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Wochen- und RachnchtMatt Zugleich Ntschösts-A«?etzll flr KohnSsrf, Wlitz,Keri»drrf, Msdorf, ÄTOiei, Htimchsrri, Maritsn i. Mist»- Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichten stein. 200. wernsprechst-lle Rr. 7. Donnerstag, dm 29. August Fernsprechftellt Nr. 7. i 895. ?Mser Blatt erscheint täglich Mutzer Souw- Mb Festtags) abends für den folgende» Lag. MerteljLhrliHer Bezugspreis 1 Mark 26 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. -- -.Wellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaye«. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden dis viergespalteW KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — WAALhms der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. MelMNtMKchMg. Nachdem Herr Fabrikant Hering hier als Hauptmann der II. Kompanie der dienstpflichtigen Feuerwehr Ratswegsn ernannt worden ist, wird dies hierdurch bekannt gemacht. Lichtenstein, am 26. August 1895. De« StadtraL. Lang e. Wolf. BelMRlNMchMg, die Ginreichrmg VVN BauerjKNbmsgesttche« betreffend. Es ist hier in der letzten Zeit wiederholt vorgekommen, daß mit der Aus führung von Bauten begonnen worden ist, ohne daß sich die baupolizeiliche Ge nehmigung dazu in den Händen der Bauausführenden befunden hat. Schon der Umstand, daß dem unterzeichneten Stadtrate, als Baupolizeibehörde, kein eigener Techniker zur Seite steht und daher regelmäßig erst ein Sachverständigen-Gut- achten des Königlichen Herrn Brandversicherungs-Jnspektors zu Glauchau singe- holt werden muß, bringt es mit sich, daß die eingehenden Bauerlaubnisgesuche nicht mit der oft wünschenswerten Schnelligkeit Erledigung finden rönnen. Ins besondere ist aber dann eine Verzögerung der Bauerlaubniserteilung unvermeid lich, wenn sich zu dem Baugesuche noch das Gehör anderer Stellen, wie der Königlichen General-Direktion der Sächsischen Staatseisenbahnen, der Königlichen Gewerbe-Inspektion, der Königlichen Straßen- und Wasserbau-Inspektion oder dis Königlichen Bezirksarztes, noswendig macht. Wir richten daher an alle die es angeht, das dringende Ersuchen, Bauer- laubnisgssuche künftig so z itig anher einzureichen, baß mit dcx Inangriffnahme drs Baues bis zum Eingang der Bauerlaubnis gewartet werden kann. Wir machen aber gleichzeitig darauf aufmerksam, daß wir in Zukunft Uebertretungen in der ovrgedachten Richtung unnachsichtlich mit der in K 367,18 des Reichs- strafgesetzbuchs angedrohten Strafe ahnden werden. Lichtenstein, am 26. August 1895. Der Stsdirat. Lange. Bm. LÄAesgsschMLe. *— Lichtenstein. Zehn Jahre werden eS am 1-Okt. sein, daß dieBerufsgsnossenschaftsn mit der Aus übung ihrer Befugnisse begannen. Pie Zahl der Berufs- gerwsserffchaften beträgt heule 112, nämlich 64 gewerb liche und 48 land- und forstwirtschaftliche. Die Zahl der Versicherten ist seit 1886 von 3,7 auf rund 18 Millionen 1894 angewachsen. Noch gewaltiger ist die Steigerung der Summen, welche von den Be rufsgenossenschaften jährlich an Entschädigungsbei trägen verausgabt sind. Im Jahre 1886 wurden 1,9 Millionen ausgezahlt, 1894 nicht weniger als 44,3 Millionen. Die Entschädigungssumme hat sich um das dreiundzwanzigfache erhöhfi Dis Zahl der Personen, welche der Wohlthaten der Unfallversiche rung teilhaftig geworden sind, ist natürlich, wenn auch nicht ganz so bedeutend, ebenfalls gestiegen. Im Jahre 1886 waren es 22,682, 1894 dagegen 322,803, also nahezu das fünfzehnfache. Nicht weniger hat sich die Thätigkeit auf dem Gebiete der Unfallver hütung vermehrt. Während im ersten Volljahr dafür 69952,65 Mk. ausgegeben wurden, hatten diese Kosten im letzten Jahre 566023,71 Mk. betragen. Das Vermögen der Berufsgenossenschaftsn beträgt z. Z. etwa 120 Millionen gegen 5,4 Millionen im Jahre 1886. Man sieht, welche gewaltige Arbeit die