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DWtiEMrsMM Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich ItMsts-AWlM str HchuSsrs, WM, KtkWdorf, Msdsrf, A GM», Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein 48. Jahrgang. Donnerstag, dm 11. Jnli M. 158. Atrnsprechstelle Nr. 7. 1895 Fernsprechstelle Nr. 7. Inserate werden die viergespalteW INst, Blatt erscheint täglich «außer Sonn- Md KesttagS» abend« sür den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis I Mark 26 Pf. — Einzelne Nummer 1« Pfennige. ^Wellungen nehmen außer der Expedition in Lichterem, Markt 179, alle Kaiser!. Poftanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespab Korpuszeue oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. -- Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bremcholz-AMio«. Im Lichtensteiuer Revier sollen nächsten Montag, den 13. Juli 185)3, in der Restauration zum Schweizertha! von vorm. 0 Uhr an die in verschiedenen Bezirken des Stadt- und N-udörfler Waldes ausberetteten 50 Rm. weiche Brennscheite u. Rollen, 70 „ dürre u. grüne fi. Neste u. 2 s Wllhdt. Laubholz-Reißig gegen sofortige Bezahlung und unter den sonst üblichen Bedingungen versteigert werden. Die Fürst!. Forstverwaltung Lasssgeschichts. * — Lichtenstein. Bei der Handels- und Ge- werdekammer zu Chemnitz find in letzter Zeit wiederholt Nachrichten über zweifelhafteFirmen imAuSlande einge troffen und es dürfte sür Interessenten wohl angezeigt er scheinen, im Bureau der Kammer sich von Zeit zu Zeit zu vergewissern, ob gewisse Firmen, deren Kre ditwürdigkeit ihnen zu Bedenken Anlaß giebt, auf der der Handels- und Gewerbekammer zur Verfügung gestellten Liste sich etwa vorfinden. — Eltern, die ihre Töchter, Vormünder, die ihre Pflegebefohlenen im Schneidern, Putzmachen, als Verkäuferinnen oder dergleichen in Dresden ausbilden lassen wollen, seien auf das dort inmitten der Stabt gelegene „Daheim für Arbeiterinnen" auf merksam gemacht. Diese gemeinnützige Anstalt steht unter dem Schutze unserer allergnädigsten Königin, sie bildet eine Abteilung des JohanneZvereins und bietet den von auswärts kommenden jungen Mäd chen eine Heimstätte, der sie vertrauensvoll übergeben werden können. Auch solche Arbeiterinnen, die ihre Lehrzeit beendet und feste Stellen angenommen haben, finden daselbst ein Unterkommen, welches demjenigen in sogenannten Schlafstellen bei weitem vorzuziehen ist. Im Daheim erhalten die Insassinnen gegen Zahlung von 3 Mk. 50 Pf. wöchentlich: Wohnung, Frühstück und warme Mittagskost. Eine bewährte Hausmutter sorgt für das Wirtschaftliche, sür gute Sitte und Ordnung und eine Anzahl Damen stehen ihr hierbei mit Rat und That zur Seite. Zur Zeit find einige der vorhandenen 25 Stellen unbesetzt und würden daher Gesuche um Aufnahme auf Berücksich tigung rechnen können. Dieselben wären „an das Daheim für Arbeiterinnen, Dresden-Ältst., Zcughausplatz 3, II" zu richten und dürfte es sich empfehlen, ihnen kurze Angaben über die persönlichen und Familien- Verhältnisse beizufügen. — Um Irrtümern vorzu beugen, sei noch bemerkt, daß die Sicherung von festen Arbeitsstellen vom Daheim nicht übernommen wird. — Wir haben nicht bloß ein Recht, die Thaten des deutschen Einigungsjahres zu begehen, wir haben auch die Pflicht dazu, und mögen uns die Franzosen tausendmal daraus einen Vorwurf machen. Sie suchen uns hinter der Thür, hinter welcher sie selbst stecken, und das stimmt nicht. Die Kieler Festtage haben uns gezeigt, wes Geistes Kinder unsere Nach barn im Westen sind, und Thorheit wäre es, wenn wir nun nicht daran denken wollten, unseren Patrio tismus und unsere Emheit zu festigen. Die glänzen den Erfolge von 1870/71 haben uns keinen Moment übermütig gemacht, auch aus den Gedanken unserer Jugend, welche die Hoffnung des Volkes in der Zu kunft bildet, wollen wir allen Uebermut ferngehalten wissen. Und der Uebermut macht sich heute