Abends bald nach 8 Uhr flammten auf den umliegenden Höhen mächtige Freudenfener auf, während ein Haus nach dem andern im Hellen Lich- terschMuck erglänzte- Erfreulich war die reichliche Beteiligung an der Illumination, trotzdem erst ziem lich spät dis Anregung dazu erfolgt, und sie würde, wie wir hören, noch größer gewesen sein, wenn sich noch rechtzeitig genügend Material hätte herbsischaffen lassen. Am Montag früh von sts9 Uhr an sammelten sich der Kirchenvorstand, Gemeinderat, Schulvorstand, Lehrerkollegium, Abteilungen der Belegschaften beider Kohlenwerke mit Fahne und die Vereine mit ihren Fahnen, auch eine Anzahl GemUndeMber, zum Fest zug. Ein stattlicher Zug bewegte sich um 9 Uhr unter den Klänge« des Liedes: „Ein feste Burg ist unser Gott" nach der Kirche zum Festgotttsdienst. In de? Predigt wurde im Lichts des Gotteswortes Ps. 9, 2—11 gezeigt: Die 25jährige Jubelfeier des Tages von Sedan ein Tag, vom Herrn uns gemacht, daß er uns lehre 1. Gott recht zu danken für seine Hülfe, 2, Gottes Gnade ganz zu erkennen und 3. fortan nur allein zu ihm zu stehen. Ein besonderer festlicher Charakter war dem Gottesdienst noch da durch gegeben, daß der ambrosiamsche Lobgesang als Wechselgesang zwischen dem Geistlichen Wd der Ge meinde gesungen wurde. Als Kirchenmusik kam das an Wirkung gewaltige Dankgebet durch den Gesang verein „Schlegel und Eisen" trefflich zur Aufführung. Bald nach ^/sl Uhr fand Festaktus für alle Schul kinder vor der alten Schule statt, bei welchem auch den Kindern die Bedeutung des Tages durch Herrn Lehrer Ebert an das Herz gelegt wurde. Danach bewegte sich der nicht zu übersehende Zug der Kinder unter abermaliger Beteiligung mehrerer Vereine zu erst durch das Niederdorf, bann durch das Oberdorf bis zum Gasthofe „Deutsches Haus", wo einige Zeit Halt gemacht, und schließlich nach dem Festplatzs hinter dem Kalich'schen Gasthofe, wo die Kinder durch Spiele unterhalten und belustigt wurden. Dem Uebergang vom Kinderfeste zum Schlüsse des Tages bildete ein prächtiges Feuerwerk, an welches sich gegen */4l0 Uhr der letzte Teil des Festes, der Kom mers im dichtgefüllten Saale des Kalichffchen Gast hofes anschloß, in welchem das in allen seinen Teilen wohlgelungsne Fest seinen Abschluß fand. Nach den Hochs auf Kaiser und König, Deutschland, die Krie ger und einem stillen Gedenken der im großen Kriege Gefallenen folgten getrennt durch Lieder einige Auf führungen des Turnvereins, Riegentmnen am Bar ren, Gruppenbilder am Pferd und römischen Waffen reigen in Kostüm, auch zwei Lieder, von einem Aus wärtigen vorgetragen. — Wir können es nicht unter lassen, hierbei unseren Dank auszusprechen allen denen, die zum Gelingen des Festes in irgend einer Weise mitgewirkt haben. Besonderer Dank gebührt den Herren, die bei dem Kinderfeste die Herren Leh rer unterstützten, der Feuerwehr für die Besorgung des Feuerwerk, dem Turnverein für seine Mitwirkung beim Kommers, auch den Herren Gutsbesitzern Fr. Meinert und Röger, welche das Ziehen und Spielen der Kinder auf ihren Grundstücken freundlichst ge statteten. — Erfreulich war es, bei diesem Feste wie der einmal die oft so verborgene patriotische Gesin nung lebendig hervortreten zu sehen. Hoffentlich hat das Fest nicht nur dazu gedient, die vorhandene patriotische Gesinnung ans Licht zu bringen, sondern