Berufsgenossenschaften verrichte» müssen und welche Summen dis Arbeitgeber, welche die Kosten der Unfallversicherung allein bestreiten, innerhalb der Bsrufsgenossenschaften für die Arbeiter aufgebracht haben. Kein Land kann ein ähnliches Beispiel der Fürsorge dem unseren an die Seite stellen. — Die grundlose Beschuldigung, daß Deutsch land den französische» Krieg frivol herbeigeführt habe, steht jetzt in Paris auf der Tagesordnung, aber auch bei uns im Lande, wenn allerdings zumeist auch nur unter den Sozialdemokraten, kann man Stimmen hören, welche die Schuld an dem Ausbruch des großen Krieges Deutschland in die Schuhe schieben möchten. Frankreich hatte bekanntlich Einspruch gegen eine etwaige Wahl des Prinzen Leopold von Hohen- zollern zum Könige von Spanien erhoben. Dagegen hatte Spanien als souveräner einer Großmacht nahe kommender Staat das Recht, seine Verfassung selbst zu bestimmen. Die Einmischung Frankreichs in die spanische Thronkandidaturfrage war demnach eine so unbefugte, daß sie nur zu erklären ist, wenn wan annimmt, Frankreich suchte nach einem Vor wand zum Krieg. Hätte aber Frankreich genügend Grund zur Einmischung gehabt, so hätte es zum zweiten seine Bedenken in Madrid, nicht aber in Berlin vortragen müssen. Wollten sich die Franzosen aber zum drillen an denjenigen halten, der die Krone empfangen sollte, und nicht an den, der sie vergab, so war der Prinz Leopold die Adresse, mit der zu verhandeln war. Viertens endlich, wollte die fran zösische Regierung '.rotz alledem mit dem preußischen Staate erne Verhandlung über diesen Gegenstand pflegen, so hatte sie nach völkerrechtlichem Gebrauch ihr Anliegen in geordnetem diplomatfichen Verkehr am Sitze der Regierung in Berlin anzubringen, und nicht den Monarchen formlos an einem Badeorts überlaufen zu lassen. Trotz dieses vierfachen Un rechts ist Preußen Frankreich weil entgegengekommen, König Wilhelm wirkte darauf hin, daß der Prinz von Hohenzollern seiner Kandidatur entsagte, und Frankreich hatte alles erreicht, was es wünschte und was zu fordern es keine Spur von Recht hatte. Wäre es nicht von kriegerischen Absichten durchdrungen gewesen, so hätte es jetzt sehr zufrieden sein müssen. Statt dessen trat es mit der neuen und beleidigen den Anforderung hervor, daß König Wilhelm einen entschuldigenden Brief schreiben sollte. Ueber das jenige, was in Ems vorgegangen war, ließ nun König Wilhelm bekanntlich durch den Geh. Legationsrat Abeken eine Mitteilung an Bismarck gelangen, an deren Schluffe es heißt: Sr. Majestät stellt Ew. Ex zellenz anheim, ob nicht die neue Forderung Bene dettis und unsere Zurückweisung sogleich, sowohl unseren Gesandten als der Presse mitgeteilt werden soll. Diesen Brief hat Bismarck nicht seinem Wort laut, Wohl aber seinem sächlichen Inhalte nach ver öffentlicht; hierin finden die Franzosen und einige nicht ernst zu nehmende deutsche Sozialdemokraten eine „Fälschung". Diese „gefälschte" Emser Depssche soll den Krieg herbeigeführt haben, der auch ohne sie sicherlich nicht vermieden worden wäre. — Dresden. Der Bau des DresdsnerHaupt- personenbahnhofeS nimmt jetzt unter allen öffentlichen Bauten das meiste Interesse für sich in Anspruch. Die Ausführung des EmpsangSgebüudes wird die nächsten zwei Jahre noch voll in Anspruch nehmen. Es wird dann allerdings ein Gebäude entstehen, wel ches an Uebersichtlichksit, Zweckmäßigkeit und Be triebssicherheit, ebenso wie an Bequemlichkeit für das reisende Publikum als unübertroffen bezeichnet werden muß. Die Leistungsfähigkeit wirb auch den mannig fachen Ansprüchen eines anwachsenden Verkehrs aller Voraussicht nach auf absehbare Zeit entsprechen. Diese weitgreifende Fürsorge für die Zukunft ist aber um so gerechtfertigter, als nach den anderwärts in größeren Städten, insbesondere auch bei der Berliner Stadtbahn