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sichert, die übrigen, mit Stroh gedeckt, unversichert. Da auch die meisten Bewohner auf dem Felde und im Walde beschäftigt waren, ist fast alle«, was sie besaßen, verbrannt. Die meisten von ihnen besitzen nur das noch, wa« sie auf dem Leibe haben. Die Kinder, welche daheim waren, sind gerettet worden. Verschiedenes Vieh aber «st mitverbrannt. — Plauen, 28. Juli. Dem „Vogtl. Anz." wird aus dem oberen Vogtlande von einem Mitar beiter geschrieben: Eine hochinteressante Naturer scheinung wurde am Freitag abend beobachtet. Nach dem amsTage im Schatten 24° U, Wärme beobachtet worden waren, zeigte sich am Abend — Schreiber dieser Zeilen machte seine Beobachtungen in der Zeit zwischen 11 und 12 Uhr — bei klar gestirntem, völlig wolkenlosem Himmel am Horizonte von Westen bis »ach Norden ein fast unaufhörliches, starkes Wetter leuchten, das so stark war, daß in Zeit von einer Minute mindestens 75—80 Lichierscheinungen gezählt wurden. Sollten etwa in fernen westlich bis nörd lich gelegenen Gegenden zu jener Zeit furchtbare Gewitter ausgetreten sein, oder sollten die beobach teten Erscheinungen nur elektrische Entladungen ge wesen sein? Neben den elektrischen Erscheinungen wurden verschiedene nach Norden streifende Stern schnuppen bemerkt. — Von einem Mitarbeiter wird dem „Bogtl. Anz." aus Göhren (Insel Rügen) folgendes ge schrieben: Es ist, als hätten sich die wanderlustigen, Erholung und Stärkung suchenden Sachsen auf dem meeruinrauschten Eiland Rügen ein Stelldichein ge geben, so zahlreich haben sie sich eingefunden, so oft kann man bei einer Wanderung am Strande der grünen Ostsee oder im kühlenden Wasserbade die uns so trauten Laute des meißnischen Dialektes hören. Aber noch angenehmere Ueberraschungen durften wir erleben. Ais wir vor dem Schalter des kaiser lichen Postamtes einen Badegast die Blätter des „Vogtländischen Anzeigers" entfalten sahen, verlang ten wir auch mit lauter Stimme unser Exemplar zur Aushändigung. Unsern Landsmann elektrisierten wahrhaftig die Worte: Vogtländischer Anzeiger, be troffen schaute er sich nach uns um, die freudigen Blicke begegnen sich, ein fester Händedruck: „Lands mann?" „Jawohl!" „Aus Plauen." „Aus Auer bach." Die Bekanntschaft ist gemacht und gefestet, und nun ergeht man sich in Lobeserhebungen über die ungemein günstige und eigenartige Lage des Ost seebades Göhren. In der Tgat dürfte diesem Bade unter den Ostseebädern der Preis zuzusprechen fein. Ein vorzüglicher, steinfreier Strand, unmittelbar sich daran anschließende Promenaden durch dichte Laub und Nadelwälder, wundervolle Fernsichten auf dis Insel, über das Meer bis an bis pommersche Küste, treffliche Fahrgelegenheiten zu den schönsten Punkten der Insel Rügen, das alles macht Göhren zu einem i der empfehlenswertesten Orte des deutschen Nordens. Eine Eigentümlichkeit zeigt die ernste Ftscherdevölke- » rung darin, daß sie ihre Tracht bis auf den heuti- > gen Tag bewahrt hat. — Zöblitz , 28. Juli. Heute nachmittag 6 Uhr f trug sich hier ein recht erschütternder UnglückSfaU zu. ! Bier junge Leute gingen m den zur hiesigen Serpen- j tinstemfabrik gehörige» oberen und vor kurzer Zeit l erst angelegten Teich baden, obwohl sie, da der Teich § wenigstens 5 bis 6 m Tiefe hat, mehrfach gewarnt s worden waren. Unter denselben befand sich auch der s 20jährige Klempner Richard Menge, der sich im s Schwimmen versuchen wollte, worin er aber noch s wenig oder gar nicht geübt war, während die übrigen drei jungen Leute mehr am Damme blieben und sich dann auf eine Fähre begaben. Auf einmal bemerk ten sie, daß Menge unterging. Schnell warfen sie s dem Unglücklichen eine Stange zu, die derselbe aber ' nicht zu erlangen vermochte. Noch einmal tauchte er auf und rief in seiner Todesangst ängstlich um Hilfe, dann versank er an einer Stelle, wo der Teich beson ders tief ist, um nicht wieder zum Vorschein