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anstaltung dieser Zusammenkunft neue Nahrung empfangen. Es muß deshalb das Bestreben jede« diesen Bezirken angehörenden, oder in der Nähe wohnenden Bundeskameraden sein, am 21. Juli durch seine Teilnahme an der Wanderfahrt, durch seine Anwesenheit in Stollberg da« Fest mit verschönern zu helfen. Vereine und Einzelfahrer, welche dem Sachs. Radsahrerbunde noch fern stehen, werden zu der Wanderfahrt eingeladev. — Schwarzenberg, 16. Juli. Beim 25jäh- rtgen Fahnenjubiläum des Militärveretne« zu Breiten brunn, das vorigen Sonntag stattfand, überreichte Oberförster Großmann, Prcmierleulnant d. 8., im Namen Sr. Maj. des Kaisers eine prachtvolle Schleife. Dem Verein wurden noch Ehrengaben von den Fest jungfrauen, 19 Vereinen, den Gemeinden Brerter- brunn und Breirenhof und dem König!. Oberförster deS Bezirkes gewidmet. Pastor Preßler nahm in der Festrede darauf Bezug, daß vor 25 Jahren beim Weiheakte die Einrückungsordres einliefen, welche 28 Soldaten des Ortes zum Kampfe riefen; von diesen sind mehrere auf dem Felde der Ehre geblieben. — Olbernhau, 16. Juli. Gelegentlich der Mitteilung von der Entdeckung des Mörders des Händlers Rothe in der Person des Kutschers Felber wurde berichtet, daß die That Felbcr's dadurch an's Licht gekommen sei, baß seine Schwester, welche für ihn gewaschen habe, ihren Mann nach der Wäsche zu Felber geschickt habe. Der Jalousienmonteur Karl Otto Vormann in Grünhainichen, als der Schwager Felbn's, verwahrt sich jetzt öffentlich dagegen, daß feine Frau Hulda geb. Felber für ihren Bruder, den obengenannten Felber, Wäsche gewaschen Hube. Seine Frau, Felbcr's einzige Schwester, habe über haupt nichts von ihrem Bruder wissen wollen. Ge nannter Monteur Vormann, der in Olbernhau ge wesen, um eine Montage auszuführen, ist gerade in demselben Augenblicke an die Hausthüc seines Schwa gers Felber gekommen, als letzterer verhaftet wurde, worüber Vormarm erschrocken sei. Uebrigens ver mutet Vormann, daß sein Schwager Felber ihm auch nach dem Leben getrachtet habe, denn er habe ihn (Vormann) eingeladen, bei ihm zu übernachten, was aber Vormann abgelehnt habe. — Der Olbernhauer Mörder Felber steht bekanntlich im Verdacht, vor sechs Jahren auch seinen Milknecht Berndt in Grünhainichen, von welchem bis jetzt jede Spur fehlte, ermordet zu haben. Der erste StaaiSauwalt von Chemnitz hat nun heute morgen, wie in Erfahrung gebracht wird, nach der Leiche Berndt's in Grünhainichen recherchiert und wies einen Ort unter einer Trauerweide zum Umgraben an. Beim ersten Spatenstich fand sich ein Skelett mit einge- schlugcner Hirnschale vor, welches v-rmutlich mit dem verschwundenen Berndt identisch ist. — Meißen, 16. Juli. Das hiesige „Tgbl". schreibt über einen netten Reisegefährten: Mehrere hiesige Familien unternahmen gestern einen Ausflug in die sächsische Schweiz. Auf der Fahrt von Dres den nach Pötscha gesellte sich ein sehr höflicher junger Mann zu ihnen, der schließlich bat, da sr dieselbe Tour unternehmen wollte, sich der Gesellschaft aa- fchließen zu dürfen. Selbstverständlich wurde diese Bitte gewährt, da der junge Mann einen sehr an ständigen Eindruck machte und besonders die jungen Damen ihnen sehr nett fanden, und man unterhielt sich auch ganz vorzüglich mit ihm. Im Restaurant aus der Bastei wur.de Mittag gegessen und verjünge Manu entwickelte hierbei einen so gesunden Appetit, daß seine Zeche bereits gegen 4 Mark betrug. Als er sich noch eine feine Havanna ungebrannt hatte, nahm er seinen Hut und sagte scherzend, aber so, daß es der bedienende Kellner hören konnte: „Also, meine Damen und Herren, ich empfehle mich jetzt, Liebe und Lebe». Roman von H. v. Ziegler. