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deutungsvvllen Erinnerungstag nicht vorübergehen lassen, ohne Ew. Majestät und des tapferen Säch. fischen Armeekorps in wärmster Dankbarkeit zu ge denken. Ich darf Ew. Majestät erneut aussprechen, daß ich und meine Armee stets voll Verehrung zu Ew. Majestät aufblicken und alle Zeit dessen einge denk bleiben werden, was Ew. Majestät in Krieg und Frieden, mit Geist und Schwert für die Einigung und Erhaltung des Reiches gewirkt und errungen haben. Mögen Ew. Majestät uns noch lange Jahre in voller Kraft und Frische zum Segen und Heile des Vaterlandes erhalten bleiben. Genehmigen Ew. Majestät die Versicherung der vollkommensten Hochachtung und wahren Freund schaft, womit ich verbleibe Ew. Majestät freundwilliger Vetter und Bruder Wilhelm. Berlin, den 18. August 1895. An des Königs von Sachsen Majestät," Se. Majestät der König Albert hat hierauf folgendes Schreiben an Se. Majestät den Kaiser gerichtet: „Durchlauchtigster, Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Ew. Majestät sage ich für das am Gedenktage der Schlacht von St. Privat durch Teneroberst Frhrn. v. Loä mir überbrachte Schreiben meinen herzlichsten und tiefgefühltesten Dank, zugleich auch im Namen meiner Truppen, welche Ew. Majestät durch Ver leihung von Fahnenbändern an das 2. Grenadier regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preu ßen" noch besonders zu ehren, die Gnade gehabt haben. Wenn es mir vergönnt war, in der nunmehr 25 Jahre hinter uns liegenden großen Zeit einen kleinen Teil haben beitragen zu dürfen zu den herr lichen Erfolgen, die wir unter Führung des unver geßlichen Kaiser Wilhelm erkämpften, so verdanke ich das nächst dem allmächtigen Gott, den herrlichen Truppen, welche meinem Komma»->o unterstellt waren. Ew. Majestät Garbe und das IV. Armeekorps unter meinem Befehle gehabt, sie zum Siege haben führen zu können, wird stets meine stolzeste Erinnerung bleiben. Sollten Ew. Majestät gezwungen sein, uns der einst wieder unter die Waffen zu rufen, dann werden die Söhne meines Landes ihre Schuldigkeit thun, wie bei St. Privat, und auch ich stehe, so Gott mir die Kraft beläßt, des Rufes Ew. Maj. gewärtig. Genehmigen Ew. Maj. die Versicherung der voll kommensten Hochachtung und wahren Freundschaft, womit ich verbleibe Ew. Majestät freundwilliger Vetter und Bruder Albert. Dresden, am 20. August 1895. An des Kaisers und Königs Majestät." — Dresden, 26. August. Die Reise Sr. Maj. des Königs nach Berlin ist auf Sonntag abend festgesetzt. De« König nimmt an der Parade am Montag teil. — Chemnitz. Die Erste Erzgebirgische Gar tenbau-Ausstellung, die viel Sehenswertes bietet, ist am Freitag vormittag eröffnet worden. In der Aus stellung befindet sich auch die Nachahmung eines Friedhofs mit steinernen Grabmälern und sorgfältig gepflegtem Blumenschmuck. Der Letter der Ausstel lung, Herr Stadtgärtner Werner, ist in Anerkennung seiner Verdienste um die Ausstellung und überhaupt um die Verschönerung der Stadt zum städtischen Garteninspektor ernannt worden. — Chemnitz, 24. Aug. Gestern vormittag Hal hier die feierliche Eröffnung der „Ersten Erzge- Das Irrlicht von Wildenfels. Original-Noman aus unseren Tagen von G. v. Brüh l. " Nachdruck verbLtru. (Fortsetzung.) „Du hast recht, mein Vater, es ist etwas Liebes, etwas Beruhigende« in diesen Zügen, io daß auch ich sie jetzt gern iehe, während ich bisher noch nie auf sie aufmerksam geworden bin. — Die eben noch wild sich bäumenden Wogen meines Innern werden ruhiger — das tief bewegte Meer der Ge danken und Empfindungen glättet sich mehr und mehr beim