zu kom men. Der Unglücksfall ist umso trauriger, als Menge, ein braver, arbeitsamer Mensch, die Stütze seiner kleineren Geschwister war. Die beklagenswerte Mutter befand sich, als das Unglück geschah, in Pobershau, wo sie einen kranken Verwandten be suchte. Ihr jüngstes Söhnchen überbrachte ihr die Trauerbotschaft. Der Leichnam ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. — „Ist das Spritzenhaus noch so klein, schmuck und fein kann es dennoch sein! Dieser Spruch prangte an dem neuerbauten Spritzsnhause eines Ortes im Bezirk Leonberg. Als man es dieser Tage ein- weihen wollte, ergab sich, daß viel zu klein war. Die Feuerwehr war mit den Gerätschaften, ein Musikkorps an der Spitze, das seine fröhlichen Weisen erschallen ließ, vom alten zum neuen Spritzenhause gezogen und konnte nun trotz der Musik die Requi siten nicht unterbringen. Dieselben mußten wieder in das alte Haus zurückgebracht werden. Auf dem Rückmärsche stimmte die Musik Trauermarsche an. — Während eines Gewitters haben am 26. Juli nachmittag in Königswalde bei Annaberg mehrere Personen unter Bäumen Schutz gegen Regen gesucht. In dieselbe Baumgruppe schlug darauf der Blitz, wodurch dis 14 Jahre alte GutsvesitzerSiochter Anna Siegel und der 49 Jahre alte Dienstknecht Friedrich Beyer gelähmt und der Gutsbesitzer Her mann Siege! zur Erde geworfen worden sind. Ob die Betreffenden dauernden Nachteil für ihre Gesund heit erleiden werden, bleibt abzuwarten. — Zittau, 27. Juli. Ein braver Knabe ist der Schulknabe Reinhold Blumrich in Lichtenberg bei Zittau. Nachdem derselbe bereits am 6. Januar v I. eine Mitschülerin, welche auf dem Eise einge brochen war, dem Tods entrissen, reitete er dieser Tage mit Mut und Entschlossenheit das 3jährige Söhnchen dös Restaurateurs Rothe, welches in einen sehr tiefen Tümpel geraten war, vom sicheren Tode. — Am vergangenen Sonnabend wurde die Um gebung Bautzens, besonders die Ortschaften Ratt- witz, Stiebitz, Seidau, Teichmtz, Malsitz, von einem verheerenden Hagelwetter heimgesucht, wie eS seit Menschengederrken diese Gegend noch nicht erlebt hat. Nach wochenlang anhaltender Trockenheit und Hitze, die die Roggenernte in erfreulichster Weise von statten gehen ließ, grollte der Donner am Sonnabend schon von früh an in unheilverkündender Weffe und die drückende Schwüle ließ heftige Gewitter erwarten. Nachmittags in der vierten Stunde erfüllte ein weit hin vernehmbares Rauschen dis Luft und mit Sturm gebraus zog das Wetter daher, sich von Minute zu Minute steigernd, bis Eisstücken in der Größe von Hühnereis» herniederprasselten. Schwalben, Lerchen, junge Hühner lagen erschlagen auf den Höfe», Mäher kamen mit blutenden Köpfen nach Haase geeilt, die Ackerpfsrde rissen sich los und rasten den heimischen Ställen zu, die Fuhrwerke auf den Straßen wurden ausgespannt und ihrem Schicksal überlassen, während Führer und Pferde schützendem Obdach zuetlten. Trostlos sah eg aus der, Feldern aus, nachdem das Unwetter wohl eine halbe Stunde lang gewütet hatte. Die wundervoll anstehende Ernte an Weizen, Hafer, Gerste rc. war mit einem Mal fast vernichtet. Teil- weise wie uiedergcwalzt liegen die Felder, die noch einzeln emporstehenden Hilme und Mehren sind leer, der Körner beraubt; Kartoffeln, Kraut, Rüben stehen zerschlagen, die kahlen Strünke kaum tre Art des Gewächses erkennen lassend. Binnen kurzer Zeit war die Hoffnung der Landwirts zu nichts, und trübe sind dis Aussichten für den kommenden Winter, da leider ein Teil der geschädigten Ortschaften nicht ver sichert hat, da sie, wie gesagt, seit undenklichen Zelte» von Hagel nicht betroffen worden sind. tz Berlin. Zum Attentat gegen den Polizei- Oberst Krause wird geschrieben : In der Untersuchung wider den unbekannten Absender der Höllenmaschine an den Polizei-Oberst Krause gewinnt jetzt, nach Ab lauf von vier Wochen, die Annahme immer festere Gestalt, daß der Urheber niemals wird zur