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1895 Fernsprechstelle Nr. 7. G (W ------- LS. Aahrgavg- -------- Dienstag, öLN 23. Juli Rk. 168. KernsprechfteKr Nr. 7. Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich GtsWs-AMPl fir Hshndsrs, Wlitz, Kms-iirf, Wsdsrf, MEOicn, Heimchsrrt, ManenM u. Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. MeseS Blatt erscheint täglich (außer Sonw- Mö Hesttags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark LS Pf. — Einzelne Nummer 1« Pfennige. — Fsstellnngen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers. Poftanstatten, Postbote«, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die piergefpalie» Korpuszeile oder derm Raum mit 10 Pfennige« berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Nhr. Lagesgsschichte. * — L i ch t e n st e i n, 22. Juli. Die Schulferien haben nun ihren Anfang genommen. Eine „goldene Zeit" ist damit für dis kleine Welt gekommen, denn nun gilt es ja bei den Lernenden, die Wochen der Erholung entsprechend auszunutzen und dadurch neuen Mut und neue Stärkung zu erholen für die Wieder kehr des gewohnten Ganges des Alltagslebens. Heute Montag früh 6 Uhr 32 Minuten be gannen dieHnndstags, welche bis zum 23. Aug. dauern. * — L-. Callnberg, 22. Juli. Ein Fall, der wohl allgemein das höchste Interesse erregen dürfte, ist von hier zu berichten. Der Webermeister Heinrich Leberecht Landrock, im 80. Lebensjahre stehend, legte sich am Dienstag vergangener Woche zu seinem gewohnten Mittagsschläfchen nieder. Da Betreffender zur regelrechten Zeit nicht wieder er wachte, richtete die Ehefrau Fragen an denselben, die aber keine Beantwortung fanden. Nachdem er in das Bett gebracht und erneute Versuchs unternommen wurden, ihn zum Sprechen zu bewegen, die aber gleichfalls erfolglos blieben, wurde bw ^nze Ange legenheit etwas bedenklich. Die Augen hat er bis zum heutigen Tage noch nicht wieder geöffnet, liegt also volle sieben Tage im todesähnlichen Schlafe; in den ersten Tagen flößte man dem bedauernswerten Greis nahrhaft? Flüssigkeiten ein, dis er auch bei sich behielt. Seit Sonnabend scheint die Besinnung sich wieder bei ihm eingestellt zu haben, doch sind die Laute, die er von sich giebt, unverständlich. Hierbei mag noch erwähnt sein, daß Herr L. seit ca. 38 Jahren infolge einer Krankheit au einem alten Schaden am Beine leidet, was selbigen in den langen Jahren die Arbeit bedeutend erschwerte. Man darf gespannt sein, welchen Ausgang dieser Fall nehmen wird. Hoffentlich wird eins höhere Hand bald einen Ent scheid herbeiführen zur Gesundung oder, wie es bei solch' hohem Alter nicht gut anders erwartet werden kann, zur — Erlösung. * — Callnberg, 22. Juli. Das 25jährige Jubiläums-Vogelschießen der hiesigen Schützengilde hat mit gestern seinen programmmäßigen Anfang ge nommen. Die Stadt hatte besonders aus diesem Anlaß festlich durch Flaggen und Ehrenpforten ge schmückt. Am Nachmittag war der Festplatz von Einheimischen und auswärtigen Gästen gut besucht, auch eins Anzahl fremder Schützen hatte sich bereits eingestellt. Heute Montag vormittag findet der Em pfang der fremden Schützsngesellschaften und am Nachmittag Auszug nach dem Festplatze statt, wo selbst Preisscheibenschießen abgehalten wird. — Beim Essen von Kirschen sei man in diesem Jahrs recht vorsichtig, da sich in den meisten Früch ten madenähnliche Würmer vorfinden. Die Kirschen werden gewöhnlich, ohne gekaut zu werden, verschluckt, so daß dem Körper eine Anzahl solcher Parasiten lebend zugesührt werden, welche die Ursache von Be schwerden und Unbehagen werden können. — Dresden, 19. Juli. Die erste Sächsische Pferdezucht-Ausstellung, unter dem Protektorat Sr. König!. Hoheit Prinz Friedrich August wird Mitte Oktober abgehalten werden. Bereits sind die Vor arbeiten derartig gediehen, daß mit dem Ankauf des edlen Zuchtmaterials in Ost-Preußen, Hannover und Oesterreich-Ungarn begonnen wird. Es gelangt nur bestes Material durch die berufensten Sachverständigen zum Ankauf. Die im Anschluß hieran stattfindende Lotterie zur Verteilung dieses Zuchtmaterials im Lande selbst gelangt soeben zur Ausgabe. 