Anschauen dieser sanft lächelnden Züge — und es ist mir, als dränge Frieden in meine Brust, als senkte sich eine versöhnende Stimmung in mein Herz, und als überkäme mich ein Zustand Wachen Träumens, der so verlockend wohlthuend ist, daß ich mich ihm gern hingebe — und Du stehst dort vor mir, mein Vater, und es ist mir, als reichtest Du mir Deine Hand, und als flüsterten Deine Lippen: Ruhe aus bei mir, armer Verkannter, hier findest Du eine Zuflucht." Hellmuth war auf das Polster niedergesunken. Mehr und mehr schloffen sich seine Augenlider. Leise schlich der Schlaf zu ihm heran und nahm ihn sanft und unmerklich in seine Arme. Und nun glitt ein glückliches Lächeln über die bleichen Züge des Schlum mernden. Schöne, berückende Träume schienen ihn zu umgaukekn, und immer fester und fester umschlang der Schlaf iHv, und der lächelnde Engel, der an der Wand schwebte, schien Leben zu bekommen in dem unsicheren Schein der flackernden Wachskerze, und der alte Döring schien herauszutreten aus dem hohen, birgischen Gartenbau - Ausstellung" stattgefunden. Herr Oberbürgermeister vr. Andrä hielt die eigent liche Eröffnungsrede, in welcher er die Bedeutung der Ausstellung gerade für das Erzgebirge hervorhob. Weiter führte der Herr Redner, der allgemeinen Be deutung der Gartenbaukanst gedenkend, etwa folgen des aus: „Die reinste Freude sei die Freude an der Natur. Auch diejenigen, welchen das Glück keine Schätze in den Schoß geworfen habe, könnten sich durch die Natur die reinsten Freuden verschaffen. Die zarte Blume des Feldes blühe für jeden, der sie zu beachten weiß, es habe jeder die Gabe in sich, die Größe der Schöpfung zu verstehen und die Schön heit der Natur zu empfinden. Diese Freude sei zu pflegen, denn Menschen, welche an der Natur Ge fallen finden, seien gute Menschen. Möchte die Kunst derjenigen, welche den Gartenbau pflegen, immer blühen und gedeihen." Er schloß mit einem Hoch auf Se. Maj. den König und den hohen Protektor der Ausstellung, Se. Kgl. Hoheit den Prinzen Fried- rich August. Letzterer, dec an der Eröffnungsfeierlichkeit teilzunehmen dienstlich verhindert war, wird die Aus stellung morgen Sonntag nachmittag 6 Uhr mit seinem Besuch beehren. Die Ausstellung selbst ist nach all gemeinem Urteil sehr wohlgelungen, ein Runvgang durch dieselbe im höchsten Grade lohnend. Vor der mit tropischen Gewächsen aller Art reichbesetzten Haupthalls breitet sich ein Rasenparterre aus mit Springbrunnen und T-ppichbeeten. Weiterhin finde» sich Anpflanzungen aller Art, sodann Felspartten, Taffsteingrotten, Fantainen usw., auch ein kleiner Teich, dessen Wasser ein Motor in ständigem Kreis lauf erhält. Ausgestellt sind nicht bloß Pflanzen- und Gartenprodukte aller Art, sondern auch Garten pläne und technische Artikel, wie praktische Gewächs- Häuser, Lüftungseinrichtungen, Frühbeetfenster, Hei zungen, Motoren, Wasser-, Pump- und Saugwerke, Gartenhäuser, Blumentische, Gartemnöbel und Pflan» zenständer, Rasenrnähm ffchinen, Heckenscheeren, Gar tenspritzen, Rasensprenger, Gartenfchläuche, Schattier- vorrrchtungen, Schutzdecken, Blumentöpfe, Pflanzen- kübel, Blumendünger, Gartenhandweckszeuge und Schneidewerkzeuge, allerliebst arrangierte Straußum hüllungen usw. Ein Besuch der Ausstellung ist höchst lohnend und darf Jedermann auf das wärmste empfohlen werden. — O e l s n i tz i. V, 25. Aug. Nach mehrtägiger arger Hitze entlud sich am Sonnabend nachmittag über Oclsnitz i. V. und Umgegend ein schweres Ge witter, wober in Marisney das Schäfereigebäude des Rittergutes und in Süssebach der Gasthof mit Saal gebäude nnd Scheune vom Blitze entzündet und ein geäschert wurden. Zur gleichen Zeit war in dem dicht an der Grenze gelegenen bayrischen Dorfe Schloß Gattendorf durch spielende Kinder ein Haus brand verursacht worden. Durch heftigen Wind wurde die Feuersbrunst angefacht und in kurzer Zeit über das ganze Dorf ausgebreitet, dessen meist mit Schin deln gedeckte Häuser den Flammen keinen Wider stand boten. 