Rechen schaft gezogen werden können. Die Mitwirkung des Publikums und der Presse hat die Thätigkeit der Sicherheitspolizei wohl auf gewisse Fährten gelenkt, leider aber haben sich dieselben als falsche erwiesen. In Fachkreisen mißt man übrigens der „Höllen maschine" nicht die Bedeutung bei, die man allge mein an dieselbe knüpft; man ist vielmehr der Ueber- zeugung, daß der im Innern der geschlossenen Kiste abgefeuerte Schuß ntchl im Stande gewesen sei, die Zündvorrichtungen inBrand zu setzen, weil die denHohl- raum erfüllenden Pulvergase den Funken im Entstehen erstickt haben würden. Die einzige Möglichkeit wäre die gewesen, daß das eingestreute Mehlpulver durch den Schuß Feuer gefangen und die Kiste gesprengt hätte; dann aber wären die an den mit Ligroin ge füllten Flaschen angebrachten Zünder höchst wahrscheinlich ebenfalls in die Luft geflogen, ohne die gefährliche Flüssigkeit in Brand zu setzen. Trotzdem hoben drei bekannte Pyrotechniker es abgelehnt, eine solche „Höllenmaschine" zum Zwecke emes praktischen Versuches herzustellen. Sie »eilten aber alle drei die oben ausgesprochene Ansicht, daß die „Höllenmaschine" bei etwaiger Ex plosion kaum erheblichen Schaden angerichtet haben würde. Z Guben, 29 Juli. Der Obergärtner Rieck, beim Prinzen Carolath in Amritz angestellt, war seir einigen Tagen verschwunden, jetzt ist er ermordet aufgefunden worden. Taschenuhr nebst Kette wurde an einer anderen Stelle neben einer Blutlache ent deckt. Als Mörder wurde cm taubstummer Gärtner gehilfe verhaftet. Z Hannover, 29. Juli. Durch einen hef tigen, vom Hagelschlag begleiteten Wirbelsturm wur den heute morgen die Feldmarken von Dorste, Osterode und Catlenburg zum größten Teil vernichtet. Der Sturmwind brachte Häuser zum Einsturz und deckte Dächer ab. Der Schaden ist sehr bedeutend. Z Rendsburg, 27. Juli. Heute, Sonnabend abend 9fts Uhr, wurde zum ersten Mal die elektrische Beleuchtung des Kaiser Wilhelm-Kanals für die ganze Str- cke des von Holtenau aus zu beleuchtenden Teils, also ca. 50 Kilometer, in Funktion gesetzt. Der Versuch gelang auch vollständig bis auf einige Glühlampen, die nicht funktionierten. Die andere Hälfte, die von Brunsbüttel aus bedient wird, wird in ca. acht Tagen fertiggestellt sein. Wenn auch die Beleuchtung gerade keinen imponierenden Eindruck macht, so soll sie für die nächtliche Fahrt doch voll ständig genügen. Der kleinste Zwischenraum der Lichter ist 80 Meier, der größte dagegen 280. — Das vollbemannnte Kriegsschiff „Stein" wurde eine halbe Stunde früher der Dunkelheit wegen fistgelegt und setzte erst Sonntag früh seine Fahrt nach Bruns büttel fort. ** Alexandrien, 28. Juli. Anläßlich der Beerdigung eines englischen Sowaten in Kairo am letzten Sonntag hatten die Einwohner eines dortige» ° Stadtteils Steine gegen die den Leichenzug beglei tende englische M-litärabteilung geschleudert und letztere in einiger Entfernung mit Pfeifen begleitet. Die Polizei hatte mehrere Personen festgenommcn. Der Ministerrat beschäftigte sich heute infolge der von der englischen diplomatischen Vertretung er hobenen Beschwerde mit dieser Angelegenheit, welche In Liebe und Treue. Erzählung von Th. Hempel. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Wie viel sie entbehrt, gedarbt und manche Stunde der Nacht den nötigen Schlaf mühsam ferngehalten, um zu verdienen, und wie sie trotz aller Sorgen, trotz der Hilfe treuer Freunde, und trotzdem, daß Jo hannes durch Erteilen von Unterricht selbst einen Teil seines Unterhaltes erworben, doch einst gefürchtet, er könne mit den allzugeringen Mitteln nicht wagen, fortzustudieren, daran dachte sie nicht mehr, oder wenn auch sie heute an ihrem Auge vorübergingen, die trüben Bilder, sie bedrückten sie nicht. Was das Mutterherz trägt und duldet für ein geliebtes Kind, das wird ihm leicht, ist schnell überwunden. Da, tönten nicht Schritte auf der nächtlich stillen Straße? Sie