gemachten Erfahrungen auch neuere An lagen der in Rede stehenden Art in kurzer Zeit wie der erweiterungsbedchrftig geworden sind. Die Koste» für die Errichtung des Hauptpersonenbahnhofes in Dresden waren in dem ursprünglichen allgemeinen Plan um 7 300 000 M. niedriger angesetzt gewesen, aber bis zur Zeit der Bewilligung der Mittel vom vorigen Landtag waren die Kosten sür Granderwerd, Oberbau, Straßensührungen derartig gestiegen, daß die damaligen Bewilligungen für den Bauaufwand des Bahnhofes nebst Zubehör — auf das neue Dienst- gebäuds der Generalbirektion entfallen allein gegen 2fls Mill. Mark — auf 15 267 000 Mark beziffert werben mußten. — Cbemnitz, 26. Aug. Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August, der erlauchte Protektor der hiesigen Erzgebirgischen Gartenbau-Ausstellung, traf gestern nachmittag gegen 6 Uhr am Au'si-llungs- platze ein und wurde ani untere» Eingang von den Spitzen der Behörden, Komitee- und Ausschußmit- gliedern erwartet. Herr Oberbürgermeister vr. An dro begrüßte Se. Kgl. Hoheit mit einer Ansprache, woraus Frl. Schmidt dem erlauchten Gast einen prachtvollen Strauß aus Marschall-Niel-Rossn und Orchideen überreichte. Hierauf unternahm Se. Kgl. Hoheit einen Rundgang durch die Ausstellung, aus der Höchstderselbe unter dem Ausdruck völliger Be friedigung schied. — Der Fabrikinspsktor für denZwickauer Bezirk spricht den Wunsch aus, czechischen Arbeitern, die kein Deutsch verstehen, möge die Beschäftigung innerhalb des deutschen Reiches gänzlich verboten werden. Der Beamte ist zu diesem Wunsch dadurch gekommen, daß er bei seinen Revisionen zahlreiche czechische Arbeiterinnen ansprach, die kein Wort Deutsch verstanden und natürlich auch dis Arbeitsordnungen und andere auf Grund dsr Gewerbeordnung erlassene Bekanntmachungen nicht zu lesen vermochten. Keine dsr vom Fabrikinspsktor erwähnten unter 21 Jahre alten Arbeiterinnen besaß ein im deutschen Reiche gültiges Arbeitsbuch. — Aus Glauchau wird dem „V. A." ge schrieben: Zwei Gefreite vom hiesige» Landwehr- Bezirkskommando waren während einer Nacht nicht nach Hause gekommen und erhielten dafür 2 Tage Kasten. Der eine von ihnen glaubte, dies nicht über winden zu können, rannte deshalb nach dem ersten besten Teiche, entledigte sich seines Seitengewehres und Waffenrockes, legte darauf einen Zettel des In halts, daß man diese Gegenstände an das Kömgl. Landwehr-Bezirkskommando gütigst abliefern möge und stürzte sich dann in das Wasser. Dieser Vor gang wurde aber aus der Ferne beobachtet, der Be treffende dem nassen Elemente wieder entrissen, wo rauf der Vaterlandsverteidiger samt Uniform an seine vorgesetzte Bshörde abgeliefert wurde. — Einen hübschen Witz lieferte in voriger Woche ein kaum 8jähriger Knirps der 2. Bürger schule zu Reichenbach. Nach der Frage des Lehrers an die Schüler, wie man die Leute nenne, welche die Arbeiter auf dem Felde beaufsichtigen, bleibt alles still, bis endlich dsr kleine Knirps die Hand erhebt und selbstbewußt antwortet: „Kraut popel!" statt Inspektor, Verwalter, wie erwartet wurde. — Plauen, 26. Aug. Am Sonnabend nach mittag hat sich in einer hiesigen Gastwirtschaft der 43 Jahre alte Architekt Lotthammer, ein Mann, der als 18jähriger junger Mensch beim 104. Infanterie- Regiment als Einjähriger den deutsch französischen Felszug mitgemacht hat, infolge unglücklicher Fami lienverhältnisse vergiftet. Der Todeskampf dauerte in Anwesenheit mehrerer Gäste eine Viertelstunde. Während des Todeskampfes that Lotthammer noch die Aeußerung: „Tod ist bitter!" Er hatte unbe merkt aus einem Fläschchen Strichnin zu sich genom men. Nach einem bei ihm vorgefundenen Zettel wünscht er, in Leipzig begraben zu sein. — Der zwischen den Haltestellen Krippen und Schöna stationierte Bahnwärter Rahnisch hatte am Sonntag die Krippener Festwiese besucht;