17 Wohngebäude und das schloßartig gebaute Rittergut wurden eingeäfchert. — Ehrenfriedersdorf, 24. August. Gestern nachmittag wurde die Frau de« Steinmetz meisters Köpper beim Melken von einem schweren Unglücksfall betroffen. Eine Kuh stieß Frau Köp per derart in das Auge, daß dasselbe vollständig frei heraushing. Das Auge dürfte für immer ver loren sein. — Zwönitz, 25. Aug. Gestern entlud sich über unserem Ort ein Gewitter von seltener Stärke. Von den zahllosen Blitzen traf einer die zu dem Bade „Guter Brunnen" gehörige Scheune; dieselbe brannte vollständig nieder. Der hier nur sparsam niederge gangene Hagel hat in den benachbarten Gemeinden breiten Goldrahmen und Hellmuth träumte, daß der Engel sich zu ihm setzte auf das Polster, und als er nun genauer hinsah, waren es die lieben Züge Lisbeth'S, welche der Engel hatte. Da tauchte weit draußen hinter dem alten Schloß aus der Dunkelheit der Nacht ein Lichtschein auf. Es war ein kleiner glänzender, eigentümlich leuch tender Punkt, der sich hin und her zu bewegen schien. Näher und näher kam das Licht, hin und wie der für Augenblicke verschwindend und dann wieder dicht über der Erde hinschwebend. Niemand sah es, niemand achtete auf den selt samen Schein. Auch Hellmuth nicht, denn er hatte daS grüne Zimmer und das alte Schloß noch immer nicht verlassen, er lag vielmehr regungslos da auf dem Polster oder Ruhebett und hatte alles vergessen, was ihm geschehen war. Ein bläulicher Schein wie ein dichter Dunst kreis umgab die Flammen der Kerzen im Zimmer. Da entstand ein Geräusch an der Außenwand am Fenster. — Hellmuth erwachte nicht, er hörte nichts. Nun wurde das Fenster, das nur in die Fugen gedrückt gewesen war, aufgestoßen. — Dann war wieder alles still. Doch es drang jetzt ein Strom frischer Nacht luft in das grüne Zimmer. — 5. Lisbeth. Als nach der Trennung von Hellmuth Lisbeth den Heimweg eingeschlagen hatte, erblickte sie plötz Affalter und Streitwald größeren Schaden verursacht, Fenster eingeschlagen und die anstehende Ernte teil weise erheblich geschädigt. — Schneeberg, 25. Aug. Gestern nachm. traf in hiesiger Gegend ein Gewitter mit wölken- bruchartigem Regen und Schloßenfall auf. Durch das Unwetter ist auf den Feldern, auf denen die Ernte noch im Gange ist, und in den Gärten, sowie auf den Wegen nicht unbedeutender Schaden angerichtet worden. — Olbernhau, 25. Aug. Einer überaus frechen Täuschung machte sich gegen die Redaktion des hiesigen Amtsblattes der hier beschäftigte Tage löhner und Stuhlbauer Karl Hermann Börner aus Heidelberg bei Seiffen schuldig, indem er am Mon tag an gedachter Stelle erschien, um seinen eigenen Tod zu melden und sich als „erhängt aufgefunden" zu erklären. Er gab sich als Bruder des angeblich Erhängten aus und berichtete, der Karl Hermann Börner sei am Sonntag im Walde bei Oberloch- mühle erhängt aufgefunden worden; bei der Leiche seien die Papiere d^s Toten und eine Vorladung des königl. Landgerichts Freiberg vorgefundcn wor den, nach welcher der „Selbstmörder" sich am Sonn abend an Amtsstelle hätte einsinden sollen. Furcht vor Strafe sei also wahrscheinlich die Ursache zu dem betrübenden Schritte seines „Bruders". Selbstver ständlich nahm die Redaktion des hiesigen Amts blattes