60 OM Stück Lose L 3 Mark werden ausgegeben werden. Auch für die Nichtinteressenten an diesem Zuchtma tertal wird gesorgt werden, indem Verträge mit land wirtschaftlichen Vereinen, Fohlen-Aufzuchtvereinen und Züchtern angebahnt sind, um den Los-Inhabern die bestmögliche Verwertung ihres eventuellen Gewinnes eintrctenden Falles zu ermöglichen. Hierin liegt eine ganz besondere Anziehungskraft für die Beteiligung an der Lotterie, deren Vertrieb der Dresdner Renn verein durch dessen Sekretariat, Viktoriostraße Nr. 26, Part., besorgen läßt. Bei Abnahme einer größeren Anzahl vonLosen treten dieüblichenVergünstigungcnein. Auch in der Expedition des Lichten st ein-Calln- berger Tageblattes sind Loss zu haben. — Chemnitz, 19. Juli. Die Frage der Errichtung eines Katser-Wilhelm-Derckmals auf dem Hauptmarkte ist in der gestrigen Stadtverordneten- sitzung wiederum um einen bedeutenden Schritt ge fördert worden. Nachdem nochmals eine Konkurrenz zwischen einem Berliner Künstler und dem Münchner Professor v. Rümann stattgefunden hatte, entschied man sich endgiltig für den Entwurf des letzteren. Neben dem Denkmale sollen noch zwei Statuen von Bismarck und Moltke zu stehen kommen, während auf dem Neumarkte ein Standbild für Se. Majestät den König von Sachsen errichtet werden soll. — Chemnitz, 18. Juli. Zu der vom 23. August bis mit 2. September hierseldst stattfindenden Ersten Erzgebirgischen Gartenbauausstellung werden Anmeldungen von Pflanzenzüchtern und Pflanzenbe sitzern, Handelsgärtnern, Blumengeschäfrsinhabern und Anstalten für Gartenbau, sofern sie entweder dem „Verbände deutscher Handelsgärtner, Erzgebirge" angehören, oder in diesem Bezirke wohnen, wie von Geschäften, welche Neueinführungen oder Neuzüch- tungen von Blumen und Pflanzen ausstellen wollen, noch jetzt und in der nächsten Zeit entgegengenommeu, so weit der Plctz es erlaubt. Die 480 gm Flächen raum umfassende Halle bietet so vielen Ausstellern Platz zur Entfaltung ihres Könnens, daß immer noch mehrere sich anmelden können, ohne befürchten zu müssen, zurückgewiesen zu werden. Sollte aller dings der gewünschte Raum für das Angemeldete nicht ausreichen, steht dem Komitee dos Recht zu, eine verhältnismäßige Reduzierung gewisser Artikel eintreten zu lassen. Erfreulich ist das Interesse, das sich anhaltend für die Ausstellung u. a. auch durch die Stiftung von Ehrenpreisen äußert. — Plauen, 19. Juli. Der „Vogt!. Anz." schreibt: In diesen Tagen und auch in nächster Zeit giebt der vor 25 Jahren gegen Frankreich ruhmreich geführte Krieg vielfach Gelegenheit, Geschehnisse militärischer und mchtmilitärischer Art aus jener großen Zeit in der Erinnerung aufzufrischen. Eins der letztren ist die Thatsache, daß unser Theater direktor RupPertSchmtd nach 200jähriger französischer Herrschaft wieder der erste deutsche Theaterdirektor in Straßburg und Metz war. Ja, nicht genug da mit: Die „Ruppert Schwitschen Truppen" zogen mit dem Thespiskarren immer den deutschen Truppen fast bis ins Herz Frankreichs nach, und die Muse, die göttliche, brachte den Söhnen des Mars in dem rauhen Kriegshandwerk manche heitere Stunde unter den sonderbarsten Verhältnisse«. Der Tempel Tha lias wurde bald in den Baracken, bald im offenen Feldlager und wer weiß wo sonst noch ausgebaut. Der „alte Ruppert" soll damals ein schönes Stück Geld verdient haben, denn Geld gab's genug. Bei der Auszahlung der Löhnung war das Theaterbureau ein gesuchter und willkommener Ort zum Ein- und Umwechseln deutscher Münze. Uebrigens fand auch eine Tochter des Herrn Ruppert Schmid ihr Glück in Frankreich und zwar das Glück fürs Leben. Sie ge wann Herz und Hand eines braven mecklenburgischen Offiziers und lebt heute als dessen Gattin in Schwerin. — Mylau, 19. Juli. Heute wurde durch den Zugführer des Frühzuges auf der Eisenbahn strecke Reichenbach-Mylau am Bahnübergänge in der Nähe des Walkholzes auf dem Schienengeleise ein ca. 30 Pfund