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Weinerlich blickte die Kleine in die Höhe und zeigte auf den Hals. „Weh —sehr weh," stammelte sie, dieAermchen nach der Mutter ausstreckend, „nach Hause — ins Bettchen." Eine unsägliche Angst erfaßte die junge Frau, ohne Weiteres hob sie Kathi empor und eilte mit ihr fort, einen flüchtigen Gruß für Mietje zurück winkend, die ihr sinnend nachschaute. „Armes Weib," murmelte diese vor sich hin, „sie hat wohl längst eingesehen, daß sie einen Elen den geliebt, aber sie kann die Fesseln nicht abstreifen und muß sie weiterschleppen. Aber vorwärts, Mietje, säume nicht, denn heute soll ja noch der Würfel fallen — zu Deinem Glück, haha!" Fastschauerlichklang ihr Lachen durch die Stille ringsumher, eS war, als müsse sich dasselbe in Schluchzen verwandeln. Dann aber schritt das mutige Mädchen heimwärts, ein keckes Liedchen vor sich hin trällernd. Im Gastzimmer faßen mehrere Bauern, unter ihnen auch Svend und Ulo, und Mietje zog sogleich einen Stuhl für sich an denselben Tisch. „Nun, kleine Mietje, kommt Ihr endlich," rief Christian mit schon etwas lallender Zunge, „es ist lange nicht so lustig ohne Euch, denn Mutter Greta läßt sich auch nicht sehen." „Sie soll Euchwohl wieder die Karten schlagen, Sie haben doch natürlich die Güte, meine Zeche mit zu berichtigen, leben Sie alle wohl!" Dieser Rede, welche natürlich al« famoser Witz aufgefaßt wurde, folgte fröhliches Gelächter und die Zwischenrufe: „Natürlich", „Wir bezahlen alles" usw. Al« nun der kritische Moment des Bezahlens kam und der junge Mann immer noch nicht wieder erschien, so entstanden zwar vereinzelt Bedenken, welche jedoch von anderer Seite energisch zurückgewiesen wurden, da man annahm, daß der anständige, nette, junge Mann sich nur einen Spaß machen wollte. Der Betrag wurde deshalb lachend verlegt und man wan derte weiter. Aber auch der Nachmittag verging und Roß und Reiter sah man niemals wieder; bis man endlich zu der Ansicht kam, einem schlauen Zechpreller zum Opfer gefallen zu fein. — In Cölln bei Meißen war der 8jährige Sohn einer Witwe durch Zufall in den Besitz eines Dynamitzündhütchens gekommen. Als er am Sonn abend, in Unkenntnis über die Gefährlichkeit seiner Spielerei, das Zündhütchen mit einem Kupferdrahte durchbohren wollte, explodierte es und riß ihm an der linken Hand drei und an der rechten Hand einen Finger zur Hälfte ab. Auch im Gesicht ist der Knabe verletzt, der sofort ins Krankenhaus gebracht wurde. — Am Sonnabend stürzte in Geringswalde der noch im Bau begriffene Neubau eines Bauunter nehmers teilweise ein. Ein Gewölbe hat die auf ihm ruhende Last des Treppenhauses nicht tragen können. Der Maurer Reinhardt aus Nitzendorf wurde von den nachstürzenoen Massen halb verschüttet und nicht unbedeutend am Kopfe verletzt, während ein anderer geringe Verletzungen am Rücken davontrug. § Berlin, 17. Juli. Die „Nordd. Allg. Zig", schreibt: „Das tragische Geschick der* früheren bulgarischen Ministerpräsidenten Stefan Stambulow wird auch in Deutschlano ein allgemein menschliches Bedauern Hervorrufen. Wie sehr auch über den Po litiker Stambulow vom Parteistandpunkt aus die Meinungen uuseinandergehm mögen, so wenig wird das Urteil der Geschichte über den Patrioten zweifel haft sein. Bulgarien verliert in ihm einen seiner fähigsten Söhne, und es erscheint nicht ausgeschlossen, daß die Aufregung, die dieses Ereigms im gegen wärtigen Augenblick in Bulgarien Hervorrufen dürfte, die ruhige Fortentwickelung des Landes im ungün stigen Sinne beeinflussen könnte". Wie in politischen Kreisen verlautet, ist Stambulow schon auf einen Mordanfall vorbereitet gewesen und hat für feinen Todesfall durch e^n Attentat die Veröffentlichung von Schriftstücken angeordnet, die die Act und Weife des gegen ihn gerichteten Komplotts darlegen. Die Veröffentlichung, welche sehr bald erfolgen