leider mehr breit, als gerade wünschenswert ist, das große, prahlerische Wort ist bestrebt, die ehrliche Tüchtigkeit in den Schatten zu drängen. Diese Neigung, welche gerade im Jünglingsalter in bedauerlicher und be fremdender Weise sich gezeigt, in den Jahren doch, in welchen vor allen Dingen gelernt werden soll, kann durch einen kräftigen Hinweis auf die Ruhmes- und Ehrentage deutscher Nation sehr wohl in den Hintergrund gedrängt werden, denn 1870/71 hat die deutsche Tüchtigkeit über französische Hohlheit obgs- siegt, und der ersteren ist der verdiente Preis gewor den. Aus mehr als einem Grunde ist cs also wün schenswert, wenn in diesem Jubeljahr deutscher Größe die Schuljugend immer wieder darauf hingewiesen wird an der Hand der historischen Ereignisse, wie unser devtsches Reich entstand. * — Mülsen St. Jacob, 8. Juli. Be günstigt durch schöne Witterung gestaltete sich gestern die 2. Fahnenweihe, verbunden mit 10jährigem Turn- Hallen-Jubiläum des Turnvereins festlich. Von allen Seiten waren Festtsilnehmer in ansehnlicher Zahl erschienen. Nach Ausstellung und Abholung der neuen und alten Fahne fand Weihaktus statt, und es hielt Herr P. Schluttig eins sinnige Festrede, nach welcher dem Turnvereine als Geschenk eine Turn- matratze und 19 Fahnennägel überreicht wurden. Hierauf bewegte sich der imposante Festzug, bestehend aus 32 Vereinen und Korporation n mit 19 Fahnen und einer Standarte, nebst einer Anzahl Frauen und Jungfrauen durch de» vielseitig geschmückten Ort, und uach Auflösung des Zuges begann dem Programm gemäß >rs Turnen, bei welchem der Reigen ausge führt w u 24 jungen Damen und 12 Turnern, den Glanz! ukt bildete. Der darauffolgende Festball im „Deutschen Kaiser" verlief fröhlich uud amüsant. * — Mülsen St. Niklas, 8. Juli. Der Tod erlöste am Sonnabend den im 91. Jahre stehen den blinden Kantor einor. Reumuth hier. — Dresden, 9. Juli. Das Schwurgericht verurteilte heute den Gartenarbeiter Ernst John in Loschwitz wegen Ermordung der Rentnerin verw. Kobrzinowsky zum Tode. — Wegen Abschwächung des Gasverbrauchs durch das elektrische und Gasglühlicht beschloß die Stadtbehörde inZwickau , den Gaskonsum dadurch zu heben, daß Gaskocher und Heizapparate angeschafft und gegen Entgelt ausgelrchen werden sollen. — Glauchau, 9. Juli. Ein schweres Un glück ereignete sich heute früh in der 7. Stunde auf dem Neubau vor der mechanischen Webwaren-Fabrik von Tasch's Nachfolger. Unter furchtbarem Krach stürzte nämlich Plötzlich das dicht neben der alten Fabrik belegene Treppenhaus des Neubaues, welcher bereits bis in die Höhe des 4. Stockwerkes aufge- führt war, auf bis jetzt «och unaufgeklärte Weise'in sich zusammen, wodurch auch ein Teil der Wand des alten Fabriksgrundstückes, und zwar der hier belege nen Istöckigen Komptvirräume und des Garnlagers, eingedrückt und ein Teil des Daches zerschlagen wurde. Durch die einstürzenden Massen wurde der im Komptoir beschäftigte Komptoirist leicht am Kopfe verletzt, sonst aber an dieser Stelle zum Glück nie mand beschädigt. Freilich ist der Materialschaden an Meß-Maschinen rc. ein immerhin beträchtlicher. Von den im Treppenhaus selbst beschäftigten Arbei tern erlitten 2 Ziegelträger, welche sich in der Höhe des 1. Stocks begegneten, durch Zuruf von oben je doch aufmerksam gemacht wurden und hinabsprangen, nur leichtere Verletzungen, der eine am Kopf, an den Armen und Fingern der linken Hand, der andre außer ähnlichen Verletzungen noch eine schwere Verstauchung des rechten Fußgelenkes. Von den im 4. Stock be schäftigten Maurern konnten sich zwei durch Ssiten- sprünge retten. Leider aber stellte es sich, nachdem etwas Ruhe geworden, heraus, daß ein dritter Ar beiter unter den zusammengestürzten Massen mit ver schüttet war. Dem angestrengten Arbeiten des auf dem Bau beschäftigten Personals und des herbeige rufenen Steigerzugs der freiwilligen Feuerwehr gelang es denn