keinen Anstand, die ihr von so authentischer Seite überbrachte Meldung zu veröffentlichen. In zwischen Hai sich aber her ausgestellt, daß Börner die ganze Geschichte erfunden hat, um das Gericht zu täuschen und der Vorladung nach Freiberg aus dem Wege zu gehen. Natürlich ist sofort der gelungene Eulenspiegelstrerch des findigen Heidelbergers an zu ständiger Stelle angezeigt worden, sodaß derselbe nun wohl oder übel doch noch den sauren Gang nach Freiberg antreten muß. — Stolpen, 24. Aug. Ein Akt vom „Krieg im Frieden" spielte sich gestern vormittag im Ge lände südlich von Stolpen ab. Eine Abteilung des Attillerteregiments Nr. 28 veranstaltete ein Schießen mit scharfer Munition nach dem markierten Feinoe. Auf dem Berge des Gutsbesitzers Bsyer-Lanoenwolms- dorf war durch Aufstellung von Scheiben Artillerie, an einem Wäldchen links vom Bahnwärterhäuschen zwischen Bahnhof Stolpen und Haltestelle Oberhelms- dors durch bewegliche Scheiben Infanterie markiert. Gegen ffs8 Uhr früh tauchten, von NiederhelmLdorf kommend, drei Batterien des genannten Artillerie« regiments auf, jagten im Galopp über die Felder und bald donnerten die ersten Schüsse in denMorgen hinein. Sausend und pfeifend durchschnitten die Ge schosse die Luft und fuhren krachend in die Erde, Staub- und Rauchwolken wirbelten auf und künde ten den Ort, da die Kugel niedsrgegangen. Donner auf Donner folgte, Schrapnells platzten in der Luft, prasselnd sandten sie einen Hagel von Bleikugeln auf die Gefilde und hätten im Ernstfälle jedenfalls ver heerende Wirkungen ausgeübt. Da wurde durch Be wegung der Scheiben ein Avancieren der Infanterie angedeutet und sofort schlugen auch dort die Grana ten ein. Nach ungefähr 50 Minuten war das Schießen beendet. — Brambach. Das Gewitter am Sonn abend nachmitttag von 1 bis 2 Uhr war ein sehr schweres, wie wir es seit vielen Jahren hier nicht er lebt haben. Bei drückender Schwüle hatten sich nach drei verschiedenen Richtungen Gewitterwolke» aufge türmt und nach kurzer Zeit begann ein fast ununter brochenes Stunde anhaltendes Donnerrollen, ver bunden mit dem Rauschen des Regens, dem Wüten des Sturmes und dem Niederpraffeln der Schloßen, von Zett zu Zeit zuckten Blitze in der Nähe nieder, lich ihre Schwester Martha vor sich, welche hier auf sie gewartet zu haben schien. „Wer war dort bei Dir? Wer geht drüben?" fragte Martha, „das ist nicht Franz, mit dem Du doch nun verlobt bist, das ist ja der andere, das ist Hellmuth!" „Ich traf ihn auf dem Friedhöfe, er war in der Halle bei unserem Vater, Martha," erwiderte Lisbeth. „Dessen Tod er verschuldet? dorthin wagt er sich noch ? Und Du gehst mit ihm und hälft ein Slell- dich mit ihm ab, Du, die Tochter des durch ihn in den Tod Getriebenen?" „Hellmuth ist unschuldig! Wie könnte er auch der Schuldige sein!" „Wie könnte er der Schuldige sein? Wer sonst soll eS denn sein? Und Du hast wohl eine Lieb schaft mit ihm?" „Sprich nicht so, Martha!" „Was ist es denn anders, wenn Du Dich heim lich mit ihm triffst? Und Franz? Weiß er davon?" „Weshalb soll er nicht wissen, daß ich mit seinem Bruder gesprochen?" „Wenn Du mit Franz versprochen bist, schickt es sich doch wahrlich nicht, daß Du am dunklen Abend heimlich Dich mit seinem Bruder triffst! Ich finde es ganz unverantwortlich von Dir, daß Du Franz in dieser Zeit nun hintergehst —" „Du thust mir unrecht, Martha, ich beabsichtige weder Franz zu hintergehen, noch hatte ich die Ab sicht, Hellmuth zu treffen!" „Zufall alles, selbstverständlich nur Zufall! Doch Franz könnte einen solchen Zufall falsch verstehen." „Es bindet ihn nichts an mich, er ist in jeder