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terstehenden Behörden und die Regimenter anzu- weisen, in die von ihnen abzuschließendcn Verträge dieselbe Bestimmung aufzunehmen. Dieselbe Petition soll auch an das Bayerische und das Württembergische Kriegsministerium abgesandt werden. — Zur Erinnerung an den 16. August 1870 schreibt Herr W. Markgraf aus Brambach, der als sächsischer Pionier den Feldzug mitgemacht hat: Wir waren noch weit vom Schlachtfeld, als wir schon den dumpfen Kanonendonner vernahmen, der uns zur größten Eile anfpornte. Vorwärts, nur rasch vor wärts! So ging's bis in die späte Nacht hinein, immer in der Richtung, aus der uns der Kanonen donner entgegenschallte. Es kann nachts gegen 11 bis 12 Uhr gewesen sein, als wir ganz erschöpft in einem Dorfe anlangten, wo wir einquartiert wurden. Todmüde lagerten wir uns Mann an Mann in Schuppen und schliefen bald den Schlaf der Gerech ten — kein Wunder, wenn man erwägt, daß wir den dritten Gewaltmarfch, und dazu nur mit dem eisernen Bestand versehen, ausgeführt hatten. Eme knappe Stunde ließ man uns schlafen, dann scheuchte uns das Alarmsignal wieder auf. Eilends auf und in die Nacht hinaus. So ging es vorwärts, unaufhalt sam, bis zum Morgen. Es mochte etwa 8 Uhr am 17. August gewesen sein, als sich uns lange Kolonnen näherten. Ein Schauer erfaßte uns, als wir die Reihen genau erkennen konnten: es waren die Reste der stolzen Reiter-Regimenter nach dem „Todesritt" von Mars-la-tour, alle jene verwundeten Reiter, die transportfähig waren und in die Lazarette gebracht werden konnten. Stramm grüßten wir die Braven mit ihren blutigen Gesichtern, die Tapferen in den blutgetränkten Uniformen. Ernst gestimmt zogen wir an dem Transporte vorüber; nur einige Male erklang es heiter aus jenen Reihen: „Sind man die Sachsen! Wolln morjns auch schon mit die Rot hosen sprechen." — Erst am Spät-Nachmiltage kamen wir hinter dem Dorfe Mars - la - tour ins Biwak. Himmel, wie sah es hier aus! Im Na war alle Mattigkeit von uns gewichen. Der Abteilung Pio niere, in der ich mich befand, wurde die Aufgabe zu teil, das Totenbettmeister-Amt zu üben. Ein Ge schäft, wie ich noch keines trauriger geübt habe. Auf schnell hergestellte» Tragbahren wurden die gefallenen Offiziere nach dem Friedhof gebracht, unter ihnen war auch Rittmeister Prinz Heinrich XVII. von Reuß j. L. Ein Oberst in Kürassier-Uniform sah uns zu, als wir den Prinzen ins Grab betteten. Stumm drückte er nochmals die Hand des Toten, dann wendete er sich ab und wischte sich die Thränen aus dem Auge. Wir haben die gefallenen Offiziere auch im Grabe nach ihrem Range gelegt; die oft gräßlich verzerrten Gesichter wurden mit Eichen zweigen bedeckt; auf das Grab setzten wir kleine ge schnitzte Kreuze, welche die Namen der im Grabe schlummernden Helden zeigten. Endlich war die Arbeit gethan. Ich trat auf den Marktplatz. Um einen Wasserbottich herum befand sich eine An zahl schwer verwundeter Reiter. Einem Halberstadter Kürassier waren beide Backen durchschossen und die Zunge aufgerissen; er nickte mir zu und schien um Hilfe zu bitten. Seine weiße Uniform war über und über mit Blut besudelt. Ich eilte auf ihn zu, reinigte ihm den Bart und kämmte das Haupthaar zurück. Mehr konnte ich nicht thun, aber dankbar drückte der Kürassier meine Hand; sein Stöhnen — wahrscheinlich Sprechversuche — verstand ich nicht. Mit einem Kameraden trat ich in eine Scheune, wo Aerzts und „Sanitäter" eifrig beschäftigt waren, Operationen vorzunehmen und Verbände an zulegen. Nervenerschütternd klang das Jammern der zahlreichen Verwundeten, die dicht aneinander zu beiden Seiten auf der Lehmtenne lagen. Ein Stabs- " 'M'"»»»«« Las K. S. (XII.) Amttlms ill öci Schicht bei St. Privat la Montagne am 18. August 1870. Ein Gedenkblatt aus großer Zeit von Max Dittrich. <Nachdruck