auch, heute mittag gegen ^1 Uhr den Ver schütteten leider tot auftufindm. Wie man hört, ist der so plötzlich ums Leben Gekommene ein Maurer Lesch aus Meseritz, welcher verheiratet ist und außer der Witwe noch 5 Kinder hinterläßt. Noch viel schlimmer hätte das Unglück ablaufen können, wenn es nur wenige Minuten früher hereinbrach, da kurz vorher im Comptoir und Garnlager der alten Fabrik noch 5 Mann beschäftigt waren, die sich alle in der Nähe der eingedrückten Wand befanden, deshalb auch unfehlbar erschlagen worden wären. Ob bei dem Fall jemand ein Verschulden trifft, dürfte die sofort eingeleitets Untersuchung ergeben. — Das Tagesgespräch bildet jetzt inMeera »e, so schreibt man dem „Dresd. Anz.", der hinterlistige Ueberfall, den del^früher gutsituierte Restaurateur S. auf seinen eigenen Schwiegervater, den Braue rerbesitzer S., eines Nachts ausführte. Der Schwie gersohn lauerte dem von einem Vergnügen heimwärts gehenden Schwiegervater auf und schlug ihn mit einem Stocke und mit der Faust derartig ins Gesicht, daß ein Auge auslief und die Sehkraft des andren ge fährdet ist. Der Grund soll Aergsr darüber sein, daß dem Thäter eine größere Schuld gekündigt worden ist. Es ist bereits Anzeige bei der Staatsanwalt schaft erstattet. — Aus dem Vogtlands wird geschrieben: Ein Stück der guten alten Zeit wird denen, die jetzt die Dörfer des Vogtlands durchwandern, wieder in das Gedächtnis zurückgerufen. Das Klappern der Webstühle, das nicht in fast jedem Haufe bemerkbar war, läßt sich jetzt oft wieder hören, weil die noch vorhandenen Handstühle Gegenstand eifriger Nach frage geworden sind. Nicht allein für Congreßstoffe, sondern auch für die halbwollenen Trsuen'schen Tücher, sowie für die Kleiderstoffe und Flanelle der Reichenbacher und Meeraner Fabrikanten sind wieder viele bereits zurückgcsetzt gewesene Handstühle in Thäiigkeit genommen. Dann hat auch die Stickerei- Industrie eine Menge Zäckler und Ausschneider im Hause beschäftigt, sodaß allenthalben die Hausihätig- keii wieder einen großen Aufschwung genommen hat. Sie ist der Fabrikbeschäftigung gegenüber so segens voll und wohlthuend, daß darüber wohl bei jedem Menschenfreund Freude herrscht. — Schwarzenberg, 8. Juli. Die Ort schaft Neuwelt bei Schwarzenberg bestand vor 20 Jahren nur aus wenigen Häusern, jetzt aber ist sie zu einem industriell bedeutenden und umfangreichen Ort geworden. Kürzlich hat Neuwelt auch schon einen Streck erlebt. In dem Emaillierwerk von August Reinwardt daselbst hatten die Klempner die Arbeit eingestellt, weil auf die besseren Artikel, welche im Akkord verhältnismäßig zu hoch bezahlt wurden, ein Abzug von 5 Proz., das sind 13 Pf., erfolgen sollte. Jedoch schon nach acht Tagen wurde gegen seitig eine gütliche Vereinbarung getroffen. Die Klempner nahmen bis auf einen, der entlassen wurde, die Arbeit wieder auf. In sozialistischen Blät tern war nun aus Anlaß des Streiks behauptet worden, daß in dem genannten Emaillierwerk der Lohn in der Woche 12 M, im Durchschnitt der reine Verdienst nur wöchentlich 10,80 M. betragen habe. Nach einer Mitteilung des Besitzers der Fabrik aber haben die Klempner durchschnittlich in der Woche 16,20 M. netto erhalten, ein tüchtiger Arbeiter sei auf 18 bis 23 M. wöchentlich gekommen. Z Eine ganz besondere Auszeichnung ist anläß lich des Bevorstehens der fünfundzwanzigsten Wieder kehr der großen Siegestage von Mars - la - Tour, Metz, Sedan rc. zwei Veteranen zu Teil geworden, welche in jenem blutigen Ringen mit dem branden burgischen Jägerbataillon wiederholt im 1. Treffen gestanden und sich dabei stets durch außerordentliche Tapferkeit hervorgethan haben. Es sind dies der jetzige Revierförster Münchow und der Oberinspektor Ewald in Lübben, denen Beiden von dem gegenwär tigen Kommandeur des Jägerbataillons, Oberst Leut nant von Zastrow, Handschreiben zugegavgen find, von welchen dasjenige an den Erstgenannten folgen-