soll, dürfte s für die Regierung sehr kompromittierend fern. 8 Berlin, 17. Juli. Aus der Oberspree ! hat sich wieder ein schwerer Schiffs-Unfall ereignet. Ein großer Personendampfer kollidierte mit einem Segelboote und brachte dasselbe zum Kentern. Ein Schiffsheizer ist ertrunken; die beiden Insassen des Segelbootes wurden gerettet. Z Görlitz, 17. Juli. Bei dem Brande in Fürstenau, der beinahe das ganze Dorf zerstörte, sind eine alte Frau und 3 Kinder umgekommen 8 Hamburg, 17. Juli. Die „Hamburger Nachrichten" bedauern lebhaft, daß fast die gesamte Presse die russische Politik für das Attentat auf Stambulow verantwortlich macht. Es offenbare sich in dieser unbewiesenen Beschuldigung wieder einmal der ganze unvernünftige, politifch unkluge Haß gegen Rußland, der den deutschen Blättern aus Gott weiß welchen Gründen tief im Blute sitzt, und in nor malen Zeiten künstlich zurückgedrängt, bei jeder Ge- i legenheit ungezügelt hervorbricht. ; ob Ihr Eure Spielschulden von dem Gelds Eurer Frau bezahlen sollt — wie neulich, wißt Ihr noch?" „Aber Mietje," fuhr Svend erschrocken in die Höhe, „was sagt Ihr da! Schweigt, ich bitte Euch." „Nun, lassen wir das. Eben begegnete ich Eurer Frau und der Kleinen, welche über Halsweh klagte. Ihr solltet heimgehen, Svend, denn im Dorfe liegen viele Kinder an Diphtheritis und —" „Ach wo," wehrte der Bauer unmutig, „Kinder piepsen bei jeder Kleinigkeit und wenn sie mich brau chen, werden sie schon nach mir schicken." „Hm, Ihr seid ein zärtlicher Vater," lachte Ulo, der kein Auge von Mietje verwandte, „Eure Frau ist nicht gerade zu beneiden." „Oho," fuhr Svend ans, „eine solche Thränen- weide wie die Lena, immer um sich haben, die stets ein Gesicht macht, als habe sie Essig getrunken, wenn man etwas später nach Hause kommt, das ist eben auch kein Vergnügen." „Gut, daß ich nicht an ihrer Stelle bin", meinte Mietje verächtlich, „ich würde Euch lehren, alle Tage betrunken hetmzukommen." „Betrunken", lallte Christian, nach ihrer Hand haschend, „allerliebste Mietje, wenn Ihr nur damals gewollt hättet, so wäre ich heute Euer gehorsamer Ehemann." „Bei dem ich gehörig den Pantoffel schwingen müßte", ergänzte fie spottend, „nein, new, Christian, ich bin sehr froh, daß es so kam und nicht anders." Ein seltsam heißer Blick streifte dabei Ulo, den sie bis dahin gar nicht beachtet hatte und sie wandte sich zu ihm, ein freundliches Gespräch beginnend. Erstaunt sah der Fischer zu dem schönen Mäd- * * Antwerpen, 17. Juli. Beunruhigende Gerüchte zirkulieren unter der Antwerpener Garnison betreffs der Offiziere, welche im Congo dienen. An ein und demselben Tage sollen dort zwei Offiziere dem Fieber erlegen fein, ein dritter Selbstmord be gangen haben und ein vierter wahnsinnig geworden sein. Die Congoverwaltung läßt heute erklären, sie habe darüber noch keine Meldung. * * Eine hübsche Geschichte von einer Nachtigall, die ihr Nest in einem Briefkasten aufgeschlagen, er zählt das Pariser Journal des DöbatS. Der Brief kasten war der eines Geschäftshauses in einer Vor stadt von Puris, der in einer Thorecke angebracht war und in welchen die für die Firma bestimmten Briefe geworfen werden. Die Oeffnung deS Kasten» war 3 om hoch und 15 ein breit. Durch dieses enge Thor hat ein Nachtigallenpärchen seinen Einzug in den Briefkasten gehalten und dort in einer Ecke sein Nest gebaut. Durch mehrere Wochen blieben die Tierchen ruhig in dem Kasten, trotz aller Störungen, welche ihnen durch das Hineinwerfen und Heraus heben der Briefe zu Teil wurden. Wenn der Diener den Deckel de« Kastens öffnete, um Briefe herauS- zunehmen, folgte das Weibchen aufmerksam mit den Augen den Bewegungen der Hand, die sich wenige Zentimeter von ihr zu schaffen machte, brüttte aber im Uebrigen ruhig weiter. Erst nachdem die