verboten.) Da kommt geschickt zum Grimmen der alte sächsische Zorn, Des Kampfes Eisenstimmen, sie schmettern: Albertus vorn! So fährt mit den Sachsenwehren Herzog Albertus einher, Da neigen die alten Ehren auf ihn sich voll und schwer. George Heseriel. Wer das, für die deutschen Waffen so ruhmvolle Jahr 1870/71 mit erlebt, der weiß auch, mit welcher Spannung daheim in Sachsen der ersten Kunde von dem XII. Armeekorps entgegengesehen wurde, welches, geführt vom Kronprinzen Albert, der 2. deutschen Armee unter Prinz Friedrich Karl zugeteilt worden war. Schon hatten die Bayern und Schlesier An fangs August bei Weißenburg und Wörth ihre Feld zeichen mit frischem Lorbeer bekränzt, schon waren die Rheinländer, Hannoveraner und Brandenburger als Sieger aus der blutigen Schlacht bei Spichern hervorgegangen, die Sachsen aber hatten noch nicht Gelegenheit erhalten, sich mit dem Feinde zu messen, sondern waren bislang nur vorwärts, immer vor wärts marschiert. Da kam es Mitte August zu den heißen Kämpfen bei Metz. Drei Tage lang rangen die deutschen Regimenter mit den Franzosen, welche durch die blutigen Kämpfe bei Mars la Tour am 16. Äug. am Abmarsch nach Verdun gehindert und zum Stehen gezwungen worden waren, um die Palme des Sieges, dann erst war der blutige Strauß zu arzt erlaubte uns zu helfen, soweit wir es vermöchten. „Wasser! Wasser! Sachsen, Kameraden, Wasser!" so stöhnten die Unglücklichen, die bemerkten, daß wir ihnen Hilfe bringen wollten. Eilend« suchten wir den Wunsch zu erfüllen; wir ergriffen Gefäße, suchten nach Wasser und entdeckten auch glücklich eine geringe Menge, mit dem wir die Lechzenden labten, soweit dies möglich war. Ein mit dem Kopfe hochgebette ter Kürassier verschied in dem Augenblicke, als ich bei ihm war. Ich sah ihm in das brechende Auge; ein Blutstrom quoll ihm aus dem Munde, denn er hatte sich im Tvdeskampfe die Zunge durchbissen. „Kamerad, schlag mich tot!" jammerte ein neben- liegender Husar in seinem Schmerze. Wie sich bei solchen Szenen das Herz zusammenkrampft! Wir haben manches Schreckliche im Laufe des Feld zuges gesehen, aber als eine der entsetzlichsten Szenen, die mir noch in der Erinnerung schweben, muß ich doch unseren Besuch bezeichnen auf dem Verbands platz der Schwerverwundeten beim Todesritte von Mars«la - tour. — Von einem Teilnehmer am Besuch der Schlachtfelder in Elsaß-Lothringen geht dem Mee- raner Wochenblatt aus Straßburg folgender Bericht der „N. Nachr." vom 13. d. M. zu: „Hurrah, die Sachsen sind da!" 750 Mann stark kamen sie vom Schlachtfelde von Weißenburg, wo sie der Herr Subdirektor Rühle, Premierleutnant a. D., empfing, der ihren Zug durch das Reichsland führen wird. Der Kriegerverein Weißenburg war am Bahnhof des freundlichen Städtchens mit Fahne und Musik zur Begrüßung zur Stelle. Es war ein Heller Jubel, als die wackeren sächsischen Veteranen ankamen. Bald wurde der Marsch nach dem Gaisberge angetreten. Am Armeedenkmale begrüßte Herr Rühle, der immer dabei ist, wenn es gilt, ein vaterländisches Werk zu fördern, als Vertreter der Sachsen und Bezirksvor stände von Straßburg und des Unter-Elsaß die Er schienenen und brachte ein Hoch aus den Kaiser aus, das brausend wiederklang. Herr Kullmann-Leipzig, der Führer des Sachsenzuges, legte einen wunder vollen Kranz am Denkmal nieder. Herr Dr. Wiß mann erläuterte sodann in vollendeter Rede den Ver lauf der Schlacht und erntete herzlichen Beifall. Sein Hoch galt der alten und jungen Armee. Herr Hauptmann v. Sauter-Dresden dankte für den Em pfang und dis Erläuterung des Schlachtbildes. Nach dem man das Gaisbergschloß besichtigt hatte, wurde der Rückmarsch nach Weißenburg angetreten, wo in 9 Gasthäusern das Mittagbrvd eingenommen wurde. Die Abfahrt nach Straßburg geschah kurz vor 4 Uhr. In Straßbarg wurden sie vom Sachsenverein, an dessen Spitze