schwerer Stein bemerkt. Nach recht zeitigem Halten des Zuges wurde das Hindernis be seitigt. Würde der Zugführer nichts bemerkt haben, so wäre sicherlich ein Entgleisen des Zuges unaus bleiblich und ein Unglücksfall wohl kaum zu ver meiden gewesen. Der Thäter ist erfreulicherweise entdeckt, verhaftet und dem Gericht zur Bestrafung überliefert worden. Er ist -in junger hiesiger Fabrik' arbeiten Schon mehrfach sind an dieser Stelle Steine auf dem Schienenstrang gelegt worden, ohne daß es gelungen wäre, den Thäter zu ermitteln. - - Ein von Lugau nach Chemnitz fahrender Güterzug ist am Sonnabend nachmittag zwischen Lugau und Wüstenbrand von einem ernsten Unfälle betroffen worden. Aus noch nicht bekannter Ursache sind die Zugsmaschine mit Tender, der Zugführer wagen, der außerdem umgestürzt ist, und acht Koh lenwagen entgleist und dadurch eine volle Sperrung der Strecke emgetreten. Seitens des Personals ist Niemand verletzt. Vom Chemnitzer Wsrkstättsnbahn- hofe wurde alsbald geschultes Personal zur Behe bung der Gleissperrung abgeschickt. — Iohann.georgenstadt, 19. Juli. Gestern war hier ein eigenartiges Naturereignis zu beobachten. Auf den Höhen der Umgebung zeigte sich eine schwarze Gewitterwolke, die, von Süd kommend, nach dem Fichtel- und Keilberg zog. Dabei war ein 1fls Stunde andauerndes fürchterliches Gepolter, wie das einer Walkmühle, zu hören. H Berlin, 20. Juli. Der 18. August, der Schlachttag von St. Privat, wirb auf Befehl des Kaisers außerordentlich festlich begangen werden. Zu den Feierlichkeiten werden auch Einladungen an die deutschen Bundesfürstcn ergehen. Am Vormittag wird auf dem Tempelhofer Felde allgemeiner Feldgottes dienst abgehalten werden, welchem der Kaiser und die Fürstlichkeiten beiwohnen. Nach dem Gottes dienste, an welchem die gesamte Berliner und Pots damer Garnison teilnimmt, wird vor dem Kaiser Parade stattfinden. Im Königlichen Schlosse wird abends ein glänzendes Festsimr gegeben. Für die Truppenteile werden nachmittags und abends Fest lichkeiten abgehalten. Z Neustadt (Orla), 16. Juli. Einen rüh renden Ausdruck der Mutterliebe zu beobachten bietet sich Gelegenheit in dem 2 Kilometer von hier gelegenen Dorfe Molbitz. Vor längerer Zeit kaufte der dortige Restaurateur von einem am Ende des Dorfes wohnen den Ortsbürger die ganze Frühjahrsbrut einer Ur enkelin der Retter des Kapitols, dis einsam in ihrem Stalle zurückbleiben mußte. Seitdem kommt die sorgliche Mutter an jedem Morgen zur Restauration, führt ihre acht Lieblinge nach der Dorfweide, hütet sie treulichst und geleitet sie gegen abend zurück nach dem schützenden Stall in der betreffenden Restauration. Nachdem sie von der dankbaren Wirtin ihre Abend mahlzeit empfangen hat, watschelt sie langsamen Schrittes zurück nach ihrem fernen einsamen Stalle, um sich am nächsten Morgen pünktlichst wieder zur weiteren Ausübung ihrer Mutterpflichten an der Restauration einzustellen. Z Durch die Uebertragung der Obliegenheiten eines Kommandeurs der Schutztruppe von Deutsch- Ostafrika an den stellvertretenden Gouverneur Oberst leutnant v. Trotha ist klar zum Ausdruck gebracht worden, daß das militärische Rangverhältnis des Gouverneurs v. Wißmann, der im preußischen Heer als Major bei den Offizieren ä la suits der Armee geführt wird, ohne jeden Einfluß auf seine dienstliche Thätigkeit als Gouverneur und seine damit verbun dene Stellung als Vorgefitzter des Kommandeurs der Schutztruppe sein soll. ° Bei seiner Ernennung ist ihm der Rang der Räte 1. Kl. verliehen, die mit den Generalmajors rangieren, also weit vor dm Oberstleutnants. Den Titel „Exzellenz" führt Wiß mann nicht, er wird „Herr Gouverneur" angeredet, und als Gouverneur ist er auch befugt, dem Kom mandeur der Schutztruppe Weisungen und Befehle zugehen zu lasten, gleichviel welchen militärischen Rang dieser einnimmt. Z Aus Marbach an der Donau wird ge schrieben: Ein pensionierter Oberstleutnant, ein älterer, aber sehr kräftiger Mann, der auf der Besitzung des Grafen G. in Donaudorf bei Albs zu Gast geweilt