Jungen auSgcbrütrt waren, verließ die Nachtigall-Familie ihre merkwürdige Niststätte. Uns kommt die Ge schichte etwas — spanisch vor. * * Das Lustschloß Tullgarn, in dem Kai ser Wilhelm soeben dem schwedischen Kconprinzen- paar zum dritten Male einen Besuch abgestattet hat (ver erste erfolgte am 18. Juli 1892), ist im Gegen satz zu den vielbesuchten Schlössern Drottningholm, Gripshoim und Skokloster weniger leicht erreichbar, nur selten geht von Stockholm aus ein Vergnügungs- dampfer dahin, und die sonstigen Verbindungen sind weniger bequem. Das Schloß liegt auf einer in die Ostfee vorspringenden Landzunge, und sem Name, Tullgarn, bedeutet eine „mit Kiefern (tallar) oder Kiefernschößlingen bewachsene Insel oder Holm". Einige leiten auch den Namen von tull (Steuer) und garn (Fahrwasser), auf dem Steuer erhoben wurde, her. Die Geschichte Tullgarns erstreckt sich bis in die graue Sagenzeit. Glaublich ist, daß das Schloß 1509 von Karl Sture erbaut wurde. Der i ReichLrat Falkenberg kaufte es 1772 von dem de la Gardieschen Geschlecht und überließ es bald darnach käuflich der Krone. Nach dem Tode der Königin Josephine, 1876, hat nach einem ReichLtagsbefchluß König Oskar II. das Ver fügungsrecht über Tullgarn, er ließ bas Nutzungsrecht jedoch dem Kronprinzen, der jetzt der eigentliche Besitzer des Gutes ist. Im Falle des Ablebens des Kronprinzen soll das Schloß Tullgarn Wiiwensitz der Kcon Prinzessin Viktoria werden. Vor Tullgarn liegt eine Insel, ehemals Niaholm geheißen, später erhielt sie den Namen „Elbainsel", womit es folgende Bewandtnis haben soll. Als die Prinzessin Sophie Albertine erfuhr, daß Napoleon I., den sie gründlich haßte, als Ge fangener noch Elba geführt worden, ließ sie einen ihrer Adler in einen Käsig setzen und auf die ge nannte Insel bringen, die außerdem dann den erwähn ten Namen erhielt. Der Adler sollte zur Erinnerung an den gefangenen Kaiser auf der Insel bleiben. Im Park befindet sich eine von König Oskar errichtete Orangerie, die aus einer auf 16 Normal-Pfeilern ruhenden Rotunde besteht; zu erwähnen ist auch das von Herzog Friedrich Adolph angelegte künstliche Theater mit Bühne, Zuschauerplatz und Kulissen aus Hecken. * * Der in Karlsbad zur Kur weilende Fürst Ferdinand erhielt die Nachricht vom Attentat aus » chen hin, um das er seit drei Jahren erfolgslos warb; hatte sie sich jetzt endlich besonnen? „Mietje!" schrie da die alte Greta von der Küche her, „komm einmal zu mir heraus". Langsam gehorchte die Gerufene und als sie vor der alten Hexe stand, hob diefe bittend die Hand. „Mieffe, der Vater will, daß ich einmal ernst lich mit Dir rede, um Dir vorzustellsn, daß Du endlich des Ulo's Werbung annehmen sollst." „Und weshalb ? Hat er einen besonderen Grund?" „Ja. Er ist dem Ulo eine große Geldsumme schuldig und dieser hat gedroht, uns von Haus und Hof zu jagen, wenn fie fällig wird. Mädchen, das kannst Du uns nicht anthun; denke nur, wenn ich arme Alte betteln gehen sollte, die mit einem Fuße bereits im Grabe stehi!" Finster hatte das Mädchen zugehört, die Arme über der Brust verschränkt, ein bitteres Lächeln auf den Lippen. „So wollt Ihr mein Schicksal benutzen, um das Eure auszubessern ?" fragte sie in schneidendem Tone; „ob ich mit jenem Manne glücklich oder elend werde, gilt Euch gleichviel, sobald er nur des Vaters Schuld schein zerreißt. Und vorher sagtet Ihr mir auch nichts von dem ehrenvollen Handel, erst im letzten Moment wird mir die Pistole auf die Brust gesetzt! Doch zu Eurem Glück treffen meine Pläne diesmal mit den Euren zusammen; ich hätte mich so wie so heute abend dem Ulo versprochen — freilich aus an deren Gründen!" Bei diesen Worten jubelte Greta laut auf und wollte die Enkelin umarmen, doch diese stieß sie von sich, wie ein giftiges Reptil und eilte hinaus.