die Kapelle des sächsischen Regiments, empfangen. — Der Begrüßungskommers im „Tivoli" gestaltete sich zu einer patriotischen und kamerad schaftlichen Feier von großer Begeisterung und Herz lichkeit. Den Kommers leitete Baurat Wägner. Unter den Ehrengästen bemerkten wir Bezirkspräsi dent Freiherrn v. Fr.yberg, Generalmajor Schmitt, Offiziere aller Chargen und den 2. Vorsitzenden des Elsaß-Lothr. Kriegerlandesverbandes Rechnungsrat Muths rc. Herr Rühle begrüßte auch in Straßburg die Veteranen namens des Festausschusses und Bau- rat Wägner hielt die Festrede, welche in einem jubeln den Hoch auf den Kaiser gipfelte. Staatsanwalt Frhr. v. Seebach feierte den Kaiserlichen Satihalter, den Freund des Kriegervereinswesens und der alten Soldaten, den Förderer der Bestrebungen des Roten Kreuzes, den Stellvertreter des Kaisers im RrichS- lande, der für des Landes nnd aller seiner Bewohner Wohl eifrig wirke. Bezirksoorstandsmitglied Gabriel gedachte der Armee, worauf Generalmajor Schmitt dankend antwortete. Rechnungsrat Muths feierte in begeisternder Rede König Albert von Sachsen. Herr Ende und die Feinde abermals geschlagen. Hier kamen auch die Sachsen zum ersten Male in's Feuer und entschieden im Vereine mit der preußischen Garde die Schlacht durch Erstürmung des gleich einer natür- lichen Burg auf dominierender Höhe gelegenen, fast überall von Mauern umgebenen Dorfes St. Privat la Montagne. Die ungeheure Schlacht wurde geschlagen unter dem Oberbefehle Königs Wilhelm, welcher früh 6 Uhr schon auf der Höhe südlich Flavigny eintraf, von wo aus die Bewegung der deutschen Armee ein heitlich geregelt wurde. Der Oberfeldherr hatte einen allgemeinen Angriff der I. und II. Armee, welche erstere ihr Vorrücken über die Mosel aufs Aeußerste beschleunigt hatte, in nördlicher Richtung angeordnet. Marschall Bazaine nahm den Entschei dungskampf in einer vorzüglichen, durch künstliche Anlagen erheblich verstärkten und von ihm für un einnehmbar gehaltenen Stellung an. Die Franzosen standen seit 17. August auf einein freien und breiten Höhenrücken, dessen Westabhang fast überall sanft abfällt und die größte Ausnutzung des weittragenden Chassepot-Gewehres zuließ. Zur Verteidigung dieser in der Luftline 1*/s Meile langen starken Stellung, welche etwa 200,000 Deutsche an griffen, verfügte der Marschall über eine Truppen macht von 125—150,000 Mann. Auf dem äußersten rechten Flügel in dem Raume zwischen Roncourt und St. Privat stand das VI. Armeekorps (40 Ba taillone und 36 Geschütze) unter Canrobert, neben demselben bei Bmanvilliers daS IV. Korps (39 Ba taille, 16 Eskadrons und 90 Geschütze) unter de Ladmirault, das III. Korps (52 Bataillone, 28 ES- Kullmann-Leipzig ehrte das Reichsland und daS gastliche Straßburg. Tiefen Eindruck machte die poetische Huldigung eines Sachsen für die gefallenen Helden des großen Krieges. Obertelegraphensekretär Böttcher pries unter großem Jubel das deutsche Weib. Die Gesangs-Abteilungen der Kriegervereine Straßburg und Neudorf trugen viel zum Gelingen des Festes bei. — Es war ein schönes Fest, dessen dieTeilnehmernoch lange gedenken werden". — An vor stehenden Bericht schließt genanntes Blatt folgenden Witz: „Allgemein wunderte man sich, daß eS gestern abend trotz des bedeckten Himmels so hell war. — I, warum den wundern! Wenn Plötzlich 750 Sachsen nach Straßburg kommen, dann muß es doch „Helle" sein!" (Au!) — Ein ordnungsliebender Kellner veröffentlicht in den „Grimmaer Nachrichten" über die Einführung der Polizeistunde dort, folgenden Freudenschrei: Hurrah, j-tzt kommt die goldne Zett! Hurrah, das ist doch nur gescheidt! Um Ein Uhr geht vergnügt nach Haus Und schlafet Euer Räuschchen aus! Ich lösch vergnügt um Eins die Lampe — Was nützt dem Wirte das Geschlampe? Es kost' vergeblich Gas und Kohlen, Den Segen mag der Kuckuck holen! — Ein