eilte zum Fenster. Eine Täuschung! Aber der Sturm hatte ausgetobt, kein Lüftchen regte sich, der Mond hatte siegreich die dunklen Wolken verscheucht, und die Sterne funkelten klar, als wollten sie die Ein- fame freundlich grüßen. Ringsum,so weitihrAugereichte, sah sie nur dunkle Fenster, allenthalben hatten die Be wohner dieRuhegesucht. Ob sie nichtdasselbethun sollte? Es lagen heute viele Arbeitsstunden hinter ihr. Zö gernd faltete sie die Näherei zusammen. Ob sie den Schlaf wohl finden würde, mit der Unruhe im Her zen ? Jetzt, nein, das war keine Täuschung; schnelle, fremde Männerschritte hallten vernehmlich durch die nächtliche Stille, sie kamen näher, ein Klopfen an die Hausthür, ein vorsichtig gedämpfter Ruf; er war es! Mit jugendlicher Hast eilte sie die Stufen hinab; mühsam öffnete die zitternde Hand das Schloß. „Johannes willkommen!" „Gott grüße Dich, liebe, liebe Mutter, ich habe mich beeilt, mich Dir als Kandidat der Theologie vorzustellen." Sie sagte kein Wort, die innere Bewegung er stickte ihre Stimme, langsam, auf des Sohnes Arm gestützt, stieg sie die Treppe hinauf. Nun erst fand sie Worte der Freude und des Dankes gegen Gott. Lange saßen Mutter und Sohn noch beisammen. Dieser war von einer mehrere Stunden entfernten Bahnstation zu Fuß bis nach der Heimat gegangen, weil der letzte Zug dort viele Stunden Aufenthalt hatte. Unmöglich konnte er der Mutter länger, als j unbedingt nötig, vorenthalten, daß er im Examen die erste Censur bekommen. „Und außerdem noch, weich' großes Glück," fuhr er fort, „durch die Güte eines meiner Professoren habe ich sogleich eine über aus günstige Stelle gefunden bei einer Familie auf dem Lande; nur ein Sohn ist zu unterrichten und in Aufsicht zu halten. Der Landsitz des Herrn von Rothenfels, des Vaters von meinem zukünftigen Zög ling, ist in ungefähr einer Stunde von hier mit der Bahn zu erreichen, alle Ferien kann ich nach wie vor bei meinem lieben Mütterchen genießen. Der Knabe soll nicht sehr angestrengt werden, so bleibt mir manche Stunde für mich zur Arbeit. Man wünscht, daß ich in der Familie verkehre, und, da viel musiziert wird, ist es ein rechtes Glück für mich, daß ein junger Ausländer, welchem ich die deutsche Sprache beibrachte, mich dafür in Gesang und Kla vier unterrichtete. Aber das beste zuletzt, ich bekomme einen sehr reichlichen Gehalt, ach, liebe Mutter, sieh mich nicht so vorwurfsvoll an, als geize ich nach Geld, nein, das nicht, aber nun endlich kann ich Dich recht von Herzen bitten, Dir ein wenig Ruhe zu gönne«, es hat mich oft schmerzlich berührt, daß D» um meinetwillen Dich über Deine Kräfte anstreng- tcst, nun kann ich Dir manche Sorge abnehmen." „Versprich nicht zuviel, Johannes, die neue Stellung bringt Dir manche neue Anforderung, Du hast auf Deine äußere Erscheinung Rücksicht zu nehmen, bedenke, wie ganz anders die Verhältnisse sich ge stalten als bisher." „So meinst Du, daß es mir schwer wird, hinter andern zurückzustehen, wenn es gilt, meiner lieben Mutter das Leben zu erleichtern? O, Du kennst mich schlecht, eine Ehre und Freude soll es mir sei», den vornehmen Leuten zu erzählen, was ich Dir verdanke. Näher rückt mir das ersehnte Ziel, eine freundliche Landpfarre, und Du auf immer bei mir von des Lebens Mühen ausruhend." „Du kennst meine Ansichten, Johannes, es wird nur natürlich sein, wenn dann eine junge Pfarrfrau an Deiner Seite einzieht; sich werde dann nicht als drittes und überflüssiges Familienglied bei Euch sein, sondern in meinem stillen Witwenstübchen mich des Glückes meiner Kinder erfreuen, wenn Gott mich gesund erhält." „Und ich werde ein Mädchen nicht lieben und achten können und sie meine Braut nennen, wenn meine Mutter ihr nicht lieb und wert ist, und eine Freude für sie, Dir in Deinen alten Tagen die treueste Pflege angedeihen zu lassen". „Legen wir unsere Zukunft in des Herrn Hand, mein Sohn, denn er forget für uns. Mir ist die