Kellner ist doch, so zu sagen, E n Mensch auch, will sich nicht nur plagen Mit misten Gliedern Tag und Nacht, Weils Each gerad' Vergnügen macht! — Ich lob' mir gute Polizei, Und Ihr — spart alle Geld wie Heu! — Hurrah, das ist doch nur gescheidt! Hurrah, jetzt kommt die goldne Zeit! — — Chemnitz. Am 23. August wird die Erste Erzgebirgische Gartenbau Ausstellung, welche unter dem Protektorate Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August steht, mit einer kurzen Feierlichkeit eröffnet werden. — Schneeberg, 14 Aug. Stadtrat Stahl hierselbst hat, um das Gedächtnis seiner verstorbenen Gattin zu ehren, der hiesigen Gottesackerkirche einen kostbaren Altaraufsatz, die Grablegung Christi dar stellend, geschenkt. DaS kunstvolle Schnitzwerk ist vom Bildhauer Zöffel hier ausgeführt worden. — Durch Funken der Lokomotive geriet am Sonntage ein Haferfeld auf Strehlener Flur in Brand, wodurch 17 Garben vernichtet Warden. In ebensolcher Werse wurde einer Dame bei einem nach Pirna fahrenden Personenzuge in einem zum Personentransport eingerichteten Packwagen das Kleid in Brand gesetzt. Durch schnelles Eingreifen der mitfahrenden Personen konnte jedoch noch rechtzeitig ein größeres Unglück verhütet werden. — Zittau, 14. Aug. Eine verirrte Brief taube fand sich vor kurzem in dem Taubenschlage des hiesigen Maschinenfabrikanten I. Becker, in welchem sie 14 Tage lang blieb. Morgens verschwand das Tier jedesmal und blieb den Tag über fort, kehrte aber am Abend wieder in den Schlag zurück. Eines Tages blieb die Taube jedoch ganz weg. Nach einiger Zeit gelangte an Fabrikant Becker, der die Taube gestempelt hatte, ein Brief aus Hannover, in welchem ihm für die Freilassung der Taube, welche zu dem Schlage ihres Eigentümers zurückgekehrt war, gedankt wurde. Die Taube war, wie aus dem Briefe her- vorging, in Posen zusammen mit 29 anderen aus gelassen worden, hatte sich allem Anscheine nach aber verflogen oder war durch Raubvögel von ihrem Kurs abgebracht worden. Inzwischen scheint sie nun von Zittau auS sich wieder orientiert und ihre Flugrich tung wieder aufgefunden zu haben. 8 Berlin, 15. Aug. Der „Post" wird aus Wilhelmshaven gemeldet, daß dem kommandierenden kadrons und 120 Geschütze) unter Leboeuf hielt die Linie La Folie-Leipsic-MoScou besetzt. Den linken Flügel von Point du Jour bis Rozerieulles bildete das II. Korps (39 Bataillone, 16 Eskadrons und 90 Geschütze) unter Frossard, welches die ihm zuge teilte Brigade Lapasset des V. Korps zur Sicherung der Flanke gegen St. Ruffin hinausschob. Hinter dem rechten Flügel östlich von St. Privat waren die Kavallerie-Regimenter des Generals du Baratt (16 Eskadrons und 12 Geschütze) hinter dem linken bei Longeau die Kavallerie-Division Forton (16 Es- kadronL und 12 Geschütze) aufgestellt. Als allgemeine Reserven standen die Garden 24 Bataillone, 24 Es kadrons und 72 Geschütze) unter Bourbaki und die Artillerie-Reserve (96 Geschütze) bei den Forts St. Quentin und Plappeville. Von deutschen Truppen befanden sich am 17. August abends das VII. Korps bei Ars, das VIII. bei Gorze, daS IX. bei Flavigny, das III. bei Vion- ville, das Xi bei Tronoille, das XII. bei Puxieux und Mars la Tour, das Gardekorps mit seiner Kavallerie-Division bei Hannonville, die 1. Kavallerie- Division bei Corny, die 6. bei Flavigny, die 5. bei Tronville, die 12. bei St. Jean bis Buzy. Auf dem rechten Moselufer standen vor Metz das I. Korps und die 3. Kavallerie-Division. Während die auf dem linken Moselufer befindlichen Korps der I. Armee sich vorläufig abwartend verhielten, trat die II. Armee am 18. August Morgens ihre Vorwärtsbewegung an. Den linken Flügel hatte das XII. Korps (27,188 Mann, 3541 Pferde und 96 Geschütze) unter Kron prinz Älbert von Sachsen, dann folgten staffelweise: Das Gardekorps (28,160 Mann, mit 3181 Pferden